Archiv der Kategorie:
Individuum zwischen Selbstbestimmung und Fremdsteuerung

Gesellschaft im Wandel: Taub und blind gegenüber dem Anderen, Deutschlandfunk

08/2016

Nicht Entfremdung und Verbote machen den Menschen krank, konstatiert der Philosoph Byung-Chul Han, sondern Überkommunikation und Überinformation. Auf der Strecke bleibe dabei der Dialog mit dem Anderen. Er gehe in einer Welt, in der alles nivelliert und kommerzialisiert werde, verloren. Byung-Chul Han hält uns einen Spiegel vor.
Von Joachim Hildebrandt.

Zur Sendung.

Wortreich in die Irre geführt. In ihrem Buch „Gute-Macht-Geschichten“ analysieren Daniel Baumann und Stefan Hebel die Sprache des Neoliberalismus.

07/2016, ver.di

Deutschland muss „fit für die Zukunft“ gemacht werden, wir brauchen „Reformen“, das ist „alternativlos“! Solche Floskeln hören und lesen wir Tag für Tag. Doch was ist dran an diesen vermeintlichen Gewissheiten? In ihrem Buch Gute-Macht-Geschichten analysieren Daniel Baumann und Stefan Hebel die Sprache des Neoliberalismus. Ein Gespräch über politische Propaganda und wie wir sie durchschauen können.

Mehr dazu.

Vortag Prof. Hartmut Rosa: Was brauchen Menschen?

Mitteilungsblatt des Thüringer Pfarrvereins, Ausgabe April-Juni 2016
„…Unsere moderne Gesellschaft… braucht genau dies: Sie bedarf einer schrankenlosen Steigerungsorientierung der Subjekte, sie schafft sich Subjekte, die dieser Steigerungslogik folgen, sie richtet uns auf Mehrhabenwollen ab, weil dieser Modus der Weltbeziehung … das kulturelle Korrelat ist zur strukturellen, institutionellen, ökonomischen Verfassung einer modernen Gesellschaft…
Aber: brauchen das auch die Subjekte? Tut das uns Menschen gut?

… wird das Spiel, je länger es dauert, auch von….Angst angetrieben: wer nicht auf Steigerung und Optimierung bedacht ist, fällt im Vergleich zu anderen zurück, verliert Ressourcen, Optionen, Anschlusschancen…

Wettbewerb und Beschleunigung sind konstitutive Resonanzkiller, weil sie systematisch Angst erzeugen. Angst davor, abgehängt zu werden…

Schlussfolgerungen:
zunächst scheint es offensichtlich, dass der Modus der Weltbeziehung, der durch das instiutionelle, kapitalistische Regime der Moderne… gestiftet wird, seiner Natur nach weit eher resonanzfeindlich als resonanzförderlich ist…

Entfremdung wurde so zu einem Schlüsselbegriff moderner Sozialphilosophie und -psychologie.

Dass wir mit der Welt und einer Macht hinter ihr einen tragenden, sogar liebenden raum- und zeitübergreifenden Resonanzverbindung stehen, das ist das Versprechen der Religion.

Der vollständige Text, vgl. S. 5-19

Peter Dabrock neuer Vorsitzender des Deutschen Ethikrates

Berlin, den 28. April 2016
Der Deutsche Ethikrat ist am heutigen Donnerstag in neuer Besetzung zu seiner konstituierenden Sitzung in Berlin zusammengekommen und hat den Theologen und Ethiker Peter Dabrock zu seinem Vorsitzenden gewählt. Die Neurowissenschaftlerin Katrin Amunts, der Psychologe und Gerontologe Andreas Kruse und die Medizinethikerin Claudia Wiesemann sind seine Stellvertreter.
14 der insgesamt 26 Mitglieder waren von Bundestagspräsident Norbert Lammert erstmals in den Ethikrat berufen worden; die übrigen 12 Ratsmitglieder hatten dem Rat bereits in der vorangegangenen Amtszeit angehört….

Mehr dazu.

29. April 2016

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, hat dem evangelischen Sozialethiker Peter Dabrock zu seiner Wahl zum Vorsitzender des Deutschen Ethikrats gratuliert. „Ich freue mich sehr über die Wahl von Peter Dabrock und kann dem Deutschen Ethikrat zu diesem Vorsitzenden nur gratulieren“, sagte Bedford-Strohm…. Mehr dazu..

Buchrezension: Bernhard Pörksen / Friedemann Schulz-von Thun: Kommunikation als Lebenskunst. Philosophie und Praxis des Miteinander-Redens. Von

05/2015, Von Martin Lätzel, Autor und Publizist, Kulturverwaltung des Landes Schleswig-Holstein


Das Buch ist ein Dialog und als solcher auch formatiert, nicht als einheitlicher Text, sondern wie ein E-Mail-Austausch, bei dem Fragen, Antworten und Entgegnungen untereinander aufgeführt wurden….

Der Band ist also durchaus biographisch reflektiert. In drei großen Kapiteln arbeiten die beiden Gesprächspartner zu den „großen Fragen“, den „konkreten Fragen“ und den „letzten Fragen“, wie sie es nennen. Immer geht es um Fragen der interpersonalen Kommunikation, immer werden anschauliche Modelle entweder neu aufgezeigt oder jeweils neu interpretiert. Die Gespräche machen deutlich, welche Herausforderung aber auch welchen Lösungswegen die Interdependenz der systemischen Sichtweise bietet. Selten, so Schulz-von Thun, geht es um „ein Entweder-oder“, häufig um „ein Sowohl-als-auch“ (61). Der Kommunikationspsychologe formuliert den Leitgedanken seiner Arbeit als „Integration verschiedener Betrachtungsweisen, die jede für sich nur eine Teilwahrheit belichten und sich deshalb wunderbar ergänzen können“. (63) Er plädiert für die genuine Verbindung der Sichtweise der humanistischen Psychologie mit dem systemischen Denken – übrigens gegen Paul Watzlawick, wie Schulz-von Thun betont….

Der vollständige Text.

Von der Utopie zur Dystopie. Apokalyptische Filme als Spiegel der Zeit. Von Dr. Inge Kirsner.

04/2016

„Persönliches Vorwort:

„Wie im Spiegel ein dunkles Bild“ – so sollte der Titel meiner Dissertation, angefangen 1992, beendet 1995, heißen und 1996 gedruckt werden; doch der Lektor hielt den Titel für zu poetisch-unkonkret und schlug das „Programm“ der Dissertation als Titel vor: Erlösung im Film. Nun, 20 Jahre später, ziehe ich die beiden Titel zusammen und stelle Überlegungen zur Spiegelfunktion des Mediums und seiner Inhalte vor…
Schluss: „…Bei aller Dystopie und Verlust jeder Erlösungshoffnung haben zumindest die „Panem-„Filme wie auch „Mad Max“ einen utopischen Einschuss, der Max’ Einschätzung, dass „Hoffnung ein Fehler“ sei, zumindest relativiert.

Eingeschrieben in den Lauf der Dinge und das Handeln der Menschen werden transzendente Strukturen (betrachtet als fortschreitende ‘Inkarnation’ im Sinne von Bonhoeffers Ansatz); die Vervielfältigung von Differenzen, wie sie z.B. die Auflösung der Sphären des Männlichen und Weiblichen mit sich bringt[7], kommt in der Cyborgisierung der Amazone (Katniss mit der Armbrust) und der Furiosa (der fehlende Arm wird durch eine sehr funktionale Greifmaschine ersetzt) zum Ausdruck.

Der Spiegel des Films bildet nicht einfach ab, sondern „offenbart“ auch etwas von dem „was wir sein werden“ (1. Joh 3,2). Insofern weist er über sich hinaus wie auch tiefer (in uns) hinein.“

Zum Beitrag.

Jüdisch christliche Leitkultur oder liberaler republikanischer Ethos?

The European 10.4.2016

Was ist die unveränderliche Grundlage unserer Gesellschaft? Christopher Gohl macht sich gegen die jüdisch-christliche Leitkultur für einen liberalen republikanischen Ethos stark:

Der zugrunde liegende Werte-Konsens ist eine politische, rechtliche und moralische Errungenschaft unserer Geschichte. Er speist sich aus Ideen und Argumentationen der griechisch-römischen Antike, des Judentums, des Christentums, des Humanismus und der Aufklärung ebenso wie aus geschichtlichen Erfahrungen wie der Reformation, den Religionskriegen, Weltkriegen, Gewaltherrschaft und der Shoah. Auch im Islam und in anderen Religionen finden sich Traditionen, die den liberal-republikanischen Konsens stärken können „

Lesen Sie hier die Kolumne.

Die Kunst des Streitens in der Mediengesellschaft: Keynote zum Kongress der Presseprecher 2014 von Roger Willemsen.

hier 04/2016

Roger Willemsen ist nicht erst seit seiner Studie „Das Hohe Haus“ der führende Diagnostiker des bundesrepublikanischen Diskurses, der am offenen Herzen des parlamentarischen Politikbetriebs seine Beobachtungen zur Lage der Nation anstellte. Als Ethnologe der eigenen Gesellschaft denkt, spricht und schreibt Willemsen seit Jahren über die Mechanismen der gesellschaftlichen Selbstreflexion, die geschriebenen und ungeschriebenen Regeln der Meinungsführerschaft und die Höhen und Tiefen einer professionellen Talkshow-Öffentlichkeit. In seiner Keynote-Rede beleuchtet der Schriftsteller die Abgründe und Tugenden einer kommunikationsversessenen Mediengesellschaft.  Zum video.

„Welches Land wollen wir sein?“ Harald Welzer und Alexander Carius initiierten Gesprächsreihe „Die offene Gesellschaft“.

03/2016, – Interview mit Harald Welzer zu der von ihm und Alexander Carius initiierten Gesprächsreihe „Die offene Gesellschaft“
„Zum Glück muss ich keine Wahlen gewinnen“
26. Februar 2016. „Welches Land wollen wir sein?“ Unter diesem Motto steht die Gesprächsreihe, die der Politologe Alexander Carius und der Sozialpsychologe Harald Welzer initiiert haben. Die Veranstaltungs-Orte sind vor allem Theater. Mit der Debattenoffensive wollen Carius und Welzer die Deutschen wieder miteinander ins Gespräch bringen, wollen mit ihnen zusammen die Fragen nach den Geflüchteten, der offenen Gesellschaft, der derzeitigen politischen Situation verhandeln.
Seit November haben zwanzig Veranstaltungen stattgefunden, zwanzig weitere sind geplant. Viele Gespräche also in einer Zeit, in der die medialen Kanälen sowieso überlaufen. Doch für Harald Welzer versagen die Medien und die Politik angesichts dessen, was die breite Öffentlichkeit jenseits von AfD und Pegida denkt, meint und umtreibt. Zum Halbzeitstand der Debattenreihe sprachen mit ihm die nachtkritik-Redakteurinnen Sophie Diesselhorst und Simone Kaempf….  Mehr dazu.