Schlagwort-Archive: Burnout

Wem gehört die Zeit?

Stress und Zeitdruck nehmen immer weiter zu. Immer mehr Menschen fühlen sich von den Zwängen beherrscht und können sich nicht ohne fremde Hilfe daraus befreien. Die Diagnose Burnout nimmt zu.

Auf der anderen Seite können wir so viel Zeit sparen, wie noch nie. Kommunikation, Verkehr und Freizeit sind technologisch so effizient, wie noch nicht gestaltet. Doch die gesparte Zeit ist schon längst verplant.

Der Theologe und Journalist Christoph Fleischmann versucht in seinem Artikel „Wem gehört die Zeit?“ zu erklären, wie beides zusammen hängt. Fleischmann blickt daher auf die Anfänge des Kapitalismus und einen Wandel der Mentalität. War die Zeit in der vorwiegend agrarischen Gesellschaft ein göttliches Gut, jenseits der eigenen Verfügungsgewalt, wurde es mit dem Beginn des Kapitalismus zu persönlichem Besitz. Mit der Folge, das dieser Besitz auch Teil der Wertschöpfung wird.

Die Hirten sind müde – Studie zum Burnout-Synodrom unter PfarrerInnen von Prof. Andreas von Heyl

Revisted, ein älterer Bericht (9. Oktober 2003), der (leider) immer noch aktuell ist:

Viele Pfarrer leiden am Burn-out-Syndrom. Im katholischen Recollectio-Haus und im evangelischen Haus Respiratio finden sie therapeutische Hilfe VON GEORG ETSCHEIT

Die Kirchenferne und Interesselosigkeit der Menschen an Kirchen- und Glaubensfragen zählten zu den typischen Problemen des Pfarrerberufs, sagt der evangelische Klinikseelsorger Andreas von Heyl, der in diesem Jahr erstmals in einer Studie das Burn-out-Syndrom bei bayerischen Pfarrern untersucht hat. Viele Geistliche würden sich oft wie Animateure benehmen und regelrecht Kapriolen schlagen, um ihre Kirche auf dem Markt der gesellschaftlichen Möglichkeiten wieder interessanter zu machen. So lesen sich viele Gemeindeprogramme dann wie das Programm eines Erwachsenenbildungswerks.

Kein Wunder, dass manche Diener Gottes auf Erden unter dieser enormen Last sowie eigenen und fremden Idealbildern vom perfekten Christen zusammenbrechen. Das Ergebnis der Studie von Heyls: Etwa die Hälfte der von ihm befragten 188 evangelischen Geistlichen musste zumindest als gefährdet angesehen werden. Pfarrer seien zwar im Vergleich zu anderen helfenden Berufen wie Lehrer oder Krankenpfleger vom Phänomen des Ausgebranntseins immer noch weniger belastet. Doch sei Burn-out für die Pfarrerschaft der evangelischen Kirche längst kein Fremdwort mehr, sondern „wird als eine reale Gefährdung betrachtet“. Zum Artikel der ZEIT.

Studie: Erzieherinnen sind Hochrisiko-Gruppe für Burnout

23.09.13 Professor Johannes Jungbauer von der Katholischen Hochschule Aachen hat eine umfangreiche Studie durchgeführt und fast 850 Erzieherinnen zu den speziellen Belastungen ihres Berufes befragt. Was im Übrigen gar nicht so leicht war, denn in der Studie zeigte sich auch, dass viele Kita-Träger es nicht gern sahen, dass ihre Mitarbeiterinnen sich zu diesem Thema äußerten.

Das Ergebnis der Untersuchung ist alarmierend, denn viele Erzieherinnen und Erzieher sind extrem Burnout-gefährdet. Stressquelle Nummer eins ist die mangelhafte Personalausstattung in den Einrichtungen. Lesen Sie den Artikel.

Die Ursache für Burnout liegt in der Arbeitswelt

Professor Johannes Siegrist, Leiter des Instituts für Medizinische Soziologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, sieht die Ursache für Burnout nicht in individuellen Veranlagungen sondern in der heutigen Arbeitswelt. Folglich schlägt er als Lösung nicht wie andere eine Individual-„Therapie“ nach dem Motto „Lesen Sie mal ein Buch“ oder „Gehen Sie mal spazieren“ vor. Sein Lösungsvorschlag ist nicht an die Betroffenen adressiert, sondern nimmt die Leitungen und Vorstände von Betrieben, Organisationen und Insitutionen in die Pflicht und die Verantwortung. Lesen Sie das Interview.

Der weit verbreiteten Ansicht, dass Burnout eine Sorge der Chefetagen ist, widerspricht Siegrist. Die Wahrscheinlichkeit steigt, „je tiefer man in der betrieblichen Hierarchie geht“. Es gebe allerdings eine Ausnahme: Menschen, die als personenbezogene Dienstleister arbeiten, also Ärzte, Altenpfleger oder auch Lehrer. Hier mache das Burnout auch vor den höheren Gehaltsklassen nicht halt… Oder aber Arbeitsplätze, an denen es eine so genannte „Belohnungskrise“ gibt. „Ein Ungleichgewicht zwischen dem, was ich leiste und den Belohnungen, die ich dafür bekomme“, erklärt der gebürtige Schweizer. Hierbei gebe es drei Arten von Belohnungen: Geld, Aufstieg oder Arbeitsplatzsicherheit und Wertschätzung…
Siegrist appelliert an die Wirtschaft, endlich etwas gegen die krankmachenden Arbeitsbedingungen zu tun. Auf längere Sicht würde sich das für die Chefs durch geringere Fehlzeiten und eine höhere Produktivität der Mitarbeiter auszahlen.

Burnout bei Ärzten und Ärztinnen:

Zeitungen verkünden täglich, dass Ärzte im Krankenhaus unter der Überlastung und dem immensen Kostendruck im Gesundheitsbereich stöhnen. „Die Arbeitsbelastung und intensive Ausnutzung der Ärzte sind in den letzten Jahren gewachsen. Bei gestiegenen Patientenzahlen, kürzeren Verweildauern im Krankenhaus und Sparmaßnahmen hat sich der Arbeitsumsatz erhöht, es wird immer nur oben drauf gepackt“, kann der Jurist Resemann vom Marburger Bund nur bestätigen. Bei manchen Ärzten führt die Arbeitsüberlastung zum Burn-out, einem inneren „Ausgebrannt-sein“.

Burnout bei ProfessorInnen: „Jeden Tag schuldig ins Bett“

Das Hamsterrad für Professoren dreht sich immer schneller, teils mit ruinösen Folgen für die Menschen und die Forschung. Ein Gespräch mit Prof. Hartmut Rosa, Jena, über die Ursachen und mögliche Korrekturen.

Prof. Hartmut Rosa: Theoretisch sind Professoren weitgehend Herren ihrer Zeit. Dennoch ist auch unsere Arbeitsverdichtung in den vergangenen Jahren enorm gestiegen . Zudem haben sich die Anerkennungsmechanismen für Hochschullehrer grundsätzlich gewandelt: Nicht mehr ihre Position zählt, sondern ihre Leistung.

Bei LehrerInnen:

Der auslösende Faktor für das Burnout ist sehr oft die Diskrepanz zwischen den selbst gestellten Zielen und der Konfrontation mit der schulischen Realität. Wie oft stellt man als Lehrer fest, dass man sich so gut vorbereitet hat und nach der Unterrichtsstunde doch so wenig erreicht hat, weil die Schüler und Schülerinnen an diesem Tag völlig andere Interessen hatten oder überhaupt nicht für das Thema zu begeistern waren. Das frustriert ganz schön. Dazu kommen dann die schlechten Arbeitsbedingungen und die Konflikte mit den Kolleginnen und Kollegen oder der Schulleitung. Es steht nämlich außer Frage, dass eine schlechte Arbeitsatmosphäre durchaus Burnout-fördernden Charakter hat. Die Ursachen werden also gleichermaßen im persönlichen wie auch institutionellen Bereich liegen.
Der gesamte Prozess des Ausbrennens vollzieht sich in mehreren Phasen, die mit der Reduzierung des eigenen Engagements beginnen und bis zur völligen Hilflosigkeit reichen.

Für LehrerInnen liegt eine Burnoutstudie, die sog. Saarschmidtstudie, vor. Ergebnis: 25% aller LehrerInnen leiden unter Burnout.

Burnout bei PfarrerInnen

Immer mehr Menschen in Deutschland sind vom Burnout-Syndrom betroffen. Gerade auch evangelische Pfarrer bleiben von der totalen Erschöpfung nicht verschont. 20 Prozent von ihnen, so schätzen Fachleute, werden durch beruflichen Stress krank… Schätzungsweise fünf Prozent der Theologen entwickelten sogar ein Burnout-Syndrom mit Zuständen totaler Erschöpfung, erläutert der Pastoralpsychologe Andreas von Heyl…

 

Kommentar: bei welchen institutionellen Arbeitgebern ist das Thema Burnout schon angekommen? In den Kirchen haben in diesem Jahr der Pfarrverband und der Pfarrverein der EKKW das Thema Gesundheit als Problem entdeckt. Noch nicht aber die Kirchenleitungen und die Personalabteilungen. F.S.

 

 

EKKW: Umfrage Gesundheit im Pfarrberuf des Pfarrvereins

In dieser ersten offiziellen Ausgabe von Wort-Meldungen im April 2013 stellen wir eine richtungweisende, zur Nachahmung empfohlene Aktion des Pfarrvereins der EKKW vor. Es handelt sich um eine Umfrage zu Gesundheitsressourcen und Belastungspotenzialen im Pfarrberuf.

Hintergrund:

Seit längerem beobachtet die EKKW- Pfarrvertretung eine Zunahme von Burnout- Erkrankungen.

Was vor einigen Jahren noch die Ausnahme und Einzelfall war nimmt inzwischen Ausmaße an, die nachdenklich stimmen.

Lesen Sie mehr zur Umfrage und zu den Ergebnissen.

Sollten nicht die anderen Pfarrvereine ebensolche Umfragen unter den PfarrerInnen durchführen?

Die Synoden sollten die Kostenübernahme dieser Umfragen in den jeweiligen Haushalten beschließen.