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Thema des Monats

Von der Dogmatik der Wirtschaftswissenschaften und der Schädlichkeit des Shareholder- Value (Thema des Monats)

Zentrale Passagen aus Prof. Fredmund Malik, Management, Frankfurt 2007, S. 122ff:

„Corporate Governance war das dominierende Thema der letzten eineinhalb Jahrzehnte. Die Art CG die daraus entstanden ist, ist die Ursache einer der schädlichsten Entwicklungen, die es in der Wirtschaftsgeschichte gab.“ Die Aufgabe der Corporate Governance ist nicht wie es die herrschende Meinung sagt, „Aktionäre reich zu machen, sondern dafür zu sorgen, dass das Unternehmen richtig und gut geführt wird.“… “Die absurden Theorien, die mit der Corporate Governance- Diskussion in die Welt kamen – Shareholder-Value etc… – sind wirtschaftsschädigend und als Folge dessen schädigen sie die Gesellschaft.“ … „Die seit zehn Jahren mit zum Teil mittelalterlichem Dogmatismus geführte Auseinandersetzung hat zum Gegenteil dessen geführt, was beabsichtigt war: zu den größten Betrugsskandalen an den Aktionären… zu den schlechtest geführten Unternehmungen… größten Managerbereicherungen, zu den historisch raffiniertesten Bilanzfälschungen und zur schlimmsten Sorte von Wirtschaftskriminalität.“… „Unter dem Etikett der Deregulierung (sind) die monströsesten Regulierungswerke der Geschichte entstanden…“ Mehr.

Managementfehler der katholischen Kirche (Thema des Monats)

Theologe und Unternehmer Ulrich Hemel über: Managementfehler der katholischen Kirche
von Dieter Schnaas und Christopher Schwarz

Der Theologe und Unternehmer Ulrich Hemel über die Schwierigkeiten der Amtskirche, die hausgemachten Probleme zu managen.

WirtschaftsWoche: Herr Hemel, es gibt Umfragen, nach denen nur noch jeder vierte Katholik seine Kirche für eine vertrauenswürdige Institution hält. Ein Autobauer würde einen solch gravierenden Verlust der Kundenbindung nicht überleben. Wie steht es um die Zukunft des Moralunternehmens Kirche?…

Sprechen wir von der Amtskirche und ihren Managementfehlern. Die Bilanz des Vorstandsvorsitzenden, Papst Benedikt XVI., fällt verheerend aus. Die Duldung der Piusbruderschaft, der Holocaust-Leugner Williamson, die Missbrauchsfälle, die Lügen Bischof Mixas – was steckt dahinter?
Hier kommt vieles zusammen. Hervorzuheben ist eine Form von Neoklerikalismus, die mit Papst Benedikt XVI. verstärkt wurde. Die Amtskirche geriert sich, als sei sie die einzige, „wahre“ Kirche – und die Unterscheidung der Amtsträger von den Gläubigen wird so stark markiert, dass der Kern des Glaubens aus dem Blick zu geraten droht. Der Macht-, Repräsentations-, Kontroll- und Deutungsanspruch des kirchlichen Amtes ist so groß, dass sie der anderen Kirche, der Kirche der Glaubensgemeinschaft, zu der sie schließlich auch selbst gehört, die Luft zum Atmen nimmt. Zum Interview.

„Schwarz, weiß, bunt. Vermittlungsversuche zwischen Ökonomie, Ethik und Theologie.“ (Thema des Monats)

Management ist in der Kirche ein heißes Thema. Für die einen der Teufel. Dann wird Management verantwortlich gemacht für allen Unsinn, der unter dem Label Kirchenreformen produziert wurde. es könnte aber sein, dass nicht das Management an sich für Fehlentscheidungen der Kirche verantwortlich ist, sondern falsches, schlechtes Management. – Die meisten Einstellungen, Vorurteile und Missverständnisse liegen in begrifflichen und sachlichen Unklarheiten. Vieles, vielleicht alles hängt also von einer Klärung der Begriffe und Sachverhalte ab. Dem dient das Thema des Monats Januar 2014. Wir beginnen mit einem Interessanten Vermittlungsansatz von PD Dr.rer.pol. Martin Büscher; Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement (IDM), Wuppertal/ Bethel

aus dem Vortrag „Schwarz, weiß, bunt“:
„Das wirtschaftsliberale Modell hat reale Auswirkungen direkt auf die Politik
und indirekt auf das Lebensgefühl der Menschen, auf das was ihnen Freu-
de macht, was sie anspornt und was ihnen Angst macht.

Wie kann vermittelt werden? Wie muss Wirtschaft gestaltet werden im
Blick auf das gute Leben der Menschen, Gemeinwohl und Gerechtigkeit?
Wie muss Theologie für Seelsorge, Predigt und öffentlichem Auftreten
ausgerichtet sein angesichts wirtschaftlicher Strukturen, die das Fühlen
und Denken der Menschen und die Kultur des Zusammenlebens prägen?

St. Galler Managementmodell theologisch weiterentwickeln
Ich denke, dass die theologische Dimension des St. Galler Management-
modells noch nicht wirklich integriert und durchdekliniert ist. Das Element
der Abstufung zwischen normativem, strategischem und operativem Ma-
nagement und die Differenzierung der Anspruchsgruppen, d.h. der gesell-
schaftlichen und wirtschaftlichen Partner, der sog. Stake-holder bietet im
Unterschied zu anderen Managementmodellen natürlich die Öffnung zu
einer normativen Dimension des Managements. Diese ist nach meiner
Wahrnehmung bisher in der funktionalen Dimensionen des Managements
wie im Bezug z.B. auf eine Dienst- und Wertegemeinschaft weiterentwi-
ckelt. Das ist natürlich eine kirchliche Werteorientierung. Es entspricht
kaum aber der realen Komplexität kirchlicher Einrichtungen. Sowohl in ei-
nem induktiven Zugang als in deduktiver Form als Gestaltungsaufgabe
normativen Managements könnten komplexere Bausteine entworfen wer-
den…

Mir steht ein Profil von Diakoniewissenschaft vor Augen, das  dazu beiträgt, die ökonomischen, ethischen und theologischen Dimensionen
zu integrieren und kreative Wissenschaft zu betreiben. Theologia scientia eminenta practica.“

Missverständnisse des Neoliberalismus hinsichtlich der Ökonomie und die Notwendigkeit eines neuen Wirtschaftsverständnisses (Thema des Monats)

Wenn man Management verstehen will muss man die Differenzierung zwischen dem realwirtschaftlichen Ansatz, wie er bspw. in St. Gallen gelehrt wird, und dem Sharholder-Value-Ansatz des Neoliberalismus verstehen. Dann erschließt sich einem Vieles. Dann beginnt man auch die Schwächen der Kirchenreformen zu verstehen.
Über Missverständnisse des Neoliberalismus, von Prof. Fredmund Malik, St. Gallen

Der echte Liberalismus verlangt nicht,
dass wir alle Ziele der Wirtschaft unterstellen sollen. Niemand hat deut-
licher gesagt, als Friedrich von Hayek, dass letztlich alle Ziele nicht-öko-
nomischer Natur seien. »Die letzten Ziele, die vernunftbegabte Wesen
durch ihre Tätigkeit zu erreichen suchen, sind niemals ökonomischer Art.
Streng genommen gibt es kein ›wirtschaftliches Motiv‹, sondern nur wirt-
schaftliche Faktoren, die die Voraussetzungen für unser Streben nach an-
deren Zielen schaffen. Was gemeinhin in irreführender Weise das ›wirt-
schaftliche Motiv‹ genannt wird, bedeutet nichts anderes als das Verlangen
nach der Möglichkeit, beliebige Ziele zu verwirklichen.«44 Wir würden
viele einflussreiche Gegner zu Befürwortern eines freien Wirtschaftssys-
tems machen können, wenn wir von ihnen nicht ständig verlangten, alles
rein ökonomischer Ratio unterzuordnen, wogegen sich mit Recht Gefühl
und Vernunft sträuben. Was der Liberalismus aber verlangt, ist, dass je-
der für seine Handlungen einzustehen hat. Das muss auch für Manager
gelten.

Neues Wirtschaftsverständnis nötig?
Die Antwort ist: Ja. Nicht nur viele neoliberale Positionen sind fragwür-
dig. Das heutige Wirtschaftsverständnis als Ganzes ist – von wenigen Aus-
nahmen abgesehen – in grundlegenden Dimensionen falsch. Es wird zum
Beispiel noch immer aus dem Tausch erklärt, obwohl bis heute für keine
Epoche die Existenz einer Tauschwirtschaft nachgewiesen werden konnte.
Lesen Sie aus dem von Prof. Malik zur Verfügung gestellten Kapitel
seines Buchs „Management. Das A und O des Handwerks“ die Seiten 125- 129.

 

Ausbildung zur Pfarrfrau (Thema des Monats)

Stellen Sie sich vor es gäbe eine Ausbildung zur Tischlergattin, einen Kurs für Anwaltsfrauen oder eine Fortbildung für die Verlobten von Zahnärztinnen. Der Gedanke klingt absurd. Doch in der Kirche gibt es nach wie vor Vorbereitungskurse für das Eheleben im Pfarrhaus.

Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses (Thema des Monats)

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Kooperation mit der Internationalen Martin Luther Stiftung und dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

„Das evangelische Pfarrhaus, über die Jahrhunderte hinweg Identität stiftendes Zentrum des Protestantismus, befindet sich im Umbau. Neue Arbeitsmodelle, pluralisierte Lebensformen, schrumpfende Gemeinden und veränderter Religionsvollzug stellen das „Pfarrhaus“ – Beruf, Berufung und Lebensform – vor große Herausforderungen.“ – so der Text im Prospekt. Mehr dazu.

Lebensformen im Pfarrhaus: Wohnst du schon oder lebst du noch? (Thema des Monats Dezember)

Von: Ilona Nord

Leben im Pfarrhaus heute und ­praktisch-theologische ­Reflexionen dazu

Es lohnt, sich die Vielfalt vor Augen zu führen, in der derzeit bereits in evangelischen Pfarrhäusern gelebt und gearbeitet wird: Der Pfarrer, der mit seiner Ehefrau zusammen im Pfarrhaus wohnt, sie haben zwei Kinder; die Pfarrerin, die mit ihrem Ehemann im Pfarrhaus wohnt, sie haben drei Kinder; die Pfarrerin, die ledig ist; der Pfarrer, der geschieden ist; die lesbische Pfarrerin, die eine Lebensgefährtin hat, die außerhalb der Gemeinde wohnt; das heterosexuelle Pfarrehepaar, das sich eine Stelle teilt und auch die Erziehungsarbeit gemeinsam macht; das heterosexuelle Pfarrehepaar, das 1,5 Stellen inne hat und ohne Kinder lebt; die Pfarrerin und der Pfarrer, die verheiratet sind und zwei volle Dienstaufträge wahrnehmen; das homosexuelle Pfarrerpaar, wo beide Pfarrer zusammen im Pfarrhaus wohnen, einer von ihnen ist im Gemeindedienst, der andere auf einer Funktionsstelle, einer von ihnen bringt eine Tochter aus seiner vorangegangenen Ehe mit in die neue Lebensgemeinschaft ein; die Pfarrerin, die mit einem halben Dienstauftrag in der Gemeinde arbeitet, mit Ehemann und Kindern im Pfarrhaus lebt, der Ehepartner arbeitet nicht in der Kirche. Die Liste ist keineswegs vollständig. Leben im Pfarrhaus vollzieht sich in vielen Formen. Zwei Lebensformen, die für das Berufsfeld der Pfarrerin und des Pfarrers zugleich von spezifischen Traditionsbeständen begleitet werden, sind für eine erste Beschreibung ausgewählt worden. Zum Artikel von Ilona Nord.

Was erlebt ein Kind im Pfarrhaus? Ein Bischof und eine Pädagogin über neugierige Nachbarn, offene Türen und Riesenerwartungen.

Was erlebt ein Kind im Pfarrhaus? Der Bischof und die Pädagogin über neugierige Nachbarn, offene Türen und Riesenerwartungen. – Ein Gespräch von chrismon mit Bischof Heinrich Bedford-Strohm und Katharina Saalfrank.

chrismon: Wann wurde Ihnen klar: Unsere Familie ist anders?

Bedford-Strohm: In der Schulzeit. Einmal kam mein Direktor in die Klasse. Ich sollte in der Pause zu ihm kommen, mein älterer Bruder auch. Wir Strohm-Kinder waren damals alle fünf an einem Gymnasium, und es hieß, wir beide seien im Bus frech gewesen. Der einzige Grund für die Beschwerde war, dass mein Bruder und ich in der Gemengelage im Bus bekannt waren. Nur weil wir die Pfarrerskinder waren! Da wurde mir klar, wie sehr wir im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.

Saalfrank: Bei mir gab es keinen solchen Moment. Ich habe es aber immer als etwas Besonderes empfunden, im Pfarrhaus zu leben, einem Haus, in dem schon vor uns Pfarrer gelebt haben. Viele meiner Freunde wohnten auf kleinerem Raum und ohne Garten. Und noch etwas war mir sehr bewusst: Bei uns gab es Dinge, die machte man, und andere, die machte man nicht, auch wegen der anderen Leute. Es war klar: Wir alle gehen sonntags in die Kirche. Manche Erwartungen meiner Eltern konnte ich erfüllen. Manche nicht, dann gab es Ärger. Zum Beitrag. 

Vermischung von Journalismus und kirchlichen Interessen

Innerhalb der Medienlandschaft genießen die Kirchen eine besondere Stellung. Einige der Privilegien sind äußerst diskussionswürdig.

– Kirchliche Nachrichtendienste dienen der Verkündigung und der medialen Vertretung kirchlicher Interessen. Dennoch werden ihre Meldungen oft wie die anderer Agenturen ohne Kritik verarbeitet.

– Kirchenredaktionen werden oft mit TheologInnen nach konfessionellem Proporz besetzt.

– JournalistInnen, die über Kirche berichten, sitzen zugleich in kirchlichen Gremien über die sie Berichten sollen.

– Dokumentationen und Berichterstattung über kirchliche Ereignisse werden werbemäßig genutzt, ohne dass die Kirchen dafür bezahlen.

Lesen Sie hier den ganzen Artikel zur Vermischung von Journalismus und Kirche.

Zentralisierung in der evangelischen Publizistik

In keinem kirchlichen Arbeitsbereich sind die Zentralisierungsbestrebungen in Richtung EKD, wie sie im Impulspapier „Kirche der Freiheit“ 2006 gefordert wurden, so weit fortgeschritten wie im Bereich der evangelischen Gebietspresse und Publizistik. Kurz nach dem Beschluss zur Gründung des Magazins Chrismon setzte ab 2000 eine Tendenz ein, die man als „Chrismonisierung der EKD-Publizistik“ beschreiben könnte.

Traditionsreiche kirchliche Wochenblätter wurden aufgegeben und durch von den Stabstellen für Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirchen produzierte regionale Chrismon-Plus-Ausgaben ersetzt. In der Badischen Landeskirche wurde der unabhängige Presseverband schon vor Jahren aufgelöst, in der Rheinischen Landeskirche wird er derzeit abgewickelt. Allerdings ist auch in beiden Landeskirchen das Experiment „Chrismon Plus“ bereits gescheitert. Kirchliche Öffentlichkeitsarbeit ist eben doch etwas kategorial anderes als unabhängiger Journalismus.

All diese Entwicklungen werden angestoßen vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), das längst kein Gemeinschaftswerk der Landeskirchen und kirchlichen Werke und Verbände mehr ist, sondern nur noch einen einzigen Gesellschafter hat: die EKD.

Martin Schuck