Archiv der Kategorie:
Frieden oder Krieg

Bleibend aktuell: UNO mystica. Zum 40. Todestag von Dag Hammarskjöld

von Gotthard Fuchs

Längst ist es an der Tagesordnung, Blauhelme der Vereinten Nationen in politische Krisengebieten der Welt zu schicken – aber kaum jemand weiß noch, wer der Erfinder dieser Friedenstruppen war. Wenn Verbrecher vor das Haager Kriegstribunal geschafft werden, macht sich durchaus Genugtuung breit (auch wenn der amerikanische Wirtschaftsdruck im Hintergrund, wie bei der Auslieferung Milosowitschs, schwere Fragen aufwirft, denn was ist mit den Kriegsverbrechern z.B. im eigenen, im atlantischen Haus?) Kaum einer aber weiß, wer diese Idee einer weltweiten Gerichts- und Rechtsinstanz politisch durchzusetzen anfing. Dag Hammarskjöld, von 1953 bis zu seinem Tod 1961 Generalsekretär der UNO, war umgetrieben von einer kosmopolitischen Weltinnenpolitik: überstaatliches Recht und überstaatliche Macht, und das entschieden im Einsatz für die armen und ärmeren Völker und Menschen. Der Schwede aus adeligem Haus, hochbegabt und international viel erfahren, zuletzt stellvertretender Außenminister seines Landes, ist „ein wahrhafter Weltbürger – mit einer interkulturellen Philosophie“ (143) und Spiritualität, ein Globalprayer. Ihm ging es, im ganzheitlichen Sinn, um das Weltkulturerbe (204), um Frieden und Gerechtigkeit für alle, um eine verbindliche Menschheitsethik. Von Globalisierung ist heute viel die Rede – Globalisierung aber von was?

(aus dem Jahr 2011)

Gehen Sie in der linken Leiste auf Spiritualität/Mystik
und beim folgenden (2.) Fenster auf: UNO mystica. Zum 40. Todestag von Dag Hammerskjöld

Zwei Monate nach dem Gaza-Krieg

Die Geberkonferenz in Kairo hat 4,3 Milliarden US-Dollar Wiederaufbauhilfe für den Gaza-Streifen beschlossen. In den Kommentaren überwiegt die Skepsis sowohl im Blick auf die Wiederaufnahme des „Friedensprozesses“, der diesen Namen schon lange nicht mehr verdient, als auch über die künftige politische Verteilung der Macht zwischen Hamas und Fatah……
Die antisemitische Hetze im Zusammenhang der Gaza-Solidaritäts-Demonstrationen hat zu einer neuen Kontroverse über das Ausmaß des Antisemitismus in Deutschland (und Europa) geführt und über die häufig verschwimmende Unterscheidung zwischen „Israelkritik“ und Antisemitismus. Zwei Beiträge in „Zeitzeichen“ beschäftigen sich mit zwei unterschiedlichen Aspekten:
Micha Brumlik reflektiert die innerjüdische Perspektive mit grundlegenden religionshistorischen Überlegungen und zeigt den Zusammenhang von zionistischen und weltbürgerlichen Ansätzen jüdischen Selbstverständnisses auf. Damit begründet er u.a. auch jüdische Israelkritik, die in den aktuellen Auseinandersetzungen freilich immer wieder zu antisemitischem Israel-Bashing missbraucht wird.

Andreas Gorzewski stellt im selben Heft die Besonderheit muslimischer Judenfeindschaft dar, die sich kaum aus dem Koran begründen lässt, sondern als „islamisierter“ Antisemitismus Klischees christlicher und rassistischer (Protokolle der Weisen von Zion) Judenfeindschaft übernommen hat. Gleichwohl täte auf Seiten der muslimischen Verbände eine Auseinandersetzung mit diesen (und anderen) radikalen Ansätzen Not, wenngleich nicht übersehen werden darf, dass der islamisierte Antisemitismus als Entlastung für den traditionellen Antisemitismus hierzulande funktionalisiert wird- (H.S.)

 

Mord als Gottesdienst

Jede Religion entwickelt religiös motivierte Gewalt. Für den emeritierten Professor Friedrich Wilhelm Graf muss es daher in der Religion selbst eine Struktur geben, die Gewalt begünstigt.

In einem Artikel in der FAZ geht er daher der Frage nach, warum fast jede Religion den Gedanken von Mord als Gottesdienst entwickelt. Gewalt ist das Mittel um die irdische Ordnung der kosmischen von Gott oder den Göttern gewollte Ordnung anzupassen. Die Allmacht der göttlichen Wesen wird zum Katalysator für Gewalt. „Die Gott zugeschriebene Allmacht ist allgefährlich, weil sie sich jeder menschlichen Kontrolle entzieht und so vielfältig missbraucht werden kann. „ Der Fromme Gewalttäter meint nicht nur an der kosmischen Ordnung zu partizipieren, sondern auch die Allmacht seines Gottes für sich zu beanspruchen. „Aber sie entsprechen nur der inneren Logik des auf Gott bezogenen Allmachtsgedankens: Weshalb sollten, wenn Gott omnipotent ist, seine getreuen Diener daran nicht teilhaben dürfen? Und weshalb sollte die terroristische Zerstörung ziviler Sozialität nicht als Akt des gottgewollten Neuschaffens gedeutet werden? „

Diese Muster lassen Gewalt durch alle Religionen entstehen. Woran es liegt, das Religion angesichts der Allmacht, kosmischen Ordnung und der Ewigkeit gleichzeitig auch zu einer Ehrfurcht vor dem Unvollständigen, Endlichen und ungeordneten entwickelt und sogar Macht begrenzen, kann Graf leider nicht erklären.

Der Artikel lehrt mich nur eines in diesem Konflikt. Demut statt Überheblichkeit.

Erich Fromm 1969: Zur Theorie und Strategie des Friedens

Der Vortrag setzt mit seiner Gedankenführung zwar bei der damaligen Konstellation der gegenseitigen atomaren Bedrohung des kalten Krieges („balance of terror“) an, ist in seiner Darstellung der Erkenntnisse Fromms über die Herkunft und Motive menschlicher Aggression aber auch und gerade für die aktuelle Lage höchst relevant.
Teil 1.

Teil 2.

Journalistische Blitzlichter auf den Gazakrieg

Der aktuelle Konflikt um den Gazastreifen lässt sich in seiner Komplexität kaum abbilden. Heinz Sigmund hat uns dankenswerter Weise einige Links herausgesucht, die als Schlaglichter einige Aspekte des Konflikts beleuchten.

1. Amos Oz hat in einem Interview mit der Deutschen Welle seine Interviewer mit zwei Eingangsfragen verblüfft, die sich mit einer in unserer Presselandschaft sehr vernachlässigten Fragestellung auseinander setzt: Welche Alternativen hat Israel eigentlich in der gegenwärtigen Situation? Oz beschreibt Israels Lage als „Lose-Lose- Situation“. Das ganze Interview ist in englischer Sprache.

2. Als erstes stirbt im Krieg bekanntlich die Wahrheit. Zum Gaza-Krieg meinen freilich viele dieselbe zu besitzen. Richard Schneider, ARD- Israel- Korrespondent, beschreibt in der FAZ seine Erfahrungen mit der schwierigen Suche nach „der Wahrheit“  im Gaza- Konflikt.

3. Anette Kahane von der Amadeu- Antonio- Stiftung setzt sich mit dem Antisemitismus in Deutschland in der Diskussion über den Gaza-Krieg auseinander.

4. In einem älteren Artikel hat die Israel-Korrespondentin der TAZ für CHRISMON  versucht eine Übersicht über die Entwicklung hin zum Gaza-Krieg gegeben.