Archiv der Kategorie:
Funktion der Religion im Staatsdenken

“Mission unter falscher Flagge – Radikale Christen in Deutschland”

Stellungnahme des 1. Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V., Michael Kotsch, zum Beitrag “Mission unter falscher Flagge – Radikale Christen in Deutschland” im Ersten Deutschen Fernsehen (ARD).

Trotz aller Kritik an einer bewusst verzerrenden Darstellung evangelikaler Christen in dieser ARD-Dokumentation müssen von Gemeinden und Werken eigene Missstände selbstkritisch wahrgenommen werden: Tatsächlich gab es in den vergangenen Jahren mehrfach Probleme mit geschönten oder ganz erfundenen Bekehrungs- und Heilungsgeschichten, die werbend in der Öffentlichkeit verbreitet wurden. Tatsächlich gibt es in manchen christlichen Kreisen einen nicht akzeptablen Macht- und Geldmissbrauch. Tatsächlich ist… Zur Stellungnahme.

Die nigerianische Soulmusikerin Bukola Elemide alias Asa über religiösen Wahn, korrupte Männer, starke Frauen und die Zerrissenheit ihres Heimatlandes

Interview von Jonathan Fischer, SZ

…?
Asa: Nein, ich hatte selbstverständlich muslimische Freunde. Meine Mutter und meine Großeltern waren Muslime. Ich wuchs mit ihnen auf, als meine Eltern sich trennten. Lange Zeit war ich selbst Muslima. Später habe ich mich dann bewusst für den christlichen Glauben meines Vaters entschieden. Das war alles kein großes Drama. Wir fühlten uns sicher, Christen und Muslime aßen, tranken und feierten zusammen. Dann fing ausgerechnet in dieser Stadt diese ganze Radikalisierung an, mit brennenden Kirchen und Moscheen.

Wie erklären Sie sich das?

Asa: Ganz Nigeria ist eine Gerüchteküche. Ich kann nur mit Sicherheit sagen, dass es letztlich um Geld und Privilegien geht. Und um Politiker, denen ihre Macht wichtiger ist als die Menschen, die sie regieren…. Zum Artikel im Blog des Jurnalisten.

Probleme mit dem Finanzierungsmodell der Garnisonskirche Potsdam?

Steuerverschwendung: 12 Millionen Euro für Garnisonskirche Potsdam
Aktualisiert: 13.08.13; Deutsche Wirtschafts Nachrichten
100 Millionen Euro soll der Wiederaufbau der Garnisonskirche in Potsdam kosten. Der Bund will 12 Millionen Euro aus Steuergeldern bezahlen. Es ist nicht Aufgabe des Staats, Prestige-Bauwerke zu errichten. Dies sollen private Investoren machen, wenn sie es für wichtig halten. Zum Artikel in den Deutsche Wirtschafts Nachrichten.

Der Rest der Summe soll offensichtlich aus Spenden gedeckt werden. Ein Sendenbetrag, der etwa dem des Berliner Stadtschlosses entspricht. Und der selbst dort noch weit verfehlt wird:

„Sorgen um die Finanzierung des Berliner Stadtschlosses: Bundesbauministerin Barbara Hendricks bangt um die rechtzeitige Verfügbarkeit von Spenden. Bislang ist nur ein Viertel der zugesagten Summe eingegangen.

Von den zugesagten 80 Millionen Euro für die historischen Fassaden des Berliner Stadtschlosses seien bisher erst etwa 20 Millionen an die für den Bau zuständige Stiftung gezahlt worden…“ Zum Artikel im Spiegel.

Kommentar F.S.: Das Projekt ist ein politisches und ökonomisches Spaltprodukt. Die Gesellschaft in Potsdam ist bereits gespalten – und stellt sich in großer Zahl gegen das Projekt. In Finanzier Hinsicht lässt die Betrachtung der Parallelen lässt die Prophezeiung  zu, dass der Spenenanteil für die Garnisonskirche wohl nicht zu erbringen sein wird? Sollen also die Landeskirchen, soll etwa die EKBO einspringen?

Warum gibt es immer wieder Krieg? Die religionskritische Sicht eines Evolutionsbiologen.

Von Michael Schrom, in: Christ in der Gegenwart 7/2014.
Obwohl Kriege unendliches Leid bringen, gelingt es der Menschheit nicht, ihr Zusammenleben gewaltfrei zu organisieren. Warum? Der Dortmunder Evolutionsbiologe Bernhard Verbeek macht ein Zusammenspiel aus Genetik und Kultur dafür verantwortlich. „Bei Kriegen spielen die historische Situation, die kulturelle Umgebung und das kollektive Gedächtnis eine entscheidende Rolle. Dies alles ist mitgestaltet durch das neuronale Gefüge der Individuen und wirkt darauf zurück, bisweilen fatal“, schreibt er in der Zeitschrift „Universitas“ (Juli)…
Die Konflikte in der Ukraine wirken wie ein aktueller Beweis für die Sicht des Evolutionsbiologen. Wladimir Putin, der auf der Krim und in der Ostukraine die separatistische Kriegstreiberei mitunterstützt und mitinitiiert hat, sucht gleichzeitig den Schulterschluss mit den höchsten Repräsentanten der russischen orthodoxen Kirche und lässt dies medial verbreiten. Auch in Kiew organisiert der Staat kirchliche Rückendeckung.
Zum Artikel.

 

Serbien: Rechte Ultras, Kirche, Schwulenhass

21. Juni 2014 Von Krsto Lazarević, Belgrad

Ultranationalismus und Ressentiments gegen ethnische und sexuelle Minderheiten haben in Serbien jahrelang zum Mainstream gehört. Dank der EU-Integration geben sich ehemalige Radikale nun rhetorisch und politisch gemäßigt. Rechtsextreme Bewegungen – auch im Umfeld von Fußball und Kirche – bleiben aber weiterhin ein Problem…

Völkisch-nationalistische und rechtsextreme Ideologien sind keine Ausnahmeerscheinung in der serbischen Gesellschaft, sondern finden sich auch bei namhaften Intellektuellen, politischen Eliten, sowie bei der einflussreichen serbisch-orthodoxen Kirche. Kritiker die sich gegen die nationalen Mythen aussprechen, die inzwischen zum staatlich verordneten Geschichtsbild aufgewertet wurden, werden weiterhin heftig angegriffen… Zum Artikel.

„Einäugige Heuchelei“. Hintergrundinformation zur Berichterstattung im Mordfall Elisabeth Käsemann 1977 .

von Pfr. i.R. Hans Dieter Osenberg. In einem Leserbrief auf die vorausgehende Berichterstattung in mehreren Tageszeitungen wie auch der Süddeutschen vom 16.06.2014
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Drei Wochen nach jenem Länderspiel Deutschland gegen Argentinien am 5. Juni
1977, als die Ermordung Elisabeth Käsemanns noch wenigen bekannt war, sprach
der Arzt und Theologe Dr. Helmut Franz in der ARD das „Wort zum Sonntag“, gesen-
det vom Saarländischen Rundfunk. Er fragte, „ob einer unserer Fußball-Funktionäre
einmal in den Regierungspalast gegangen ist? Ob er den dortigen Militärdiktatoren
die Verachtung der Menschenrechte in ihrem Land vorgehalten und die Freilassung
der politischen Gefangenen gefordert hat? Es ist kaum anzunehmen. . . Ich finde das
schlimm. Wenn es um die Folterungen geht, dann ist Argentinien weit weg. Geht
es aber um Fußball, blickt fast unsere ganze Nation leidenschaftlich auf dieses
Land.“ Postwendend empörte sich DFB-Präsident und Rundfunkratsmitglied Hermann
Neuberger beim SR-Intendanten Dr. Franz Mai. Er forderte, „dass sich solche
Dinge nicht wiederholen“. Woher der Autor denn sein Wissen habe, fragte er, er,
Neuberger, sei schließlich in Argentinien gewesen. Die Kirche habe „zu Besinnlich-
keit auf den nahenden Sonntag einzustimmen“, aber nicht sich „mit politischem Zungenschlag“ in Dinge einzumischen, die sie nichts angehe. Dabei wusste Neuberger schon vor dem Länderspiel von Elisabeth Käsemanns Ermordung. Der extrem rechtskonservative Intendant Mai pflichtete Neuberger sofort bei. Hätte er den Text vorher gekannt, so schrieb er, wäre er nicht gesendet worden. Das ganze „Wort zum
Sonntag“ sei „eine pseudochristliche, einäugige Heuchelei“ gewesen, weil es die
Menschenrechtsverletzungen im Ostblock nicht angeprangert habe. Ich war damals
als evangelischer Rundfunkpfarrer mit der Kontroverse befasst und verbürge
mich für die korrekten Zitate.