04/2018
Liebe Mitglieder der Gemeindeleitung und der Gemeinde,
mein Name ist Marianne Grimmenstein. Ich bin Musiklehrerin und habe die erste große Verfassungsbeschwerde mit fast 70.000 Unterstützern
gegen das neoliberale Handelsabkommen CETA zwischen Kanada und der EU organisiert. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
Heute schreibe ich Sie an, weil die Behebung der Schäden an unserem gemeinsamen Haus nur noch durch eine gemeinsame Anstrengung möglich ist.
Dazu ist die Voraussetzung ein funktionierendes Miteinander. Das können wir nur durch öffentliche Debatten unter den Bürgerinnen und Bürgern über
die anstehenden Probleme unserer Gesellschaft verwirklichen. Um diese absolut notwendigen Diskussionen in unserer Gesellschaft zu entfachen,
habe ich mit meiner kleinen Initiative einen Fragebogen (s. Anhang) für die Bürgerinnen und Bürger entwickelt und damit eine Umfrage gestartet.
Zu dieser Umfrage bitte ich eindringlich um Ihre Unterstützung und die Unterstützung Ihrer Gemeinde.
WIR haben generell gravierende Probleme nicht nur mit dem gemeinsamen Haus, sondern auch mit unserem Miteinander. Nie zuvor war die Menschheit
der realen Möglichkeit ihres totalen Aussterbens so nahe. Wir steuern mit unserer Luft- und Wasserverpestung, Bodenversiegelung, dem Kampf
um die Rohstoffe, der Beschleunigung der Konzentration des Reichtums (0,00001428 % der Weltbevölkerung /= 1000 Menschen/ verfügen
über 50 % des Weltvermögens, 90 % der Weltbevölkerung verfügen nur 20 % des Weltvermögens) und mit der Verbreitung von immer
mehr Waffen zur Massenvernichtung auf eine Katastrophe zu. Wir sind der Endrunde näher denn je. Wir erleben die Zerstörung der Idee von
Gemeinschaft, die millionenfache Zerstörung von Leben, die Zerstörung von kultureller und zivilisatorischer Substanz – vor allem in der Dritten Welt –
und die Zerstörung unserer ökologischen Grundlagen. Wir sind mit unserem Verhalten dabei, für uns alle eine ökologische und gesellschaftliche
Katastrophe bisher unbekannten Ausmaßes auszulösen.
Der Weg der Selbstzerstörung ist uns nicht vorgeschrieben. Wir haben genug Wissen und auch gute Alternativen, um zu handeln.
Was hindert uns eigentlich daran? Die entstandenen Zustände sind nicht die Folgen von Naturgesetzen. Sowohl historische Fakten
als auch wissenschaftliche Durchbrüche geben uns die Möglichkeit zu handeln. Wir wissen heute genau, wie wir unnötiges Leiden
beenden können. Wir haben alle nötigen Ressourcen dazu: von der Soziologie über die Anthropologie bis hin zur Wirtschaft,
von der Erziehung und der Ökologie bis hin zur Systemanalyse. Wir wissen, was funktioniert und nicht funktioniert.
Die Menschheit ist eine Schicksalsgemeinschaft, denn weder das Klima noch die Weltwirtschaft kennen Grenzen. Die Natur lässt nicht
mit sich verhandeln. Es ist an der Zeit Diskussionen überall in unserer Gesellschaft über die Einstellung zum Mitmenschen,
zur Umwelt und zu den Dingen des täglichen Lebens zu führen. Nur so kann unsere Gesellschaft zukunftsfähig werden.
Es ist dringend notwendig, die Aufgaben in unserer Gesellschaft neu zu definieren.
WIR befinden uns ENDGÜLTIG am Scheideweg:
Entweder folgen WIR dem beschrittenen Weg von Habgier, Konsumismus, Krieg und Umweltzerstörung. ODER WIR können die Welt
in eine ganz andere Richtung führen und endlich gemeinsam eine wirklich humane Welt schaffen. Dazu müssen wir uns unsere
Mündigkeit und unsere Verantwortung bewusst werden. Es ist unsere Pflicht, nicht zuzulassen, dass die sozialen und ökologischen
Grundlagen unserer Gesellschaft für die kurzfristigen PROFITINTERESSEN EINER KLEINEN MINDERHEIT SYSTEMATISCH
VERNICHTET WERDEN. Es ist Zeit, die Perspektive zu verändern. Packen wir’s an!
Ein gesundes Miteinander fordern auch die gemeinsamen Papiere der Katholischen Bischofkonferenz und der EKD (z.B. Gemeinsame
Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft oder Im Dienst an einer gerechten Gesellschaft). Papst Franziskus verlangt nach
gemeinsamem Handeln in seiner Enzyklika „Laudato Si“. Die Weltgemeinschaft der reformierten Kirchen äußert sich ähnlich in der
Accra-Erklärung (2004) und Leipziger Abschlusserklärung (2017).
Der bekannte Physiker und Philosoph Harald Lesch macht uns mehrmals klar, wie wichtig es ist, unser ökonomisches System zu überdenken.
Wir drucken Geld, was durch nichts gedeckt ist, produzieren mehr und beuten die Natur immer mehr aus. Wissenschaft ist weit,
aber die Menschen handeln nicht. Der kürzlich verstorbene weltberühmte Wissenschaftler Stephen Hawking gibt der Menschheit sogar
höchstens noch 100 Jahre auf der Erde. Seine wichtigste Botschaft an die Menschheit: „Mit unserer Gier und unserer Dummheit werden
wir uns eines Tages selbst ausrotten.“ Er warnt die Menschheit vor einem selbst verschuldeten Untergang.
https://www.focus.de/wissen/videos/zukunft-astrophysiker-hawking-warnt-noch-war-menschheit-ihrem-ende-so-nah_id_6291532.html
Im Namen aller Notleidenen und der zukünftigen Generationen bitte ich nochmals um Ihre Unterstützung zu dieser Umfrage.
Die Fragebögen werden unter öffentlicher Aufsicht ausgewertet. Für Ihre Aufmerksamkeit bedanke ich mich ganz herzlich und ich hoffe
auf eine positive Reaktion Ihrerseits.
Mit herzlichen Grüßen
Marianne Grimmenstein