01/2017, von ROGER FRIEDLAND
BEI DIESER WAHL ging es um das Geschlecht des Staates. In den Augen von Millionen seiner Anhänger, vor allem der Männer, die ihn zum Präsidenten gemacht haben, stand Amerikas Männlichkeit auf dem Spiel. Donald Trump hatte sich als erigierter Phallus beworben, als sexuell aggressiver Mann, der die Regeln verletzen, unsere Feinde zerschmettern und Amerika wieder stark machen könne.
Trump war nicht mit einem politischen Programm angetreten. Die Leute haben seinen Schwanz gewählt…
Schlagwort-Archive: Macht
„Warum schweigen die Lämmer?“ Demokratie, Psychologie und Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements. Von Prof. Dr. Rainer Mausfeld
Vortrag an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, am 22. Juni 2015:
Thema dieses Vortrags sind Techniken, die dazu dienen, schwerwiegende Verletzungen moralischer Normen durch die herrschenden Eliten für die Bevölkerung moralisch und kognitiv unsichtbar zu machen.
hier zum Vortragstext.
Die Beichte. Eine dunkle Geschichte. Von John Cornwell – Rezension (Thema des Monats)
Eine Geschichte von Macht und Unterdrückung
Als Papst Pius X. im Jahr 1905 das Mindestalter für die Beichte auf sieben Jahre herabsetzte, begann ein großes Menschenexperiment: Kinder wurden seitdem systematisch in Scham und Schrecken gehalten. Die Furcht vor Sünde, Fegefeuer und ewiger Verdammnis schuf bei Generationen von Gläubigen ein Lebensgefühl der Angst. Es war kein Zufall, dass manche dieser Sünden Formen von Ungehorsam gegenüber den kirchlichen Autoritäten umfassten…
John Cornwell, selbst Katholik und einer der führenden Vatikanexperten, zeigt auf der Grundlage eigener Erfahrungen und vieler konkreter Beispiele, wie sehr die Beichte zum Repressionsinstrument geworden ist – und warum sie offiziell wieder mehr in den Mittelpunkt des Glaubens rücken soll. Ein sehr persönliches, leidenschaftliches Buch – und ein dunkles Kapitel abendländischer Kulturgeschichte…
Das Buch erschien in Deutschland am 14.01.14. Zur Rezension.
Gepresste Wut
Rainald Goetz und die Medien
Der einfachste Trick der Medien, Medienkritik nicht ernst nehmen zu müssen, ist es, sie umzubenennen in Medienschelte… Aber so einfach konnte man es sich mit der Medienkritik von Rainald Goetz nicht machen… der Grund war schlicht der, dass er sich nicht mit Medienprodukten beschäftigte, sondern mit dem Medienbetrieb selsbt. Und zwar ganz oben, dort, wo sich die Spitzen von Medien und Politik begegnen. Die hat er in „Loslabern“ anläßlich eines Presseempfangs der FAZ in Berlin so beißend geschildert – der Untertitel nennt das einen Bericht -, dass deutlich wurde: in diesen Kreisen geht es weder um Demokratie noch Kultur, noch Wahrheit oder gar Geist, sondern einzig um Macht“. Lesen Sie den Artikel.
Der Missbrauchskandal ist mit dem Umgang mit Macht in der Kirche verbunden.
Klaus Mertes war als Rektor des Berliner Canisius Kollegs maßgeblich an dem Bekanntwerden der zahlreichen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche beteiligt. Später wurde er ein Anwalt der Opfer.
Nun erschienen in der Zeit erste Auszüge seines neuen Buches „Verlorenes Vertrauen – Katholisch sein in der Krise“. Der Jesuit Mertes kommt dabei zu für katholsiche Verhältnisse fast revolutionären Ansätzen. So wirft er seiner Kirche vor in Fragen der Sexualität das Liebesgebot verloren zu haben. Der Umgang mit Geschiedenen oder Frauen, die eine Abtreibung durchgeführt haben sei oft unbarmherzig.
Die Schlüsselfrage für den Umgang mit sexualisierter Gewalt ist für Mertes der „Umgang mit der Macht in der Kirche“.
Lesen sie hier den ganzen Auszug bei Zeit-Online.
Prof. Uwe Pörksen: Plastikwörter – Metaphern, die die gesellschaftliche Elite etabliert
Plastikwörter sind Metaphern, Übertragungen also aus einer Sphäre in eine andere, aber sie sind als solche nicht bewußt: Um so stärker ist ihre projektive, interpretierende Wirkung…
Sie transportieren die Autorität der Wissenschaft in die Umgangssprache und bringen zum Schweigen. Ihre Aura überwiegt. Ihr Gebrauch etabliert die gesellschaftliche Elite.
Lesen sie den Artikel Plastikwörter von Prof. Uwe Pörksen, Tübingen.
Eine Kostprobe:
„‚Abstraktion, ungeschichtliche Universalität, quantifizierbare Größen, Beliebigkeit, Reduktion, freie Kombination‘ und ‚Multiplikation, Geometrisierung‘ und ‚Verzifferung‘ – wenn die Ausdrücke richtig gewählt sind, dann hat es Sinn, von einer Mathematisierung der Umgangssprache zu sprechen. Der Universalitätsanspruch der Mathematik hat nicht nur die Humanwissenschaften erreicht, er springt auch seit langem über in die Lebenswelt und spiegelt sich in der Sprache. CARNAPs Beispiel einer Sphärenvermengung scheint kaum noch eins zu sein: Caesar ist eine Primzahl.“
Der Artikel schließt pessimistisch:
„1933, bei der Weltausstellung in Chicago, wurde ein Slogan von erschlagender Einfachheit geprägt: „Die Wissenschaft erfindet, die Technik nutzt sie aus, der Mensch paßt sich an.“ – So ist es leider. „