Archiv der Kategorie:
Reformbegründungen und die Wirklichkeit

EKHN: Rekordeinnahmen trotz Austrittswelle

3.9.2015 Hessenschau

Die EKHN verzeichnete 2014 trotz der zweithöchsten Kirchenaustrittswelle die höchsten Kirchensteuereinnahmen ihrer Geschichte. Wi lange will die Kirche noch an dem Märchen der sinkenden Einnahmen festhalten?

‚Kirche der Freiheit‘ hat „die biblische und reformatorische Weite von „Ekklesia“ vergessen“. Aus der „Praktischen Theologie“ von Prof. Dr. Christoph Grethlein

Prof. Dr. Christoph Grethlein

Praktische Theologie, Berlin 2012; anstelle einer Rezension ein Zitat zu „Kirche der Freiheit“:

„Auffällig ist bei dem Papier dier weitgehende Verzicht auf theologische Reflexion (s. Hermelink…). Ein undeutlicher Religionsbegriff leistet keine inhaltliche Klärung.
So ist der Text Ausdruck kirchenamtlicher Orientierungslosigkeit angesichts der nicht zu leugnenden Herausforderungen. Soziologisch formuliert: Es wird versucht, Unorganisierbares zu organisieren, ohne dies Dilemma zu reflektieren. Dadurch kommt es zu einer Überforderung der kirchlichen Organisation, konkret der kirchlichen Mitarbeiter/innen. Der Hauptgrund dafür ist ein auf die kirchliche Organisation verengtes Kirchenverständnis, das die biblische und reformatorische Weite von „Ekklesia“ vergessen hat.“ (S. 410)

Prof. Gerd Bosbach: Albtraum Demografie?

07/2015

Noch vor 15 Jahren war die Bevölkerungsstatistik nur ein Thema für staubtrockene Statistiker. Heute ist sie unter dem Namen Demografie in aller Munde. Eine erstaunliche Karriere für eine Statistik.
1990 habe ich als Berater des Statistischen Bundesamtes in Bonn, dem damaligen Regierungssitz, mit Fakten über Anzahl von Kindern und Alter von Lehrern auf die Notwendigkeit einer verstärkten Lehrerausbildung hingewiesen. Keine Chance! Regierung und Medien hatten kein Interesse an „Bevölkerungsplanung“, nahmen die Fakten noch nicht einmal zur Kenntnis. …  Zum Artikel.

Anm. F.S.: Auf die Parallelen zur Kirche muss man eigentlich nicht eigens hinweisen: auch in der Kirche wurde versäumt, rechtzeitig vor der Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge für den Pfarrberuf zu werben. Im Gegenteil: man schaute insbesondere in den 90iger Jahren wie das Kaninchen auf die Schlange („Pfarrerschwemme“), ohne zu erkennen, dass es Menschen braucht, die in der Kirche die eigentliche Arbeit machen: die mit den Menschen leben, für sie die Botschaft bereit halten, sie zu Leben und Lebendigkeit ermutigen, sie begleiten in Freude und Schmerzen, … Diejenigen, die in der Kirche gewarnt haben, die die Notwendigkeit des verstärkten Ausbildungsbedarfs schon früh erkannten, wurden (und werden ja von Begriffs- und Zahlenstutzigen bisweilen noch immer) ebenso belächelt wie Prof. Gerd Bosbach in den Regierungssitzen. Die Begriffs- und Zahlenstutzigen nehmen zwar ab, beherrschen aber noch die Amtsszene.

 

21,4 oder 38,7 Prozent atypisch Beschäftigte – wie problematisch hätten Sie’s denn gern? Zahlenspiele am Beispiel prekäre Beschäftigung.

4. Mai 2015, Von Markus Krüsemann, le Bohémien 

„Anlässlich einer Anfrage der Linksfraktion im Bundestag zur Entwicklung des Normalarbeitsverhältnisses präsentierte die Bundesregierung in ihrer Antwort vor 2 Wochen altbekannte Zahlen: Seit 1993 ist die Zahl der atypisch Beschäftigten gestiegen, um im Jahr 2013 einen Anteil von 21,4 Prozent der Beschäftigten zu erreichen. Nach anderen Berechnungen hat der Anteil allerdings bei 38,7 Prozent gelegen. Die Erklärung für die Diskrepanz ist einfach, sie ist aber auch ein Politikum.“ Zum Bericht.

Change, Reform und Wandel: Was zurzeit in einigen der Evangelischen Landeskirchen geschieht, ist an Zynismus kaum zu überbieten. Interview mit Dr. Matthias Burchardt, Akadem. Rat, Köln.

06/2015

Matthias Burchardt über das Alphabet der politischen Psychotechniken

Interviewer: Ich war vor einigen Jahren einmal auf einer wunderbaren Veranstaltung einer sehr fortschrittlichen Landeskirche. Da wurde seitens der Veranstalter beim Mittagessen sehr deutlich kommuniziert: „Unsere Kirche wird in den nächsten Jahren hunderttausende Mitglieder verlieren, wir müssen diesen Wandel begleiten und uns mit ‚Change Management‘ beschäftigen, sonst wird das für die Kirche übel ausgehen.“ …

Matthias Burchardt: Was zurzeit in einigen der Evangelischen Landeskirchen geschieht, ist an Zynismus kaum zu überbieten. Wenn es heute eine Rechtfertigung für die Existenz von Kirche geben kann, dann doch die, dass sie den Totalitarismen eine radikal andere Soziallogik und -praxis entgegensetzt.

Doch hinter der Feiertagsrhetorik ihrer Spitzenvertreter wird die Kirche im Moment durch Unternehmensberater und Stiftungen mit neoliberaler Agenda angespornt, sich intern in einen paratheologischen Dienstleistungskonzern umzubauen. Die Evangelische Kirche im Rheinland etwa wird von Steria Mummert Consultung beraten und lässt sich das Finanzsystem NKF aufschwatzen, das ein ideales System für jene Art von neoliberaler Steuerung ist, die in den Kommunen unter dem Begriff „Doppik“ firmiert. Und auch McKinsey ist ganz vorne mit dabei. Das ist schon wie in der Fabel von Hase und Igel, auch in dieser Ackerfurche sitzt ein Bertelsmann.

Das Muster, das auch Sie hier zu Recht identifizieren, wiederholt sich dabei in einem fort: Katastrophengerede als Motiv für einen Umbau ganz im Geiste des New Public Management, welches aktuell auch über unser Bildungssystem und andere Bereiche gegossen wird. Das Ergebnis hiervon ist übrigens vorhersehbar: Es wird viel Geld ausgegeben sowie dem engagierten Personal zusätzliche Arbeit aufgebürdet werden, der wesentliche Auftrag der Kirche wird bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und die versprochenen Ziele schließlich grandios verfehlt. Zurück bleibt verbrannte Erde.

Wer sich darüber wundert, dass die Kirchenoberen so etwas betreiben, der kann sich ja mal anschauen, wer sich so in den letzten Jahren im Präsidium des Evangelischen Kirchentags getummelt hat. Das erklärt einiges. Das vollständige Interview.

13 Kommentare zur Antwort des Ratsvorsitzenden auf das Wormser Wort

05/2015, bisher eingestellte Kommentare von UnterzeichnerInnen des Wormser Wortes zur Antwort des Ratsvorsitzenden bzw. seines Mitarbeiters Dr. Goldenstein:

1. Die Antwort des Sekretärs seiner Majestät Bedford Strohm ist schlicht dreist. Sie besagt, kurz gefasst:

a. Ihr wollt in der Kirche für alle Zeit alles beim Alten lassen. Das geht aber nicht. Die Zeiten ändern sich. Ergo: Herr Goldenstein hat gar nichts begriffen, nämlich dass es um die Richtung der Veränderung geht, nicht um die Behauptung eines unveränderlichen Zustandes.

b. Wir reagieren doch nur auf demographische und finanzielle Herausforderungen. Das ist alternativlos. Ergo: Herr Goldenstein hat wiederum nicht begriffen, dass Programme wie “Kirche der Freiheit” nicht nur reagieren, sondern agieren, d.h. Entwicklungen massiv beeinflussen (nämlich z.B. und vor allem in Richtung Erosion der evangelischen Gemeindebasis). (Prof. Eberhard Mechels)

2. Die “Antwort” des Ratsvorsitzenden zeigt leider das übliche Vorgehensmuster. Zuerst eine vermeintliche Anerkennung der Bemühungen. Dann die Betonung, wie wichtig das Anliegen genommen wird. Es folgt ein mehr als oberflächliches eingehen auf die Kritik. Dann die Abwiegelung der Kritik. Dass in Frage stellen der Kompetenz der Kritiker. Nicht zu vergessen, die allzeit beliebte Methode, gar nicht verstehen zu können, weshalb überhaupt Kritik erfolgt. Zusammenfassung: Diese ganze “Antwort” hat nur ein Ziel: Es soll Ruhe einkehren und die Kritik keine weiteren Kreise ziehen. In harmloser Abwandlung eines bekannten Facebook-Slogans: “Kann man so machen, kommt aber schlecht an!”
Ich bitte die Initiatorinnen und Initiatoren der Petition “Wormser Wort”, die Petition um die aktuelle Entwicklung (Übergabe der Unterschriften, sowie die bisherige, als dürftig zu bezeichnende Reaktion) zu ergänzen und fortzuführen. Es ist wohl offensichtlich, dass die Meinung von über 1.000 unterzeichnenden Christen die EKD nicht veranlasst, sich ernsthaft mit der vorgebrachten Kritik auseinanderzusetzen. Vielleicht wird das bei 10.000 Unterschriften der Fall sein. Oder bei 100.000 Unterschriften. Wer weiß. Früher oder später wird man zur Kenntnis nehmen müssen, dass weder Kritiker/Innen, noch Kritik, auf Dauer ignoriert werden können. Der öffentliche Druck scheint zurzeit schlicht und ergreifend dafür noch nicht groß genug zu sein. Also heißt es am Ball zu bleiben und dies zu ändern.(Carmen Splitt)

3. Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können! Bitte, führen sie die Petition in der oben beschriebenen, erweiterten Form fort! Die Antwort des persönlichen Referenten des Ratsvorsitzenden hat mich tief enttäuscht. (Ulrike Polster)

4. Ihren Ausführungen kann ich mich nur anschließen. Zu Ihrer Post auf der FB-Seite des Ratsvorsitzenden kann ich nur sagen: “Gefällt mir”! (Johannes Taig)

5. Schade, da hätte der Ratsvorsitzende doch lieber selber antworten sollen. Die Antwort des Referenten bleibt unbefriedigend. Da perlt einfach alles ab 🙁 (Klaus Völkl)

6. Liebe Carmen Splitt, vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Es ist ja leider alles sooo richtig. Ich habe mich genau so gärgert aber – ganz ehrlich – ich war zu bequem, mir diese Arbeit zu machen. Und ja, das ist falsch.
Aber: Für jede Zuschrift wird sich mit viel bla bla bedankt. Und dann wird jedes Argument zerpflückt. Da in der Kirche keine Fehler gemacht werden (siehe NKF; das wird auf Deibel komm raus durchgezogen koste es was es wolle) braucht man auch keine Fehler zuzugeben. (Gerhard Niemeyer)

7. Wer ist dieser Herr Goldenstein? Hat er seine eigene Meinung kundgetan oder seine Aussagen von Herrn Bedford-Strohm diktiert bekommen, damit sich der Ratsvorsitzende unauffälliger hinter dem wohlklingenden Namen Goldenstein verstecken kann? Jedenfalls scheint Herr Goldenstein die platten Platitüden des Papiers “Kirche der Freiheit” bestens internalisiert zu haben.
Seine Antwort ist weder differenziert noch hilfreich für einen weiteren inhaltlichen Diskurs. Anscheinend hat er oder auch sein Chef die Ergebnisse der neuesten Mitgliederstudie missverstanden oder er muss in seinem Job als Referent unwillkürlich darüberhinwegreden. Ich finde die Antwort enttäuschend! Das übliche Blabla von “oben herab”. Unzweifelhaft EKD-stromlinienförmig angepasste Worthülsenklauberei! Dazu ernüchternd, denn ich dachte, die neue Mitgliederstudie würde manchem EKD-Funktionär die Augen öffnen, wie sich “das Volk” seine Volkskirche zukünftig vorstellt. Die von Herrn Goldenstein „wohl“formulierten Phrasen zeigen, dass sich die EKD-Führungsebene nach wie vor immer weiter von den Realitäten in den Gemeinden entfernt und im Elfenbeinturm von Hannover einfach nicht wahrhaben möchte, dass die Reformen von „Kirche der Freiheit“, die bisher umgesetzt wurden, mehr Schaden als Nutzen gebracht haben und vielerorts absehbar in einem Desaster enden. Im Grunde peinlich, was in diesen Goldenstein’schen Zeilen evident wird. (Axel Weber)

8. Lieber Herr Bischof,

Ihr Referent hat Ihnen einen Bärendienst erwiesen. In der Tat: Sie hätten besser selbst geantwortet.

Zu 1: Kein(e) Unterzeichner(in) bestreitet die Notwendigkeit von Anpassungs- und Veränderungsprozessen. Niemand will, dass alles so bleibt wie ist.

Zu 2/4: Der Satz: “Gerade die in der jüngsten KMU bestätigten Entwicklungen setzen eine Bündelung von Kräften voraus” ist so platt wie er falsch ist. Der Ausdruck “Bündelung von Kräfte” hat in ökonomischen oder militärischen Zusammenhängen seinen Sein. Sie sitzt in der Tat “zentralistische Institutionen” voraus. Es geht nicht darum, Kräfte zu bündeln, sondern sie freizusetzen.

zu 3: Dasselbe gilt für die Feststellung, “dass ein kontinuierlicher und langfristig stabiler Verkündigungsdienst eine verlässliche materielle Basis benötigt.” Im Gegensatz müsste man folgerichtig behaupten dass ohne Verwaltungsstruktur oder NKF oder dergleichen die Verkündigung des Wortes Gottes ernsthaft gefährdet ist. Sie trauen ihm nichts mehr zu und verfallen in blanke Gesetzlichkeit, wenn Sie meinen, es müsse “durch beständige Reorganisation sicher gestellt werden”! (Stephan Sticherling)

9. Beton, zartviolett angestrichen! Aber eigentlich war das zu erwarten. Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Eine richtige Auffassung wird nicht falsch, indem sie in den falschen Kontext gestellt wird! Machen wir weiter! Es gibt keinen Grund, die Fehler der EKD und der EKiR nicht auch weiterhin aufzuzeigen. (Ulrich Schmitz)

10. Ich glaube nicht, dass der Herr Ratsvorsitzende hier reinguckt. Vielleicht sollte man all die treffenden Kommentare gesammelt in seine FaceBook-Seite posten – da soll er sich nämlich öfter aufhalten.

https://www.facebook.com/landesbischof (Andreas Reinhold)

11. Ein guter Hinweis, Andreas Reinhold. Wer auf Facebook unterwegs ist, sollte dies unbedingt tun. Ich war so frei, machte den Anfang und habe dort soeben folgendes gepostet:

Sehr geehrter Herr Bedford-Strohm,

als Mitunterzeichnende der Petition „Wormser Wort“ bringe ich hiermit zum Ausdruck, wie empörend der Umgang mit Kritik und Kritikerinnen/Kritikern innerhalb der EKD ist. Es ist extrem enttäuschend, dass selbst Sie nicht bereit sind, sich ernsthaft mit den vorgebrachten Punkten auseinanderzusetzen. Erste Reaktionen auf die von Ihrem Sprecher überbrachte „Antwort“ können Sie unter anderem unter http://wort-meldungen.de/?p=11277#comments nachlesen. (Carmen Splitt)

12. “Bei der Erwiderung des Ratsvorsitzenden bzw. seines Referenten ist wieder einmal auffallend, dass jede Grundsatzfrage vermieden wird und nur von Sachzwängen die Rede ist. Vergleicht man übrigens die heutigen Gemeindegliederzahlen mit denen etwa von 1860, kann von einem Rückgang in absoluten Zahlen nicht die Rede sein. Nur ist man früher mit viel bescheideneren Verhältnissen ausgekommen, hatte geringere Gehälter, keine Gemeindehäuser, keine kreiskirchlichen Verwaltungsämter, viel kleinere Konsistorien, keine Landesbischöfe, keine Landeskirchen in der heutigen Form, keine EKD, noch von der Kirche unabhängige diakonische Werke und Missionsgesellschaften usw.

Der öffentlich-rechtliche Status ist heute die Richtschnur, die Angst, zu kleine Gemeinden oder gar die Landeskirchen könnten ihren Status verlieren, wenn sie nicht wie staatliche Körperschaften organisiert sind. Außerdem geht es natürlich um das gesellschaftliche Ansehen; ein Superintendent soll einem Landrat, ein Generalsuperintendent einem Regierungspräsidenten und ein Bischof einem Ministerpräsidenten gleich sein. Wenn dann ein Pfarrer auf einen Bürgermeister käme, wäre alles im Lot.

Das Ehrenamt kommt eigentlich gar nicht mehr vor. Und dabei unterscheidet dieses Kirche von modernen staatlichen Einrichtungen, bei denen alles professionalisiert ist. Noch deutlicher unterscheidet dieses Kirche von Wirtschaftsunternehmen. Aber soll auch in der Kirche alles professionalisiert sein? Braucht man Professionalisierung zur Hierarchisierung? Offenbar ja. Die Rechtfertigung kommt über das Qualitätsmanagement.” (Georg Hoffmann)

13. entscheidend der Einwurf: “Das Ehrenamt kommt eigentlich gar nicht mehr vor.
Ehrenamt: die Frontsoldaten.
Innendienst-Hauptberufliche: die Etappe.
Die Schlacht wird immer von der Front gewonnen.
Aber kaum einer will dahin.
Die “Innendienstchristen” erhalten die Kirche?
Im Ernst: wer glaubt daran?
Wer ist nicht bereit, seinen Glauben zu leben ohne d i e s e Kirche?
Evangelisch leben kann ich auch anderswo. (Dr. Kurt Schröder)

 

Dem Kirchenpräsidenten auf den Weg. Eine Bitte, die (Land-) Gemeinden nicht zu vergessen! Ein Gedicht von Pfr. Manfred Günther.

05/2015, aus dem Jahr 2009 (eingereicht als Kommentar zu den Kommentaren des Wormser Wortes, mit freundlicher Genehmigung des Autors hier übernommen)

Nun kommt nach langen dunklen Jahren,
da Kirchenäcker steinig waren,
ja hoffentlich ein neuer Tag
mit wieder geistlichem Ertrag!

Auch hoffe ich, dass Theologen,
was die Strukturreform verbogen,
bald wieder richten – aus dem Wort! –
(soweit das möglich ist!) vor Ort

und tätig dort, wo Christen wohnen.
Die Zukunft möge uns verschonen
vor unsrer Leitung starkem Drang,
durch den sie viele Jahre lang

die Kirchenbasis (die Gemeinden!),
als zähle sie zu ihren Feinden,
beschädigt und entmachtet hat.
Man spürt’s vielleicht nicht in der Stadt,

wo einige gemeinsam tragen.
Doch für das Land ist klar zu sagen:
Die Dörfer buchen nur Verlust!
Mit Recht verbreitet sich der Frust

bei den KVs und Synodalen
(man spürt’s jetzt bei den Kirchenwahlen!),
bei Pfarrern auch und noch viel mehr!
Längst fühlt man sich im Dienstverkehr

als Pfarrer ländlich kleiner Orte
ja wie ein Mensch von zweiter Sorte,
mit dem man lieber gar nicht spricht.
Wovor er warnt, das hört man nicht,

zum Beispiel: nicht zu übereilen
die Dorfgemeinden aufzuteilen …
Man teilt sie dann besonders gern,
doch bleibt danach den Folgen fern,

die meist in kurzer Frist sich zeigen:
Wenn Kirchengliederzahlen steigen,
für die ein Pfarrer eingesetzt,
wird nicht nur Tradition verletzt,

nein, auch die Mitarbeiter fliehen,
beginnen sich zurückzuziehen:
Gemeindearbeit ist bedroht
und bald ist die Gemeinde tot,

die einst lebendig war und rege.
Vor allem führ’n dann keine Wege
zurück zur Kirche früh’rer Zeit.
Hier wird aus falscher Sparsamkeit

das Pfund, das wir zum Wuchern haben,
für immer tief im Sand vergraben
und niemand holt es mehr herauf!
Nimmt das so weiter seinen Lauf,

dann ist das Land bald abzuschreiben.
Doch hoffe ich, so wird’s nicht bleiben.
Wir brauchen einen neuen Plan!
Das Land ist Land und nicht urban

und anders, was dort Christen wollen:
Nicht „halbe“ Pfarrer, nein, den „vollen“,
der reichlich Zeit, dazu das Geld
für einen guten Dienst erhält,

um statt zu sparen und zu straffen
selbst dort bald wieder Frucht zu schaffen,
wo heut’ die Felder leer und kahl.
Dafür – als erstes Initial –

wär’s gut, sich „oben“ zu bequemen,
Gemeinden wieder wahrzunehmen,
die dörflich, ländlich strukturiert.
Wer richtig hinschaut, der verliert

das liebgeword’ne falsche Denken:
Man könne sich die Mühe schenken,
in der Provinz sei eh nichts los!
Zwar sind Gemeinden hier nicht groß,

doch sehr aktiv – wenn wir sie lassen,
nicht teilen, bis die Zahlen passen,
streng nach Gesetz und darum schlecht!
Denn das Gesetz ist ungerecht

und fragt nach Quantität und Masse
und nicht nach Kirchlichkeit und Klasse! –
Nun glaub’ ich, dass der Präsident
aus eigener Erfahrung kennt,

was hier (nur ziemlich grob) beschrieben.
Doch ist’s ihm auch im Sinn geblieben
nach seinem Umzug in die Stadt?
Wer Kirchenleute um sich hat,

die nie im Dienst des Lands gestanden,
dem kommt vielleicht ganz schnell abhanden,
was früh’r ihm selbstverständlich war.
Denn eines ist doch wohl ganz klar:

Die meisten aus der Kirchenleitung
erleben Kirche in der Zeitung
und selten als Gemeindeglied.
Doch wer mit fremden Augen sieht,

wird kaum im Herzen auch empfinden,
wie stark Gemeindebande binden
und was man einem Menschen nimmt,
wenn man von oben her bestimmt,

die Kirchenheimat ihm zu teilen.
Was erst halbiert, wird nicht mehr heilen
(wir sehen’s doch schon hier und dort!). –
Jetzt noch, Herr Präsident, ein Wort

zur Rolle Ihrer Fachberater:
Da geht’s, so nenn’ ich’s, um „Theater“
bei Kirchentag und Groß-Events
(das Feld des Medienreferents!):

Man lässt die Kirche bunt erstrahlen
und freut sich an den großen Zahlen.
Die Menschen sind auch gerne da,
die Schau entlockt manch „Oh!“ und „Ah!“

Doch andre gingen unterdessen
bei dieser Arbeit ganz vergessen:
Die nämlich sind an ihrem Ort
und können dort auch gar nicht fort

und zum Event ist’s weit zu fahren! –
Wer wird es ihnen offenbaren,
wo unsrer Kirche Mehrheit wohnt
und dass sich jeder Einsatz lohnt,

auch ihre Mitgliedschaft zu pflegen!
Auch Land-Arbeit bringt reichen Segen,
weil hier ein tiefer Glaube lebt! –
Ein andrer „Stabsbereich“ erstrebt

die Mehrung kirchlicher Finanzen:
Gibt’s wohl Ertrag, Verlust im Ganzen
und ob die Kirchensteuer reicht?
Es fehlt die Sicht, die auch vergleicht:

Was bringen geistlich diese Kosten?
Nützt der Gemeinde dieser Posten?
Es zählt die Zahl nur unterm Strich.
Man denkt und handelt wirtschaftlich:

So mancher Dienst gilt als verloren,
die Zeit dafür als „Sparfaktoren“!
Denn anders kann man’s gar nicht seh’n,
weil, wenn wir in die Praxis geh’n,

erkennt man schnell (was nicht verwundert!),
ein Pfarrer nur für Siebzehnhundert –
da bleibt für anderes nichts mehr:
Besuch, Beratung leiden sehr,

genau wie Kinder-, Jugendkreise.
Wer plant noch die Gemeindereise,
wie’s vielerorts doch üblich war?
So manches, was man übers Jahr

in früh’ren Zeiten angeboten,
zählt heute zu den arg bedrohten
und oft schon eingestellten Dingen.
Fast denkt man selbst, dass sie nichts „bringen“:

Bei Überlastung zu beschwerlich!
„Nur“ fröhlich, darum wohl entbehrlich.
So also wirft man manches hin. –
Was aber bleibt dann als Gewinn?

Macht uns der Blick in volle Kassen
allein schon sicher und gelassen,
wir hätten unsern Dienst getan?
Ist’s Überhebung nicht und Wahn

und eitles, äußerliches Denken,
die Kirche sei durch Geld zu lenken,
beziehungsweise Sparsamkeit?
Wann endlich, es ist höchste Zeit,

setzt einer neue, gute Ziele:
Der Sparfaktoren gibt es viele,
doch niemals steh’n sie obenan!
Was Kirche wirklich gründen kann

steht ein für allemal geschrieben:
Die Menschen, grad die Schwachen lieben
und ihnen wirklich nahe sein!
Gemeinde, ist sie noch so klein,

braucht ihren Pfarrer, er ist wichtig!
Hier abzubauen ist nicht richtig
und rächt sich schneller als man glaubt.
Wer Menschen Hirt und Heimat raubt

zerstreut des großen Hirten Herde! –
Wie wünsch’ ich, dass es anders werde:
In Stadt und Land, an jedem Ort
zuallererst nach SEINEM Wort!

Manfred Günther

Manfred Günther, manchem besser bekannt als Pfarrer Schein, dem Autor mehrerer Gedichtbände.

Ich unterzeichne das Wormser Wort, weil…

Von Zeit zu Zeit veröffentlichen wir hier Kommentare von UnterzeichnerInnen des Wormser Wortes:

Annegrit D. 
Wir erfahren gerade in unserer Gemeinde die Leichtfertigkeit, mit der Fusionsentscheidungen ohne angemessene fachliche Vorbereitungen getroffen werden sollen.

Anne L.
Weil ich als Pfarrerin nicht länger mit ansehen möchte, wie immer mehr Kirchen verschwinden.

Alfred K.
Es kann nicht sein, daß die Gemeinden immer mehr entmündigt werden unter dem verschleiernden Vorwand, sie von ihren Aufgaben der Verwaltung zu entlasten, oder Angebote zusammenzufassen auf „Dekanatsebene“. Dies ist eine Abwertung der Menschen, die sich in der Kirche engagieren.

Jossi A.
1. Durch eine Spezialseelsorgearbeit bin ich mit vielen deutschen Kollegen und Kolleginen verbunden. Deshalb ist es mir nicht einfach egal was so in D ganz allgemein und in den Landeskirchen geschieht.
2. Auch wenn bei uns die Strukuren sehr unterschiedlich sind – mach Wasserköpfler/in schaut gerne über die Grenze, was sich so in den dt. Landeskirchenämtern so tut…

Ulrike P.
… ich mir für die Basis mehr hauptamtliche Mitarbeiter wünsche, und mehr Förderung für die ausgedünnten Gemeindebereiche. Von nichts kommt nichts! Und wer nicht reichlich sät, der wird auch nichts ernten. Besonders in der Arbeit mit Menschen!

Kurt D.
Mitglied der Kirche wird man nur durch die Basigemeinde, den direkten Kontakt mit den Glaubenden. Die Leute in der Verwaltung sind wie die „Etappenhasen“ früher, aber an der Front- der Basigemeinde- entscheidet sich das Schicksal. Warum wollen die Leute in der Etappe, all diese Innendienstpastoren- nicht an die Front? Statt dessen behängen sie sich mit Goldkreuzen und immer neuen Etappenfunktionen.

Wormser Wort: Die Antwort des Ratsvorsitzenden der EKD. Eine Entgegnung und etliche Kommentare von UnterzeichnerInnen.

05/2015, die Petition „Wormser Wort“ wurde mittlerweile von 1100 Personen unterzeichnet. Auf die Zusendung des Inhalts und des Ergebnisses reagiert nun der Ratsvorsitzende. Wir veröffentlichen zunächst den Wortlaut. im Anschluss veröffentlichen wir eine erste Stellungnahme. Wer von den Lesern die Antwort des Ratsvorsitzenden ebenfalls kommentieren möchte, ist eingeladen, dazu die Kommentarfunktion zu nutzen. 

Es schreibt der persönliche Referent des Ratsvorsitzenden:

„Der Ratsvorsitzende hat Ihr Schreiben persönlich zur Kenntnis genommen und mich gebeten, Ihnen zu antworten:

In der Petition „Wormser Wort“ wird engagiert gerungen um die Frage nach zukünftigen Ausrichtungen und Gestaltungen der evangelischen Kirche. Mitglieder unserer Kirche haben Zeit und Kraft investiert, um das gemeinsame Nachdenken mit einem neuen Impuls zu versehen. Dieses Engagement begrüßen wir und sehen uns mit den Unterstützerinnen und Unterstützern der Petition verbunden in der gemeinsamen Aufgabe, kirchliches Leben in der Gegenwart und für die Zukunft zu gestalten. Gerade in einer Kirche, die wie die reformatorisch geprägten Kirchen aus einem Reformimpuls heraus entstanden ist, stellt das Nachdenken über angemessene Strukturen und auftragsgemäßes Handeln eine bleibende, zentrale Aufgabe dar. In der Petition werden die aus den Diskussionen um das Impulspapier „Kirche der Freiheit“ hervorgegangenen Überlegungen in einer Weise dargestellt, die der Richtigstellung bedarf:

1. An keiner Stelle wird im Kontext des Reformprozesses die Fusion von Gemeinden und die Reorganisation von Strukturen anders verstanden denn als Reaktion auf abnehmende Zahlen von Gemeindegliedern oder finanzierbaren Personalstellen. Nicht die Reorganisation kommt zuerst und dann die rückläufigen Zahlen – als ob der Reformprozess den Umbau verursachte oder dieser ohne ihn unnötig sei.

2. Die Forderungen der Petition scheinen von einer Kirche auszugehen, die sich den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen entziehen könnte. Es ist u.E. jedoch eine Illusion, dass unsere Kirche durch die gravierenden Veränderungen ihres Umfelds unverändert bleiben könnte. Gerade die in der jüngsten KMU bestätigten Entwicklungen setzen eine Bündelung von Kräften voraus, um elementare Aufgaben weiterhin wahrnehmen zu können. Über die Richtung der Reorganisation kann man natürlich streiten, aber alles möglichst unverändert zu lassen, entspricht nicht der Dramatik der Herausforderungen.

3. Die Petition arbeitet verschiedentlich mit der Gegenüberstellung von Reorganisationsprozessen und dem „eigentlichen Auftrag“, nämlich der Kommunikation des Evangeliums. Diese Gegenüberstellung verkennt, dass ein kontinuierlicher und langfristig stabiler Verkündigungsdienst eine verlässliche materielle Basis benötigt. M.a.W.: Die Sorge um die Erfüllung des Kernauftrags der Kirche hat immer auch eine materielle und rechtliche Komponente, die durch beständige Reorganisation sicher gestellt werden muss.

4. In der Petition wird der Eindruck erweckt, als wäre hier eine zentralistische Institution am Werk, die analog zu einem großen Unternehmen die evangelische Kirche in Deutschland von oben neu aufstellen wolle. Das wird den Reformbemühungen in keiner Weise gerecht. In den Landeskirchen werden vielfältige Diskussionen um die notwendigen Veränderungen geführt. Dass darin die von der EKD angestoßenen Überlegungen einfließen und weiterentwickelt werden, entspricht dem guten Zusammenwirken innerhalb unserer Kirche.

Mit freundlichen Grüßen

Johannes Goldenstein“

 

Stellungnahme:

Scheinwelten
Es wichtig festzuhalten, dass sich die demografische Entwicklung und andere wichtige Rahmenbedingungen unsere Kirche verändern und also auch Auswirkungen auf die Organisation und den kirchlichen Alltag haben werden. Es gehört zu den Schwierigkeiten der innerkirchlichen Diskussion, dass die „Reformer“ gerne in Abrede stellen, dass Kritiker der Reform die Voraussetzungen der Reform überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen. Das ist falsch. Es geht um unterschiedliche Antworten auf die Herausforderungen der Zeit.

Dazu einige Beispiele:
1.Vor 15 Jahren erklärte beispielsweise die Kirchenleitung der EKHN, dass ein Dekanat mindestens 20.000 Mitglieder brauche um „lebensfähig“ zu sein. Bis dahin gab es viele Dekanate, die deutlich kleiner waren, insbesondere im ländlichen Bereich. Entsprechend wurden Dekanate zusammen gelegt. Einige Jahre später erklärte die gleiche Kirchenleitung, dass ein Dekanat 40.000 Gemeindeglieder brauche, um „lebensfähig“ zu sein. Inzwischen ist diese Größe auf 70.000 Mitglieder hoch gesetzt. Die damit verbunden Reorganisationen sind zeitaufwändig, teuer und haben für die Präsenz der Kirche vor Ort und die alltägliche Arbeit wenig feststellbare Verbesserungen, aber sehr viele Nachteile gebracht. Die Festlegung der Gemeindegliederzahl eines Dekanats lässt sich nicht einfach aus „abnehmenden Zahlen und finanzierbaren Personalstellen“ ableiten. Die Zahlen haben jedenfalls mit demographischen Herausforderungen nichts zu tun.

2. Ähnliches gilt für die Größe von Gemeinden und die damit in Beziehung gesetzte Feier des Gottesdienstes. Jahrzehntelang wurde in Diasporadörfern ein sonntäglicher Gottesdienst gehalten, zu dem 10-15 Gemeindeglieder erschienen. Inzwischen hat man die Gemeinden und Pfarrer überzeugt, dass solche Gottesdienste getrost ausfallen können. Die Menschen werden aufgefordert in Nachbardörfer zum Gottesdienst zu gehen. Aus unserer Sicht ist das ein großer Verlust für unsere Kirche. Die jüngste KMU scheint die Auswirkungen dieser Reduktion kirchlicher Arbeit aufzuzeigen. Professor Pollack, einer der wissenschaftlichen Begleiter der Studie, weist auf diesen Zusammenhang eindrücklich hin: „Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Annahme ist der Glaube jedoch kein von der Institution Kirche isolierter rein individueller Akt. Er bedarf vielmehr der institutionellen Unterstützung, und er verkümmert, wenn ihm die kommunikative Unterstützung durch Interaktionen im Raum der Kirche, durch Kontakte zum Pfarrer, durch den Gottesdienst fehlt. Das haben unsere Analysen, die repräsentativ sind und höchsten sozialwissenschaftlichen Standards genügen, immer wieder gezeigt: Intensive kirchliche Praxis und das Bekenntnis zum Glauben an Gott korrelieren hoch.“

3. Es ist ein Merkmal der Reformprozesse, dass sie sich vielfältig selbst überholen. Eine Reform löst die nächste aus. Bei der ersten Dekanatsfusion gab es lange Diskussionen und vielfältige Anfragen aus den Gemeinden. Dann wurde in Synoden von Seiten der Kirchenleitung vorgetragen, man solle doch diesen Reformschritt tun, um endlich wieder zur „eigentlichen Arbeit“ zu kommen. Doch schon wenige Jahre später wurden neue Reformen angestrebt, die die eigentliche Arbeit wiederum behindert haben. So ist zum Beispiel das religionspädagogische Amt der EKHN inzwischen zweimal Mal umgezogen. Die angekündigten Kosteneinsparungen sind nie eingetreten, dafür sind aber deutlich höhere Kosten für Umbau und Neubaumaßnahmen entstanden. Die beschlossenen Evaluationen wurden in der Regel nicht durchgeführt, bzw. waren schon durch weitere Reformen obsolet.

4. Inzwischen hat sich der rheinische Präses Rekowski bei den Pfarrern für Versäumnisse in der Personalpolitik erstmals öffentlich entschuldigt. Wenn Sie schreiben, dass die Kirche ihre Kräfte bündeln müsse, um elementare Aufgaben weiterhin wahrnehmen zu können, dann muss man leider feststellen, dass in der Zeit der Reorganisation von Seiten der Kirchenleitung und den ev. Landeskirchen bewusst auf die Werbung des pastoralen Nachwuchses verzichtet worden ist. Es stellt sich in der Tat die Frage, ob nicht eine Diskussion notwendig ist, welches die „elementaren Aufgaben“ der Kirche sind. Der Gottesdienst und die Verkündigung jedenfalls gehören dazu. Die Reorganisation unserer Kirche weist an dieser Stelle Defizite auf, die dringend behoben werden müssen.

5. Dass bei den Reformprozessen in vielfältiger Weise eine Zentralisierung der Arbeit vorgenommen wurde, ist eine Kritik, die vielfältig erhoben worden ist. Es ist Teil des Problems, dass die leitenden Stellen dies bestreiten. Deshalb findet man auch keine Verantwortlichen für die vielen Mängel der Reformen. Niemand ist verantwortlich für den fehlenden Pfarrnachwuchs, obwohl die Probleme frühzeitig benannt wurden. Niemand ist für die Probleme der Doppik verantwortlich, obwohl dringend Handlungsbedarf besteht. Damit freilich kommt ein besonderes Problem der Reformprozesse in den Blick: Die Qualität der Kirchenleitungen. Da sie sich gegen Kritik von außen weitgehend immun gemacht haben, wie auch der Brief von Herrn Goldenstein zeigt, fehlt an der entscheidenden Stelle die Reformfähigkeit.

(BB) (Name des Autors ist der Redaktion bekannt)