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Manipulation

Wandel oder Transformation? – Liebesgrüße aus Gütersloh

„Liebesgrüße aus Gütersloh “ von Prof. Matthias Burchardt, Universität Ludwigsburg.

„Spätestens seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts können auffällige Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft beobachtet werden: Politik, Kultur, Medien, Gesundheitswesen, Sozialsysteme, Landwirtschaft, Wirtschaft, Strafvollzug, Polizei, Kirchen, Familien und natürlich das Bildungswesen zeigen in Strukturen, Prozessen, Sprachspielen, Deutungen und Bewertungen ein gänzlich anderes Gesicht. Der vollzogene Wandel wurde in der politischen Rhetorik durch Begriffe wie Reform oder „Modernisierung“ ausgewiesen. Als Legitimation wurde – postlyotard – die große Erzählung der „Globalisierung“ bemüht, Vokabeln wie „Zukunftsfähigkeit“ erzeugten Anpassungsdruck und Thatcher’s TINA-Doktrin (There is no alternative!) gewann unausgesprochen Allgemeingültigkeit. Wie wenig diese Modernisierungsprozesse tatsächlich zur Ermöglichung von Zukunft beigetragen haben, zeigt sich an den diversen Krisen, die einerseits Folge der genannten Maßnahmen sind und gleichzeitig als Argumente für weitere „alternativlose“ Reformen herangezogen werden: ökologische Krise, Klimakrise, Überschuldungskrise, Energiekrise, Wasserkrise, Krise der Sozialsystem, Bildungskrise, Finanzkrise, Euro-Krise, Demokratiekrise, Kulturinfarkt usf.“

Hinter all diesen Prozessen steckt nicht allein die Bertelsmann-Stiftung. Aber ihr Einfluss darauf ist enorm. Welche Mittel, Methoden, Instrumente und – Personen mitwirken, beschreibt Prof. Burchardt in seinem Artikel „Liebesgrüße aus Gütersloh“ auf sehr anschauliche, bisweilen unterhaltsame Weise. Zur Lektüre wärmstens empfohlen!

Matthias Burchardt „Liebesgrüße aus Gütersloh“. Der Artikel ist erschienen in: In: Demokratie setzt aus. Gegen die sanfte Liquidation einer politischen Lebensform. Hrsg. von Ursula Frost und Markus Rieger-Ladich. Sonderheft der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Paderborn 2012. S. 65-77.

Scheindebatten um „Herr Professorin“

Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Eine Begleiteigenschaft dieses Wandels ist, das sich einige dadurch auch bedroht fühlen. Auf Dinge, die man nicht versteht, reagieren viele dann mit einem aggressivem Beißreflex.

Viele Männer habe ihre Probleme mit dem Feminismus. Ich vermute in einigen Teilen liegt das daran, das viele Männer die Zeit während der Feminismus Fortschritte erkämpft hat nicht genutzt haben um ihre Situation entsprechend zu reflektieren.

Schon in meinem erstem Semester in Marburg wurde ich als Mann überzeugter Feminist. Das auch im eigenem Interesse.

 

Immer wieder, wenn ich meine Ansichten offenbare, dann stoße ich auf Unverständnis. Im besten Fall bekommt ich die Rückfrage, ob man als Mann eigentlich auch Anhänger des Feminismus sein könne. Aber im größten Teil aller Fälle offenbaren mir vorwiegend Männer, das sie ein Problem mit dem Feminismus haben. Angeführtes Argument ist das der Eingriff in die Sprache. Man könne sich nicht mit der Einführung femininer Formen arrangieren oder haben Leseprobleme mit dem Binnen-I.

Auffällig ist, das fast jeder und selten auch Frauen, die sich gegen den Feminismus aussprechen keine weitere Kenntnis über das was sie ablehnen haben. Es reicht schon das eine Argument um sich nicht mit einem pluralen Anliegen auseinander zu setzen. Denn dieses eine Argument scheint innerhalb der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert zu sein. So werden FeministInnen auf die Verwendung femininer Formen oder dem Binnen-I reduziert. Aus meiner Sicht ist das eine clevere Taktik um sich nicht mit einer Vielzahl von stichhaltigen Argumenten auseinander setzen zu wollen. Man(n) kann einfach alles mit einer subjektiven Entscheidung über das Sprachempfinden ablehnen.

Du Universität Leipzig hat sich eine neue Grundordnung gegeben. Die AutorInnen dieser Grundordnung haben das gemacht, was man uns Studierenden im erstem Semester bei gebracht hat. Sprache ist immer etwas über das man sich Gedanken machen sollte. Denn Sprache konstruiert auch immer eine Wirklichkeit. Vor allem trifft das auf die Verwendung von grammatikalisch männlichen oder weiblichen Formen oder auch das Binnen-I in allen seinen Schreibweisen zu. Bei der Abfassung der neuen Grundordnung entschied sich die Universität Leipzig durchgehend die weibliche Form zu nutzen. Damit ersetzten sie das Binnen-I in der Schrägstrichvariante. Gleichzeitig merkt die Grundordnung auch an, das sich beiderlei Geschlecht gleichermaßen angesprochen fühlen sollen.

Doch nun begann in den letzten Wochen eine Schnitzeljagd eine plakative Ente Schlagzeile abzuschreiben. Das Bildblog berichtete darüber sogar zwei mal. Bei Zeitungen und sogar im Fernsehen leitete man aus dem generischem Feminin ab nun seien Professoren mit „Herr Professorin“ anzusprechen. Die Meldung wurde nun ohne Überprüfung der Tatsachen munter abgeschrieben.

Zur Überprüfung bestand kein Anlass. Denn wie alle Welt weiß sind FeministInnen bekloppt und Merkmal des Feminismus sind unpopuläre Sprachschöpfungen. Daher muss für so viele JournalistInnen der Fall klar gewesen sein. So klar, das die Vorurteile der patriachalen Meinungsmehrheit bestätigt.

Prof. Bosbach: Tricksen mit Zahlen und Statistiken

Arbeitslosenzahl im April 2013 wieder gesunken – Arbeitslosenzahl sinkt im Mai 2013 weiter. 

Immer wieder neu wird mit Zahlen getrickst. Natürlich sind wir keine Propheten und haben auch keine Vorabergebnisse aus Nürnberg. Trotzdem sind wir uns sicher. Und genauso sicher sind wir uns auch, dass eine ganze Reihe von Medien in diesem Stil titeln wird.
Woher die Sicherheit der Vorhersage?
Der Grund ist einfach: Die Arbeitslosenzahlen sind seit der Wiedervereinigung in jedem April im Vergleich zum März des gleichen Jahres gesunken. Das Gleiche gilt für den Mai im Verhältnis zum April (siehe Tableau [PDF – 55.8 KB]). Man weiß eben, dass das der übliche Frühjahrsaufschwung ist. Von Prof.
Gerd Bosbach.

 

Sinkende Mitgliedszahlen der Evangelischen Landeskirchen in Deutschland?

Pastorin Dr. Katharina Dang hat sich den viel beschworenen demographischen Wandel anhand der Bevölkerungspyramide auf der Webseite des Statistischen Bundesamts und weiteren im Internet und privat zugänglicher Quellen etwas genauer angesehen. Sie stellt fest, dass bisher allgemein festgestellte Tatsachen, Gründe haben, die auf den ersten Blick an der Bevölkerungspyramide zu sehen sind, nämlich die Kriegsfolgen von 1918 und 1945 und die Folgen der Pille seit 1965 sowie die allgemeine Stimmung in der Gesellschaft. Die Zahl der Kirchenmitglieder aber ist abhängig vor allem von der Konfession der jeweils in den letzten 80 Jahren ins heutige deutsche Staatsgebiet Eingewanderten bzw. hier Aufgenommenen sowie von dem Erbe, das die DDR konfessionell und weltanschaulich hinterlassen hat.

Zur Methodik des Armutsberichts 2012 von Statistischem Bundesamt und DIW

Ein kurze Betrachtung zur Datengrundlage und zur Methodik auf der dieser Armutsbericht aufsetzt.
Die amtlichen Armutsquoten, mit denen in dieser Bilanz gearbeitet wird, beruhen auf dem so genannten Mikrozensus