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EKKW Kurhessen-Waldeck

Strukturen optimal organisiert und reformiert? Rückblick auf die 12. Landessynode (2010–2016) der EKKW. Von Präses Rudolf Schulze

hier: 10/2016, Hess. Pfarrerblatt

…Eine weitere Konzentration auf Struktur- und
Finanzdebatten würde uns mehr behindern
als stärken; denn sie wird nicht einmal
bei unseren kirchentreuen Mitgliedern die
Identifikation mit dem evangelischen Bekenntnis
fördern, auch wenn wir uns noch so
sehr als optimal organisierte Kirche herausputzen
würden. Insofern stellen unsere Beschlüsse
vom November eine nützliche Zäsur
mit programmatischer Ausrichtung dar: Wir
wollen unsere „Volkskirche qualitativ weiter
entwickeln“…

vgl. S. 121 (print)

„Volkskirche qualitativ weiter entwickeln.“ Historie und zukünftige Ziele des Reformprozesses der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Hess. Pfarrerblatt 2 April 2016, von  Wolfgang Kallies Geschäftsführer des Reformprozesses,
Dr. Volker Mantey Vorsitzender des Zukunftsausschusses und des Begleitausschusses 2012 2015

Am 21. November 2011 beschloss die Landessynode einen Verfahrensvorschlag zur Posterioritätendiskussion. Sie beauftragte den Rat der Landeskirche, einen Ausschuss einzurichten, der einen Vorschlag zur Festlegung von sog. Posterioritäten erarbeiten sollte… Die inhaltliche Vorgabe für den Zukunftsausschuss lautete zunächst, 25% der Kosten zu identifizieren, die auf der Basis des landeskirchlichen Haushalts von 2010 als Referenzgröße bis 2026 zu reduzieren seien…

Das Leitmotiv des Prozesses und am Ende auch des Gesamtergebnisses wurde dem Gutachten der Theologischen Kammer zum Reformprozess entnommen: „Volkskirche qualitativ weiter entwickeln“. … Sechs Ausschüsse und Arbeitsgruppen, die alle Bereiche des kirchlichen Lebens im Haushalt unserer Landeskirche abbilden, entfalteten in der Folge die auf der Grundlage der Vorschläge des Zukunftsausschusses gefassten Beschlüsse inhaltlich und finanziell:… Insgesamt fanden inklusive mehrtägiger Klausuren 125 Sitzungen mit insgesamt 90 ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern statt. Zuarbeitende aus dem Landeskirchenamt, den Kirchenkreisen und anderen Gremien waren ca. 250 Personen…

Volkskirche qualitativ weiter entwickeln“ – was aus den Ergebnissen folgt. Mit den Beschlüssen der Synode im Herbst 2015 und dem Verlauf des Prozesses ergeben sich unseres Erachtens insbesondere für den Gemeindepfarrdienst folgende Konsequenzen:
a) … , die Anpassung von Gemeindepfarrstellen bleibt an der Entwicklung der Mitgliederzahlen orientiert, während für die Funktionspfarrstellen eine feste Reduktion beschlossen wurde. Damit zieht das Ergebnis Konsequenzen aus der aktuellen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hinsichtlich der vor allem lokalen und regionalen Wahrnehmung von Kirche. …

d) Der Duktus der Beschlüsse richtet sich auf eine Stärkung der Verantwortung in den Regionen (Kirchenkreise / Kooperationsräume). B…
e) Die Entscheidungen der Landessynode, sowohl Stellenpools in den Kirchenkreisen einzurichten, als auch das berufliche Profil der Diakoninnen und Diakone als explizit soziales Amt der Kirche weiterzuentwickeln, bedeutet mittelfristig einen Einstieg in „interprofessionelle Teams“ in regionalen Kooperationsräumen …
So wie sich die finanzielle Entwicklung und die des theologischen Nachwuchses absehen lässt, wird man in der Landeskirche mutmaßlich immer wieder einmal in die Lage kommen, in der zwar finanzielle Ressourcen für die Besetzung einer Pfarrstelle vorhanden sind, aber kein Personal. …
vgl. S. 43-47 (print)

 

Die Beschlüsse in der Kurz- und Langfassung finden Sie unter folgendem Link im Internet.

(Ver)späte(te) Einsichten eines Synodenpräses: „Nach jahrzehntelangen Struktur- und Finanzberatungen muss die Selbstbeschäftigung der Kirche mit ihrer Reorganisation an ein Ende kommen“.

02/2016

Rückblick und Ausblick am Ende der 12. Landessynode
von Präses Rudolf Schulze , Samstag, 20. Februar 2016
Hohe Synode, liebe Schwestern und Brüder,

…Gewiss wird es auch künftig wieder ums Geld gehen. Aber nach jahrzehntelangen Struktur- und Finanzberatungen muss die Selbstbeschäftigung der Kirche mit ihrer Reorganisation an
ein Ende kommen. Denn die Reformanstrengungen haben viel Zeit und Kraft gebunden. Wir
brauchen aber unsere Energien dringend dort, wo uns die viel größeren, ja die eigentlichen
Herausforderungen begegnen: Sie liegen in der fortgeschrittenen geistlichen Verarmung
unserer Gesellschaft, in den Herausforderungen durch die vielen, vielen Menschen, die aus
anderen Kulturen in unser Land kommen und in dem Einsatz für eine solidarische Gesellschaft…

vgl. S. 2 des Rückblicks.

Auch in Hessen: Schwere Geburten, Leiden und Lasten von landeskirchlichen Kooperationsverträgen. Viel Aufwand für – …?

02/2016, aus dem Rückblick und Ausblick am Ende der 12. Landessynode
von Präses Rudolf Schulze , Samstag, 20. Februar 2016

„… Als wir vor sechs Jahren an den Start gingen, hatte uns die 11. Landessynode unfreiwillig
einen großen Brocken unerledigt hinterlassen müssen. Das war der mit der EKHN ausgehandelte
Kooperationsvertrag, der wegen hessen-nassauischer Verfahrensfragen in unsere Synodalperiode
hinüberragte. In unserer dritten Tagung haben wir dann im November 2011
den Beschluss zur Kooperation unserer beiden Landeskirchen in den Bereich Mission und
Ökumene sowie Religionspädagogik verabschiedet. Wenn dieser Beschluss damals als „historisch“
bewertet wurde, so klingt darin die Erleichterung nach über den erfolgreichen Abschluss
sechsjähriger Verhandlungen, an deren Ende wir Einverständnis erzielt haben über
die Hälfte des ursprünglich geplanten Kooperationsumfanges. …“

vgl. S. 1

Vgl. dazu die Entwicklung in einem der Kooperationsbereiche von EKHN und EKKW, der Religionspädagogik: Hat die Religionspädagogik in der EKHN und EKKW noch eine Zukunft?

EKKW: Evangelische Kirche will 50 Millionen Euro real einsparen. „Zuversichtlich kleiner werden“ wird ernst.

17.10.15
Kassel. Die Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) steht vor massiven Einschnitten: Bis 2026 will die Kirche ein Viertel ihres Haushaltsvolumens – gemessen am Jahr 2010 – einsparen. Das entspricht rund 50 Millionen Euro.

Damit wird das Projekt des „zuversichtlich kleiner Werdens“  der EKKW umgesetzt.

Mehr dazu.

Das geschieht auf der Basis der Arbeit des Zukunftsausschusses der EKKW:

5. Wie hoch ist das geplante Einsparziel?
Das Einsparziel haben wir bereits im ersten Zwischenbericht mit 50 Mio. Euro bis 2026 benannt
(Realeinsparung, nicht Gesamteinsparung), wenn man zugrunde legt, dass sich die
demographische Entwicklung in der Landeskirche so vollzieht, wie es die Studie der EKD
prognostiziert (Verringerung der Kirchenmitgliederschaft um 34,1% bis 2040, damit verbunden die
7
Verringerung der Kaufkraft und damit der Steuerkraft der Kirchensteuerzahler um 40-50% in
demselben Zeitraum. Bei einem Haushaltsvolumen von 200 Mio Euro sollte also bis 2026 ein
Volumen von 50 Mio Euro eingespart werden.).  Mehr dazu.

 

 

Revisted: Pfarrberufe zwischen Praxis und Theorie. Aus Ergebnissen früherer Pfarrerzufriedenheitsstudien. Von Dr. Dieter Becker.

aus Dt. Pfarrerblatt, 10/2008, hier: Aus Ergebnissen früherer Pfarrerzufriedenheitsstudien:

Beurteilung des Images der eigenen Landeskirche
Weniger als 5% der Pfarrpersonen sind mit dem Image der eigenen Landeskirche vollkommen oder sehr zufrieden. Dagegen sind über 60% der Pfarrpersonen der beiden hessischen Kirchen mit dem Image weniger bzw. unzufrieden; in Hannover sind es über 45%.

Zufriedenheit mit dem Image der Kirche

 

Bildschirmfoto vom 2015-05-23 15:24:57

 

Nicht anders sehen die Ergebnisse im Blick auf die Wertschätzung und Zufriedenheit mit landeskirchlichen Vertretern bzw. kirchlichen Gremien aus. In allen drei Kirchen sind die Pfarrer/innen unzufrieden mit ihrer eigenen landeskirchlichen Vertretung (66–80% in der EKHN), mit der eigenen Wertschätzung (53–60% in Hannover) und mit der Alltagsunterstützung (28–47% in der EKKW, 48-69% in Hannover)…

Im Zusammenhang mit dem Pfarrberufsergebnissen kommt Peter Höhmann zu dem Schluss: »Insgesamt ist … eine Richtung zu erkennen, auf die hin Pfarrerinnen und Pfarrer ihre Unzufriedenheit kanalisieren. Die eigenen Handlungskompetenzen werden als positiv bewertet, Teilhabe an der Gesamtkirche und damit der positionale Bezug zu den Bedingungen, unter denen die Kompetenzen sich entfalten können und sollen, bleiben von diesem Urteil getrennt.« Die empirischen Daten erhärten die These von einer »Entkirchlichung der pastoralen Berufsgruppe«. Die Rede von einer »inneren Kündigung« gegenüber der eigenen Landeskirche hat hier ihre Begründung.

Hat die Religionspädagogik in der EKHN und EKKW noch eine Zukunft? Das fusionierte religionspädagogische Institut von EKKW und EKHN öffnet in Marburg.

05/2015, homepageeinträge von RPZ, RPI und PTI der EKHN und EKKW: 

Dritter Umzug des RPI (des Religionspädagogischen Instituts der EKHN) innerhalb von 4 Jahren von Kronberg-Schönberg nach Dietzenbach (2011) und von dort nach Marburg (2015) und Umzug der Regionalstelle Marburg der EKKW innerstädtischer Umzug innerhalb Marburgs:

„Der 1. Januar 2015 ist ein entscheidendes Datum. Ab diesem Zeitpunkt wird in rechtlicher und finanzieller Hinsicht das gemeinsame religionspädagogische Institut der beiden ev. Landeskirchen von Kurhessen-Waldeck und Hessen-Nassau seine Arbeit beginnen. Die Trägerschaft des Instituts übernimmt die EKKW.

Für die Zentrale in Marburg hat die EKKW das Hans-von-Soden Haus bereitgestellt. Hier wird das RPI gemeinsam mit der ESG Marburg die Gebäude nutzen. Derzeit sind die notwendigen Umbauarbeiten in vollem Gange. Wir erwarten, dass die Räume im Frühjahr 2015 bezogen werden können.

Das Institut wird dann über neun regionale Arbeitsstellen verfügen, fünf auf dem Gebiet der EKHN (Gießen, Frankfurt, Darmstadt, Mainz und Nassau) und vier auf dem Gebiet der EKKW (Kassel, Marburg, Fulda und Fritzlar)…  Zur Quelle.

Neben den offiziell aufgeführten, in Zukunft erwarteten oder in die Zukunft projizierte Vorteile, liegen etliche schmerzliche Verluste des Downsizing-Prozesses auf der Hand und sind seitens des Personals zu verarbeiten: 

– Ein Tagungshaus mit Übernachtung ist nicht vorgesehen, (Tagungen wechseln an unterschiedlichen Orten durch die EKHN und EKKW)

– Die Bibliothek (des RPZ Schönberg) ist aufgelöst. In Darmstadt fand vor Kurzem der Ausverkauf der Bibliothek statt.

– Die seit Jahrzehnten renommierte „Marke“  „Schönberger Hefte“ musste eingestellt werden. Nur durch einen zähen Kampf konnten die Relipäds  eine Nachfolgezeitschrift retten. Schlagendes Argument in ihrem Kampf: „Ihr habt uns so viel weggenommen, nicht auch noch die Zeitschrift“ .

Zur Erinnerung: Erst vor wenigen Jahren musste das RPI der EKHN das Stammhaus RPZ Schönberg aufgeben:

„Am 12.4.2011 hat die Eröffnung der neue Räume des Institutes in Dietzenbach stattgefunden. Buchstäblich bis auf die letzte Minute haben die Handwerker gebraucht, aber alles ist fertig geworden. Die Mitarbeiter/innen des Institutes haben  echt eine starke Arbeit geleistet, kaum einer der Gäste mag geahnt haben, dass am Vorabend noch Baustelle angesagt war. „ Zur Quelle.

Damals herrschte im RPI tiefe Betroffenheit über die vollendeten Tatsachen, die die EKHN-Synode in einer zweiten Einbringung schaffte, nachdem die Synode die Zustimmung zur Veränderung in einer ersten Synodaltagung verwehrt hatte:

Am meisten schmerzt uns der Verlust unseres Tagungshauses. Die Synode der Ev. Kirche in Hessen und Nassau hat im Februar beschlossen das RPZ Tagungshaus spätestens zum 31.12.2012 zu schließen. Da das Anwesen aufgrund voraussehbarer Schwierigkeiten und infolge reaktiven Managements nach Auszug des RPZ jahrelang leer stand, dient es auf Initiative der Gemeinde heute als Flüchtlingsunterkunft. (vgl. hier.)

Was ist noch offen? Wo wird das RPI seinen Hauptsitz haben, wenn das Tagungshaus in Schönberg geschlossen wird und die Villa nicht mehr zur Verfügung steht? Werden wir in unserem Hauptsitz noch eine personelle Verstärkung erfahren, besonders in dem strategisch so wichtigen Arbeitsfeld wie der Konfirmandenarbeit? Was geschieht mit der Bibliothek? Wie gelingt uns die Balance zwischen schulfachlicher Arbeit und Fortbildungsarbeit? Wie entwickeln wir konzeptionell eine regionale Unterstützungsarbeit für den Religionsunterricht?“ Zur Quelle.

Frage: bisher werden Fusionen ja immer reduktionistisch mit dem Kostenargument begründet. Hier ist – wie in allen solchen Fusionsfällen – zu fragen: wann werden sich die Kosten durch Umzüge, durch Renovierungsarbeiten, durch Abschreibungen auf Gebäude (Verluste beim Verkauf), durch langanhaltende Lähmung des Betriebs etc., amortisiert haben? Die Wette gilt: nicht vor der nächstfolgenden Fusion. Oder ist bei der vorgelegten Geschwindigkeit des Downsizing-Prozesses am Ende eine Abwicklung von RPI/PTI geplant?  (F.S.)

Auch Mitglied der Pfarrvertretung der EKKW fordert Bilanzierung der Reformen und Moratorium des Reformprozesses.

 Die EKKW und ihre Zukunftsdebatte, von Pfr. Konrad Schullerus, Pfarrvertretung der EKKW (Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck).

Nach einer Analyse der zurückliegenden Kirchenreformen in der EKKW und des weiteren Reformkonzets des Zukunftsaussschusses zieht der Autor folgendes Fazit:

„Was tun, sprach Zeus?

Was die Prioritäten kirchlichen Handelns betrifft, ist die EKKW weiter als 1992, dank der Arbeit des Strukturausschusses II. Bei der Umsetzung der von diesem erarbeiteten Prioritäten allerdings ist sie nicht wirklich voran gekommen. Die von Vizepräsident Bielitz schon 1992 angemahnte Zielperspektive kirchlichen Handelns – man könnte auch von strategischer Ausrichtung sprechen oder von der Form, in der die Kommunikation des Evangeliums sinnvoll Gestalt gewinnen soll – fehlt nach wie vor. Es gibt vor allem Sparbeschlüsse, die aufgrund einer fragwürdigen Prognose getroffen worden sind und den genannten Prioritäten mehr oder minder zuwiderlaufen, ohne dass Zielkonflikte als solche benannt werden.

M.E. wäre dringend ein Moratorium angesagt, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Ich rege folgende Fragestellungen und Vorgehensweise an, wobei einige der Überlegungen des Zukunftsausschusses durchaus aufgegriffen werden können:

1.Was haben die bisherigen Reformen – Kirchenkreisfusionen, Pfarrstellenabbau, neue Finanzverfassung, Einführung der Doppik – gebracht, und was haben sie gekostet? Es erscheint mir wenig sinnvoll, neue Reformprojekte loszutreten, ohne die Folgen der bisherigen Projekte angeschaut und daraus gelernt zu haben. Für alle zukünftigen Projekte ist vorher eine Kosten-Nutzen-Analyse vorzunehmen.

2….

3. Keine Planung kommt ohne Prognosen aus, das ist klar. Prognosen aber werden nun mal mit steigendem Prognosehorizont zunehmend unsicher. Wo werden Überprüfungszeiträume eingebaut? Wie müssen Beschlüsse aussehen, die nicht von vornherein auf irreversible Fakten hinauslaufen, sondern modifizierbar, anpassbar bleiben, je nach tatsächlicher Entwicklung der Lage?…“

Lesen Sie die weiteren Vorschläge und den gesamten Artikel auf den Seiten 11ff.

„Diagramm zur Pfarrstellen-Anpassung“ in der EKKW (Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck).

01/2015, Pfarrvertretung der EKKW

Nachdem es immer wieder Nachfragen zum Aublauf der Pfarrstellen-Anpassung aus dem Kreis der Pfarrerinnen und Pfarrer an die Pfarrvertretung herangetragen wurden, haben wir ein Diagramm entwickelt, das die wichtigsten Schritte der Pfarrstellen-Anpassung aufzeigt.

Eine Checkliste über die einzelnen Schritte bei der Aufhebung einer Pfarrstelle ist derzeit in Arbeit.

Zum „Diagramm zur Pfarrstellen-Anpassung“