Schlagwort-Archive: Kirchentag 2017

Wo wart ihr? „Kirchentage auf dem Weg“. DIE ZEIT

15. Juni 2017, Von Fabian Klask und Hannes Leitlein

…Die Enttäuschung ist Tillich anzusehen. Dass Sachsens Ministerpräsident Zehntausende Besucher in den großen Saal der Leipziger Kongresshalle locken würde, hätte auch der optimistischste Organisator nicht erwartet. Dass die „Bibelarbeit“ des Regierungschefs aber nur 18 Zuhörer in den Saal zog, war für alle Beteiligten dann doch eine besondere Übung in Demut und Bescheidenheit. Und es war bei Weitem nicht die einzige….

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„Was man vom Kirchentag schon lange nicht mehr erwarten darf, ist das kritische, gerade auch selbstkritische Religionsgespräch.“ Sollten nicht alle Menschen zuerst Humanisten sein? Fragen zum Kirchentag 2017 an Prof. Wilhelm Gräb

13. Mai 2017 : Prof. Wilhelm Gräb im Gespräch

Die Fragen stellte Christian Modehn
…Der Kirchentag ist ein weiteres Element in der „Eventisierung“ populärer Kultur und dabei zugleich ein Fest, auf dem die Kirchenchristen erleben können, dass sie doch immer noch ziemlich viele sind und offensichtlich in die Mitte der Gesellschaft gehören. Von der Bundeskanzlerin über den Bundespräsidenten bis zu Barack Obama, alle machen sie ihre Aufwartung. Und dabei werden natürlich auch die uns heute global bedrängenden Probleme angesprochen, vom Beitrag der Religionen zum Weltfrieden, bis hin zu den Fragen der sozialen Gerechtigkeit und des Klimawandels.

Nur, was man vom Kirchentag schon lange nicht mehr erwarten darf, ist das kritische, gerade auch selbstkritische Religionsgespräch. Die rationale, aufklärende und aufgeklärte Auseinandersetzung um Religion und Vernunft, um Religion und Humanität, um Religion und Weltanschauung, Religionsbegründung und Religionskritik, um die Religion in den Religionen und deren Verhältnis zueinander, findet nicht statt – das nicht erst dieses Mal in Berlin…

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Wir brauchen keinen ökumenischen Versöhnungsschleim. Ein anderer Kirchentag 2017. Interview mit dem Theologen Prof. Wilhelm Gräb

03/2017, Religionsphilosophischer Salon

Die Fragen stellte Christian Modehn

…Man ergeht sich in innerkirchlicher Selbstbeweihräucherung, indem man die Überwindung theologischer Gegensätze feiert, die schon längst niemand mehr versteht, geschweige denn interessiert. Die kirchlichen Würdenträger auf evangelischer wie katholischer Seite zelebrieren ökumenische Verbundenheit in dem irrigen Glauben, gemeinsam könnten sie im Kampf gegen die säkulare Welt besser bestehen. Die Evangelischen sind dabei so sehr von der Angst ihrer gesellschaftlichen Marginalisierung getrieben, dass sie sogar vor Unterwerfungsgesten der nach wie vor machtvoll auftretenden Katholischen Kirche nicht zurückschrecken. Sie fahren nach Rom, nachdem der Papst sich geweigert hatte, nach Wittenberg zu kommen. Wie soll angesichts so viel theologischer Selbstverleugnung der evangelischen Kirchenführer das protestantische Prinzip noch zur Geltung kommen können? Es wird auch auf dem Kirchentag dem innerkirchlich motivierten ökumenischen Einheitswahn zum Opfer fallen….

Es ist schon so: das protestantische Prinzip verbindet sich eng mit der reformatorischen Einsicht in die Rechtfertigung allein aus Glauben, damit, dass diese in letzter Instanz Gottes und nicht des Menschen Sache ist. Aber es greift über das Kirchliche ins Politische und Gesellschaftliche hinein. Es beschreibt, was es heißt, in Politik und Gesellschaft aus der „Freiheit eines Christenmenschen“ zu leben. Aus der theologischen Lehre vom Priestertum aller Gläubigen folgen dann der demokratische Grundgedanke der Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz und ihr Recht auf Mitbestimmung in allen das Gemeinwesen bestimmenden Angelegenheiten.

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