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Wohin geht die Kirche? – Sechs Punkte für einen tragfähigen Weg in die Zukunft. Alternative Positionen zu dem 2006 initiierten Reformprozess in der EKD

Arbeitskreis Zukunft der Kirche
c/o Pfarrer Maximilian Heßlein

Einleitung

Am 17. Mai 2013 hat in der Christusgemeinde Heidelberg ein Workshop zu den Zukunftsfragen der Kirche stattgefunden, an dem etwa 50 Menschen aus verschiedenen Gemeinden Heidelbergs und der Umgebung teilgenommen haben. Dieser Workshop war Teil der Vortragsreihe Wohin geht die Kirche?, die von November 2012 bis Juni 2013 in der Christuskirche Heidelberg stattgefunden hat.

Unter dem Eindruck verschiedener Vorträge von Isolde Karle bis zu Heinrich Bedford- Strohm waren die Teilnehmer des Workshops gebeten, aus ihren unterschiedlichen Erfahrungen mit der Kirche eine Vision der zukünftigen Gestalt der Kirche zu entwickeln.

Der Arbeitskreis Zukunft der Kirche in Heidelberg hat die Ergebnisse gesichtet und zusammengefasst.

Die These stellt dabei die grundsätzliche (Heraus-)Forderung an die Kirche dar, der Zustand ist eine Beschreibung, wie die Kirche gegenwärtig empfunden wird, während die Vision einen möglichen Weg der Kirche in die Zukunft bietet.

Punkt 1: Kirche und Verkündigung

These
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Mt 18,20)
Die Verkündigung des Wortes Gottes findet redend und handelnd in der persönlichen Begegnung von Menschen statt.

Zustand
Die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung zwingt uns, flexibler und mobiler zu leben. Daraus entstehen unterschiedliche individuelle Erwartungen. Deshalb fühlt sich die Kirche genötigt, mit medialen, unverbindlichen und punktuellen Angeboten Menschen für sich zu gewinnen.

Vision
Die Kirche ist in der mobilen Gesellschaft ein Ort der Ruhe und Verlässlichkeit.Sie setzt auf eine Verkündigung, die zu einer beständigen Gemeinschaft führt. Dort werden in der persönlichen Begegnung die Bedürfnisse der Menschen aufgenommen.

Punkt 2: Kirche und Kreativität
These
Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2 Tim 1,7)
Der Heilige Geist schenkt der Kirche kreative Spielräume. So kann sie offen, angstfrei und vielseitig ihr Leben entwickeln, erproben und gestalten.

Zustand
Die Kreativität wird in der Kirche zunehmend zentral gesteuert. Das erschwert die Reaktion auf Veränderungen in den einzelnen kirchlichen Handlungsfeldern.

Vision
Die Kirche vertraut auf das kreative Potenzial des Heiligen Geistes. Diese Kreativität ist prozess- und nicht ergebnisorientiert. Sie stiftet Gemeinschaft und verbindet Menschen über ihre eigenen Grenzen hinaus.

Punkt 3: Kirche und Verantwortung

These
Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist. (1 Petr 3,15)
Das kirchliche Leben kann nicht auf Einzelne reduziert oder an Einzelne delegiert werden, sondern es speist sich aus der Beteiligung aller.

Zustand
Die Kirche fungiert zunehmend als dienstleistende Verwaltungseinheit unter Vernachlässigung ihrer geistlichen Grundlagen. Sie wird von den meisten Menschen als Dienstleister auch in Anspruch genommen und dennoch kritisiert.

Vision
Die Kirche lebt aus der verantworteten Gemeinschaft aller. Sie versteht sich als Beteiligungskirche und nicht als Betreuungskirche ihrer Mitglieder.

Punkt 4: Kirche und Ehrenamt

These
Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40)
Das Ehrenamt ist ein Dienst am gesamten Leib Christi. Es lebt von der Eigeninitiative in einem verlässlich gestalteten Rahmen und will nicht hierarchisch gesteuert werden.

Zustand
Die heutige Gesellschaft erschwert dauerhaftes und verlässliches ehrenamtliches Engagement. Dennoch sind Menschen bereit, geistliche und handelnde Verantwortung zu übernehmen. Diese Bereitschaft konterkariert die Kirche in zweierlei Hinsicht: Einmal verhindert sie eigenständiges und verantwortliches Handeln durch zunehmende zentralistische Steuerung. Zusätzlich delegiert sie Verpflichtungen von beruflich Beschäftigten an Ehrenamtliche. Damit geht der Charakter des Ehrenamtes verloren.

Vision
Es gibt eine Basis aus gut ausgebildeten beruflich Beschäftigten, die die Grundlage für freiwillige ehrenamtliche Arbeit schaffen. Durch das Ehrenamt wird die Vielfalt des kirchlichen Gemeindelebens weiter ausgebaut. Dabei werden beide Ämter nicht gegeneinander ausgespielt, sondern in ihrem Wert für das Leben der Kirche geschätzt.

Punkt 5: Kirche und Organisation

These
Jesus Christus spricht: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener. (Mt 20, 25.26)
Die Umsetzung der These 4 der Barmer Theologischen Erklärung ist kein Lippenbekenntnis, sondern Handlungsauftrag:
Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.

Zustand
Innerhalb der Kirche wächst die Macht der Kirchenleitung, der sog. Mittleren Leitungsebenen und der Serviceämter. Die eigentlich verantwortlichen synodalen Gremien sind dadurch de facto außer Kraft gesetzt. Dies führt zu einer schleichenden Entwertung und Missachtung der gewählten Verantwortlichen.

Vision
Die gemeinschaftliche Leitung in der Kirche geschieht in einem konziliaren Prozess unter Beteiligung der Betroffenen. Das öffnet Handlungsspielräume und wahrt umfassende Entscheidungskompetenzen. Die Organisation der Kirche bildet keine übergeordneten Machtstrukturen aus, sondern gewährleistet den Verkündigungsdienst.

Punkt 6: Kirche und Finanzen

These
Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet, und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen. Aber du, Gottesmensch, fliehe das. (1 Tim 6,10.11)
Der zentrale Auftrag der Kirche ist die Verkündigung des Gotteswortes. Alles andere hat sich diesem Auftrag unterzuordnen.

Zustand
Die Kirche finanziert sich vor allem über die Kirchensteuer. Diese wird aber inzwischen nur von einem Drittel der Kirchenglieder gezahlt. Die für die kommenden Jahre prognostizierten Finanzprobleme bereiten der Kirchenverwaltung Sorge. Der dadurch auferlegte Sparzwang führt zu Personalabbau und paradoxerweise zu vermehrter Beschäftigung von Fremdfirmen. Dadurch entfernt sich die Kirche von ihrem Verkündigungsauftrag.

Vision
Die Kirchensteuer wird ergänzt durch weitere Finanzmittel und Beiträge. Die Kirche sorgt für Transparenz in allen Finanzfragen und gewährleistet eine gerechte Verteilung der verfügbaren Mittel, um den Verkündigungsauftrag nachhaltig zu sichern.

Heidelberg, 30. Januar 2014
Arbeitskreis Zukunft der Kirche
c/o Pfarrer Maximilian Heßlein
Zähringerstraße 26
69115 Heidelberg

Kirche im Reformstress – 12 Thesen zur Lage von Prof. Isolde Karle

 Prof. Isolde Karle gilt als profilierte Opponentin gegen den EKD- Reformansatz wie er im Impulspapier „Kirche der Freiheit“ formuliert wurde. Interdisziplinär legt Sie zusammen mit Forschern die Schwachpunkte offen, so etwa im von ihr herausgegebenen Sammelband „Kirchenreform – Interdisziplinäre Perspektiven“. Die Entwicklung der Umsetzungsbemühungen bestätigt ihre Kritik an einer „Kirche im Reformstress“. In diesem gleichnamigen Werk sind ihre Kritikpunkte in 12 Thesen im Kurzüberblick verdichtet.

EKHN – Pfarrstellenbemessung: Nicht kleinmütig zurückziehen

Die Maulbacher Thesen „Nicht kleinmütig zurückziehen“  waren der Auftakt zum Widerstand der Gemeinden gegen die Pfarrstellenreduktion 2011 und 2012. Sie finden Sie auf S. 41:

Stellungnahme des Kirchenvorstandes Maulbach zur Vorlage der Pfarrstellen-Bemessung der EKHN 2012.

 

EKiR: Duisdorfer Thesen

Ein Arbeitskreis der Gemeinde Bonn-Duisdorf hat gegenüber dem Reformprozess der EKD und dem Impulspapier „Kirche der Freiheit“ folgende Forderungen aufgestellt:

1. Sprache des Evangeliums statt Sprache der Wirtschaft

2. Vielfalt von unten statt Vorgaben von oben

3. Vorrang der Inhalte statt Vorrang der Wirtschaftlichkeit

4. Belebung der Ortsgemeinde statt Konzentration auf regionale Zentren

5. Beteiligungskirche statt Servicekirche

Lesen Sie die Erläuterungen.

EKHN: Michelstädter Thesen

Sieben Michelstädter Thesen zu einer nachhaltigen Kirchenentwicklung der EKHN

These 7 Wir brauchen eine breite und komplementäre Diskussionskultur, um komplexen Problemen in der Kirchenpolitik gerecht zu werden. Hierzu ist es notwendig, dass die Betroffenen aufstehen und zum Wohl unserer Kirche Widerspruch wagen. Wir sind Protestanten, vergessen wir das nicht. Kontroverse Diskussionen auf breiter Basis stehen in reformatorischer Tradition und sind die Voraussetzung für eine lösungsorientierte, demokratische Meinungsbildung

Alle Thesen

 

EKHN: Pfarrstellenbemessung – Kein ‚überproportionaler Abbau‘?!

Kirchengemeinde Albig: Kein überproportionaler Abbau

Stellungnahme des Ev. Kirchenvorstands Albig und des Ev. Kirchenvorstands Heimersheim zum neuen Pfarrstellenbemessungsmodell und der geplanten Pfarrstellen-Reduzierung

1. Wir lehnen die geplante überproportionale Reduzierung der Pfarrstellen in unserem Dekanat Alzey grundsätzlich ab. Der Wegfall von fast einem Drittel aller Pfarrstellen bis 2025 würde den Charakter der kirchlichen Arbeit grundlegend verändern, unsere Wirkungsmöglichkeiten in unverantwortlicher Weise einschränken und die volkskirchlichen Strukturen aufs Spiel setzen.

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