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Kirchen in der DDR

Klaus-Peter Hertzsch ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Ratsvorsitzender der EKD würdigt den Jenaer Theologieprofessor und Dichter.

1. Dezember 2015, ekd

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) trauert um den evangelischen Theologen und Dichter Klaus-Peter Hertzsch, der am vergangenen Mittwoch in Jena im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Hertzsch war durch seine literarischen Texte und biblischen Balladen bekannt geworden….
An der Universität Jena war Hertzsch bis zu seiner Emeritierung 1995 Professor für Praktische Theologie. Über viele Jahre gehörte der Theologe der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und der Thüringer Landessynode an. Er beteiligte sich auch an der „Christlichen Friedenskonferenz“. Mehr dazu.

Wie politisch war die Praktische Theologie in Ostdeutschland ? Eine Präsentation von drei Typen. Von Prof. Wolfgang Ratzmann, Leipzig.

Wie politisch war die Praktische Theologie in Ostdeutschland?
PThI, 30. Jahrgang, 2010-1, S. 20–32 urn:nbn:de:hbz:6-97419497807

4. Versuch einer thesenartigen Bilanz
a) Die ostdeutsche Theologie ist maßgeblich von Traditionen Praktischer Theologie bestimmt worden, in denen politische Aspekte zum selbstverständlichen Themenspektrum zählten.
b) Dabei begegnen unterschiedliche argumentative Typen einer politischgesellschaftlich akzentuierten Theologie:
•ein auf kritisches Verstehen setzender Argumentationstyp wie bei Alfred Dedo Müller, der sich u. a. trinitätstheologisch auf lutherische Schöpfungstheologie und den durch sie gegebenen Erkenntnisspielraum der modernen Wissenschaften bezieht, aber zugleich auf eine kritisch eingesetzte Reich-Gottes-Theologie;
•ein staatlich domestizierter Typ, der im Sinne einer strikten Trennung zwischen Staat und Kirche, zwischen der politisch maßgeblichen marxistischen Weltanschauung und einer privat und kirchlich wirksamen christlichen Gesinnung jede eigenständig-kritische Reflexion gesellschaftlicher Phänomene durch Christen ausschließt;
•und ein christologisch fundierter gesellschaftskritischer Typ, der gesellschaftliche Entwicklungen von der umfassenderen Perspektive des Handelns Gottes her kritisch würdigt und überholt.
c) Wirkungsgeschichtlich ist der dritte Typ für die Entwicklung der Kirche in der DDR, aber auch für die gesellschaftlichen Veränderungen in ganz Deutschland ausschlaggebend geworden, wie sie sich 1989/90 ereigneten. Er allein war während der beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts in der Lage, dem staatlichen Druck zur politischen Domestizierung der Christen Widerstand zu bieten und einer eigenständigen kritischen Wahrnehmung der Situation Raum zu schaffen. Diese Tatsache sollte uns gegenwärtig beim Nachdenken über eine heutige politische Praktische Theologie zu denken geben.

vgl. S. 24ff

Der Nachlass von Wolfgang Ullmann im Archiv der DDR-Opposition

Der Theologe und Kirchenhistoriker Wolfgang Ullmann (1929-2004), bis Ende der 1980er Jahre ein Inspirator seiner Studenten, wurde ab 1989 als Mitglied im Initiativkreis «Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung», Mitbegründer von «Demokratie Jetzt» und Teilnehmer am zentralen Runden Tisch Impulsgeber in der Politik.
In der Regierung Modrow war er als Minister ohne Geschäftsbereich aktiv im politischen Veränderungsprozess der DDR bis zur Wiederherstellung der deutschen Einheit engagiert.
Zur Quelle.

Die Kirche in der DDR und die Barmer Theologische Erklärung. Von Prof. em. Wolf Krötke

Vortrag von Prof. Wolf Krötke

1. Barmen – „Orientierung“ für die Kirchen in der DDR?

„Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 wurde in der DDR […] zu einem Dokument der Orientierung für das kirchliche Leben“. Das hat Reinhard Höppner in dem gerade erschienenen Bändchen „Das Erbe der Bekennenden Kirche in der DDR“ lapidar behauptet.[1] Man muss, wenn man den dominierenden Beitrag dieses Bändchen von Heino Falcke dazu nimmt, sogar noch ein Wörtchen hinzufügen. Dieser Satz sagt dann: Besonders in der DDR hat die Barmer Erklärung für das „kirchliche Leben“ (was immer das ist) eine Orientierungsfunktion gehabt. Und in der Tat: So wie Heino Falcke vom „Erbe der Bekennenden Kirche in der DDR“ erzählt,[2] kann man tatsächlich den Eindruck gewinnen, die Barmer Theologische Erklärung hätte die Wege und Werke der Kirchen, aber auch der Christinnen und Christen in der DDR auf eine besonders intensive Weise „orientiert“. Was Falcke selbst betrifft, so kann man ohne Zweifel sagen, dass er für diese Orientierung auf bemerkenswerte und mutige, freilich durchaus auch auf besondere Weise gut gestanden hat. Aber gilt das auch für das „kirchliche Leben“, das sich landauf-landab in den Landeskirchen der DDR abgespielt hat? …  Der vollständige Text.

Nachruf auf Christian Führer

Die Zeit fasst das Wirken des Leipziger Pfarrers zusammen. Inspiriert von der Bergpredigt gab Führer der Nikolaikirche die Möglichkeit sich in der Gesellschaft zu positionieren. Das führte zu den bekannten Montagsdemos, die schließlich den Untergang der DDR beschleundigten. Noch heute gilt das Motto der Kirche „offen für alle“.

Ost-Pfarrer kritisieren Gauck nach Befürwortung militärischer Einsätze der Bundeswehr.

von Markus Decker, FR:

Ein offener Brief ostdeutscher Protestanten richtet sich gegen Joachim Gaucks Plädoyer für mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr. Die Pfarrer erinnern Gauck an seinen Aufruf zum Gewaltverzicht im Jahr 1989. Zum Artikel.

Berliner Zeitung:

Die einstigen Berufskollegen erinnern den Bundespräsidenten in einem gemeinsamen Brief an dessen Friedensbotschaften aus gemeinsamen DDR-Zeiten. Seine Äußerungen empfinden sie als „höchst bedenklich“. Zum Artikel.

Interview mit Friedrich Schorlemmer zur 25. Wiederkehr der friedlichen Revolution in der DDR: „Jeder Einzelne hat sein Leben gefährdet“

14.04.14, Berliner Zeitung BZ


Herr Schorlemmer, es soll am 9. Oktober eine große Gedenkveranstaltung in Leipzig geben – im Beisein des Bundespräsidenten. Joachim Gauck möchte den Akzent offenbar weniger auf den Tag des Mauerfalls setzen, sondern auf die Zeit davor. Wie finden Sie das?

Ganz ausgezeichnet. Der 9. Oktober muss in das Bewusstsein der gesamtdeutschen Öffentlichkeit kommen. Leider ist er nicht zum Nationalfeiertag geworden, sondern der 3. Oktober. Dabei gab es damals nur einen Staatsakt mit dem Aufziehen einer Fahne und Feuerwerk. Der 9. Oktober ist der Tag, an dem die Deutschen sich selbst und der Welt gezeigt haben, dass sie sich aus einer Diktatur befreien können – und das gewaltlos. Das ist ein Wunder, auch weil eine nach innen hoch gerüstete Diktatur friedlich den Löffel abgegeben hat. Das ist das Verdienst beider Seiten. Zur friedlichen Revolution gehören auch Egon Krenz und Hans Modrow. Denn der Bürgerkrieg war ganz nah. Zum vollständigen Interview BZ.

Kirche in der DDR – können wir von ihr lernen?


(1945 – 1949)  Neubeginn 
(1949 – 1961)  Konfrontation 
(1961 – 1978)  Entspannung
(1978 – 1990)  Wende

 

 

Autor: Pfarrer  Peter  Zillmann

 

Meinung – Sehr wohl der Rede wert

…Ich selber bin Pfarrerskind und habe zwei Schwestern. Keiner Pfarrerstochter wurde Anfang der Achtzigerjahre im Arbeiter- und Bauernstaat noch zugemutet, auch nicht an der Akademie der Wissenschaften, wider eigenen Willen die FDJ-Sekretärin für SED-Agitation und Propaganda abzugeben. Frau Merkel hat das getan – und sicher war das für Platzerhalt und Fortkommen nützlich… Lesen Sie den Leserbrief.

 

Eine Buchbesprechung: Das erste Leben der Angela M. ein lesbares, weil durchaus informatives Buch. Denn es ist mehr als ein Buch nur über Merkel – auch, weil diese Frau bis 1990 kaum etwas hergab, worüber es sich zu berichten lohnte. Das ist zugleich auch eine der Schwächen dieser DDR-Biographie der Kanzlerin. Die auf Sensation getrimmte Berichterstattung rund ums Buch ist mit dem Inhalt kaum vereinbar. Weder ist Merkels “erstes Leben” besonders spannend, noch ist sie dort, obgleich sie vielleicht durchaus linientreu war, nachdrücklich aufgefallen. Mehr.