Schlagwort-Archive: Burnout

Gemeinsamer Pfarrkonvent Hamm/Unna diskutierte mit Präses Kurschus: Das tun, was wir tun können

03/2017
…Einen ersten Impuls gab das Referat von Dr. Jula Well. Sie ist Akademische Rätin der evangelisch-theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Well warnte vor der Verführung des Zuviel-Tuns, die gerade bei Pfarrerinnen und Pfarrern ausgeprägt sei. Eine ständig von Optimierung geprägte Arbeitswelt erzeuge Misstrauen und Erschöpfung: »Optimierung ist ja auch nie abschließbar.« Doch der besondere Schatz der Kirche sei gerade die innere Motivation ihrer Mitarbeitenden… Mehr dazu.

Prof. Torsten Meireis. The Circle: Die neue Kolonisierung des inneren Menschen

06/2016, in: Ethik und Gesellschaft, Prof. Torsten Meireis, Lehrstuhl Systemat. Theologie, Berlin

„“… Damit ergibt sich ein doppelter Befund: Einerseits werden moderne Arbeitsbedingungen, wie sie in Eggers‘ dystopischem Roman gezeichnet werden, von uns lebensweltlich als hochproblematisch empfunden – sonst würden wir den Roman genausowenig wie Lossmanns Film als dystopisch wahrnehmen und Ehrenbergs Verbindung von Depression und Arbeitsbedingungen bliebe nur absurd. Die Intuition der Problematik moderner Arbeitsverhältnisse, in denen die Initiative und Kreativität der Erwerbstätigen unter Drohung des Anerkennungs-, Teilhabe- und Teilnahmeentzugs für die Zwecke des Unternehmens und seiner Kapitaleigner möglichst grenzenlos und komplett genutzt werden steht im Hintergrund der gesamten ›Burnout‹-Semantik (auch wenn diese das Problem ins Heroische zu drehen droht) und lässt die Ausdehnung der Depressionsdiagnose auf die Erwerbsverhältnisse plausibel erscheinen….

Im Bereich der Subjektivierung der Arbeit wäre es dann gerade der doppelte spätmoderne Bruch des sich erwerbsarbeitsgesellschaftlich herausgebildeten Arbeitsversprechens, der Kritik
motivierte. Erstens nämlich bricht sowohl prekäre Erwerbsarbeit wie auch strukturelle (Langzeit-)Arbeitslosigkeit mit der normativen Unterstellung, dass jede Person, die zur qualifizierten Einbringung ihrer Arbeitskraft bereit ist, auch mit Teilhabe-, Teilnahme- und Anerkennungschancen rechnen darf (Meireis 2008, 490-505). Zweitens bricht die durch die Entgrenzung, Verdichtung und künstliche Wettbewerbe bewirkte Überladung der Arbeit genau mit demjenigen Lebenssinnversprechen, das am Beginn der Arbeitsgesellschaft steht und durch die Künstlerkritik aktualisiert worden war, sofern sie dieses ad absurdum
führt. Die durch die gegenwärtige Realität entgrenzter, verdichteter und
überladener subjektivierter Erwerbsarbeit gekennzeichnete Situation stellt damit eine Pervertierung der Lebensform der Erwerbsarbeitsgesellschaft dar – von dieser lebensformbezogenen Analyse aus lässt sich dann auch auf weitere moralische Verantwortung blicken…

Der vollständige Artikel.

Aktuelle Studie der Universität Bielefeld „Burn-Out im Kinderzimmer: Wie gestresst sind Kinder und Jugendliche in Deutschland?“: „18 Prozent der Kinder und 19 Prozent der Jugendlichen in Deutschland leiden unter deutlich hohem Stress.“

01/2016

Lernen mit Leistungsdruck

Wollen wir eine Schule, die Kinder krank macht?

Von ANDREAS VON WESTPHALEN, 5. Januar 2015 –

…Leistungsdruck

„Ein großes, globales Rennen hat begonnen: die Weltmärkte werden neu verteilt, ebenso die Chancen auf Wohlstand im 21. Jahrhundert“, diagnostizierte im Jahr 1997 der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog. Seine Hoffnung war: „Wir können wieder eine Spitzenposition einnehmen, in Wissenschaft und Technik, bei der Erschließung neuer Märkte.“ Herzog forderte daher die Deutschen auf, „bereit zum lebenslangen Lernen zu sein, den Willen zu haben, im weltweiten Wettbewerb um Wissen in der ersten Liga mitzuspielen. (…) Ich ermutige zu mehr Wettbewerb und zu mehr Spitzenleistungen. (…) Bildung muss das Mega-Thema unserer Gesellschaft werden.“ Kurz: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“…
Universität Bielefeld durchgeführte aktuelle Studie „Burn-Out im Kinderzimmer: Wie gestresst sind Kinder und Jugendliche in Deutschland?“…
Das Ergebnis ist alarmierend: „18 Prozent der Kinder und 19 Prozent der Jugendlichen in Deutschland leiden unter deutlich hohem Stress. (…) Wichtig anzumerken ist, dass auch die übrigen 82 Prozent der Kinder unter Stress-Symptomatiken leiden, diese jedoch in einer weniger ausgeprägten Form.“(8.) … Zum Bericht.

Burnout und Resilenz. Vortrag von Prof. Schmidt-Rost auf dem Pfarrerinnen und Pfarrertag der EKiR am 02.11.15 in Bonn

01/2015, Burnout und Resilenz.


IV: Burnout durch Organisationsversagen

…Die Phänomen der Überlastung werden weiterhin als individuelle Leistungsmängel, nicht als Organisationsversagen, zugeordnet. Auch das Verhalten gegenüber abweichenden Meinungen ändert sich nur sehr allmählich. Die Pfarrbild-Diskusion war und ist eine Diskussion, um die diffusen Leitungsentscheidungen zu verschleiern, die in eine überkomplexe Lage Klarheit bringen sollen….

V. Gesucht: Stehaufmännchen und -weibchen. Gebraucht aber werden: hoffnungvoll Selbstdenkende

der vollständige Text des Vortrags, vgl. S. 2ff

Die systematische Überlastung in Unternehmen rächt sich: Die Zahl der Burn-out-Fälle steigt weiterhin.

7. August 2015, Interview von Nicola Holzapfel mit Nick Kratzer, Münchner Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF).
„SZ: Herr Kratzer, die Zahl psychischer Erkrankungen nimmt zu. Warum?…“

 

Zum Interview.

Zur Situation der Pfarrerschaft. In Memoriam Friedrich Weber.

05/2015 Vortrag vor dem Gesamtkonvent am 21. August 2002 in Wolfenbüttel, vom verstorbenen Landesbischof Dr. Friedrich Weber


2. Überlastung

Am Ende ist so mancher atemlos und ausgebrannt. Es gibt viele verschiedene Strategien, um mit der Überlastung umzugehen: Rückzug oder verstärkter Aktivismus, das Stöhnen über das Zuviel an Verwaltung, oder die Konzentration auf weniges, was eher dem persönlichem Hobby als der Breite der pfarramtlichen Tätigkeit gerecht wird, oder gar Frustration und Zynismus.

Die Frage ist nicht, ob das alles richtig oder falsch ist, entscheidend bleibt als Ausgangspunkt, dass Überlastung von einer breiten Mehrheit subjektiv empfunden wird. …

3. Verunsicherung über die Rolle des Pfarrers und der Pfarrerin

Zu den inneren wie äußeren Umbrüchen in Kirche und Gesellschaft kommt eine tiefe Verunsicherung von Pfarren und Pfarrerinnen über ihre Rolle und Aufgabe in Kirche und Gesellschaft. Folgende Faktoren, die ich nur summarisch aufliste, haben zu dieser Verunsicherung beigetragen:
– historisch: der Wandel des Pfarrerbildes durch die Frauenordination,
– die Spannung zwischen Profession und Beruf, zwischen Theologie und Verwaltung,
– die Qual der Rollenunklarheit: Priester oder Prophet,
– die Stellenteilung von Pfarrehepaaren und die eingeschränkten Dienstaufträge (50%, 75 %, 80 %),
– das Verhältnis von Ordinierten und Laien (Sakramentsverwaltung),
– das Verhältnis von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen,
– Fleiß und Frust im parochialen Alltag,
– Fragen der Residenzpflicht und der Einkommensentwicklung.

4. Eine Theologie des Amtes

Ganz elementar formuliert brauchen wir Pfarrerinnen und Pfarrer, die von ihren Voraussetzungen her in der Lage sind, und es zugleich als Aufgabe begreifen, suchende, ratlose, leidende, sterbende, aber auch fröhliche und erfolgreiche Menschen auf ihrem Weg mit Gott zu begleiten, deren Lebensweg vom Evangelium her zu deuten. Dass wir gerade in dieser Begleitung von Menschen selbst beschenkt werden, oft reichlicher empfangen als wir gegeben haben, ist hoffentlich eine Erfahrung, die auch sie immer wieder in Ihrem pastoralen Alltag machen dürfen.

Vor diesen kurz skizzierten Aufgaben, muss eine neu zu entwerfende Theologie des Amtes nicht alles neu erfinden. Sie darf sich in den Eckpunkten der Tradition bewegen, die als Aufgabe des Pfarrers und der Pfarrerin die Kommunikation des Evangeliums beschreibt, und die zugleich festhält, dass die Botschaft des Evangeliums auch für den Amtsträger gilt: Simul iustus et peccator. ”Die kirchliche Tradition stellt die Ordinierten unter den besonderen Anspruch Gottes…

5. Schlaglichter pastoraler Arbeitsfelder

Insbesondere die Aus- und Fortbildung der kirchlichen Amtsträger hat sich daran zu orientieren, ihnen geistliche und seelsorgerliche Kompetenz in der Verantwortung der eigenen Lebensführung zu ermöglichen. Ich frage mich manchmal, ob wir als Pfarrer und Pfarrerinnen neu beten lernen müssen?

Dazu kommt die Förderung der hermeneutischen Kompetenz zur Vermittlung von Glaubensfragen und zum Verhältnis von Glaube und Institution Kirche. In der Kompetenz der Amtsträger liegt zugleich die Möglichkeit sich von einer verwaltenden zu einer missionarischen Kirche zu entwickeln…
6. Zur Residenzpflicht

Ohne damit eine neue Lösung zu präsentieren, möchte ich zuerst fragen: Was ist zu tun, damit Pfarrerinnen und Pfarrer das Wohnen im Pfarrhaus wieder leichter fällt? Das ist für mich die eigentlich entscheidende Frage in der gesamten Problematik der Residenzpflicht.

Ich will an dieser Stelle auch erwähnen, dass das gesamte Kollegium die finanziellen Einbußen der Pfarrerschaft in den letzten Jahren deutlich zur Kenntnis genommen hat. Die Schönheitsreparaturenpauschale u.a.m. seien hier erwähnt. (Rundschreiben OLKR Dr. Fischer hat die Problematik angezeigt) Andererseits kann ich der gelegentlich kolportierten Berechnung nicht zustimmen, dass durch das Wohnen im Pfarrhaus ein Betrag in Höhe von mehreren hunderttausend Euro den Pfarrerinnen und Pfarrern verloren geht.

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Landesbischof Dr. Friedrich Weber: Zur Situation der Pfarrerschaft S. 27

Psychische Belastungen und Burnout beim Bildungspersonal Empfehlungen zur Kompetenz- und Organisationsentwicklung Gutachten.

05/2015, vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (Hrsg.)

Zusammenfassend sprechen die oben zitierten Studien dafür, dass Burnout bei
Beschäftigten im Bildungsbereich nicht nur ein bedeutsames Problem darstellt,
weil viele Betroffene frühverrentet werden oder durch häufige Fehltage auffallen.
Darüber hinaus – insofern Burnout in beträchtlichem Umfang vorkommt – wird
die Qualität des Bildungssystems insgesamt beeinträchtigt, das Potenzial der
zu Erziehenden oder zu Bildenden weniger effektiv gefördert und somit werden
weniger gute Lernergebnisse erzeugt. Dass auch Beschäftigte in anderen Institutionen des Bildungswesens – außer den am besten untersuchten Lehrkräften an Schulen – in ihrer beruflichen Tätigkeit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben, ist wahrscheinlich… Das Gutachten als pdf.

„Der Pflichtzölibat muss weg.“ Kathol. Kirche legt erstmals bundesweite Burnout-Studie vor.

Studie an 8600 Priester, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten aus 22 Bistümern:

Heiliger Burn-out

16. April 2015, von Mathias Drobinski, SZ

Wie belastend ist Seelsorge für die Seelsorger? Wissenschaftler haben das untersucht und rausgefunden: Viele Priester empfinden den Zölibat als schwere Belastung…

Eckhard Frick, der Leiter der Studie, möchte mit der Untersuchung „die Diskussion anstoßen“, wie er sagt, „über das, was Seelsorger stark macht und was ihnen Probleme bereitet“. Für Wunibald Müller dagegen ist klar: Der Pflichtzölibat muss weg. Das hat er jetzt auch Papst Franziskus geschrieben: „Hier bedarf es eines Befreiungsschlages. Die Zeit dafür ist reif.“

Zum Artikel in der SZ.

EKKW Pfarverein: Befragung „Gesundheitsressourcen und Belastungspotenziale im Pfarrberuf“

04/2015, vgl. wort-meldungen

daraus:
2. Die Arbeitsbelastung von Pfarrerinnen und Pfarrern

Ausgehend von dem hier zugrundeliegenden theoretischen Ansatz des Salutogenese­‐Modells von Aaron Antonovsky lässt sich die folgende Arbeitshypothese formulieren: Berufliche Belastungen, Beanspruchungen und beruflicher Stress wirken nicht per se gesundheitsschädigend.

Als Stressfaktoren wirken:

Bildschirmfoto vom 2015-04-12 21:04:59

Zur Befragung und Seite des Pfarrvereins der EKKW.

Technikerkrankenkasse: Krankenstand 2014 steigt, Beschäftigte fehlen nicht öfter, aber länger

Berlin, 28. Januar 2015.

14,8 Tage waren Erwerbspersonen – dazu zählen Beschäftigte und ALG-I-Empfänger – in Deutschland 2014 durchschnittlich krankgeschrieben. Dies entspricht einem Krankenstand von 4,05 Prozent, der damit 0,9 Prozent höher liegt als im Jahr zuvor. Dies gab die Techniker Krankenkasse (TK) heute auf ihrer Pressekonferenz zum Depressionsatlas Deutschland bekannt.

Der Anstieg resultiert laut TK ausschließlich aus der längeren Dauer der Krankschreibungen. 13,3 Tage fehlten Erwerbspersonen in Deutschland im Krankheitsfall, die durchschnittliche Dauer stieg damit um 4,5 Prozent (12,9 Tage in 2013)…

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