Schlagwort-Archive: Stellung der Religion

Der liebe Gott und das Geld.

22.07.15, DIE WELT, LEITARTIKEL

Die Zahl der Kirchenaustritte steigt, weil viele Deutsche meinen, keinen Nutzen von Religion zu haben. Die Kirchen müssen nach neuer weltlicher Relevanz im Alltag suchen…

Benedikt XVI. versuchte es mit dogmatischem Konservatismus und erreichte nichts. Franziskus setzt auf menschenfreundliche Offenheit, aber es treten mehr Katholiken aus als je zuvor. Der evangelischen Kirche wiederum, die es sanft und liberal mag, laufen die Leute ebenfalls in Scharen davon. Zugleich beginnen die bibeltreu predigenden Evangelikalen neuerdings zuzugeben, dass auch sie entgegen ihrem bisherigen Selbstbild als Missionierungshelden keine nennenswerten Erfolge haben…

Doch bei den meisten scheint die Ökonomie des Religiösen tief gestört zu sein. Zum einen all das wäre weltlich. Aber nur daran erkennen die Leute, dass sie etwas von Kirche habenschauen sie immer genauer auf ihre Kosten und fragen, warum sie der Kirche Geld geben sollen, wo sie schon als Steuerzahler und Sozialversicherte den größten Teil diakonischer und karitativer Sozialleistungen finanzieren. Ganz zu schweigen von den fast 500 Millionen Euro an Staatsleistungen für die Kirchen. …

Jedenfalls ist bemerkenswert, wie wenig sich die Kirchen bislang beim Megathema Religion als Bildungs- und Informationsanbieter zu profilieren vermögen. Auch wenn es um Geselligkeit von Normalbürgern geht, denken wohl nur wenige Deutsche als Erstes an die Kirchen. Gewiss, all das wäre weltlich. Aber nur daran erkennen die Leute, dass sie etwas von Kirche haben. (Hervorhebung F.S.)

Zum Artikel.

US–Supreme Court gibt Klage christlicher Unternehmer statt.

Zwei fast zeitgleiche Urteile zu Möglichkeiten und Grenzen der Religionsausübung im säkularen Staat wie sie konträrer kaum ausfallen können: einmal aus der Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu Frankreichs Verschleierungsverbot, zum andern aus den USA (hier). Die Urteile werden zeigen die tiefen kulturellen Gräben zwischen altem und neuem Kontinent auch in Fragen der Religionsausübung. Man darf auf die weitere theologisch-wissenschaftliche und staatsrechtliche Debatte gespannt sein. Vergleichen Sie dazu auch Jürgen Habermas: Wie viel Religion verträgt der liberale Staat?  (FS).

02.07.2014 Von Stefan Rehder

Der US-Supreme Court, der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika, hatte Anfang der Woche mit fünf gegen vier Stimmen entschieden, die Regierung könne nicht verlangen, das Unternehmer enge Geschäftsbeziehungen unterhielten, die gegen ihre religiösen Überzeugungen verstießen. Die Finanzierung sogenannter „präventiver Gesundheitsdienste“, die auch Angebote zur Sterilisation sowie der Abgabe von Kontrazeptiva enthielten, welche frühabtreibende Wirkungen entfalten könnten, „belasteten“ christliche Unternehmer „erheblich“ bei der „Ausübung ihrer Religion“ und stellen daher einen Verstoß gegen den 1993 erlassenen „Religious Freedom Restoration Act“ (RFRA) dar. Zum Artikel in der Tagespost.