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Theologische Religionskritik. Hinweis auf eine Neuerscheinung in einer neuen Forschungsreihe.

Theologische Religionskritik. Tagungsband eines 3 tätigen Symposions 2013 in Hannover

mit Beiträgen u.a. der ProfessorInnen Michael Weinrich, Alexandra Grund, Georg Plasger, Ralf Wüstenberg, Raphaela Maeyer zu Hörste- Bührer, Friedrich Johannsen, Wolfgang Schobert, Marin Hailer, Margit Ernst-Habib, Matthias Zeindler und Marco Hofheinz.

daraus hier: Thesen zur religionskritischen Aufgabe der Theologie
aus der Einleitung von Prof. Marco Hofheinz

1. Im Streit um Wirklichkeit ist theologische Religionskritik (tR) ureigenste Funktion der christlichen Theologie. TR versteigt sich nicht zu Absolutheitsansprüchen, sondern ist primär Selbst- und Kirchenkritik.
2. TR nimmt die der Bibel bzw. den biblischen Traditionen eigene Religionskritik auf…
3. TR steht der sog. „natürlichen Theologie“ kritisch gegenüber.
4. TR vermag im Unterschied zur Religionsapologetik atheistische Religionskritik zu integrieren.
5. Hinsichtlich des Verhältnisses zw. Religion und Gesellschaft entzieht sich tR den beiderseitigen Instrumentaliserunsgbedürfnissen:
Zum einen der Instrumentalisierung der Gesellschaft zugunsten der Religion (theokratische Versuchung) sowie der Instrumenatlisierung der Religion zugunsten der Gesellschaft (zivilreligiöse Versuchung).
6. TR und politische Verantwortung gehören aufs Engste zusammen. Die Wahrnehmung politischer Verantwortung ist ein Implikat theolgischer Religionskritik.
7. Hinsichtlich des interreligösen Dialogs eröffnet tR neue Gesprächsmöglichkeiten…
8. TR geht mit Bescheidenheit einher…

Ein islamischer Doppelgänger des Opus Dei. Von Martin Schuck.

Im Katholizismus formte sich Ende des 19. Jahrhunderts ein modernitätskritisches Programm, das als Integralismus bekannt geworden ist. Dieser Integralismus teilt mit dem wenig später entstandenen Fundamentalismus die Gemeinsamkeit, dass er sich selbst als auf dem Boden der Moderne stehend begreift, diese Moderne mit ihren wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften grundsätzlich akzeptiert, aber ihre weltanschaulichen Implikationen ablehnt. Klassische Beispiele einer fundamentalistischen Haltung sind US-amerikanische Kreationisten, die sämtliche Ergebnisse moderner Evolutionstheorien kategorisch ablehnen, aber zur Verbreitung ihrer Botschaften selbstverständlich neueste Kommunikationstechniken benutzen; ebenso lehnen islamistische Dschihadisten die moderne Vorstellung einer Trennung von Religion und Politik ab, benutzen aber in ihrem Kampf für den islamischen Gottesstaat die neuesten Errungenschaften waffentechnischer Art. Zum Artikel.

Ökumene und Abendmahlsgemeinschaft – von Prof. DDr. Gotthold Hasenhüttl (Thema des Monats)

Der Artikel erschien in gekürzter Fassung im Okt. 2013 im Dt. Pfarrerblatt. Wir veröffentlichen die Originalfassung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

1. Einleitung

Jeder weiß, dass wir Christen gespalten sind, gespalten in verschiedene Konfessionen, sodass Christen gegen Christen stehen und sich daher unchristlich verhalten. Nichts widerstreitet der Botschaft Christi mehr, als die gegenseitige Verurteilung und Abgrenzung. Gerade die Eucharistie wird von kirchlichen Hierarchen als Mittel der Ausgrenzung missbraucht. Das bedeutet, dass Kirchen Jesus Christus zu einem Ausschlussmittel umfunktionieren. Dazu gesellt sich ein Institutionenfetischismus: Wenn du nicht die gleiche Kirchenstruktur hast wie ich, bist du von der vollen Wahrheit abgefallen. „Die Institution der je eigenen Kirche bildet das Nadelöhr, in dem die ökumenischen Diskussionen stecken geblieben sind“ (H. Häring). Das kirchliche Denken ist bestimmt vom Mythos der hierarchischen Institution als schützender, für ein humanes Zusammenleben unverzichtbarer Ordnungsmacht. Dieser Gedanke ist heute jedoch obsolet. Konfessionen sind das Produkt vergangener Zeiten, vor allem der Moderne. Heute ist das Ende des Konfessionalismus gekommen, wenn sich die Kirchen nicht selbst aufgeben wollen. Ist der Pluralismus nicht ein Reichtum? Ist die Vielfalt der Kirchen nicht wie die Vielfalt der Kulturen wünschenswert? Gehört nicht der Pluralismus zum Wesen des christlichen Glaubens? Ein Blick in das NT genügt! Wir haben vier verschiedene Evangelien, die sich nicht harmonisieren lassen, wir haben in den paulinischen, nachpaulinischen und johanneischen Schriften ganz unterschiedliche Strukturen der Glaubensgemeinschaften. Gerade diese Vielfalt hat eine antiideologische Speerspitze, die jede Verabsolutierung ausschließt. Die Spaltung der Christenheit ist durch Absolutheitsansprüche entstanden und ist gegen die biblische Botschaft. Spaltung ist immer Ausschluss des Andersdenkenden. Vielfalt ermöglicht unterschiedliche Theologien, Institutionen, Symbole und Lebensentwürfe. Die Vielfalt schließt die Einheit nicht aus, wenn nur der andere anders sein darf und im Dialog bleibt. Die Spaltung hat den Dialog unmöglich gemacht und daher die jesuanische Botschaft verraten. Nur wenn wir den Weg zueinander finden, nicht stehenbleiben, und d.h. änderungsbereit sind, selbst im Dialog werden, neu werden, ist Spaltung überwindbar. Diesen Weg kennen wir – oder stellen auch wir die Thomas-Frage: Wir wissen nicht den Weg? – die Antwort Jesu war: Ich in der Weg. Wenn wir uns an der Existenzform Christi orientieren, haben wir den Weg zur Einheit in der Vielfalt. Prof_DDr_Hasenhüttl_Ökumene und Abendmahlsgemeinschaft