Schlagwort-Archive: Bildung

Buchbesprechung: ANDREAS HELLGERMANN – KOMPETENT. FLEXIBEL. ANGEPASST. Zur Kritik neoliberaler Bildung.

23. MAI 2018 PHILIPP Hellgermann Kompetent

kompetent. flexibel. angepasst.
Zur Kritik neoliberaler Bildung

Neoliberale Bildung ist allgegenwärtig geworden. Sie findet sich innerhalb und außerhalb der Schule. Und sie hat eine Aufgabe: Den neoliberalen globalen Kapitalismus abzusichern und die Subjekte zu produzieren, die er braucht. kompetent. flexibel. angepasst. unternimmt den Versuch, diesen Zusammenhang darzustellen/zu durchleuchte/kritisch nachzuzeichen und mit Paulo Freire nach Möglichkeiten zu suchen, sich dem nicht zu unterwerfen.

Mehr dazu.

Wir brauchen mehr Zeit für Allgemeinbildung: Gutachten „Bildung. Mehr als Fachlichkeit“. Interview mit Prof. Rudolf Tippelt.

02/2017, denk-doch-mal

Rudolf Tippelt, Lehrstuhlinhaber für „Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seit vielen Jahren Mitglied im Aktionsrat Bildung der bayerischen Wirtschaft.
… 1991 wurde er Professor in Freiburg, seit 1998 in München, wo er zeitweise auch Dekan der Fakultät wurde. Von 2005 bis 2010 war Tippelt Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)….

„Bildung hebt darauf ab, dass Menschen breite Interessen haben, nicht nur Interesse an Fachwissen.“
Professor Dr. Tippelt, der Aktionsrat Bildung der Bayerischen Wirtschaft, dem Sie angehören, hat ein Gutachten vorgelegt: Bildung. Mehr als Fachlichkeit. Ist Fachwissen nicht mehr wichtig ?

Tippelt: Fachwissen ist nach wie vor sehr bedeutsam. Nur die Reduktion des Menschen auf einen Fachexperten, auch in der Bildung, das ist nicht adäquat. Wir brauchen einen Begriff von einer mehrdimensionalen Bildung, die über rein fachliche Inhalte hinaus geht. Mehrdimensionale Bildung, also andere Bildungsziele, wie Identitätsentwicklung oder allgemeine Lern – und Lebenskompetenz, Medienkompetenz. Diese Bildungsziele müssen in einem fachlichen Kontext vermittelt werden, gehen aber über das unmittelbar Fachliche hinaus… Mehr dazu.

Meinungsforschung: Kinder sollten ein Musikinstrument lernen.

09/2015

57 Prozent der Bürger finden es wichtig, dass Kinder ein Instrument lernen.
Deutliche Unterschiede zwischen den sozialen Schichten.
Ob Klavier, Geige, Gitarre oder Blockflöte: Die Mehrheit der Bevölkerung hält es für
wichtig, dass Kinder ein Musikinstrument lernen. 57 Prozent der Bürger und 58 Prozent
der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren sind der Meinung, dass Kinder ein Musikinstru-
ment lernen sollten. Nur eine Minderheit hält die Heranführung von Kindern an ein Mu-
sikinstrument für weniger wichtig (Schaubild 1)

Religion und Allgemeinbildung. Plädoyer für die Zweckfreiheit religiöser Bildung. Von Bernhard Dressler.

05/2015, (RPI der EKHN 14.3.2011)

Vorbemerkung: Zur veränderten Zeitlage der Pädagogik nach dem Ende der Fortschrittsutopien

Wir können gegenwärtig das Ende einer dem Fortschrittsglauben verpflichteten Pädagogik beobachten, wie sie im Reformjahrzehnt zwischen 1965 und 1975 in Westdeutschland nicht nur theoretisch dominant wurde, sondern auch praktisch die Schulwirklichkeit bestimmt und die Hegemonie in den Lehrerzimmern gewonnen hat. Damit hängt zusammen, dass damals der Bildungsbegriff zugunsten der Begriffe ‚Lernen’ und ‚Sozialisation’ zurücktrat. Eine Grundidee bestimmte den fortschrittlich-emanzipatorischen pädagogischen mainstream: Gesellschaftsveränderung mittels Erziehung zur Kritikfähigkeit. Was soll dagegen einzuwenden sein?

Die Rede im Wortlaut als WORD Datei…

Bildung. Umfrage unter Lehrern macht deutlich: Probleme mit dem Handschreiben in der Schule nehmen zu.

04/2015

BERLIN. Die Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland sehen immer häufiger, dass Schülerinnen und Schüler Probleme mit dem Handschreiben haben. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die der Deutsche Lehrerverband (DL) gemeinsam mit dem Schreibmotorik Institut, Heroldsberg, durchgeführt hat. Danach meinen vier Fünftel (79 Prozent) der an der Erhebung beteiligten Lehrerinnen und Lehrer an weiterführenden Schulen, die Handschrift ihrer Schülerinnen und Schüler habe sich im Schnitt verschlechtert.

Sogar 83 Prozent der befragten Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer gaben an, dass sich die Kompetenzen, die Schüler als Voraussetzung für die Entwicklung der Handschrift mitbringen, in den vergangenen Jahren verschlechtert haben. Nach Einschätzung der an der Umfrage beteiligten Lehrkräfte haben die Hälfte der Jungen (51 Prozent) und ein Drittel der Mädchen (31 Prozent) Probleme mit der Handschrift.
DL-Präsident Josef Kraus forderte die Kultusminister der Länder auf, das Thema Handschreiben verstärkt in den Blick zu nehmen „Wir benötigen mehr Förderung der Grob- und Feinmotorik schon in den Kindertagesstätten und dann in den Grundschulen.“ … Mehr dazu.

Wenn Skepsis zur Pseudoskepsis wird

Skepsis ist eine wichtige Errungenschaft der Aufklärung. Die Fähigkeit an allem zu zweifeln befreit das Denken. Doch häufig verfallen Menschen in eine Pseudoskepis. Sie hinterfragen alle anderen, aber nicht sich selbst. Das bildet eine gefährlichen Nährboden für Verschwörungstheorien. Sascha Lobo plädiert auf Spiegel-online für eine neue Kultur der Skepsis.

Gottesdienstbesuch und Bildungserfolg. Aus: Religion und Bildung.

Religion und Bildung. Schlaglichter auf eine komplexe Beziehung

Von Marcel Helbig und Thorsten Schneider, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
…Religionszugehörigkeit hat eine lange Tradition in der sozialwissenschaftlichen Forschung als Einflussfaktor für Bildungserfolg. Für Deutschland existieren bisher aber keine Analysen auf Basis großer Datensätze, die sich auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in Abhängigkeit von der Religionszugehörigkeit ihrer Familie beziehen. In einer gerade erschienenen Studie widmen wir uns dem Thema religionsbedingter Bildungschancen von Schülerinnen und Schülern im Vergleich zur Situation der 1960er Jahre. Ferner nimmt unsere Studie auch religionsbedingte Bildungsunterschiede in 19 europäischen Ländern in den Blick. Insgesamt greifen wir bei unseren Analysen auf Daten von fast 400.000 Kindern und Jugendlichen aus fünf Datensätzen zurück (siehe Kasten letzte Seite).

daraus:

Gottesdienstbesuch und Bildungserfolg

Wir können zeigen, dass der Besuch von Gottesdiensten positiv mit den Bildungsergebnissen im Zusammenhang steht. Für Deutschland zeigt sich eine höhere Gymnasialquote, für die untersuchten europäischen Länder ein besseres Abschneiden in standardisierten Schulleistungstests. Allerdings ist der Einfluss des Gottesdienstbesuchs auf den Bildungserfolg nicht linear. Die Analysen weisen lediglich darauf hin, dass Kinder und Jugendliche einen niedrigeren Bildungserfolg haben, wenn sie gar nicht zur Kirche gehen bzw. an religiösen Veranstaltungen teilnehmen. Zwischen jenen, die nur zu „Weihnachten und Ostern“ in die Kirche gehen, und jenen, die mindestens einmal im Monat in die Kirche gehen, zeigen sich hingegen keine Unterschiede. Auch in der amerikanischen Forschung zeigt sich, dass Kinder und Jugendliche, die an Gottesdiensten teilnehmen, einen höheren Bildungserfolg haben als jene, die dies nicht tun. Hierbei wird angenommen, dass Kinder, aber auch Eltern, die häufig einen Gottesdienst besuchen, Sozialkapital akkumulieren und darüber höhere Bildungserfolge erzielen. Die Wirkweise sozialen Kapitals wird in der Theorie unterschiedlich beschrieben. Durch den häufigen Kirchenbesuch könnten Netzwerke aufgebaut werden, durch die nützliche Informationen bereitgestellt werden. Für die Kinder könnten sich förderliche Kontakte entwickeln (zum Beispiel zu Mentoren), die sie ohne den Kirchenbesuch nicht hätten. Schließlich könnten soziale Normen zur Pflichterfüllung und Vermeidung abweichenden Verhaltens etabliert werden, deren Verletzung durch die Mitglieder der Kirchengemeinde sanktioniert werden. Auf der Basis dieser Annahmen wäre zu erwarten, dass der Bildungserfolg umso höher ist, je stärker das Engagement in der Gemeinde ist. Unsere Ergebnisse für Deutschland bestätigen diesen Sozialkapitalansatz allerdings nicht, da auch seltene Gottesdienstbesuche mit höherem Bildungserfolg einhergehen. Eine gesicherte Erklärung für die Wirkung seltener Kirchgänge haben wir nicht anzubieten. Es liegt die Vermutung nahe, dass der Besuch eines Gottesdienstes an hohen Festtagen ein Maß für die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung sein könnte.

Zum Artikel.

 

Das Verschwinden des Wissens. Von Konrad Paul Liessmann, Philosoph, Wien

Das Verschwinden des Wissens. Von Konrad Paul Liessmann, Philosoph. Der Artikel ist ein leicht gekürztes Kapitel aus seinem neuen Buch «Geisterstunde – Die Praxis der Unbildung», gerade erschienen im Paul-Zsolnay-Verlag, Wien

15.9.2014, NZZ


Das Ziel von Bildungsprozessen ist nicht mehr eine wie auch immer definierte Bildung, sondern der umfassend kompetent gewordene Mensch, der mit Fähigkeiten ausgestattet ist, die es ihm angeblich erlauben, in jeder Situation die angemessenen Entscheidungen zu treffen…

Das Kompetenzkonzept ist ein Kind der Ökonomie

Historisch gesehen wurzelt das Kompetenzkonzept nicht in der Pädagogik oder Bildungstheorie, sondern in der Ökonomie. Die ersten Kompetenzmessungsmodelle wurden mit dem Ziel entwickelt, Prüfungsverfahren für die unterschiedlichsten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale von Menschen zu gewinnen, um deren Einsatz für Unternehmen zu optimieren.

Durchaus in diesem Geist wurde dieses Konzept dann in die Pädagogik übertragen und machte dort Karriere…

Zukünftige Bildungsforscher werden in der Umstellung auf die Kompetenzorientierung vielleicht den didaktischen Sündenfall unserer Epoche sehen, die Praxis der Unbildung schlechthin, und womöglich zur Einsicht kommen, dass Kompetenz genau das bedeutet, was der Philosoph Odo Marquard einst manchen «kompetenten» Vertretern seiner eigenen Zunft unterstellt hatte: Sie seien für nichts zuständig, zu manchem fähig und zu allem bereit. Aber vielleicht ist es genau das, was intendiert ist. In der Kompetenzorientierung zeigt sich die Praxis der Unbildung in ihrer hypertrophen Gestalt.

Zum Artikel.

Vgl. dazu ähnliche Beiträge in den Wortmeldungen, wie z.B. den Artikel von Ekkehard von Kuenheim (BMW): Wider die Ökonomisierung der BIldung.

Star-Dirigent Nagano sorgt sich um Klassik. Ein Interview.

25.10.2014 WZ, Das Interview führte Chris Melzer

Der Dirigent füllt die Konzertsäle und fürchtet dennoch, dass Mozart & Co. an Bedeutung verlieren.

Wen sehen Sie in der Verantwortung?

Nagano: Verantwortlich dafür, dass klassische Musik nicht weiter verdrängt wird, sind wir alle – jeder an seiner Stelle. Als Dirigent darf und will ich mich nicht darauf verlassen, dass meine Konzerte ausverkauft sind. Wenn ich Menschen für Musik begeistern will, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, dass sie ihr Leben verändern kann, dann muss ich die Musik zu ihnen bringen: in ungewöhnlichen Konzerten an zum Teil ungewöhnlichen Orten mit ungewöhnlichen, neuen Ideen, die ihnen zeigen, dass diese große Musik nicht nur noch immer aktuell ist, sondern heute vielleicht bedeutender als je zuvor.

Also liegt es an den Künstlern selbst?

Nagano: Wir Künstler brauchen auch die Unterstützung politischer Entscheidungsträger, weil ernste Kunst, für die man sich anstrengen muss, eine Gesellschaft immer etwas kostet. Sie ist, in rein monetärer Hinsicht, nicht unmittelbar gewinnbringend. Wenn Politiker nur motiviert und kreativ genug wären, um unser Musikerziehungssystem ein Stück weit wiederzubeleben und die klassische Musik in ihrer Bedeutung für die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen wieder etwas nach vorne zu rücken, wäre unglaublich viel gewonnen. Zum vollständigen Interview.

Diana Reiners: Verinnerlichtes Prekarität. Eine Buchbesprechung.

Aufbau und Inhalt
Reiners stellt die Auswirkungen des neoliberalen Umbaus der Gesellschaft bzw. des Wohlfahrtsstaates auf die Lebenswelten Jugendlicher mit Migrationshintergrund dar. Sie beschreibt des weiteren die spezifischen sozialen Bedingungen mit denen diese in Österreich, genauer in Graz und Umgebung, konfrontiert sind.

Des weiteren erläutert sie theoretisch fundiert die Transformationen der Gesellschaft und deren Folgen. Vor allem weist die Autorin auf die Prozesse der sozialen Desintegration, die gesellschaftlichen Spaltungen sowie die zunehmende soziale Ungleichheit hin.

Diana Reiners: Verinnerlichte Prekarität
Cover Diana Reiners: Verinnerlichte Prekarität. Jugendliche MigrantInnen am Rande der Arbeitsgesellschaft. UVK Verlagsgesellschaft mbH (Konstanz) 2010. 236 Seiten. ISBN 978-3-86764-295-8. D: 24,00 EUR, A: 24,70 EUR, CH: 36,90 sFr. Zur Quelle.