Schlagwort-Archive: elitenkonforme Berichterstattung

„Warum schweigen die Lämmer?“ Demokratie, Psychologie und Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements. Von Prof. Dr. Rainer Mausfeld

Vortrag an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, am 22. Juni 2015:
Thema dieses Vortrags sind Techniken, die dazu dienen, schwerwiegende Verletzungen moralischer Normen durch die herrschenden Eliten für die Bevölkerung moralisch und kognitiv unsichtbar zu machen. 

hier zum Vortragstext.

Konfliktforschung: „Ethnien und Religion sind keine Kriegsursachen“. SZ-Interview mit Günther Schlee, Max-Planck-Institut für Ethnologie.

Ein überaus aufschlussreiches und ergo lesenswertes Interview der SZ vom 23. Juni 2010 mit unverändert gültigen Erkenntnissen der Konfliktforschung, die man andernorts so noch nicht gelesen hat. Daraus hier (nur:)

Schlee: Die These vom Kampf der Kulturen besagt: Je größer der Unterschied, desto höher das Konfliktpotential. Aber schauen Sie sich pluriethnische oder multikulturelle postkoloniale Gesellschaften mit Gruppen von Menschen afrikanischen, europäischen, asiatischen und indischen Ursprungs an.

Die kulturelle Verschiedenheit korreliert nicht mit der Konflikthäufigkeit. Auf der anderen Seite finden wir häufig Konflikte gerade zwischen kulturell besonders ähnlichen Gruppen…

sueddeutsche.de: Was sind die eigentlichen Konfliktursachen?

Schlee: Das kann der Zugang zu materiellen Ressourcen sein, etwa Öl, Wasser, Weideland, Diamanten. Es können auch Chancen auf dem Arbeitsmarkt sein. In Nordirland wurde ein ganzer Bevölkerungsteil vom öffentlichen Sektor ausgegrenzt…

sueddeutsche.de: Es geht nicht eigentlich um Religion, sondern um Macht?

Schlee: Ja. In islamischen Ländern haben die Gruppen, die den Glauben dort verbreitet haben, die Eliten gebildet. Aber was tut man, wenn alle Muslime sind? Man sucht Ausschlusskriterien für die Eliten, die eigentlich nichts mehr zu tun haben mit den ursprünglichen Gründen für die Elitenbildung. Man erklärt sich zum richtigen Muslim, und die anderen zu falschen…

Zum vollständigen Text.

„Wie Feindbilder entstehen“, erschienen im Beck Verlag. ISBN-10: 3406547435 ISBN-13: 978-3406547430 Preis: 14,90 Euro

Als Hauptursachen von Konflikten zwischen Gesellschaften oder gesellschaftlichen Gruppen gelten religiöse Unterschiede und ethnische Zugehörigkeit. Dieses Buch zeigt anhand von Beispielen, die von Ex-Jugoslawien bis Somalia reichen, daß die wirklichen Ursachen in der Regel ganz anders gelagert sind. Nutznießer von kriegerischen Auseinandersetzungen sind meistens wenige, die jedoch einflußreich genug sind, einen Konflikt auch gegen das Interesse der großen Mehrheit eskalieren zu lassen. Dahinter verbergen sich allzu oft handfeste Auseinandersetzungen um Bodenschätze, Erwerbsnischen, Ämter und Gehälter. Darüber hinaus stellt sich die Frage sozialer Identifikation. Nach welchen Merkmalen bilden Menschen Gruppen, unterscheiden sie zwischen Freund und Feind, schließen sie Bündnisse oder bilden sie Koalitionen? Erst die Beantwortung dieser Fragen erlaubt auch die Entwicklung erfolgversprechender Strategien der Konfliktschlichtung. Zur Quelle.

Die Nähe zur Macht. Eine Netzwerkanalyse beleuchtet die Verbindungen deutscher Top- Journalisten zu Eliten aus Politik und Wirtschaft.

Vier Journalisten fallen mit ihrer elitenkonformen Berichterstattung besonders auf.

von Uwe Krüger

Die Münchner Sicherheitskonferenz ist eine hochkarätige, aber umstrittene Veranstaltung. Wenn sich jährlich im Februar über 300 Sicherheitspolitiker, Diplomaten, Militärs, Rüstungsindustrielle, Banker, Versicherer, Analysten und Publizisten treffen, protestieren stets mehrere Tausend Menschen auf der Straße, und parallel findet eine Gegenveranstaltung namens Münchner Friedenskonferenz statt.

Schreibt jedoch der Außenpolitik-Ressortleiter der
Süddeutschen Zeitung, Stefan Kornelius, über die Angelegenheit, wundert sich so mancher Leser über Parteinahme zugunsten der Sicherheitskonferenz und über die Marginalisierung ihrer Gegner, die bis hin zur Verwendung falscher Zahlen geht. Kornelius schilderte beispielsweise in einem Beitrag, wie sich das Verhältnis zwischen Konferenzleiter Wolfgang Ischinger und den Protestlern angeblich entspannte: Ischinger »brach das Eis, indem er auf die Gegner zuging. Ein halbes Dutzend Mal traf er sich mit verschiedenen Gegner-Gruppen, diskutierte, hörte zu, versuchte zu überzeugen (…) Ischinger machte in den Gesprächen ebenfalls klar, dass es intellektuell unredlich sei, von den Konferenzteilnehmern als ‚Kriegstreibern‘ zu reden, wenn es um Abrüstung, Energiesicherheit oder Verständnis zwischen den Großmächten China und USA gehe.« (SZ vom 3. Februar 2010) Von den Argumenten der Protestler erfuhr der Leser nichts – und auch nicht, welche Quellen Kornelius für die Ischinger- nahe Erzählung genutzt hat. Zum Artikel.