Schlagwort-Archive: Narzissmus

Narzissmus und Macht in der Politik: Das Beispiel Donald Trump. Von Hans-Jürgen Wirth, Psychoanalytiker und Professor für Psychoanalytische Sozialpsychologie

08/2017

Vorbemerkung

Historische und politische Theorien spielen in der Regel die Bedeutung der Persönlichkeit eines politischen Führers für historische Ereignisse herunter, weil sie sich an rationalen Handlungsmodellen orientieren, die davon ausgehen, dass politischen Entscheidungen letztlich rationale bzw. interessengeleitete Kosten-Nutzen-Rechnungen zu Grunde liegen, auch wenn diese durch ideologische Begründungen verschleiert werden.

Ich möchte hingegen die These vertreten, dass die Persönlichkeit eines Politikers, seine psychischen Konflikte und Besonderheiten durchaus einen maßgeblichen Einfluss auf politische Prozesse historischen Ausmaßes haben können. Das gilt auch für einen Staat wie die USA, in dem ein ausgefeiltes System von »Checks and Balances« die Politik vor dem Einfluss der Persönlichkeit eines einzelnen Politikers schützen soll. Trump ist dafür ein gutes Beispiel, auch wenn er selbst vorgibt, seine politischen Entscheidungen ausschließlich an wirtschaftlichen Kriterien ausrichten zu wollen…

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Tattoos aus Sicht der Wissenschaft: Theatralik auf nackter Haut.

04/2015, wdr von 02/2015 

Tattoos sind längst ein Massenphänomen geworden. Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland haben bereits Bilder auf der Haut. Grund genug für einen Duisburger Wissenschaftler seine Doktorarbeit zum Thema zu verfassen. Am Samstag (07.02.2015) fand in Bochum eine „Tattoo-Tagung“ statt….  
09.02.2015, Die Welt

Rund 6,3 Millionen Menschen in Deutschland sind laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) tätowiert. Der Bundesverband der Tätowierer (BVT) spricht sogar von bis zu acht Millionen.

Damit trägt mindestens jeder Elfte ab 16 Jahren ein Tattoo (9 Prozent). Bei den 25- bis 34-Jährigen sind es doppelt so viele (22 Prozent). Zu den Umsätzen der boomenden Branche gibt es keine gesicherten Zahlen.

„Tätowierung, Narzissmus und Theatralität“ hat er seine Dissertation genannt. Darin wollte er eine Antwort auf die Fragen finden, warum Menschen sich Zeichen und Bilder tätowieren lassen. Vordergründig gehe es den Tätowierten oft um die Ästhetik der Bilder und Schriftzeichen, sagt er.

Limburg: keine Krise des Glaubens und der Gläubigen, sondern eine Krise der Hierarchie

Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz über die eigentlichen Gründe der Vorfälle in Limburg.

Der Klerus müsse lernen, Kritik anzunehmen. Zu Eltz beschreibt die Situation auf dem Limburger Domberg als „klinisch frauenfrei“. Das „System Kirche“ ziehe Narzissten an: „Ein Defizit an normalen menschlichen Beziehungen wird durch ein Übermaß an Autorität kompensiert.“ Das „neofeudale Getue“ müsse aufhören. Herrschaftlichkeit funktioniere nicht mehr. „Die jetzige Krise ist keine Krise des Glaubens und der Gläubigen, sondern vor allem eine Krise der Hierarchie. Zu der gehöre ich selber. Und deswegen weiß ich das auch, “ sagte zu Eltz. Lesen Sie den Artikel.

Limburg: keine Krise des Glaubens und der Gläubigen, sondern vor allem eine Krise der Hierarchie

Der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz über die eigentlichen Gründe und Hintergründe der Vorfälle in Limburg.

Der Klerus müsse lernen, Kritik anzunehmen. Zu Eltz beschreibt die Situation auf dem Limburger Domberg als „klinisch frauenfrei“. Das „System Kirche“ ziehe Narzissten an: „Ein Defizit an normalen menschlichen Beziehungen wird durch ein Übermaß an Autorität kompensiert.“ Das „neofeudale Getue“ müsse aufhören. Herrschaftlichkeit funktioniere nicht mehr. „Die jetzige Krise ist keine Krise des Glaubens und der Gläubigen, sondern vor allem eine Krise der Hierarchie. Zu der gehöre ich selber. Und deswegen weiß ich das auch, “ sagte zu Eltz. Zum Bericht.

Kommentar F.S.: Die Stellungnahme des Frankfurter Stadtdekans zu Eltz führt die Diskussion weg von der individuellen Verfehlung des Bischofs: Als Problem des kirchlichen Systems und der Hierarchie kann die Fragestellung überaus gewinnbringend werden. So sie denn auf diesem Niveau geführt wird. Und das nicht allein für die katholische Kirche, sondern auch für die evangelische. Sucht man doch protestantischerseits mit den Kirchenreformen eine (Re-)Hierarchisierung und Zentralisierung des Protestantismus in Angleichung an den Katholizismus umzusetzen. Auch mit diesem Pfeiler der Reformen wird man keine Probleme lösen, sondern neue schaffen. Insofern lohnt der Blick nach Limburg gerade auch für Protestanten. Nicht nur die katholische Kirche kann daraus Lehren ziehen, auch die evangelische.

Kirche ist kein Thema mehr für Hans-Joachim Maaz ?

Hans-Joachim Maaz, Psychater und Psychoanalytiker aus Halle/ Saale , lange Zeit Chefarzt des Diakoniekrankenhauses Halle und bekannt geworden durch seine DDR-Kritik, sieht in seinem neuesten Buch: „Die narzistische Gesellschaft. Ein Psychogramm„, Verlag C.H. Beck, München 2012 die gegenwärtige Politik und Gesellschaft  als  narzistischen Kompensationsprozess. Er fragt: „Was ist unsere Demokratie noch wert, wenn die Spekulanten der Finanzwirtschaft über die gesellschaftliche Entwicklung entscheiden? Wenn bloße spekulative Bewertungen an der Börse die reale und redliche Arbeit von Millionen Menschen rein virtuell vernichten können, sind wir gesellschaftlich auf dem Niveau eines Spielcasinos angekommen.  Und wer sind die Märkte, die die Politiker vor sich herjagen, weshalb ist die reale Macht an irrationale Prozesse abgegeben worden? Meine Antwort lautet: Wenn selbstwertgestörte Menschen in die Politik gehen, um ihr narzistisches Defizit durch Macht aufzuwerten, sind sie nicht ihrer selbst mächtig, sondern gejagt vom Erfolgszwang, der ihnen von außen diktiert wird. Und dort entfalten vor allem die versammelten Kräfte narzistisch begründeter Gier ihre Wirkungsmacht, um den Mangel an Selbstwert ein ‚goldenes‘ Kostüm zu schneidern.“

Die Rolle der Kirchen wird in dem Büchlein nicht erwähnt, wohl aber an verschiedenen Stellen Erfahrungen von Seelsorgern angesprochen, die in einem Atemzug mit Psychologen und Therapeuten genannt werden.

Neues Marketing oder neuer Kurs der römisch-katholischen Kirche?

Papst Franziskus übt scharfe Kritik an der „kirchlichen Selbstbezogenheit“ und einem „theologischen Narzissmus“. Der Papst stimmt damit den Analysen von Kirchenkritikern zu.

Ob die Aussagen mehr sind als neues Marketing wird sich daran erweisen, ob er die in den zurückliegenden Jahren exkommunizierten oder infolge Ungehorsams „degradierten“  Widersacher innerhalb der katholischen Kirche voll rehabilitiert bzw. rehabilitieren lässt.

Wir denken hier etwa an Personen, die genau die selbe Kritik an der Kirche schon lange äußern, wie etwa Prof. DDr. G. Hasenhüttl, der nach dem gemeinsamen Abendmahl beim ersten ökumenischen Kirchentag in Berlin vom Vatikan suspendiert worden war. Oder an Personen, die aufgrund ihrer Mitwirkung etwa bei der katholischen Pfarrer-Initiative bestraft wurden. Personen, wie etwa der Dekan von Buchloe Reinhold Lappat (Bistum Augsburg), der aufgrund seines „Ungehorsams“ zum Ortspfarrer zurückgestuft wurde.