23.02.2015, von Pascal Bruckner
Im Jahr 1910 veröffentlichte Alain Quellien, französischer Mitarbeiter im Kolonialministerium die Schrift „La politique musulmane dans l’Afrique Occidentale“1. Das an Fachleute gerichtete Werk ist eine moderate Lobrede auf die „praktische und nachgiebige“ Religion des Korans, die von den Eingeborenen besser angenommen werde als das Christentum, das „zu kompliziert, zu abstrakt, zu streng für die schlichte und materialistische Mentalität des Negers“ sei. Der Autor stellt fest, dass der Islam die europäische Herrschaft durch seine zivilisierende Art begünstigt, die Völker „vom Fetischismus und unwürdigen Praktiken“ abbringt und möchte darum dem Vorurteil ein Ende bereiten, das diesen Glauben der Barbarei und dem Fanatismus gleichsetzt. So geißelt er die „Islamophobie“, die unter dem kolonialen Personal grassiere: „Loblieder auf den Islam zu singen ist ebenso einseitig wie ihn geradewegs zu verunglimpfen“. Man müsse ihn im Gegenteil tolerieren und unvoreingenommen behandeln… Zum Essay.