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2013_Juni/Juli Professionen im Umruch

Bild-Zeitung hetzt gegen Lehrer-Streik

24. Oktober 2013. Unerhört! Skandalös! Lehrer schwänzen und wollen auch noch Beamtengehälter!

Wer sich im Fach Propaganda weiter bilden will, kommt an der Springer-Presse nicht vorbei. Sie beherrscht das anspruchsvolle Handwerk, die arbeitende Bevölkerung gegeneinander auszuspielen und die eine Berufsgruppe von der Unsinnigkeit berechtigter  Forderungen einer anderen Berufsgruppen zu überzeugen. Mehr dazu.

Medleaks – Neue Plattform für eine EINE NEUE KULTUR IN KLINIK UND ÄRZTESCHAFT

Ärzte, Pfleger, Physios, MT(R)A, Ergos und viele andere Kollegen übernehmen täglich Verantwortung für Patienten. Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken aber untergraben ihr idealistisches Engagement zunehmend.

Profitinteresse, Lobbypolitik und mittelalterliche Hierarchien bestimmen die Behandlungs- und Berufsbedingungen im Krankenhaus. Dies schadet Patienten, Mitarbeitern und dem Nachwuchs.

Jedermann kann über medleaks anonym Vorgänge öffentlich machen, die solchen Alltags-Schaden dokumentieren. Nur durch Öffentlichkeit kann in Krankenhäusern und Ärzteschaft endlich der Druck zur notwendigen Veränderung entstehen.

Beteiligen Sie sich und holen Sie sich Ihren Beruf zurück! Zur neuen Plattform.

Psychische und soziale Destruktion im Neoliberalismus (Thema des Monats)

Solidarisch Mensch werden.

Psychische und soziale Destruktion im Neoliberalismus –

Wege zu ihrer Überwindung

Ein Werk von Prof. Ulrich Durchrow u.a.

Eine andere Welt ist möglich? Ja, aber auch andere Menschen? Oder genauer: befreite und geheilte Subjekte, die diese andere Welt auch erkämpfen? Denn eine der destruktiven Wirkungen des neoliberalen Kapitalismus ist ja gerade, dass er sich auch Seele und Geist unterwirft, sodass Menschen zur Anpassung verführt sowie Gegenkräfte desorientiert und gelähmt werden. Er schaltet zuerst die persönlichen und gesellschaftlichen Immunsysteme aus, um sich dann strukturell durchzusetzen – mit den immer deutlicheren destruktiven Effekten…

 

 

 

Ärztemangel auch in der Schweiz

Auch grosse Spitäler kämpfen zunehmend mit Problemen

Die Rede vom Ärztemangel ist nicht neu. Immer stärker erfasst das Thema nun aber auch die grossen Spitäler in der Stadt Zürich. Die zuständigen ärztlichen Direktoren sehen gerade auf leitender Ebene Probleme beim Besetzen offener Stellen.

Die Lage ist schwierig. Das meint Andreas Zollinger. Er ist ärztlicher Direktor am Stadtzürcher Triemlispital…

An der ganzen Situation frustrieren Zollinger insbesondere zwei Dinge. Erstens glaubt er, dass die Politik den Ernst der Lage noch nicht erkannt hat. Das werde gravierende Folgen haben: «In fünf Jahren werden wir darüber sprechen müssen, welche Leistungen wir mit dem vorhandenen Personal überhaupt noch erbringen können.»

Pfarrerzufriedenheitsstudien

Die erste Pfarrerzufriedenheitsstudie wurde beauftragt durch den Pfarrerausschuss der EKHN im Jahr 2000. Das Ergebnis im Jahr 2001 präsentiert.

Im folgenden die Ergebnisse der Zufriedenheit der PfarrerInnen der EKHN mit den diversen grundlegenden Gegenüber:

 

Bildschirmfoto vom 2013-07-20 17:07:56Das Ergebnis: 75% weniger oder nicht zufrieden mit der Kirchenleitung, 70% mit der Kirchensynode, 64% mit der Kirchenverwaltung! Namentlich für die Kirchenleitung war dies Ergebnis verheerend (s.o. Die Gesamtübersicht der Studie). Vorausgegangen waren einschneidende „Reformen“ der EKHN, die ein umfangreiches Downsizing-Konzept (Pfarrstellen, Gemeindepädagogenstellen, Finanzzuweisungen an die Gemeinden) beinhalteten. Entsprechend verheerend fiel das Ergebnis aus.

Eine spätere Studie der EKKW verlagerte den Schwerpunkt auf die

„Professionsbrüche im Pfarrberuf

Die von den Befragten empfundene Minderung gesellschaftlicher Wirksamkeit, geringeres gesellschaftliches Ansehen des Berufs und die Krise der Institution Kirche“ beeinträchtigen in nicht unerheblichem Maß die Zufriedenheit mit dem eigenen Beruf. Hinzu kommen die Kritik an den Arbeitsbedingungen sowie biografische Einflussfaktoren. Die Bedingungen in ihrer Gesamtheit erzeugen Rollenstress, erschweren somit die Ausbildung einer beruflichen Identität und führen zu Professionsbrüchen, die sich in der unterschiedlichen Akzeptanz von Berufsbildern und Zielvorstellungen aufzeigen lassen.“ Lesen Sie die Zusammenfassung.

 

Professionen – neue Diskussion über die jeweilige Berufsethik

In den Wort-Meldungen beschäftigen wir uns in dem Monatsthema mit den Umrüchen in den Professionen. Wir hatten wir berichtet, wie die Professionen angesichts der Ökonomisierung der Berufsfelder

– einem bashing von Arbeitgeberseite, Politik und Medien ausgesetzt sehen

– in Ihrem eigenen Fachgebiet entmachtet werden

– auf verschiedene Weise unter Druck gesetzt werden

In dieser Ausgabe soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern die Professionen durch die Veränderungen der Arbeitsfelder infolge der Ökonomisierung mit ihrem Gewissen in Konflikt geraten. Eine neue Diskussion über die jeweilige Berufsethik ist entfacht.

Pastorale Berufsethik

von Christian Buchholz (Evangelischer Pfarrverein in Württemberg

Vertrauensleuteversammlung; Bericht des Vorsitzenden )

 

Vor Kurzem habe ich einmal als Teil einer pastoralen Berufsethik formuliert:

Ich bin in und mit meinem Dienst für die Gesellschaft wie für den einzelnen Menschen wichtig. Synodale Gremien und Verantwortliche äußern sich mitunter abfällig über den Pfarrdienst. Die gesellschaftliche und mediale Öffentlichkeit sieht das anders: Ungebrochen ist die Akzeptanz meines Dienstes – mit seinen sozial-diakonischen, therapeutischen, kulturellen, pädagogischen, kommunikativen, ethischen …Dimensionen für die Mitmenschen und die Umwelt. Die hohe Verantwortung für die mir anvertrauten Menschen (bzw. für die, die sich mir anvertrauen) nehme ich als unschätzbares und sensibles Gut wahr, das auch mit der mich bindenden Gültigkeit des Beichtgeheimnisses zusammenhängt.“Lesen Sie den Vortrag.

Richterliche Ethik

Jetzt kommen die auch mit Ethik, mag manch einer denken. Eine verständliche Reaktion, hat der Begriff gerade in letzter Zeit große Konjunktur. Wir wollen nicht einer Modeerscheinung nachlaufen, aber die Diskussion mit den Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren hat gezeigt, dass ein Bedürfnis besteht, sich auf den Kern des übertragenen Amtes zu besinnen, und dass wir allen Anlass haben, dem hohen Anspruch, mit dem viele ihre verantwortungsvolle Tätigkeit aufgenommen haben, wieder mehr Geltung zu verschaffen. Stellungnahme des Deutschen Richterbundes.

Medizin

Über die Ethik in der Medizin ist so viel gedacht, geschrieben und gesagt worden, dass es ein Einzelner kaum überblicken kann. Ich möchte es kurz machen und den Kollegen Dittrich zitieren, der in seinem Grußwort zum Deutschen Chirurgentag geschrieben hat: »Wir Chirurgen, egal ob in Klinik, Universität oder Ambulanz, sollten uns darauf besinnen, dass es einen Patienten gibt, der sich mit seinem Leiden in unsere Obhut begibt und wir berufen sind, auf der Basis der Mystik des Arzt-Patientenverhältnisses mit dem Ziel der Heilung, Linderung oder Bewahrung vor Sekundärschäden, den Kern des Leidens zu diagnostizieren, konservative und/oder operative Behandlungsmöglichkeiten im Sinne des Patienten abzuwägen und eine adäquate chirurgische Therapie bis zur Genesung durchzuführen bzw. zu gewährleisten.«

Schöner kann man es in dieser Kürze nicht sagen. In einem einzigen Satz ist fast alles auf den Punkt gebracht, was die chirurgische Ethik – wenn es denn eine gibt – ausmacht. Wer sich aber nun selber prüft und einmal ehrlich in sich hineinhört und diese Schablone auf den eigenen Arbeitsalltag legt, egal ob in Klinik, Universität oder Ambulanz, wird vielleicht ebenso wie ich empfinden: Dieser Satz ist inzwischen meilenweit vom chirurgischen Alltag entfernt, und täglich wird der Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit größer. Lesen Sie den Vortrag von Dr. Hontschik auf dem
 Chirurgentag 2013.

 

Lehrer: Profil der Empathie

Wo es um menschliche Bildungsprozesse und Identitätsentwicklung geht, dürfen nicht die Regeln der Markt‐ und Kapitallogik gelten. Der Bildungs‐ und Ausbildungsbereich muss ein Reservat einer alternativen Logik bilden, in dem es um Gebrauchswerte und Bedürfnisse geht. Wer junge Menschen etwas lehren und ihre Menschwerdung fördern will, benötigt Empathie, Sensibilität, Rücksichtnahme und die Fähigkeit des ́Sich‐selbst‐Gebens` (André Gorz). Schulen, die an die Leine der Verwertbarkeit gehen und sich als Zulieferbetriebe für die industrielle Verwertung menschlicher Arbeitskraft begreifen, erweisen der Gesamtgesellschaft langfristig einen Bärendienst. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass schnell erwerbbare und einsetzbare Fertigkeiten zukunftsfähig sind.

H.v.Hentig

 

Wider die Ökonomisierung der Bildung – von Ekkehardt von Kuenheim (BMW)

von Ekkehardt von Kuenheim (von 1970 bis 1999 Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats von BMW)

„Gehen wir mal auf den Bildungsbegriff von Wilhelm von Humboldt zurück, der derzeit in der ganzen Welt eine nie gekannte Beachtung findet – außer in Deutschland –  so versteht man darunter im weitesten Sinne die Entwicklung einer ganzheitlichen Persönlichkeit basierend auf einer möglichst breiten Allgemeinbildung, in der Selbstbestimmung, Mündigkeit und Vernunftgebrauch die zentralen Elemente darstellen. Eberhard von Kuenheim, Vorsitzender der gleichnamigen Stiftung und jahrelanger Vorstandsvorsitzender von BMW, hat in einem leider viel zu wenig beachteten Artikel in der FAZ mit dem Titel „Wider die Ökonomisierung der Bildung“ eindringlich vor einem reinen Nützlichkeitsdenken gewarnt, da ein strenger Utilitarismus genau die Schäden verursache, die man beklage. Insbesondere auch die geisteswissenschaftlichen Disziplinen – die heute sowohl an Schulen als auch an Universitäten im Rahmen eines bisher nie gekannten Drittmittel- und Employabilitywahns in ihrer Daseinsberechtigung angezweifelt werden – sollten dazu beitragen, die Kindern zu mündigen und kritischen Bürgern zu erziehen, die sowohl in ihrem persönlichen als auch im gesellschaftlichen Leben auf der Basis von Wissen kompetent Entscheidungen, Bewertungen und Kommunikationen durchführen können, was übrigens auch der Anspruch eines sinnvollen Kompetenzbegriffs durchaus anfangs war.“ Lesen Sie den vollständigen Artikel.

 

Reformen: Verheißungen und Ent-Täuschungen, Refom und Repartur

Schule:

„In den Selbstbeschreibungen zur aktuellen „Bildungsreform“ bzw. Unterrichtsentwicklung mangelt es nicht an wohlklingenden Worten, die scheinbar keinen Widerspruch dulden, da sie doch offenbar höchst wünschenswerte Güter bezeichnen: Qualität, Standards, Kompetenzen, Selbständigkeit. Viele engagierte und ihre Profession ernst nehmende Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern, die sich für eine gute Bildung ihrer Kinder einsetzen, haben sich deshalb in der Anfangsphase dieser „Neuorientierung“ von Bildung und mit den besten Absichten für deren Umsetzung stark gemacht.

Eine differenzierte Auseinandersetzung mit den aus internationalen Absprachen und überwiegend wirtschaftlichen Interessen erwachsenen Konzepten hat es in Deutschland jedoch bisher nicht gegeben. Die für die Umsetzung von Bildungsreformen zuständige  Lehrerschaft wurde an deren Entwicklung nicht angemessen beteiligt. Sie wurde in der Durchsetzung von Reformmaßnahmen – die durchaus sinnvolle Anteile haben könnten – zum bloßen Empfänger von Anordnungen degradiert.

Schon sehr bald wurde überdies großen Teilen der Lehrer- und Elternschaft deutlich, dass die „von oben“ gewünschte Unterrichtsreform in der Praxis nicht einem pädagogisch motivierten Bildungsbegriff entspricht und in vielen Fällen auch nicht dem Wohl der Kinder und Jugendlichen dient.

Für eine differenzierte Auseinandersetzung mit den neuen  Konzepten und den hinter ihrer Verwendung liegenden Intentionen ist eine kritische Würdigung der Rolle und Zielsetzungen der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development), des PISA-Konsortiums sowie anderer den Wandel treibenden Kräfte erforderlich.“ Lesen Sie mehr.

Frust an Universitäten

Aus vielen Veranstaltungen an Hochschulen, an denen ich teilgenommen habe und aus vielen Gesprächen mit Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern weiß ich, dass sich an den Hochschulen nach anfänglicher Euphorie über die neue Freiheit und die Versprechungen von Autonomie inzwischen viel Unmut und Frust angesammelt hat. Viele sehen den professionskulturellen Charakter ihre Arbeit gestört oder schon als verletzt an.

Beim Bologna-Prozess wurde – angefangen von Bundesbildungsministerin Schavan, über den Wissenschaftsrat, ja sogar bis zur HRK – „Korrekturbedarf“ inzwischen anerkannt.
Ganze Fakultätentage lehnen eine Teilnahme an den CHE-Rankings ab, es gibt Resolutionen von Fachbereichen gegen das unternehmerische Hochschulmanagement.

Lesen Sie den Artikel.

Bernhard Kempen, Chef des Hochschulverbands, über die Bachelor-Reform:

Wir sind im Dauer-Reparaturbetrieb der Bologna-Reform. Als vor drei Jahren die Studenten auf die Straße gegangen sind, haben die Kultusminister eingesehen, dass es so nicht weitergeht. Lesen Sie das Interview in der SZ.

 

Kirche: Was bleibt nach 25 Jahren Reformen?

1. Der Selbstbeschäftigungsgrad der Kirche ist erheblich gestiegen. Funktionäre und Technokraten bestimmen die Tagesordnung. Wichtige Themen der Kirche wie z.B. die Bedeutung des Gottesdienstes, die Aufgabe der Seelsorge und des Religionsunterrichts standen seit 25 Jahren nicht mehr auf der Tagesordnung einer Synode.

2. Die Strukturveränderung an sich ist zum Prinzip kirchenleitenden Handelns geworden. Die Anlage dieses Prozesses löst ständig neue Reformen aus. Die Reform ist zur Dauerbeschäftigung geworden.

3. Insgesamt hat es keine Einsparungen gegeben, sondern Umschichtungen von unten nach oben. Verlierer sind die Gemeinden und der Pfarrdienst.

4. Die Sprache der Reform klingt ökonomisch. Doch die ökonomischen Ergebnisse sind dürftig. Die tatsächlichen Kosten sind hoch.

5. Der Verwaltungsaufwand ist gestiegen. Für seine Verwaltung gibt ein Dekanat etwa das Fünffache aus wie 20 Jahre zuvor. Vermutlich hat die Kirche noch nie so viel Geld für ihre Verwaltung ausgegeben wie heute. Vermutlich war ihre Organisation noch nie so schlecht und die leitenden Mitarbeiter noch nie so gut bezahlt.

6. Die Gemeinden werden zu Filialen der Kirche. Nachdem Kirchenmusiker, Gemeindepädagogen und Fach- und Profilstellen auf der Ebene des Dekanates angesiedelt worden sind, sollen nun die Gemeindepfarrstellen folgen. Sie werden zu Pfarrstellen der Region. Nach den Diakoniestationen sollen auch die Kindergärten aus den Gemeinden abgezogen werden.

7. Das Gegenüber von kirchlichen Mitarbeitern ist nicht mehr die Gemeinde und ihr Kirchenvorstand, sondern ein Gremium, das von der täglichen Arbeit weit entfernt ist und deshalb durch Dokumentationen und Präsentationen unterrichtet werden muss und sich vor allem als Kontrollorgan versteht.

8. Die Kirchenvorstände sind weitgehend entmündigt. Sie werden durch Ehrenamtsakademien darauf vorbereitet, die Arbeit zu übernehmen, die früher durch den Pfarrer gemacht wurde.

9. Die Fluktuation von Ehrenamtlichen ist gestiegen. Gerade kompetente Mitglieder ­haben die Synoden in den letzten Jahren verlassen. Der Niveauverlust und die hohe Fluktuation erleichtern die Durchsetzung von Reform­schritten.

10. Die EKHN hat in den letzten 5 Jahren nichts unternommen, um nachhaltig für pastoralen Nachwuchs zu werben. Das hat verschiedene Gründe. Einer darf dabei nicht übersehen werden: Die Zusammenlegung von Gemeinden, die Fusion von Dekanaten lässt sich besser durchsetzen, wenn kein Personal mehr da ist.

11. Die Dauerdebatte über die Zukunft der Kirche und die stetige Dramatisierung von Problemen machen die Kirche offenbar als Arbeitsgeber unattraktiv.

12. Die klassischen Organisationsvorteile der Kirche – flache Hierarchien, hohe Präsenz vor Ort, Selbstorganisation und intrinsisch motivierte Mitarbeiter – sind reduziert worden.

  1. Die Reformen werden nicht von den Menschen und den Notwendigkeiten vor Ort her gedacht, sondern von Organisations- und Machtfragen her entwickelt. Sie wirken deshalb nur beschränkt nach außen. Die Evaluation der Dekanatsstrukturreform zeigte, dass das Dekanat kaum wahrgenommen wird. So erklärten etwa 82% der Kirchenvorstände und 71% der Gemeindeglieder, dass sie nicht die Region, sondern die Kirchengemeinde gestärkt sehen möchten. Vom Dekanat wussten nur 21% der Mitglieder bei starker Bindung, 10% bei mittlerer Bindung und 5% bei schwacher Kirchenbindung. Das ursprüngliche Ziel, gerade die Kirchenfernen durch die Dekanatsstrukturreform zu erreichen, wurde bislang verfehlt.

Zum Artikel von Pfr. Dr. Christoph Bergner

 

Deutscher Richterbund gegen Fusionen bei Gerichtsbarkeiten

Der Deutsche Richterbund stemmt sich gegen Fusionen, die ohne den Nachweis von Verbesserungen aufoktroiert werden sollen:

„Der DRB lehnt die Schaffung einer einheitlichen öffentlich-rechtlichen Gerichtsbarkeit und die Eingliederung der Arbeitsgerichtsbarkeit in die ordentliche Gerichtsbarkeit ab. Vorteile einer solchen Reduzierung der Gerichtsbarkeiten werden lediglich behauptet, Belege in Form von nachprüfbaren Zahlen und überzeugende Konzepte zur Zusammenlegung fehlen. Die selbstständigen Fachgerichte haben sich seit Jahrzehnten bewährt, sie genießen bei allen Beteiligten großes Vertrauen. Ohne den Nachweis von Verbesserungen dürfen bewährte Gerichtsstrukturen nicht allein aus fiskalischen Gründen und um Richter leichter versetzen zu können zerstört werden“. Deutscher Richterbund

Der Bruch – Arbeitsplätze der Professionen werden groß transformiert (Thema des Monats)

Ganze Bereiche des gesellschaftlichen Lebens gibt es jedoch, die – unter den immer gleichen Schlagworten wie ‚Wettbewerb’, ‚Transparenz’ und ‚Qualitätsmanagement’ – in den vergangenen Jahren nach dem Modell des entfesselten Unternehmertums bis in ihre Fundamente hinein umgestaltet wurden, bei denen eine kritische Revision der Geschäftsgrundlagen bis jetzt nicht einmal als Möglichkeit erwogen wird – auch wenn ihre Vorbilder, eben die Wirtschaftsunternehmen, längst damit begonnen haben… Grundsätzlich gehören hierzu alle Einrichtungen des gesellschaftlichen Lebens, die sich, oft nach Vorgaben von Unternehmensberatern, als öffentliche Institutionen eine unternehmerische Struktur geben mussten. Und es gilt vor allem für die größte dieser Einrichtungen: die Universität.“Zum Artikel.

Universität:

Die neue Hochschule verändert nicht nur die Studienbedingungen, sondern auch die Arbeitsprozesse, Tätigkeitszuschnitte und Beschäftigungsbedingungen mehr oder minder aller Hochschulbeschäftigten. Die Hochschule ist für Professorinnen und Professoren, für andere wissenschaftlich Beschäftigte und auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Technik und Verwaltung ein anderer „Arbeitsplatz“ geworden.

Kirche:

Es wurde eine Doppelstuktur geschaffen in Form eines „Gesamtgemeindekirchenrates“, der das Sagen über Finanzen und alles Rechtliche hat und „Ortgemeindekirchenräte“, die ein Taschengeld bekommen und den Rasen mähen dürfen. Die Anzahl der Gemeindepfarrer wurde um ca. 40% pro Region reduziert und beispielsweise der Konfirmandenunterricht wurde an sogenannte „Pfarrer im Spezialdienst“ außerhalb der Gemeinde abgegeben. Pfarrstellen, Kantoren, Katecheten und Büropersonalstellen wurden nur noch über den Kirchenkreis besetzt.

 

Jörg Flecker/Christoph Hermann

Die »große Transformation« öffentlicher Dienstleistungen: Materielle und symbolische Folgen für Arbeit und Beschäftigung
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden die öffentlichen Dienstleistungen in Europa durch die Einrichtung und Liberalisierung von Märkten für das Dienstleistungsangebot und durch die Privatisierung der Organisationen einer tief greifenden Umstrukturierung unterzogen. In diesem Beitrag geht es nach einem kurzen Einblick in den Prozess der Liberalisierung und Privatisierung der öffentlichen Dienstleistungen um den damit verbundenen Umbruch dieses herausgehobenen Bereichs der Arbeitswelt. Wir fokussieren auf die Formen und Bedingungen der Beschäftigung, die Arbeitsbeziehungen und die Organisation der Arbeit, die sich durch die Prozesse der Kommodifizierung und Ökonomisierung grundlegend verändern. Die früheren „Staatsdiener/innen“ sind aber nicht nur in materieller Hinsicht, sondern durch den gleichzeitigen Umbruch der symbolischen Ordnungen auch in ihrer „ständischen Lage“ betroffen. Entsprechend nehmen wir die Perspektive der in den öffentlichen Dienstleistungen Beschäftigten ein und diskutieren, wie die symbolische Dimension des Wandels theoretisch angemessen zu erfassen ist.