Archiv der Kategorie:
Institutioneller Wandel außerhalb der Kirchen

USA: Geld verdienen mit Gefangenen.

02/2016

Wallstreet – das Handelszentrum in New York. Hier kommt einer, der so gar nicht hierhin passt: Alex Friedman hat eingesessen, acht Jahre wegen schweren Raubes. Heute ist er ein Aktivist und kritischer Aktionär. Er hat hier Anteile an kommerziellen Gefängnisunternehmen gekauft, um so von innen Druck auf Firmen und Investoren zu machen.  Mehr dazu.

Überlastete Gerichte: Aktenberge stapeln sich auf dem Schreibtisch von Sozialrichter Michael Kahnert.

02/2016

– Sozialgerichte rufen um Hilfe
Schon seit Jahren ächzen die Sozialrichter in Brandenburg unter einer Flut von Klagen. Vor allem Hartz-IV-Empfänger fechten oft ihre Bescheide an. So werden die Aktenberge immer höher, und durchschnittlich dauern die Verfahren inzwischen mehr als zwei Jahre. Die Richter rufen nach mehr Personal – bislang mit wenig Erfolg…   Zum Artikel.

Technokratische Reformen gefährden die hohe Qualität des Schweizer Bildungssystems.

Veröffentlicht am 03.01.16
Reformhektik im öffentlichen Schulwesen

Im Bildungswesen als wohl sensibelsten Bereich dieses Service public, das vom TISA-Abkommen im Hinblick auf Privatisierungsbestrebungen mit Sicherheit betroffen sein dürfte, erleben wir seit Jahren Kaskaden von Reformen, die mit enormer Propaganda und dem Gestus einer eigenmächtigen Verwaltungsbürokratie durchgezogen werden – zumeist ohne öffentliche Diskussion und gänzlich ohne Zustimmung der eigentlichen Schulexperten, nämlich den Lehrpersonen. Einige wenige profilierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik haben – mit merkwürdig wenig Resonanz – wiederholt versucht, auf die fehlende Sach- und Fachbegründung dieser «Reformitis» hinzuweisen und die längst fällige Zäsur zur vertieften Reflexion und Diskussion endlich zu ermöglichen. Im Memorandum «Mehr Bildung – weniger Reformen» forderten vor zwei Jahren namhafte Humanwissenschaftler, unter anderem die Professoren Walter Herzog, Roland Reichenbach, Allan Guggenbühl, Remo Largo, Fritz Osterwalder, Rolf Dubs einen «Stopp der Reformhektik», die ohne öffentlichen Konsens «von oben» verordnet und durchgesetzt werde; ja man sprach gar vom Weichen der öffentlichen Kontrolle im Bildungswesen zugunsten einer «demokratiefernen Expertokratie»… Zum Bericht.

57. Jahrestagung des dbb, des Deutschen Beamtenbundes: Öffentlichen Dienst würdigen – Themen und Probleme wie in der Kirche

11. Januar 2016, aus der Rede von Wille Russ, stellv. Vors. dbb

… Schließlich geht es demografisch natürlich auch um Nachwuchskräfte. Alle wissen, dass in den kommenden Jahren in großem Umfang erfahrene Beschäftigte altersbedingt ausscheiden werden. Bekannt ist auch, dass damit vieles an Erfahrungswissen verloren geht. Da die Planstelle bis zum Ausscheiden besetzt ist, gibt es entweder keinen Wissenstransfer oder jungen Menschen wird zuerst nur eine befristete Anstellung geboten. Das ist völlig unattraktiv für gute Bewerber. Wir haben deshalb ausdrücklich die Einführung einer demografievorsorgenden Stellenpolitik gefordert, die im Rahmen der Demografiestrategie der Bundesregierung initiiert wurde. (S. 19)

Das Bundesverfassungsgericht hat damit für Richter wie für Beamte klare und nachvollziehbare Schritte zur Bestimmung der untersten Grenze der amtsangemessenen Besoldung festgelegt. Wir sehen uns in unserer Argumentation bestätigt, dass die Besoldung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung tragen muss. Der gesamte öffentliche Dienst in Bund, Ländern und Gemeinden muss – trotz Föderalismusreform – finanziell so attraktiv ausgestaltet sein, dass er im Wettbewerb um die besten Kräfte bestehen kann. (S. 22)

Die IAB-Wissenschaftler haben ermittelt, dass der Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse bei den Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst oberhalb von 15 % liegt und damit auch über der Privatwirtschaft. Vor allem jüngere Arbeitnehmer unter 35 Jahren werden danach häufig nur befristet eingestellt. Dies ist keine Perspektive für junge Menschen, die zu Recht Verlässlichkeit und Planbarkeit erwarten, wenn sie sich für einen Arbeitgeber entscheiden. Diese Ergebnisse werden sicher in die Tarifforderungen mit einfließen. (S. 26)

Zum Bericht.

Vorfälle in Köln als Problem des institutionellen Wandels: Die Vorfälle in Köln offenbaren doch nur politische Fehlentwicklungen.

7. Januar 2016 Thorsten Hild, Wirtschaft und Gesellschaft
Seit Jahren aber ist bekannt und wird von verantwortlichen Personen immer wieder benannt, dass die Polizei am Rande der Kapazität arbeitet. Das gilt auch für viele andere staatliche Bereiche, in die der Bürger einst, vor langer Zeit, Vertrauen hatte: den Gesundheits- und Bildungssektor zum Beispiel (letzterer besonders wichtig auch dafür, Menschen mit Migrationshintergrund, aber auch an den gesellschaftlichen Rand gedrückte Menschen deutscher Herkunft erfolgreich zu integrieren bzw. zu reintegrieren) oder die Versorgung im Alter. Überall knausert der Staat in diesen Bereichen. Bei der Zahl der Beschäftigten, ihrer Ausstattung, ihrer Entlohnung. Entweder direkt als Arbeitgeber oder indirekt über entsprechende Gesetze. Mehr dazu.

Wider die Standardisierung menschlicher Lern- und Lebenswelten. Gespräch mit dem Professor für Erziehungswissenschaft Hans Brügelmann.

14. Januar 2016, www.nachdenkseiten.de
… Herr Brügelmann, in Ihrem unlängst erschienen Buch „Vermessene Schulen – standardisierte Schüler“ wenden Sie sich gegen die allgemeine Testeritis, die das Bildungssystem seit einiger Zeit heimsucht. Wieso? Was haben Sie gegen derlei Bemühungen um Qualitätssicherung?

Durch Leistungstests die Qualität von Schule sichern? Eine kühne These! Solche Tests erfassen doch nur den sogenannten „Output“ und davon wiederum nur einen kleinen Teil, schon vom Ansatz her eingeschränkt auf wenige Fächer und von diesen wiederum nur Ausschnitte – und das auch noch in sehr oberflächlicher Form.

Wo bleiben die Wirkungen der Schule auf das soziale und das ästhetische Lernen oder gar auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen? Und was ist mit der Qualität des pädagogischen Umgangs: Respekt füreinander, Offenheit für die besonderen Bedürfnisse und Interessen einzelner Kinder, Bemühen um die Überwindung ihrer Schwächen, demokratische Entscheidungsverfahren usw.? Ich finde, die Fixierung auf Punktwerte in Leistungstests führt zu einer Verarmung der Qualitätsdiskussion.

Zum vollständigen Wortlaut.

Wandel in anderen Institutionen: Die Wut geht um in der deutschen Polizei: Millionen Überstunden, schlechte Bezahlung. Nun rächt sich der Sparkurs.

Heiligabend in Uniform, Millionen Überstunden, schlechte Bezahlung: Die Beamten sind von Flüchtlingskrise und Terrorgefahr überfordert. Nun rächt sich der Sparkurs.

24. Dezember 2015, Von Joachim Käppner, SZ

Mindestens zehn Millionen Überstunden

Radek schätzt die Zahl der aufgestauten Überstunden aller Polizisten in Bund und Ländern „auf mindestens zehn Millionen“. Statistisch werden sie nicht einheitlich erhoben. Aber allein Nordrhein-Westfalen bringt es, so Plickert, auf 3,6 Millionen: „Wer glaubt, diese ließen sich jemals wieder abfeiern, macht sich Illusionen.“ In Bayern sind bei der Bundespolizei seit Einführung der Grenzkontrollen am 13. September eine halbe Million Überstunden angefallen. Gleichzeitig hat die GdP aus Zahlen der Innenministerien berechnet, dass bundesweit seit 1997 mindestens 16 000 Stellen weggespart wurden, vielleicht sogar, meint Radek, bis zu 17 000.

Die Überlastung hinterlässt Spuren…  Zum Artikel.

Kommentar: Parallelen der „Reform“folgen in den unterschiedlichen Institutionen sind unübersehbar.

Schulkooperationen von RWE.

01/2016, Spiegel

Der Energiekonzern RWE kooperiert mit Schulen, auch um die umstrittene Braunkohleförderung beim Nachwuchs populär zu machen. Jetzt hat sich das NRW-Kultusministerium eingeschaltet – und demonstriert Ahnungslosigkeit.


Für den Energiekonzern RWE ist Braunkohle jedoch ein wichtiges Geschäft. Und um es beim Nachwuchs populärer zu machen, hat der Konzern Kooperationsvereinbarungen mit Schulen geschlossen. In zwei Verträgen, die der Initiative Lobbycontrol vorliegen und über die DER SPIEGEL berichtet hatte, hat RWE seine Absicht recht deutlich formuliert: Den Jugendlichen solle „die Bedeutung und der Nutzen dieser Industrie für die Gesellschaft, besonders auch im heimischen Revier“ deutlich werden. Von den Schattenseiten der Braunkohle ist zumindest im Vertrag keine Rede – und im Unterricht?… Zum Beitrag.

“Riester beging Verfassungsbruch“.

2. Dezember 2015, Verantwortlich: Jens Berger

Die öffentliche Daseinsvorsorge ist seit vielen Jahren unter Beschuss. Das betrifft das Bildungs- und das Gesundheitssystem, die Arbeitslosen-, aber auch die Rentenversicherung. Dass die Leistungsfähigkeit letzterer aufgrund politischer Entscheidungen inzwischen soweit reduziert wurde, dass Millionen von Menschen inzwischen eine Armutsrente droht – das ist inzwischen bekannt. Weniger bekannt dürfte es sein, dass die Politik beim „Abräumen“ der Rente, das den Markt für die privaten Versicherer bereitete, womöglich Verfassungsbruch beging. Dass jedenfalls behauptet der Versicherungswissenschaftler Hans-Peter Schwintowski im Gespräch mit Jens Wernicke…  Mehr dazu.

Bildungsreform: Die Irrationalität der Reformen ist für alle die mit Händen zu greifen. Der Bildungs-Rat der Gesellschaft für Bildung und Wissen

11/2015, EInleitung von Prof. Andreas Gruschka

Zugleich sind in unserer Mitgliedschaft und auch im Beirat viele aktiv
geworden, die jenseits der einander verbindenden Kritik nicht unbedingt derselben
bildungspolitischen „Konfession“ angehören. Unter uns sind harte
Vertreter der Einheitsschule wie solche des Gymnasiums, „linke“ wie „konservative“
Pädagogen, Reformpädagogen und Kritiker der Reformpädagogik usf.
Dass wir überhaupt mit dieser Mischung leben können und zunehmend
Einfluss gewinnen, hängt wohl an den gemeinsamen Überzeugungen, dass
nämlich das öffentliche Erziehungs- und Bildungssystem zu bewahren und angemessen
auszustatten ist und dass es vor allem die Aufgabe besitzt, der nachwachsenden
Generation erschließendes Weltwissen und mit ihm Mündigkeit
zu vermitteln und ermöglichen…

Zur Einführung.

Gliederung des Momorandums:

I Ausgangspunkte der Kritik
II Die bildungspolitische Rahmung unseres BildungsRates
III Eine pädagogische Vorstellung von Bildung und Erziehung
IV Was heißt also Bildung?
V Was bedeutet Bildung für die Didaktik und den Unterricht?
VI Lehrer und ihre Ausbildung

Zur Streitschrift.