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Diakonie

Nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Über die Rolle von Markus Rückert, Augustinum, in der Diakonie.

2. Juli 2015, Leserbrief in der SZ von Erhard Schleitzer, Darmstadt:

Neoliberaler Kurs in der Diakonie
In „Nashorn in Not“ vom 13./14. Juni zu den Vorgängen im Augustinum könnte man über Geschäftsführer Markus Rückert fast den Eindruck erhalten, er sei quasi als Statist vom Aufsichtsratschef und dem früheren Geschäftsführer an den Rand gedrängt worden. Das passt aber gar nicht zu seiner Vita, denn Markus Rückert war über viele Jahre hinweg Vorsitzender des Verbandes diakonischer Dienstgeber Deutschland (VdDD), des einzigen bundesweiten Arbeitgeberverbands der Diakonie mit 170 Mitgliedseinrichtungen und 350 000 Beschäftigten. In dieser Rolle brachte er den diakonischen Arbeitgeberverband strikt auf einen neoliberalen Kurs, er sprach sich gegen den Mindestlohn in der Pflege aus, für den uneingeschränkten Einsatz von Leiharbeitnehmern (trotz der in den Sonntagsreden hochgehaltenen Dienstgemeinschaft)…  Zum Leserbrief.

Caritas Arbeitgeber wollen untere Lohngruppen geringer vergüten – neun Euro die Stunde für einfache Jobs

Caritas-Arbeitgeber wollen in den Bistümern Limburg, Mainz, Fulda, Speyer und Trier
künftig in den Bereichen stationäre und ambulante Altenhilfe, Hauswirtschaft, Küche
und Reinigung die Löhne für neu eingestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
absenken. Dazu haben die Arbeitgeber jetzt einen Antrag gestellt.
Mainz. Bis zu 18 Prozent weniger Lohn soll künftig eine Altenpflegehelferin und bis zu 15
Prozent weniger Lohn soll künftig eine Reinigungskraft, eine Küchen,- oder eine
Hauswirtschaftshilfe in der Region Mitte bei der Caritas verdienen. Zur Pressemitteilung.

Neun Euro die Stunde für einfache Jobs

23.01.14  Ver.di kritisiert Niedriglöhne in der Kirche
Doch nun haben die Arbeitgeber vor den Tarifgesprächen 2014 eine neue Niedriglohngruppe ins Gespräch gebracht. Für einfache Jobs soll es künftig nur noch neun Euro die Stunde geben. Die Mitarbeiter befürchten, dass sich nun auch die Caritas von der Orientierung am Öffentlichen Dienst verabschiedet. Zum Artikel in der Welt.

Inklusion in der Einrichtung. Geht das?

von Prof. Dr. Bernd Halfar, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Das ist eine Zusammen-Fassung des Vortrages:
Strategien der Leistungsträger im Zeitalter der Inklusion

Alle reden von Inklusion. Inklusion ist ein Wort.
Aber: Worte alleine machen das Leben der Menschen nicht besser.
Worte führen zu Tagungen, zu Büchern, zu Fortbildungen.
Was steht bei der Inklusion im Mittel-Punkt?
Ist es wirklich die Lebens-Qualität der behinderten Menschen?

Die Präsentation als pdf.

Verdi will auch ArbeitnehmerInnen bei Diakonie und Caritas vertreten

Verdi fordert eine Änderung der Strukturen bei Diakonie und Caritas. Die beiden großen Wohlfahrtsverbände sind als Kirchliche Tendenzbetriebe von den Gewerkschaften abgeschnitten. Für ArbeitnehmerInnen gelten andere Rechte, die ihnen unter anderem das Streikrecht verwehrt.

 

Unter dem Motto „Kann Gewerkschaft Sünde sein?“ startet Verdi eine Unterschriftenaktion um den Sonderstatus der beiden Sozialverbände zu beenden.

Wer berät unsere Kirchen?

Bei der praktischen Umsetzung, der »Implementierung« des neuen Systems, sei zu sehr auf externe Beratung gesetzt worden. Das habe viel Geld gekostet und verhindert, dass Kompetenz innerhalb der kirchlichen Finanzverwaltung aufgebaut wurde, die Dokumentation und Verwaltung der elektronischen Daten sei unzureichend gewesen. Als besonderes Anliegen hob der Prüfungsausschuss hervor, auch für die Finanzverwaltung in der Landeskirche qualifiziertes Personal zu gewinnen und auszubilden. – So Werner Scheler, der Vorsitzende des synodalen Rechnungsprüfungsausschusses der ELK Bayern auf der Frühjahrssynode 2013 der ELK Bayern.

Dr. Ulrich Metzmacher, Vorstandsvorsitzender der Paul Gerhardt Diakonie“ sprach in seinem Vortrag „Erwartungen der Diakonie an ‚ihre‘ Kirche“  auf dem Fachtag „Diakonie und Kirche am 10.  April 2013  in Lobetal von Ernst &Young Gutachten, voraussetzend, dass seine Hörer wissen, wer damit gemeint ist:

Natürlich ist heute auch die Organisation Kirche durchdrungen von Ressourcenknappheit, Ernst & Young Gutachten, Tarifverträgen, Wirtschaftsplänen etc. – all die Dinge, die die heile Welt stören und denen man mitunter klammheimlich, manchmal auch ganz offen, ablehnend gegenüber steht. Gleichzeitig aber muss man notgedrungen bei diesen lästigen Effizienz- und Effektivitätsprojekten irgendwie mitmachen, weil Kirche eben auch eine Organisation ist. Und so ist das Schimpfen auf die Diakonie, die sich zum sozialwirtschaftlichen Kontext bekennt, auch ein probates Mittel, eigenes Unbehagen – eigentlich möchte man ja mit dieser ganzen unmoralischen Ökonomisierung nichts zu tun haben – zu externalisieren. Psychoanalytisch ist das ein klassischer einfacher Projektionsmechanismus. Ich schimpfe auf die anderen, weil sie Elemente repräsentieren, die ich in meinem eigenen Handeln nicht wahrhaben will oder nicht mag.“ (Diakonie und Kirche– 10 theologische Überlegungen, in:Dokumentation „Diakonie und Kirche – gemeinsam auf dem Weg?“ Fachtag am 10. April 2013 in Lobetal, hrsg. vom DWBO u.a., S. 24)

Ernst& Young stellt sich selbst auf seiner Webseite so vor: „Ernst & Young ist einer der internationalen Marktführer in der Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung sowie Risiko- und Managementberatung. Unsere über 7.400 Mitarbeiter in Deutschland sind durch gemeinsame Werte und unseren hohen Qualitätsanspruch verbunden. Gemeinsam mit den 167.000 Kollegen der internationalen Ernst & Young-Organisation betreuen wir unsere Mandanten überall auf der Welt. Das gemeinsame Ziel aller Mitarbeiter ist es, unter Einsatz all ihrer Ressourcen, Fähigkeiten und Kompetenzen das Potenzial unserer Mandanten zu entfalten.“

Hauptsitz in Deutschland ist  Stuttgart
Vorsitzender der Geschäftsführung ist  Georg Graf Waldersee

Die Ernst & Young Group hat 2012 einen Jahresumsatz von 1,22 Mrd. Euro gehabt. Ihre Geschäftsberichte sind seit 2004 ebd. einsehbar.

Diakonie und Kirche gemeinsam auf dem Weg? Wolfgang Huber auf dem Fachtag am 10. April 2013 in Lobetal

Kirche, Diakonie Bischof i.R. Wolfgang Huber beschreibt die Diakonie mit Begriffen, die eine Distanz oder kritische Stellungnahme zu den Entwicklungen in der Gesellschaft vermissen lassen. Auch die Kirche beschreibt er unkritisch als staatsanalog. Mit letzterem hat er leider recht, sieht aber auch hier keinen Grund sich zu distanzieren, sondern ein Erfolgsmodell:

„Die Diakonie ist ein wachsender Akteur auf einem Wachstumsmarkt; sie hat sich auf den Übergang vom Sozialstaat zum Sozialmarkt weitgehend eingestellt; sie beruhigt sich nicht mehr mit der Auskunft, dass das vom Staat gewährleistete Subsidiaritätsprinzip ihre Handlungsmöglichkeiten sicher stellt, sondern versucht, aus eigener Kraft konkurrenzfähig zu sein.“ (S. 14)

“…offenkundig gibt es unterschiedliche Auffassungen davon, wie die gesellschaftlichen Veränderungen einzuschätzen und wie auf sie angemessen zu reagieren ist. Die ‚verfasste Kirche‘ reagiert auf diese Herausforderungen stärker in öffentlich-rechtlichen oder staatsanalogen Mustern; die ‚Unternehmensdiakonie‘ erkennt ein stärkeres Innovationspotential in der Offenheit für die Entwicklung des Sozialmarkts.“ (S.16)

„Dass die einen ihre Kultur aus den Denkweisen des deutschen öffentlichen Rechts und die anderen aus dem St. Galler Management-Modell entlehnen, begründet noch keinen theologischen Vorrang des einen vor dem anderen. Aus der erstaunlichen Leistungsfähigkeit des deutschen staatskirchenrechtlichen Modells der Artikel 137ff der Weimarer Reichsverfassung ergibt sich ja keineswegs, dass die innere staatsanaloge Struktur der Kirche und die Zweistufigkeit ihrer Beschäftigungssysteme nach Beamtenrecht einerseits und TVöD andererseits damit schon eine hinreichende theologische Begründung hätten. Und aus einem St. Galler Management-Modell ergibt sich genauso wenig, dass mit ökonomischer Steuerung, effektiver Personalwirtschaft und ausbalanciertem Umgang mit den verschiedenen Anspruchsgruppen allein schon Zureichendes über den Zweck sozialwirtschaftlichen Handelns in der Diakonie gesagt wird. Doch dass für Kirchen in Deutschland der Wettbewerbsgedanke ungewohnt ist, weil sich die beiden großen Kirchen in unserem Land über lange Zeit eher als Glieder eines Kartells denn als Wettbewerber verstanden haben, ist kein zureichender Grund dafür, für die Diakonie den Gedanken des Wettbewerbs abzulehnen. Das ist nicht nur deshalb unklug, weil es weltfremd ist; es verstößt auch gegen die wohlverstandenen Interessen der Diakonie, wenn sie sich dem Wettbewerb entzieht.“ ( ebd.)

(Wolfgang Huber: Diakonie und Kirche– 10 theologische Überlegungen, in: „Dokumentation Diakonie und Kirche – gemeinsam auf dem Weg? Fachtag am 10. April 2013 in Lobetal“, hrsg. v. DWBO u.a. , S. 14ff)

Das St. Galler Management-Modell scheint allerdings auch für das Papier „Welche Kirche morgen?- Orientierungspunkte für den Reformprozess“ Pate gestanden zu haben, wenn man von Leitplanken dort liest und an die Tonnen denkt, von denen Bischof Dröge in seiner Vorstellung des Heftes auf der Herbstsynode 2012 der EKBO redete. In der Steuerungsgruppe habe man folgendes vor Augen gehabt:
Nachdem das nautische Bild der „Leuchttürme“ im bisherigen Reformprozess der EKD eine große Rol­le gespielt hat, ist für uns jetzt eher ein anderes Bild aus der Seefahrt hilfreich: Wir brauchen Orien­tie­rungspunkte, die eine Fahrrinne markieren. In der Seefahrt werden sie „Tonnen“ genannt. Innerhalb dieser von Tonnen markierten Fahrrinne sind viele unterschiedliche Schiffe und Schiffchen unterwegs. Das Bild macht Sinn, denn die EKBO ist besser als ein Konvoi von Schiffen zu verstehen, denn als das eine „Schiff, das sich Gemeinde nennt“. Was wäre das für ein Tanker! In einem Konvoi sind unter­schied­liche Akteure selbstverantwortlich als Kapitäne unterwegs, wissen aber darum, dass sie als Teil des Ganzen auf einer Route mit einem ge­mein­samen Ziel unterwegs sind.“ (Wort des Bischofs Markus Dröge, Drucksache 02 der Herbstsynode 2012

Pastorin Dr. Katharina Dang

Scharfe Kritik an der EKBO. Susanne Kahl Passoth auf dem Fachtag „Diakonie und Kirche“ am 10.April 2013 in Lobetal

Susanne Kahl Passoth äußert scharfe Kritik an der EKBO im Blick auf die Stellungnahme zur Armutsproblematik in Deutschland und an dem Verhältnis von Kirche und Diakonie. Sie warnt vor einem Bruch zwischen beiden.

Susanne Kahl-Passoth, seit Sept. 2002 Direktorin des DWBO, Mitglied des Diakonischen Rates des DW der EKD und Beauftragte für die Diakonie der EKBO: Zwischen den Stühlen – Erwartungen an Diakonie und Kirche, in:Dokumentation „Diakonie und Kirche – gemeinsam auf dem Weg? Fachtag am 10. April 2013 in Lobetal“, S. 27 ff.

„Kirche in unserer Region vertreten durch die Synode war nicht einmal in der Lage im Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung das Thema Armut aufzunehmen. Diakonie und Kirche gehen einem offenen Konflikt aus dem Weg, interessieren sich so gut wie nicht füreinander, reden nicht miteinander, allenfalls übereinander, gehen jede ihren Weg und entfernen sich immer weiter voneinander. Im Grunde gab es ein Nebeneinander, wenig Miteinander von Anfang an. Diakonie bemüht sich in der Regel aber auch nicht um Kirche. Sie kann manchmal ganz schön arrogant sein.„Wir können es besser als die Kirche!“ z.B. mit Geld umgehen.“ (S. 27)

„Damals im 19. Jahrhundert war das auch nicht einfach zwischen dem Centralausschuss und dem Kirchenbund. Man gründete einen Verständigungsausschuss. So etwas brauchen wir heute dringender denn je. Sonst kommt es zum Bruch. Wir müssen wieder ein Interesse füreinander entwickeln. Wir müssen wieder lernen miteinander zu reden und vor allem einander zuzuhören ohne Gängelei, Besserwisserei, Arroganz als Schwestern und Brüder. Das Evangelium könnte eine Kraft entwickeln…“ (S. 29)

Leiharbeit bei diakonischen Sozialunternehmen

Ein Forschungsprojekt der Hans-Böckler-Stiftung.

Während der in Kirche und Diakonie praktizierte Dritte Weg die Einheitlichkeit der Gestaltung von Arbeitsbedingungen verlangt, hat sich die Praxis diakonischer Einrichtungen hiervon weit entfernt. Das Projekt untersucht Verlaufsform und Folgen der sozialwirtschaftlichen Modernisierung und fragt nach den Konsequenzen für die Zukunft der Gestaltung kirchlichen Arbeitsrechts.