Archiv der Kategorie:
Armut

Bitte berühr mich nicht. Was macht Ebola mit einer Millionenstadt? Tagebuch eines Lehrers aus Liberia

2.11.2014, von Prince Sackie junior

Prince Sackie Junior, 28, ist Soziologe, kommt aus Sierra Leone und lebt seit zwei Jahren in Monrovia. Die Hauptstadt Liberias hat gut eine Million Einwohner und liegt an der Atlantikküste. Bis zum Ausbruch der Ebola-Seuche hat Prince dort Schüler in Soziologie, Sozialkunde und Geographie unterrichtet. Vor vier Wochen haben wir mit ihm auf Facebook gechattet, um etwas über den Alltag in Monrovia zu erfahren. Seitdem hat er Tagebuch geführt. „Prince Sackie Junior“ ist ein Pseudonym. Zum Artikel.

Strompreis für Privathaushalte von Januar 2000 bis August 2014 um 92 Prozent gestiegen

09.10.14, Hannover’sche Allgemeine

Seit Jahren sinken an der Strombörse die Preise, doch die Verbraucher bekommen das nicht zu spüren. Sie müssen für eine Kilowattstunde inzwischen fast doppelt soviel bezahlen als noch vor 14 Jahren.

Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte stieg der Strompreis für Privathaushalte von Januar 2000 bis August 2014 um 92 Prozent, obwohl die Erzeugung um nur 35 Prozent teurer wurde.

Die Haushalte profitieren überhaupt nicht von den seit Jahren sinkenden Großhandelspreisen: Stadtwerke und Energieversorgungsunternehmen zahlten im August 2014 rund vier Prozent weniger für Strom als im Januar 2000, wie die Statistiker aus Wiesbaden erklärten. Sie können Strom billig einkaufen und ihn teuer verkaufen. Weitere Preistreiber für private Stromkunden sind laut Statistik höhere Steuern und Abgaben… Zum Artikel der Hannover’schen Allgemeinen.

Wachsendes Problem Energiearmut: 4,5 Millionen Betroffene

15. September 2014, Bund der Energieverbraucher

Erschreckende Zahlen brachte der Monitoringbericht vom 19. Dezember 2013 der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamtes zutage: 321.539 Stromsperren im Jahr 2012. Diese unglaubliche Zahl wurde von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Dahinter verbergen sich rund 800.000 Einzelschicksale. Die Betroffenen schweigen schamhaft.
Zum Artikel.

Mit Stacheln und Wasserdüsen gegen Obdachlose. Auch in Deutschland.

10. Juni 2014, ein Kommentar von Gernot Kramper

Metalldornen verjagen Obdachlose in London – die ganze Welt regt sich auf. Dabei ist die Vertreibung von Obdachlosen längst weltweit etabliert. Zum Artikel im Stern.

Auch in einem reichen Land wie Deutschland müssen Menschen auf der Straße leben. Ihre Zahl hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Aus den Innenstädten möchte man die Armen vielerorts am liebsten vertreiben…

Die BAG Wohnungslosenhilfe (BAG W), der Dachverband der deutschen Wohnungslosenhilfe, hat in den letzten Jahren einen drastischen Anstieg der Wohnungslosigkeit in Deutschland festgestellt: 2012 hatten ca. 284.000 Menschen keinen festen Wohnsitz – ein Anstieg um etwa 15 Prozent gegenüber 2010. Die BAG W prognostiziert bis 2016 sogar einen weiteren Anstieg der Wohnungslosigkeit um ca. 30 Prozent auf dann 380.000 Menschen…

Zum Artikel der DW Akademie.

Hartz IV: Ehepaar soll Haus verkaufen

28.04.2014

Weil sie sechs Quadratmeter mehr haben als erlaubt, nimmt das Jobcenter einer 47-Jährige und ihren Partner aus der Nähe von Greifswald in die Mangel.

Das Haus mitten auf dem Land soll laut einem Gutachten 70 000 Euro wert sein. Erbaut wurde es 1952.
Das Haus mitten auf dem Land soll laut einem Gutachten 70 000 Euro wert sein. Erbaut wurde es 1952.  © Reik Anton
Greifswald. Ein Ehepaar aus der Nähe Greifswalds bangt um seine Existenz. Laut Jobcenter soll es sein Haus mit Grundstück verkaufen oder vermieten, damit die 47-jährige Frau und ihr ein Jahr älterer Mann Hartz IV bekommen können. Das Paar ist ratlos, vergleicht die Forderung mit einer Zwangsenteignung. Zum Artikel.

Jobcenter: Arbeitslose werden behandelt wie kleine Schulkinder. Eine Dissertation.

Dirk Kratz ist Sozialpädagoge an der Universität Hildesheim. Für seine Doktorarbeit Entfremdete Hilfe interviewte er Langzeitarbeitslose und untersuchte, inwieweit die Unterstützung vom Amt ihnen tatsächlich hilft. Zur Dissertation.

Dirk Kratz hat untersucht, was Langzeitarbeitslosen wirklich hilft. Er sagt: Die Betreuung läuft grundlegend falsch. Arbeitslose werden behandelt wie kleine Schulkinder.

Ein Interview von Alexandra Endres; 24. Februar 2014

Kratz: Das kann so weit gehen, dass die Arbeitssuchenden behandelt werden wie kleine Schulkinder. Sie werden zum Beispiel in Maßnahmen gesteckt, in denen sie einfache mathematische Aufgaben lösen oder ihre Rechtschreibung verbessern sollen. Aber dadurch lernen sie vor allem, dass ihre jahrzehntelange Berufserfahrung wertlos ist, dass man sie nur als Problemfälle wahrnimmt.

ZEIT ONLINE: Sie haben ausführlich mit Langzeitarbeitslosen gesprochen. Was sind die größten Probleme?

Kratz: Ihre komplette bisherige Berufsbiografie wird vom Amt entwertet. Das sind ja alles Erwachsene, mit einer eigenen Lebens- und Berufserfahrung. Man könnte diese Erfahrung als Basis nutzen, aus der sich etwas Neues entwickeln kann. Aber in der standardisierten Fallbearbeitung der Jobcenter findet sie gar nicht mehr statt. Die Erfahrungen der Leute werden als Defizit angesehen, als etwas, das es zu beheben gilt…

ZEIT ONLINE: Könnte es nicht sein, dass in solchen Fällen ganz objektiv Rechen- und Rechtschreibschwächen bestehen – neben aller Berufserfahrung?

Kratz: Das lässt sich nicht immer objektiv sagen. Der Punkt ist: Die Defizite werden einfach unterstellt, und sie sollen dann durch Qualifikationsmaßnahmen behoben werden. In Wahrheit aber werden sie verstärkt, weil die Vermittlung nicht funktioniert. Dadurch entfernen sich die Leute noch weiter vom Arbeitsmarkt. Ihre Berufserfahrung veraltet, ihr Selbstbewusstsein leidet. Sie finden noch schwerer einen Job. Zum Interview der ZEIT.

Griechenland: Lügen nach Zahlen

In Griechenland leidet der Großteil der Bevölkerung unter den Sparmaßnahmen und dem damit verbundenen Einbruch der Wirtschaft. Haushalte können sich nur stundenweise Strom leisten oder verfeuern ihre Möbel um um Winter zu heizten.

Dennoch wartet die Bild-Zeitung mit der Schlagzeile auf, das die griechischen Haushalte über mehr Vermögen verfügen, als die deutschen. Dies gelingt nur durch eine selektive Nutzung der Statistik.

Michalis Pantelouris zeigt auf, wie die Manipulation funktioniert. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie scheinbar neutrale Zahlen zur Agitation verwendet werden.

„Neukölln ist überall“ – Buchempfehlung

In Rezensionen wird das Buch des Berlin-Neuköllner SPD-Bürgermeisters  Heinz Buschkowski zumeist kritisch gesehen und ein Bezug zu Tilo Sarrazin hergestellt. Dies ahnend, besuchte der Autor den ehemaligen Senator. Er redet noch einmal mit ihm und urteilt dann. Sein eigenes Buch ist nicht zu vergleichen mit dem des Sarrazin. Buschkowski kennt sein Neukölln und liebt es, vor allem aber die Kinder, Jugendlichen und ihre Lehrer, die es nicht leicht mit ihnen und ihren Eltern haben. Wer wissen möchte, wie deren Situation ist – nicht nur in Neukölln, sondern auch z.B. in Marzahn, der kann dieses Buch mit Gewinn lesen. Viel lernen kann man durch die Beschreibung der Besuche in anderen europäischen Städten und dem Bemühen der Neuköllner um ein erträgliches Miteinander in diesem und spannenden und spannungsreichen Stadtteil.

Zudem werden die vielen Fakten in der erfrischenden Art des Bürgermeisters leicht lesbar aufbereitet. Die Namen der Nationalitäten, die in Neukölln aufeinander treffen sind austauschbar mit anderen, einschließlich der deutschen, Man benötigt keine Ausländer, um solche Zustände zum Beispiel an unseren Schulen zu erleben. Es ist der Protest gegen das Gefühl, in den Augen der anderen nichts wert zu sein, der sich in Gewalt, d.h. der Demonstration von Kraft entlädt, bisher noch in der Regel gegenüber Schwächeren im eigenen Lebensumfeld – und das ist zuerst einmal die eigene Familie. Mögen viele dieses Buch lesen. Ich habe Heinz Buschkowski für den Mut und das Herz, es zu schreiben, gedankt.

Dr. Katharina Dang