27.11.14 von Lincoln Pessoa
Den Verlauf der Kirchensynode habe ich über die TV-Kurzberichte verfolgt, auch den Text des zusammenfassenden Berichts gelesen. Im Großen und Ganzen ja erfreuliche, gute Nachrichten.
Einiges in der Art der Öffentlichkeitsarbeit aber verwundert doch sehr.
Eine der ersten Headlines war sinngemäß „Pfarrberuf boomt“. Das ist doch irreführend. Die Zahl der Pfarramtkandidaten ist von 262 im Jahr davor auf 269 gestiegen, das ist ein minimaler Progress. In den besten Zeiten hatte die EKHN 1.000 und mehr eingeschriebene Theologie-Studenten/-innen. Solche Zahlen sind doch wirklich kein Grund zur Euphorie. Und … es ist auch keine wirklich redliche sachliche Berichterstattung.
So wie die `Hofberichterstattung´ Zensur übt bei Themen, welche von der Kirchenverwaltung/-Leitung nicht so sehr geliebt sind z.B. Beigaben/Springerdienste, so sehr werden Themen „gepuscht“, welche jetzt die Jugend motivieren sollen. Es gibt doch sehr, sehr gute Gründe, warum die Studierendenzahlen in Evangelische Theologie so drastisch nach unten gegangen sind, die engen Grenzen der Landeskirchen, die Ideologisierung in Amt und Verwaltung, die Systemträgheiten und übertriebenen „Prüfungen“ an manchen Stellen wie z.B. die Potentialanalyse, welche längst abgeschafft werden müsste.
Jedenfalls kommen zwei Freunde von mir aus ihrer professionellen Einstellung und jahrzehntelangen Berufserfahrung zu einer ähnlichen Einschätzung der Lage, ein promovierter Theologe, eben aus theologischer Perspektive, ein Diplom-Psychologe, der in der Wissenschaft empirisch (Diplom-Arbeit in experimenteller Psychologie) gearbeitet hat und auch über psychotherapeutische Ausbildungen verfügt.
Bei allen positiven Entwicklungen in der EKHN gibt reflexiven Denkern und Denkerinnen solche ideologieverdächtige Art der Öffentlichkeitsarbeit ebenso Grund zur Kritik wie das rigide Personalmanagement, weil die entsprechenden Organe gar nicht offen für die reale Zukunft sind.