Schlagwort-Archive: System Kirche

Die Beichte. Eine dunkle Geschichte. Von John Cornwell – Rezension (Thema des Monats)

Eine Geschichte von Macht und Unterdrückung

Als Papst Pius X. im Jahr 1905 das Mindestalter für die Beichte auf sieben Jahre herabsetzte, begann ein großes Menschenexperiment: Kinder wurden seitdem systematisch in Scham und Schrecken gehalten. Die Furcht vor Sünde, Fegefeuer und ewiger Verdammnis schuf bei Generationen von Gläubigen ein Lebensgefühl der Angst. Es war kein Zufall, dass manche dieser Sünden Formen von Ungehorsam gegenüber den kirchlichen Autoritäten umfassten…
John Cornwell, selbst Katholik und einer der führenden Vatikanexperten, zeigt auf der Grundlage eigener Erfahrungen und vieler konkreter Beispiele, wie sehr die Beichte zum Repressionsinstrument geworden ist – und warum sie offiziell wieder mehr in den Mittelpunkt des Glaubens rücken soll. Ein sehr persönliches, leidenschaftliches Buch – und ein dunkles Kapitel abendländischer Kulturgeschichte…

Das Buch erschien in Deutschland am 14.01.14. Zur Rezension.

Limburg: keine Krise des Glaubens und der Gläubigen, sondern eine Krise der Hierarchie

Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz über die eigentlichen Gründe der Vorfälle in Limburg.

Der Klerus müsse lernen, Kritik anzunehmen. Zu Eltz beschreibt die Situation auf dem Limburger Domberg als „klinisch frauenfrei“. Das „System Kirche“ ziehe Narzissten an: „Ein Defizit an normalen menschlichen Beziehungen wird durch ein Übermaß an Autorität kompensiert.“ Das „neofeudale Getue“ müsse aufhören. Herrschaftlichkeit funktioniere nicht mehr. „Die jetzige Krise ist keine Krise des Glaubens und der Gläubigen, sondern vor allem eine Krise der Hierarchie. Zu der gehöre ich selber. Und deswegen weiß ich das auch, “ sagte zu Eltz. Lesen Sie den Artikel.

Bistum Limburg – Auch die Rolle der Vertrauten des Bischofs unter die Lupe nehmen

Die Kassenprüfer der Bischofskonferenz müssen nach Ansicht von Kirchenrechtler Thomas Schüller nicht nur die Rolle des Bischofs, sondern auch die seiner Vertrauten unter die Lupe nehmen. Der Generalvikar sei eine Schlüsselfigur, sagte er im Interview mit hr-online.

…Da dieser Kauf durch das Bistum nicht durch den Kirchensteuerhaushalt erfolgt ist, kann er nur aus dem Vermögenshaushalt der Diözese getätigt worden sein, für den die Verwaltungskammer zuständig ist. Dieser Kammer gehören der Generalvikar, der Weihbischof, der Justitiar, der Finanzdezernent und der Personaldezernent an…

Das vollständige Interview mit dem Kirchenrechtler Prof. Schüller.

Limburg: keine Krise des Glaubens und der Gläubigen, sondern vor allem eine Krise der Hierarchie

Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz über die eigentlichen Gründe und Hintergründe der Vorfälle in Limburg.

Der Klerus müsse lernen, Kritik anzunehmen. Zu Eltz beschreibt die Situation auf dem Limburger Domberg als „klinisch frauenfrei“. Das „System Kirche“ ziehe Narzissten an: „Ein Defizit an normalen menschlichen Beziehungen wird durch ein Übermaß an Autorität kompensiert.“ Das „neofeudale Getue“ müsse aufhören. Herrschaftlichkeit funktioniere nicht mehr. „Die jetzige Krise ist keine Krise des Glaubens und der Gläubigen, sondern vor allem eine Krise der Hierarchie. Zu der gehöre ich selber. Und deswegen weiß ich das auch, “ sagte zu Eltz. Zum Bericht.

Kommentar F.S.: Die Stellungnahme des Frankfurter Stadtdekans zu Eltz führt die Diskussion weg von der individuellen Verfehlung des Bischofs: Als Problem des kirchlichen Systems und der Hierarchie kann die Fragestellung überaus gewinnbringend werden. So sie denn auf diesem Niveau geführt wird. Und das nicht allein für die katholische Kirche, sondern auch für die evangelische. Sucht man doch protestantischerseits mit den Kirchenreformen eine (Re-)Hierarchisierung und Zentralisierung des Protestantismus in Angleichung an den Katholizismus umzusetzen. Auch mit diesem Pfeiler der Reformen wird man keine Probleme lösen, sondern neue schaffen. Insofern lohnt der Blick nach Limburg gerade auch für Protestanten. Nicht nur die katholische Kirche kann daraus Lehren ziehen, auch die evangelische.