Soziale Netzwerke bieten Chancen in der Kommunikation. Man erreicht viele Personen, die über klassische Medien, die viele Gemeinden nutzen sonst kaum zu erreichen sind.
Als Jugendgruppenleiter kann ich mir Facebook kaum noch aus der Arbeit heraus denken. Gerade Jugendliche sind sonst meist nur durch persönliche Ansprache erreichbar.
Die evangelichen Kirchen im Rheinland, Westfalen und Lippe haben sich daher mit den Möglichkeiten und Problemen sozialer Netzwerke befasst und gemeinsame Guidelines heraus gegeben. Ziel ist es haupt- und ehrenamtliche in den Kirchen Handreichungen für den Umgang mit sozialen Netzwerken zu geben. Das Thema ist auf jeden Fall wichtig und die Guidelines umfassen auch viele Aspekte. Daher kann ich Personen, die Soziale Netzwerke nutzen oder nutzen wollen die Guidelines empfehlen.
Die Tipps und Beispiele sind leider etwas wenig Konkret. Wahrscheinlich wollte man so wenig konkrete Netzwerke nennen und geht daher nicht im Detail auf die verschiedenen Möglichkeiten ein. Hier wären konkrete Hinweise für Leute, die anfangen wollen Soziale Netzwerke für sich und die Kirche zu nutzen sicherlich hilfreich. Die Vielzahl an Möglichkeiten und ihre verschiedenen Vor- und Nachteile sind definitiv erschlagend.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, das vieles nicht besonders kirchenspezifisch behandelt wird. Die Guidelines sind gut und Sinnvoll. Aber auch häufig so generell, das sie auch für jede andere Institution gelten können. Lediglich die klare Warnung, das sich die seelsorgerliche Schweigepflicht in sozialen Netzwerken kaum garantieren lässt, kann als solche gelten. Es wäre aus meiner Sicht aber noch mehr spezifische Punkte zu behandeln. Wichtig wäre die Verantwortung als Moderator, sobald man eine Gruppe innerhalb eines sozialen Netzwerk bildet. Ich erlebe selber, das der Umgang in Netz häufig wesentlich unhöflicher und verletzender als bei Begegnungen von Angesicht zu Angesicht sein kann. Wer immer Räume eröffnet sollte sich meiner Meinung nach auch verpflichtet fühlen diesen Sozialraum zu pflegen.
Eine weitere Verantwortung ist die Rhytmisierung. Ich bin der Überzeugung, das unsere Welt von Rhythmen durchzogen ist. Arbeitszeit, Freizeit, Essenszeiten, Alltag, Feiertage, Werktage … . Unser leben ist von Rhythmen geprägt. Soziale Netzwerke haben die Tendenz sich dieser Struktur zu entziehen. Durch Smartephones sind sie fast immer und überall verfügbar und entwickeln eine eigene Dynamik. Diesen technischen Prozess wird keiner von uns aufhalten können. Aber ich bin der Überzeugung, bei der Gestaltung von Räumen in sozialen Netzwerken kann zumindest für den eigene Bereich ein Rhythmus gefunden werden. Direkte Hilfestellungen sind da schwer zu geben. Wer seinen Freunden und der Gemeinschaft Zuspruch vermitteln will folgt einem anderem Rhythmus als jemand, der Rezensionen abgibt.
Vielen Dank an theology.de, durch deren Newsletter ich auf die Guidelines aufmerksam geworden bin.