Archiv für den Monat: November 2017

Weg mit den Samthandschuhen. Leserbrief zum Kommentar „Ach Gott, wo bist du?“ (Drobinski, SZ) von Dr. Clark Seha, Pfr. i. R.

11/2017

Matthias Drobinski geht zur Sache in dem, worum es Martin Luther ging. Sein Leitartikel „Ach Gott! Wo bist du?“ ist ein kräftiges Votum gegen das Christentum als Wohlfühl-Religion, in der es darum geht, dass wir Menschen mit tröstlichen Zureden eingekuschelt werden und als Kuschelbedürftige betrachtet werden. Was ich an Reden und Artikeln über Luthers Reformation im Jubiläumsjahr gehört und gelesen habe, finde ich unscharf, häufig platt und schmerzlos. Der Brennpunkt der Theologie Luthers ist das Kreuz Jesu Christi. Was bedeutet es, dass die zentrale Person des christlichen Glaubens ein von den in Rom Herrschenden Hingerichteter ist? Sein Platz ist in der Tat an der Seite derer, die geschunden und betrogen werden: der polnischen Frau, deren „gnädiger und naher Gott“ ihr Kopfschmerzen bereitet; der Menschen, die im Mittelmeer ertrinken; der Kinder in Syrien, die von Fassbomben zerfetzt werden; der alten Menschen, die allein und vergessen in unseren Krankenhäusern ihrer Krankheit und ihrem Sterben überlassen werden. Wir Christen sollten nicht mit Samthandschuhen angefasst werden, sondern lernen „Verdammte Scheiße“ zu schreien! Dazu, dass wir immer mehr zu Robotern einer Konsumgesellschaft werden, die ewig wachsen und immer mehr Profit generie-ren muss, die sich als Schlusspunkt der Menschheitsgeschichte feiert und unsere Heimat Erde auffrisst. Das Kreuz Christi fordert Herrschaftskritik von uns und vor allem, dass wir lernen, jede Herrschaft über uns abzuschütteln. „Wir sind Bettler, das ist wahr“ – und hoffentlich Bettler, die zunehmend sehend werden und sich nicht mit unscharfen, flachen und schmerz- freien religiösen Deklarationen abspeisen lassen.

Wie macht man die Welt frisch? Der große Soziologe Zygmunt Baumann blickt im Gespräch zurück auf die misslungene Moderne und unsere misslungene Postmoderne. Von Andreas Zielcke, SZ.

6. November 2017,

Gesellschaft und Individuum
Nach dem Muster des Mietkaufs

Wenn ich in Kürze sterben werde“, erklärte Zygmunt Bauman seinem Gegenüber, dem Schweizer Essayisten und Reporter Peter Haffner, „weil ich ein sehr alter Mann bin, werde ich unerfüllt und unglücklich sterben. Weil es eine Frage gibt, mit der ich gerungen habe, um eine überzeugende Antwort zu finden, und mir ist es nicht gelungen. Ich weiß, dass ich die Antwort nicht mehr finden werde, ich habe keine Zeit mehr. Die Frage ist sehr simpel: Wie macht man die Welt frisch? Diese Frage stammt aus der Bibel, dem Neuen Testament. ‚Seht, ich mache alles neu‘, wird Jesus in der Offenbarung des Johannes zitiert. Es ist die Frage, wie man Worte in Taten verwandelt.“

 

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Sankt Martin: „Die Stärke eines Volkes misst sich am Wohl der Schwachen“. Essay von Heribert Prantl

11. November 2017

…Fast so schön wie im zitierten Matthäus-Evangelium vom Weltgericht ist die Kultur des Teilens an einer anderen Stelle formuliert. Dort heißt es: „Die Stärke eines Volkes misst sich am Wohl der Schwachen“. Das klingt wie ein Leitspruch zu den Verhandlungen zur Jamaika-Koalition, den der Paritätische Wohlfahrtsverband in Greenpeace-Manier an die Fassade der Parlamentarischen Gesellschaft gehängt haben könnte. Der provozierende Spruch stammt aber aus der Präambel der Schweizerischen Verfassung….

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Reale und gefühlte Zumutungen. Warum Großpfarreien eine Lösung sein können. XXL-Pfarreien und Downsizing aus Sicht einer Leitungsfunktion am Beispiel Essen.

11/2017

…Entstanden sind die Großpfarreien im Bistum Essen aus einer wirtschaftlichen Not: Im Jahre 2006 hatte eine Untersuchung durch Wirtschaftsprüfer Alarm geschlagen: Radikale Umstrukturierungen waren notwendig, um nicht in eine ernsthafte Insolvenzgefahr zu geraten. Das führte zu drastischen Maßnahmen, die weitgehend in einem „Top-Down-Prozess“ umgesetzt wurden. Die bis dahin 259 eigenständigen Kirchengemeinden wurden aufgelöst und zu 43 neuen Pfarreien zusammengelegt – in der Folge wurden 96 Kirchengebäude aufgegeben, hinzu kamen erhebliche finanzielle Einschnitte.

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Reformationstag. Suche nach der Gnade in einer gnadenlosen Welt. Kommentar von Matthias Drobinski, SZ

31. Oktober 2017

An diesem Reformationstag wird viel Erbauliches gepredigt über Martin Luther. Trotzdem klingen manche Reden von Pfarrern und Bischöfen flach – weil sie alles Grausame aus dem Nachdenken über Gott eliminieren.

…Martin Luthers großartige Antwort war: Der Christengott ist kein Gott des innerweltlichen Triumphes, des Himmelreiches auf Erden, kein „Spiritual Leader“ fürs angenehmere Leben. Der gnädige Gott ist für ihn der gekreuzigte, leidende Gott, grausamstmöglich hingerichtet und erniedrigt, aller Menschenwürde beraubt…

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Christ sein ohne Gott? Zu Heiner Geißlers »Vorschlag«. Von Prof. Hans-Martin Barth

11/2017

Nur selten greifen Laienchristen öffentlich in die theologische Diskussion ein. Das ist schade, weil es der Vorgabe des »allgemeinen Priestertums der Glaubenden« durchaus entsprechen würde und weil es nötig wäre, damit die häufig geforderte »öffentliche Theologie« wirklich zustande kommt. Immerhin hat sich Finanzminister Wolfgang Schäuble vor nicht langer Zeit zum Problem von »Protestantismus und Politik« ge­äußert.1 Der jüngst verstorbene CDU-Sozialpolitiker Heiner Geißler zeigte keine Scheu, sich zu Wort zu melden, zuletzt mit seinem Buch »Kann man noch Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss?«2…

Heiner Geißler hat seinen Ansatz nicht ausgekauft, aber er hat in die richtige Richtung gewiesen. Jesus ist »eine totale Provokation und eine Verkörperung von Menschlichkeit und Barmherzigkeit. … Ihm und an seine Botschaft können wir glauben.« (75) Dies gilt wohl gerade für eine Zeit zunehmender Religionslosigkeit und um sich greifender Unmenschlichkeit. Es zu entfalten und plausibel zu machen, dürfte die Aufgabe künftiger Kirche und Theologie sein…

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Neues aus dem Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer. Peter Haigis, Deutsches Pfarrerblatt.

10/2017, deutsches Pfarrerblatt

 

Bei der Delegiertenversammlung des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer im September in Münster wurde nach sechsjähriger Amtszeit ein neuer Vorstand gewählt. Da der Pfarramtskalender 2018 samt Anschriftenverzeichnis bereits gedruckt und ausgeliefert ist, seien hier die wichtigsten Informationen kurz zusammengestellt:

In seinem Amt als Vorsitzender des Pfarrverbands wurde bestätigt Pastor Andreas Kahnt (Oldenburg), der nun auch für die kommenden sechs Jahre den Verband führen wird….

 

http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/index.php?a=show&id=4371

Die Welt, unsere Angst und der Gott des Friedens. Ein Zwischenruf des Moderamens des Reformierten Bundes in Deutschland e.V.

11/2017

Leitsatz I
Der Friede Gottes ist die zentrale Verheißung
und Berufung der Kirche.

Leitsatz II
Das Bekenntnis des Glaubens fordert stets
neu dazu heraus, für den gerechten Frieden
zu beten, zu denken und zu arbeiten.

Leitsatz III
Die sich aktuell verschärfenden internationalen
Konflikte stehen in scharfem Kontrast zu der
in Jesus Christus Wirklichkeit gewordenen
Versöhnung.

Leitsatz IV
Ein Glaube, der mit der weltweiten …

 

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Verhandlungen zur Regierungsbildung: Keine Erhöhung der Rüstungsausgaben – Abrüsten ist das Gebot der Stunde

11/2017

Aufruf
abrüsten statt aufrüsten

Die Bundesregierung plant, die Rüstungsausgaben nahezu zu verdoppeln, auf zwei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung (BIP). So wurde es in der NATO vereinbart.

Zwei Prozent, das sind mindestens weitere 30 Milliarden Euro, die im zivilen Bereich fehlen, so bei Schulen und Kitas, sozialem Wohnungsbau, Krankenhäusern, öffentlichem Nahverkehr, Kommunaler Infrastruktur, Alterssicherung, ökologischem Umbau, Klimagerechtigkeit und internationaler Hilfe zur Selbsthilfe.

 

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