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NKF-Westfalen: „eingeschränkte Evaluation“

02/2016; Pfarrverein Westfalen

„Neues Kirchliches Finanzmanagement Westfalen
(NKF-Westfalen)
Besondere Aufmerksamkeit nahm die Erörterung zu
NKF-Westfalen ein. Die eingeschränkte Evaluation aus
der Arbeit der Pilotkirchenkreise ließ eine bewegte, kritische
Diskussion im Tagungsfinanzausschuss folgen.
An dieser Stelle sei an die Stellungnahme unseres Pfarrvereins
zum gesamten Vorhaben erinnert, auf welche
unser Vorsitzender Jan-Christoph Borries im Plenum
noch einmal pointiert hinwies. Nach sachlich geführter
Debatte fasste die Synode, dankend den beteiligten
Pilotkirchenkreisen und Projektsteuerungsgruppe,
folgenden Beschluss: »2. Der bisher eingeschlagene
Weg zur Einführung NKF-Westfalen soll fortgesetzt
werden. Dabei soll dem Gesichtspunkt der Komplexitätsreduzierung
besondere Aufmerksamkeit gewidmet
werden. 3. Der Landessynode ist über den Fortgang der
Arbeit zu berichten.« Im Klartext: Wir führen das NKF Westfalen
ein, bleiben aber im Lernprozess, um das
Bestmögliche zu erreichen – getreu dem Apostelwort
aus 1. Thessalonicher 5,21f: »Prüft aber alles, und das
Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt.«…
vgl. S.3 des Vereinsblattes.

Anm. F.S.: Leider kann sich der Apostel Paulus zum vielfältigen abusus seiner Worte nicht mehr äußern!

Change, Reform und Wandel: Was zurzeit in einigen der Evangelischen Landeskirchen geschieht, ist an Zynismus kaum zu überbieten. Interview mit Dr. Matthias Burchardt, Akadem. Rat, Köln.

06/2015

Matthias Burchardt über das Alphabet der politischen Psychotechniken

Interviewer: Ich war vor einigen Jahren einmal auf einer wunderbaren Veranstaltung einer sehr fortschrittlichen Landeskirche. Da wurde seitens der Veranstalter beim Mittagessen sehr deutlich kommuniziert: „Unsere Kirche wird in den nächsten Jahren hunderttausende Mitglieder verlieren, wir müssen diesen Wandel begleiten und uns mit ‚Change Management‘ beschäftigen, sonst wird das für die Kirche übel ausgehen.“ …

Matthias Burchardt: Was zurzeit in einigen der Evangelischen Landeskirchen geschieht, ist an Zynismus kaum zu überbieten. Wenn es heute eine Rechtfertigung für die Existenz von Kirche geben kann, dann doch die, dass sie den Totalitarismen eine radikal andere Soziallogik und -praxis entgegensetzt.

Doch hinter der Feiertagsrhetorik ihrer Spitzenvertreter wird die Kirche im Moment durch Unternehmensberater und Stiftungen mit neoliberaler Agenda angespornt, sich intern in einen paratheologischen Dienstleistungskonzern umzubauen. Die Evangelische Kirche im Rheinland etwa wird von Steria Mummert Consultung beraten und lässt sich das Finanzsystem NKF aufschwatzen, das ein ideales System für jene Art von neoliberaler Steuerung ist, die in den Kommunen unter dem Begriff „Doppik“ firmiert. Und auch McKinsey ist ganz vorne mit dabei. Das ist schon wie in der Fabel von Hase und Igel, auch in dieser Ackerfurche sitzt ein Bertelsmann.

Das Muster, das auch Sie hier zu Recht identifizieren, wiederholt sich dabei in einem fort: Katastrophengerede als Motiv für einen Umbau ganz im Geiste des New Public Management, welches aktuell auch über unser Bildungssystem und andere Bereiche gegossen wird. Das Ergebnis hiervon ist übrigens vorhersehbar: Es wird viel Geld ausgegeben sowie dem engagierten Personal zusätzliche Arbeit aufgebürdet werden, der wesentliche Auftrag der Kirche wird bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und die versprochenen Ziele schließlich grandios verfehlt. Zurück bleibt verbrannte Erde.

Wer sich darüber wundert, dass die Kirchenoberen so etwas betreiben, der kann sich ja mal anschauen, wer sich so in den letzten Jahren im Präsidium des Evangelischen Kirchentags getummelt hat. Das erklärt einiges. Das vollständige Interview.

EKHN: der Reformstress geht weiter. Pilotprojekt zur Implementierung der Doppik gescheitert.

In der EKHN spricht sich herum, dass das Pilotprojekt zur Einführung der Doppik Anfang des Jahres abgebrochen werden musste. Abschlüsse werden ausbleiben. Die geplante generelle Einführung Anfang 2016 steht damit zur Diskussion. Forderungen nach einer Verschiebung der Implementierung werden von hochrangigen Mitarbeitern laut.

In dem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass sich die EKHN für eine IT- Spielart entschieden hat, die etwa in der EKiR schon für erheblichen Verdruss sorgte.

Prinzipieller kann man sich aber fragen: wieso gibt es eigentlich nur die Forderung der Verschiebung? Gibt es keine Synodalen, die spätestens jetzt – nach einer in der damaligen Synodalsitzung an Argumenten raren,  äußerst dürftigen Diskussion um die Ablösung der Kameralistik durch die Doppik (NKF) – aufmerken? Sollte nicht der Pfarrverein zum Schutz seiner eigenen Mitglieder, der betroffenen Pfarrerinnen und Pfarrer, die Gelegenheit nutzen, dies  dies im wesentlichen nutzlose aber kostenträchtige Projekt noch einmal prinzipiell in Frage zu stellen? 

Und was sagt der Pfarrverein?

Pfarrerinnen- und Pfarrerverein in der EKHN
Mitgliederversammlung am 11.02.2015
Vorstandsbericht Dr. Martin Zentgraf

„…
Jede Veränderung birgt Vorteile und Nachteile – Wie sich dies im Blick auf die Umstellung von der Kameralistik zur Doppik in unserer Kirche letztlich auswirken wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls entstehen völlig neue Herausforderungen – etwa: Wie künftig die Abschreibungen auf kirchliche Gebäude von Gemeinden refinanziert werden sollen. Wir vermuten, dass uns hier Diskussionsstoff für die kommenden Jahre erhalten bleibt…  „

Jede Veränderung birgt also Vorteile und Nachteile… Kommentar zu derartigen tiefschürfenden, nachgerade philosophisch anmutenden Ausführungen gefällig? F.S.

 

Revisted: Gemeinderat Karlsruhe: Jahresabschluss 2010 – Kritik an Doppik

28.02.2012

Karlsruhe (fn) – Einstimmig hat der Gemeinderat am Dienstagnachmittag den Jahresabschluss der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2010 verabschiedet. Mit einem Plus von fast 20 Millionen Euro liegt dieser 75 Millionen Euro über dem zuvor prognostiziertem Ergebnis. Kritik gab es dennoch von allen im Gemeinderat vertretenden Parteien und Gruppierungen.

Kritik praktisch quer durch alle Fraktionen und Gruppierungen im Karlsruher Gemeinderat erntete erneut das neue kommunale Haushaltsrecht, nach dem der Karlsruher Haushalt bereits seit 2007 erstellt wird. Die so eingeführte „Doppelte Buchführung in Konten“ (Doppik) soll eigentlich für mehr Transparenz in den kommunalen Haushalten führen und ist für Kommunen in Baden-Württemberg spätestens ab 2016 Pflicht.

…Kritik an Doppelter Buchführung 

In der Doppik werden, vereinfacht gesagt, statt reiner Zahlungsströme – Eingaben, Ausgaben – sämtliche Ressourcen erfasst, die für eine Leistung oder ein Produkt nötig sind. Das soll die städtischen Finanzen übersichtlicher und nachvollziehbarer abbilden. Folgt man dem Karlsruher Gemeinderat ist aber eher das Gegenteil der Fall. Wirklich helfen würde Doppik nicht, so GfK-Stadtrat Friedemann Kalmbach. Ähnlich sah das KAL-Stadtrat Eberhard Fischer: „Die Berichte erinnern mich eher an das Gespräch zwischen einem Steuerberater und einem Wirtschaftsprüfter.“  Zum Bericht.

10 Jahre NKF – ein Blick in die Zukunft. Nordrhein-Westfalen zieht nach einer Dekade Einführung des Neuen Kommunalen Finanzwesens Bilanz.

15.02., kirchenbunt

Wer im Internet Informationen über das Neue Kirchliche Finanzwesen sucht, mag auch über folgende Website gestolpert sein: http://nkf-kirche.de. Ob das, was man da zu sehen bekommt, denn auch informativ ist, hängt vom Betrachter ab. Neben dem bekannten Satz: “Hier entsteht eine neue Internetpräsenz” prangt nämlich ein Baustellenschild – und das seit nunmehr acht Jahren (Stand: 15.02.2015)! Will uns da jemand (die Domain gehört einer Managementberatungs-GmbH) einen Hinweis liefern, was uns mit NKF noch bevorsteht?…

Zum Beitrag.

Evaluation des Projektes Wirtschaftliches Handeln in der Kirche (WH), Württemberg

Die Studie der Württembergischen Landeskirche zum Projekt Wirtschaftliches Handeln ist nicht taufrisch, aber immer noch aufschlussreich und interessant. Denn sie beinhaltet einige wichtige Erkenntnisse zu den Neuen Steuerungsmodellen und der Doppik/NKF. Man beachte dabei, dass dies Projekt in Württemberg noch aus der Frühphase der Reformen – aus den 90iger Jahren – stammt. Die Intention war daher durchaus noch eine andere als in späteren Phasen des Prozesses, insbesondere in den Jahren 2006ff. Dennoch können schon hier wichtige Erkenntnisse auch für die spätere Phase der Reformprozesse gewonnen werden.

Das Ziel der Evaluation bestimmt das Forschungsdesign:
„Das zentrale Ziel der Evaluation ist die Beurteilung des aktuellen und zukünftigen Nutzens des Projekts WH für die ELK. Die Beurteilung des Nutzens erfolgt vor dem
Hintergrund der mit dem Projekt ursprünglich verfolgten Ziele „Transparenz“,„Partizipation“ und „Nachhaltigkeit“. “

Die Ergebnisse in Kürze: hinsichtlich Transparenz gibt es die durchschnittlich mittlere Beurteilung zw. „stimme voll zu“ und „Stimme überhaupt nicht zu“.
Hinsichtlich Partizipation ist das Urteil deutlich negativ (keine Zustimmung), und hinsichtlich Nachhaltigkeit ist leichte Zustimmung zu verzeichnen. Die Studie als pdf.
Kein überzeugendes Ergebnis, fürwahr. Insbesondere wenn man auch noch den hohen Einsatz an Mitteln (Kosten) berücksichtigt. Das Ergebnis bestätigt damit die empirische Forschung in Kommunen hinsichtlich der NSI und Doppik/NKF.

Friedhelm Schneider