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Arbeitsrechtlicher Sonderweg der Kirche weder theologisch noch ethisch zu rechtfertigen

In seinem Gutachten stellt der Sozialethiker Hartmut Kreß dem arbeitsrechtlichem Sonderweg der Kirchen ein vernichtendes Urteil aus: Der Sonderweg ist weder ethisch noch theologisch zu rechtfertigen.

Es ist kaum zu erklären warum in vielen Berufsgruppen unterschiedliche Rechte für kirchliche und nichtkirchliche Angestellte gelten sollen.

Das Leitbild einer Partnerschaft in Arbeitsrechtsfragen wird faktisch nicht durchgehalten. Auf der einen Seite sollen die ArbeitnehmerInnen auf Möglichkeiten ihre Interessen durchzusetzen verzichten. Die Kirchen hingegen verzichten aber nicht auf ihre Druckmittel wie Disziplinarmaßnahmen und Entlassungen.

Scharfe Kritik an der EKBO. Susanne Kahl Passoth auf dem Fachtag „Diakonie und Kirche“ am 10.April 2013 in Lobetal

Susanne Kahl Passoth äußert scharfe Kritik an der EKBO im Blick auf die Stellungnahme zur Armutsproblematik in Deutschland und an dem Verhältnis von Kirche und Diakonie. Sie warnt vor einem Bruch zwischen beiden.

Susanne Kahl-Passoth, seit Sept. 2002 Direktorin des DWBO, Mitglied des Diakonischen Rates des DW der EKD und Beauftragte für die Diakonie der EKBO: Zwischen den Stühlen – Erwartungen an Diakonie und Kirche, in:Dokumentation „Diakonie und Kirche – gemeinsam auf dem Weg? Fachtag am 10. April 2013 in Lobetal“, S. 27 ff.

„Kirche in unserer Region vertreten durch die Synode war nicht einmal in der Lage im Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung das Thema Armut aufzunehmen. Diakonie und Kirche gehen einem offenen Konflikt aus dem Weg, interessieren sich so gut wie nicht füreinander, reden nicht miteinander, allenfalls übereinander, gehen jede ihren Weg und entfernen sich immer weiter voneinander. Im Grunde gab es ein Nebeneinander, wenig Miteinander von Anfang an. Diakonie bemüht sich in der Regel aber auch nicht um Kirche. Sie kann manchmal ganz schön arrogant sein.„Wir können es besser als die Kirche!“ z.B. mit Geld umgehen.“ (S. 27)

„Damals im 19. Jahrhundert war das auch nicht einfach zwischen dem Centralausschuss und dem Kirchenbund. Man gründete einen Verständigungsausschuss. So etwas brauchen wir heute dringender denn je. Sonst kommt es zum Bruch. Wir müssen wieder ein Interesse füreinander entwickeln. Wir müssen wieder lernen miteinander zu reden und vor allem einander zuzuhören ohne Gängelei, Besserwisserei, Arroganz als Schwestern und Brüder. Das Evangelium könnte eine Kraft entwickeln…“ (S. 29)

Kirche ist kein Thema mehr für Hans-Joachim Maaz ?

Hans-Joachim Maaz, Psychater und Psychoanalytiker aus Halle/ Saale , lange Zeit Chefarzt des Diakoniekrankenhauses Halle und bekannt geworden durch seine DDR-Kritik, sieht in seinem neuesten Buch: „Die narzistische Gesellschaft. Ein Psychogramm„, Verlag C.H. Beck, München 2012 die gegenwärtige Politik und Gesellschaft  als  narzistischen Kompensationsprozess. Er fragt: „Was ist unsere Demokratie noch wert, wenn die Spekulanten der Finanzwirtschaft über die gesellschaftliche Entwicklung entscheiden? Wenn bloße spekulative Bewertungen an der Börse die reale und redliche Arbeit von Millionen Menschen rein virtuell vernichten können, sind wir gesellschaftlich auf dem Niveau eines Spielcasinos angekommen.  Und wer sind die Märkte, die die Politiker vor sich herjagen, weshalb ist die reale Macht an irrationale Prozesse abgegeben worden? Meine Antwort lautet: Wenn selbstwertgestörte Menschen in die Politik gehen, um ihr narzistisches Defizit durch Macht aufzuwerten, sind sie nicht ihrer selbst mächtig, sondern gejagt vom Erfolgszwang, der ihnen von außen diktiert wird. Und dort entfalten vor allem die versammelten Kräfte narzistisch begründeter Gier ihre Wirkungsmacht, um den Mangel an Selbstwert ein ‚goldenes‘ Kostüm zu schneidern.“

Die Rolle der Kirchen wird in dem Büchlein nicht erwähnt, wohl aber an verschiedenen Stellen Erfahrungen von Seelsorgern angesprochen, die in einem Atemzug mit Psychologen und Therapeuten genannt werden.