Schlagwort-Archive: Aufgabenkritik Pfarrberuf

„Kirche der Freiheit“ gescheitert. Fokus muss auf Veränderung des Pfarrerbildes liegen, nicht auf Strukturreformen. Vortrag von Prof. Christian Grethlein bei der Konsultationstagung des Pfarrverbands in Kassel am 16.1.2016.

„Probleme und Herausforderungen – Nachwuchs für den Pfarrberuf“

04/2015, Deutsches Pfarrerblatt

Ab 2020 wird es in den deutschen evangelischen Landeskirchen schwierig sein, frei werdende Pfarrstellen wieder zu besetzen. Schon jetzt zeichnet sich ein Mangel ab. Christian Grethlein fragt nach der längerfristigen Perspektive: Welche Bedeutung hat der Pfarrberuf für die Kommunikation des Evangeliums und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Berufsprofil und Ausbildung?1

… Das EKD-Impuls-Papier »Kirche der Freiheit« war wohl der Endpunkt dieser problematischen, dem Grundimpuls des Evangeliums widersprechenden Entwicklung. Ein Blick auf seine Zielvorgaben nach 10 Jahren macht sein Scheitern offenkundig.

4.3 Die Entwicklung des Pfarrberufs zum Religionsbeamten bzw. zum Vereinsvorsitzenden ist zu überprüfen

Kommunikationstheoretisch gesehen sind Beamte Organe einer Institution, die autoritativ für geordnete Abläufe sorgen. Es ist eines ihrer wesentlichen Merkmale, dass die Persönlichkeit hinter die übertragene Funktion zurücktritt. In einer Optionsgesellschaft, in der in Fragen der Daseins- und Wertorientierung vor allem in der Form Authentizität kommuniziert wird, verliert das der Form Autorität verpflichtete Organisationsmodell Beamter an Überzeugungskraft. Es kann sogar Kommunikation behindern.

4.4 Hinsichtlich der Ausbildung empfiehlt sich eine größere Flexibilisierung

Eine Berufsausbildung, die eindimensional auf einen Beruf zuläuft und etwa 10 Jahre umfasst, spricht vor allem an Kontinuität interessierte junge Menschen an. Dem steht aber die Grundhaltung der Y-Generation entgegen – sei es aus gesellschaftlichen Gründen erzwungen, sei es als Freiheitsgewinn realisiert.

Angesichts der skizzierten, bleibenden Aufgabe der PfarrerInnen für die Kommunikation des Evangelium, nämlich den Rückbezug auf das Speichermedium und den Anschluss an Jesu Grundimpuls zu gewährleisten, wird die Ausbildung zu PfarrerInnen anspruchsvoll bleiben müssen. Doch zugleich ist dem Rechnung zu tragen, dass sich Theologie zunehmend mit anderen Fächern vernetzt…

Der vollständige Text des Vortrags.

 

Pfarrkonvent Heidelberg analysiert Problemfelder beim Pfarrberuf und artikluiert Forderungen

02/2016, Vereinsblatt Badischer Pfarrverein

„…

Grundsätzlich handelt es sich um die Problemfelder:

• Arbeitszeit-Regeneration-Ruhestands- alter
• veränderte Bedingungen in der Schule
• Übertragung zusätzlicher Arbeitsfelder von anderen, gekürzten kirchlichen Berufen auf den Pfarrberuf
• gesteigerte Erwartungshaltung bei Kasualien
• Rahmenbedingung der Besoldung
Wir fordern:
• Berufseinstufungsbesoldung mit A 14
• Reduktion der Regeldeputate im Religionsunterricht
• Neudefinition der Erreichbarkeit und der Residenzpflicht

• Ausdehnung der Erholungszeit (auch außerhalb der Ferienzeit)
• Zurücknahme des erhöhten Eintrittsalters in den Ruhestand
• Entlastung von Verwaltungsaufgaben

Zu Ausführung und Argumentation vgl. S. 76

Pfarrerinnen und Pfarrer wozu? Thesen zu Aufgaben und zukünftiger Gestaltung des Pfarrberufs in der EKKW von Daniel Goldmann.

Thesen zu Aufgaben und zukünftiger Gestaltung des Pfarrberufs
in der EKKW von Daniel Goldmann, Direktor des Predigerseminars Hofgeismar
im Hess. Pfarrerblatt 2/2014.

Kommentar FS:

Zu Recht ist immer wieder davon die Rede, dass PfarrerInnen, insbesondere in der Gemeinde tätige PfarrerInnen,  von fachfremder, ungeordneten Tätigkeiten wie z.B. Verwaltungsarbeit entlastet werden müssten. So auch in diesem Beitrag.

Solche Beiträge übersehen häufig eine wichtige Differenzierung hinsichtlich „administrativen Tätigkeiten“. Die Differenzierung nach Entscheidungsphase und operativer Ausführungsphase/ Umsetzung. Bis zur Entscheidungsfindung muss der Pfarrer als Hauptverantwortlicher selbstverständlich an der Arbeit beteiligt sein, an der Informationsbeschaffung, der Erstellung des Konzepts etc.. Und zwar bei wichtigen Projekten federführend. Er/sie ist dafür verantwortlich, dass die Informationsbasis für die Entscheidung ausreichend ist. Und er/sie wird sich für die aus seiner/ihrer Sicht beste Lösung mit guten Argumenten einsetzen.
Wer davon befreit werden möchte, ist nicht Pfarrer (und „Manager“) im herkömmlichen Sinne, sondern Pfarragent. Vergleichbar den Agenten einer Versicherungsagentur. Dies wäre ein Konzept, das sowohl theologisch als auch praktisch erhebliche Probleme bereiten würde.
Das kann es also nicht sein. Dann bleibt: die Pfarrerin mit Entscheidungskompetenz. Aber
mit einem 100 prozentigen Support nach der Entscheidungsfindung bei der Umsetzung. Hier tut Entlastung Not! Hier ist sie hilfreich. Und hier muss man keine größeren Kollateralschäden befürchten. Vgl. zum selben Problemkreis auch  unseren Beitrag zum „Gemeindemanager“ in den Wort-Meldungen.de .