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Missverständnisse des Neoliberalismus hinsichtlich der Ökonomie und die Notwendigkeit eines neuen Wirtschaftsverständnisses (Thema des Monats)

Wenn man Management verstehen will muss man die Differenzierung zwischen dem realwirtschaftlichen Ansatz, wie er bspw. in St. Gallen gelehrt wird, und dem Sharholder-Value-Ansatz des Neoliberalismus verstehen. Dann erschließt sich einem Vieles. Dann beginnt man auch die Schwächen der Kirchenreformen zu verstehen.
Über Missverständnisse des Neoliberalismus, von Prof. Fredmund Malik, St. Gallen

Der echte Liberalismus verlangt nicht,
dass wir alle Ziele der Wirtschaft unterstellen sollen. Niemand hat deut-
licher gesagt, als Friedrich von Hayek, dass letztlich alle Ziele nicht-öko-
nomischer Natur seien. »Die letzten Ziele, die vernunftbegabte Wesen
durch ihre Tätigkeit zu erreichen suchen, sind niemals ökonomischer Art.
Streng genommen gibt es kein ›wirtschaftliches Motiv‹, sondern nur wirt-
schaftliche Faktoren, die die Voraussetzungen für unser Streben nach an-
deren Zielen schaffen. Was gemeinhin in irreführender Weise das ›wirt-
schaftliche Motiv‹ genannt wird, bedeutet nichts anderes als das Verlangen
nach der Möglichkeit, beliebige Ziele zu verwirklichen.«44 Wir würden
viele einflussreiche Gegner zu Befürwortern eines freien Wirtschaftssys-
tems machen können, wenn wir von ihnen nicht ständig verlangten, alles
rein ökonomischer Ratio unterzuordnen, wogegen sich mit Recht Gefühl
und Vernunft sträuben. Was der Liberalismus aber verlangt, ist, dass je-
der für seine Handlungen einzustehen hat. Das muss auch für Manager
gelten.

Neues Wirtschaftsverständnis nötig?
Die Antwort ist: Ja. Nicht nur viele neoliberale Positionen sind fragwür-
dig. Das heutige Wirtschaftsverständnis als Ganzes ist – von wenigen Aus-
nahmen abgesehen – in grundlegenden Dimensionen falsch. Es wird zum
Beispiel noch immer aus dem Tausch erklärt, obwohl bis heute für keine
Epoche die Existenz einer Tauschwirtschaft nachgewiesen werden konnte.
Lesen Sie aus dem von Prof. Malik zur Verfügung gestellten Kapitel
seines Buchs „Management. Das A und O des Handwerks“ die Seiten 125- 129.

 

Zehn Thesen zur Finanz-Krise und ihrer Überwindung. Von Stephan Schulmeister, Wien.

Stephan Schulmeister, Wirtschaftsforscher am Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo in Wien:

These 1: Die große Krise leitet den langsamen Zusammenbruch des Finanzkapitalismus ein. Diese Form einer Marktwirtschaft hat sich seit den 1970er Jahren ausgebreitet, die kapitalistische „Kernenergie“, das Gewinnstreben, konzentrierte sich dabei immer stärker auf Finanzveranlagung und -spekulation (im Realkapitalismus der 1950er und 1960er Jahre hatte es sich nur in der Realwirtschaft entfalten können).

 

These 2: Nährboden des Finanzkapitalismus ist die neoliberale Weltanschauung. Die Aufgabe fester Wechselkurse samt Dollarentwertung, Ölpreisschocks, Rezessionen und hoher Inflation in den 1970ern sowie deren Bekämpfung durch eine Hochzinspolitik samt Deregulierung der Finanzmärkte und dem Boom der Finanzinnovationen (Derivate) in den 1980ern, all dies beruhte auf neoliberalen Empfehlungen. Das Wirtschaftswachstum halbierte sich, Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung stiegen. Lesen Sie sämtliche Thesen.