Schlagwort-Archive: Vergangenheitsbewältigung

EKD-Kulturbeauftragter: NS-Relikte in Kirchen nicht verschweigen.

24.07.2017, Speyer (epd).

Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, empfiehlt, Relikte aus der NS-Zeit in kirchlichen Räumen nicht zu verschweigen. „Kirchengemeinden tun gut daran, offen, klar und deutlich dieses Thema anzusprechen“, sagte Claussen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Streit über eine Adolf Hitler gewidmete Glocke im Turm der protestantischen Jakobskirche in Herxheim am Berg in Rheinland-Pfalz sei es sinnvoll, mit einer Plakette oder auf der Internetseite auf deren belastete Geschichte hinzuweisen…

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Die Evangelische Kirche und Israel.

SAMSTAG, 30. APRIL 2016, transparentonline
von Rüdeger Baron


Fazit

Gerade die Theologen und Kirchenvertreter, denen die Verbrechen an den Juden und die Mitschuld der Kirche besonders nahe gegangen waren, ignorierten oder verharmlosten die Umstände, unter denen die Juden in Palästina ihren Staat errichteten, und die Verbrechen an der einheimischen palästinensischen Bevölkerung.[22] Dies kann man sich nur so erklären, dass sie meinten, mit ihrer Begeisterung und Unterstützung für Israel die Schuld, die sie besonders empfanden, ein Stück weit abtragen zu können.

Aus dem absolut notwendigen Eingeständnis der Mitschuld der Kirche an der brutalsten Judenverfolgung der Geschichte und aus dem Bemühen um ein neues, respektvolles Verhältnis zum Judentum wurde so praktisch eine Unterwerfung. Die evangelische Kirche passte sich wieder einmal dem Zeitgeist an und zwar auch in ihrer Theologie. War es bis zum Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ in Deutschland üblich, Nationalist und Antisemit zu sein, so setzte sich in den Sechziger- und Siebzigerjahren allmählich ein Israelbild durch, das den Staat und seine Politik über jeden Zweifel erhaben machte. Daran hatte auch die evangelische Kirche mit vielfältigen Einlassungen und Aktivitäten im kirchlich-politischen Feld erheblichen Anteil. Statt einfach zuzugeben, dass damals auch die Kirche dem grassierenden Rassismus verfallen war (entgegen allen Lehren über die Gottesebenbildlichkeit jedes einzelnen Menschen), wird ein neues theologisches Denkgebäude errichtet, um die einstigen Opfer in den Himmel zu heben – und wiederum werden die Konsequenzen für die Betroffenen ignoriert.[23]

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„Im Labyrinth des Schweigens“. Ein Film schildert die Vorgeschichte des Auschwitzprozesses. Von Ludwig Greven

5. November 2014. Ein Staatsanwalt wehrt sich gegen das Vergessen: Der Film „Im Labyrinth des Schweigens“ schildert die Vorgeschichte des Auschwitzprozesses. von Ludwig Greven/ DIE ZEIT.

Kann man sich noch eine Zeit vorstellen, in der Auschwitz nicht jedem eingebrannt war als Inbegriff des Bösen und unentrinnbarer deutscher Schuld? Es gab diese Zeit, sie reichte bis in die 1960er Jahre. Es war die scheinbar unbeschwerte Ära des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders, von Petticoat, Nierentisch und fröhlicher Schlagermusik. Die Deutschen arbeiteten, feierten, konsumierten, als gäbe es kein Gestern, und sie bemühten sich mit aller Kraft, den Krieg, die Nazi-Zeit und ihre eigene Mitverantwortung für die NS-Verbrechen zu verdrängen.

Dann aber stieß der Frankfurter Journalist Thomas Gnielka 1958 auf Dokumente mit den Namen von KZ-Wachleuten. Fünf Jahre später begann der Frankfurter Auschwitzprozess, der größte und wohl wichtigste Prozess der bundesdeutschen Geschichte. Und ein Wendepunkt in der Aufarbeitung des Holocaust.
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Kann man darüber und über die dramatische Vorgeschichte des Prozesses einen Spielfilm drehen, der dazu noch unterhält und nicht als bleischwere Geschichtsstunde daher kommt? Der Regisseur Giulio Ricciarelli und die Produzenten Uli Putz und Jakob Claussen haben es mit Im Labyrinth des Schweigens getan…  Mehr dazu.

Bayerische Landeskirche nähert sich Barmen. Zu einem Studientag der Landessynode.

(F.S.) Die bayerischen Theologinnen und Theologen haben spätestens seit den 70iger Jahren mit Barmen keine Probleme mehr. Das Gedankengut ist internalisiert und muss darüber nicht mehr diskutieren. Anders die offzielle Bayerische Landeskirche, deren verzögerter Aufarbeitungsprozess der Zeit des Dritten Reiches auf gravierende Defizite früherer Kirchenleitungen hinweist. In der Folge  schlagen diese Zeit betreffende Themen bis in die jüngste Zeit bisweilen für außen Stehende unerwartet hohe Wellen. Und die verblüffte Öffentlichkeit reibt sich verwundert die Augen. Erinnert sei an die noch frische Umbenennung  der nach dem seinerzeitigen Landesbischof Meiser benannten Meiserstraße in München im Jahr 2010 in Katharina-von-Bora-Straße. Hier könnte ein entscheidender Schritt der Landeskirche unter dem neuen Landesbischof Bedford-Strohm bevorstehen, wie das Bayerische Sonntagsblatt berichtet:

„Welche Bedeutung kommt der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 heute zu? Bei einem Studientag der Landessynode in Nürnberg am 80. Jahrestag der Barmer Erklärung ging es darum, die Bedeutung von Barmen für die bayerische Landeskirche zu klären. Wohnt Barmen der Charakter einer Mahnung inne, oder könnte aus der Barmer Erklärung gar ein Bekenntnis werden?

…Wo liegen heute jene »Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten« aus Barmens Erster These verborgen, die wir zu Götzen machen?…
Der Tübinger Theologieprofessor Jürgen Moltmann beklagte in seinem Vortrag den Einzug ökonomistischen Denkens in die Kirche. Heute stehe anstelle der Politisierung durch den totalen Staat die Ökonomisierung am totalen Markt. Wer nur danach frage, wie Kirche effizienter gestaltet werden könne, der »entmündigt die aktiven Brüder und Schwestern in den Gemeinden«…“

Politiker mit Nazivergangenheit im Nachkriegsdeutschland – erste wissenschaftliche Studie

Erstmals untersucht eine wissenschaftliche Studie in Hessen die Nazimitgliedschaft späterer Politiker im jungen Nachkriegsdeutschland. Auch der frühere hessische CDU-Chef Alfred Dregger und Karl-Heinz Koch, der Vater von Ex- Ministerpräsident Roland Koch, gehören zur beachtlich großen Gruppe der Ex-Nazis.

Lesen Sie den Artikel in der Frankfurter Rundschau.