Archiv für den Monat: August 2015

„Die Zahl der Studierenden reicht zur Zeit nicht aus, um zukünftig die Pfarrstellen zu besetzen.“ EKHN: Zentrale Information zur Lage der Landeskirche via Kollektenabkündigung (!) mitgeteilt.

Am 02.08. wurde den Gemeinden der EKHN eine zentrale Information mitgeteilt: die Pfarrstellen werden in Zukunft nicht mehr besetzt werden können. Noch in der Herbstsynode 2014 klang das ganz anders: „Allerdings voller Enthusiasmus verkündigte jüngst OKR Jens Böhm als Nachfolger von Dr. Bechinger den staunenden Synodalen während der Herbstsynode 2014 bei seiner ersten Stellenplanrede zum Haushalt eine frohe Botschaft: Die Zahl der Theologiestudierenden auf der Liste der EKHN hat sich erhöht! Unterlegt mit einer grünen (damit wahrscheinlich seiner Hoffnung Ausdruck verleihenden) Grafik und einer steil nach oben zeigenden Kurve wurde die Erhöhung vom Jahr 2013 mit 262 Studierenden auf sage und hier schreibe 269 in 2014 gefeiert.“ so ein Artikel in den Wort-Meldungen. Diese Euphorie ist nun wohl verflogen. Die Synodalen werden nun vielleicht erwarten, dass ihnen dieser reine Wein ebenfalls eingeschenkt wird.

Was aber weitaus bemerkenswerter ist: dass zentrale Informationen nicht offen an die Kirchengemeinden, etwa zur Beratung in Kirchenvorständen oder Gemeindeversammlungen, weitergegeben werden. Sondern man sich dafür der Kollektenabkündigung bedient.

Dass zudem diese Kollekten zur Werbung für das Theologiestudium dienen, die Gemeinden also durch Kollekten die Versäumnisse der Personalabteilungen der zurückliegenden zwei Jahrzehnte zu finanzieren, das schlägt dem Fass den Boden aus. Wer wissen will, warum die Bereitschaft sinkt, diese Kirche weiter zu finanzieren, der wird an diesem Beispiel gute Gründe für die Verweigerung finden. F.S.

Zum Text der Abkündigung:

„Unsere Kirche hat ein Nachwuchsproblem. In den nächsten
Jahren gehen jedes Jahr 80 bis 100 Pfarrerinnen und Pfar-
rer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in den
Ruhestand. Die Zahl von 40 bis 50 Studierenden, die pro
Jahr das Theologiestudium beginnen, reicht aber nicht aus,
um zukünftig die Pfarrstellen zu besetzen…“

aus: Kollektenplan der EKHN, Kollekte Nr. 19 vom 02.08.
2015 9. Sonntag nach Trinitatis

mehr dazu: scrollen auf S. 41:

Doppik: Leichter „Silberstreif am Horizont“ bei strukturellem Defizit. Oder: der Blick durch die rosarote Superintendentenbrille in der EKiR.

07/2015

Einen leichten „Silberstreifen am Horizont“ gibt es in der Einführung des „Neuen kirchlichen Finanzwesens“ (NKF) im Evangelischen Kirchenkreis An der Agger mit seinen 26 Kirchengemeinden. Diese Einschätzung vertrat jetzt Superintendent Jürgen Knabe auf einer Synodalversammlung in Oberwiehl vor Vertretern der Kirchengemeinden und ihren kreiskirchlichen Einrichtungen….

Das strukturelle Defizit verzeichnet der Kirchenkreis trotz sorgfältigen Wirtschaftens. Um eine Prioritätendiskussion komme der Kirchenkreis aber wohl nicht herum, sagte Michael Kalisch, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Wiedenest. Zum Artikel.

EKHN: Personaldezernent Jens Böhm analysiert als Grund für Nachwuchsmangel die geburtenschwache Generation Y.

Eine Lageanalyse aus Sicht eines langjährigen Referenten der Personalabteilung der EKHN und heutigen Personaldezernenten, die Kommentare herausfordert:

Hess. Pfarrerblatt 3/2015

Alle 15 Jahre nehmen die Jugendforscher eine neue Generation wahr. In diesen Jahren
kommt die Generation Y auf den Arbeitsmarkt…

…Wenn die Personalplaner davon ausgehen müssen, dass eine Pfarrstelle rechnerisch nicht mehr mit einer Person, sondern mit 1,3 Personen besetzt werden muss, dann wird sich das auch auf die Struktur des Pfarrdienstes auswirken. Eine Pfarrstellenstruktur, die von der Inhaberschaft einer Pfarrstelle in einer klar abgegrenzten Parochie bzw. Kirchengemeinde ausgeht, wird in der Struktur nicht flächendeckend erhalten bleiben können. Der Pfarrdienst der Zukunft könnte eher in Kollegien organisiert werden, die sich auf sinnvolle Bereiche wie Nachbarschaftsräume, Stadtquartiere, Kirchspiele beziehen und die derzeitige strikte Trennung von Gemeinde und Funktionspfarrstellen überwinden. In diesen Kollegien können organisatorische Strukturen geschaffen werden, um Auszeiten und Familienzeiten zu ermöglichen, Vertretungen einzuplanen und Spezialisierungen im Pfarrdienst zur Wirkung kommen zu lassen…
Ausblick
Die Generation Y wird uns verändern, mehr als wir sie verändern werden. Sie verändert uns als die „heimlichen Revolutionäre“. Die Fragen nach dem Sinn werden zum Merkmal ihrer Generation. Andere Generationen haben diese Fragen auch vor ihnen gestellt. Aber der Berufseinstieg war in der Regel mit einem Anpassungsprozess verbunden. Die Generation Y wird es sich leisten können, mit ihren Fragen das Leben zu verändern. Sie sind wenige und die Arbeitswelt bewirbt sich auch bei ihnen. Es wird Zeit, sich diesen Fragen zu stellen!

Der vollständige Artikel. (S. 90 print, S. 3 Internet)

Entscheidung über Höherstufung der Superintendenten der Hannover’schen Landeskirche auf die Herbstsynode vertagt.

07/2015

Gegen die Emfehlung des Finanzausschusses brachte der Landessynodalausschuss den Antrag auf Durchstufung der Superintendenten nach A 16 ein. Die Synode vertagte die Entscheidung auf den Herbst.

Dazu meint unser Mitglied Ulrich Hahn, Winsen:
„…„Übrigens,“ sagt ein Freund, „soll in der Synode ein Antrag eingebracht werden, dass die Superintendenten zukünftig A16 als Gehalt bekommen.“ Die Begründung dafür: Auch die Amtsleiter bekommen ja mehr. Die Begründung dafür: die Amtsleiter erledigen immer komplexere Aufgaben.
Ich hatte A 16 immer für ein Landessuperintendentengehalt gehalten. Neulich erst bin ich darauf gestoßen, das Landessuperintendenten im B- Bereich liegen.
Ich bin Jahrgang 1955, ein älterer Pastor. Als ich das höre, entsteht ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend…

Lesen Sie „Vertagt 1“ 

Die systematische Überlastung in Unternehmen rächt sich: Die Zahl der Burn-out-Fälle steigt weiterhin.

7. August 2015, Interview von Nicola Holzapfel mit Nick Kratzer, Münchner Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF).
„SZ: Herr Kratzer, die Zahl psychischer Erkrankungen nimmt zu. Warum?…“

 

Zum Interview.

Kirchenstatistik 2014: „Der Exodus ist noch lange nicht gestoppt“

Pressemitteilung München, 17. Juli 2015

Wir sind Kirche zu den erneut dramatischen Kirchenaustrittszahlen 2014


Der bisherige Verlauf der Familien-Synode hat die zunehmende Entfremdung der Amtskirche von der Lebenswelt der Menschen deutlich aufgezeigt. In Deutschland ist aber auch der weiterhin fortschreitende massive Rückbau pastoraler Strukturen verantwortlich zu machen. Der pastorale Sparkurs mit Pfarreizusammenlegungen und XXL-Gemeinden, weil es immer weniger Priester gibt, ist der falsche Weg und muss schnellstmöglich korrigiert werden. Sind es doch gerade die Gemeinden vor Ort, wo Kirchenbindung entsteht und Gemeinschaft solidarisch gelebt werden kann. Nicht zuletzt dürfte allerdings auch das fehlende „aggiornamento“ der Theologie eine entscheidende Rolle spielen für die schwindende Akzeptanz des christlichen Glaubens…  Mehr dazu.

Fehlendes Vertrauen in Institutionen

21. Juli 2015, von Ethan Zuckerman, SZ

Die amerikanische PR-Agentur Edelman befragt jährlich Tausende Bürger aus 33 Nationen, um ein „Vertrauens-Barometer“ zu erstellen, das das öffentliche Vertrauen in Regierung, Wirtschaft, gemeinnützige Organisationen und die Medien misst. Nach dieser Umfrage herrscht in Deutschland, Italien, Polen, Spanien, Schweden und Irland sogar noch mehr Misstrauen in die Institutionen als in den USA.

Eine vorhersehbare Konsequenz daraus ist sinkende Partizipation…. Zum Artikel.

Welchen Stellenwert haben Institutionen in unserer Gesellschaft? Eine Diskussion im Forum der SZ.

22. Juli 2015

aus den Diskussionsbeiträgen z.B.

„Institutionen sollen das Leben zwischen den Menschen regeln und sicherer machen (Gesetze, Parlamente, Verträge, Unternehmen, Nachrichtendienste,Geld, Normen, Werte, Kirche, sonstige Organisationen). Allerdings scheinen die Institutionen überall zu verfallen und von Fäulnis befallen. Dies liegt allerdings nicht daran, dass Institutionen von außen torpediert würden. Vielmehr sind es die Vertreter der Institutionen selbst, die zum Institutionenverfall beitragen und von Institutionenfäulnis betroffen sind – bestechliche und unwahrhaftige Politiker (…), nachlässige Richter (Vergleichs- und Gutachtenindustrie), korrupte Vorstände und Geschäftsführer (ein Blick in den Wirtschaftsteil von Zeitungen genügt), über das gesetzliche Maß hinaus tätige und Links- und Rechtsextreme befeuernde Nachrichtendienstler (…), korrupte Banker und für Geldpolitik zuständige Vertreter (…), bestechliche Sportfunktionäre (…), versagende und in zahlreichen Skandalen verwickelte Kirchenvertreter (…) usw. Aus den Ruinen der Institutionen, lachen die letzten Institutionenvertreter hervor, schlagen sich auf ihre Schenkel und amüsieren sich über diejenigen, die sich über die aufpolierten Institutionenfassaden noch beeindrucken lassen. Trotzdem, wo keine Substanz mehr ist, verfällt der Glanz bald auf breiter Front. Der „Glaube“ an Institutionen und ihre Vertreter wird in der Epoche der Postmoderne zwangsläufig weiter unterminiert und dekonstruiert… Es ist daher wenig überraschend, wenn Institutionen die Leute davon laufen. Im mittel- bis langfristigen Trend beobachten wir z.B. Mitgliederverluste bei den Gewerkschaften und Parteien, sinkende Wahlbeteiligungen, zunehmende Wechselwähler, verstärkte Personalfluktuationen in Unternehmen, steigende Kirchenaustritte, Angst vor dem Verfall des Euro usw…. “

Quelle: scrollen Sie zu:  Schneider • vor … Tagen

Das Ende der Kirche wie wir sie kennen Die Kirchenausstritte sind unaufhaltsam. Sie liegen weder am neuen Kirchensteuereinzugsverfahren, noch an konkretem Verhalten der Bischöfe oder des Papstes, sagt Norbert Reck/BR. Sie sind in einem neuen religiösen Selbstverständnis der Menschen begründet.

Stand: 24.07.2015, BR

„Natürlich gibt es nicht die eine Ursache für den massenhaften Auszug aus den Kirchen“, sagt Norbert Reck. „Doch es gibt eine Tiefenströmung, die wahrscheinlich in viele Entscheidungen hineinspielt. Sie existiert schon seit Langem, und sie wird sich auch nicht mehr umkehren.“

Zum Artikel.

 

„typisch deutscher Fehlweg“. Regionalbischöfin Daniela Greiner (Bayreuth) hinterfragt „Kontrolle und Rechenschaftsberichte“ in der Pflege.

07/2015

„Pflegetruck“ macht Station in Bamberg

„Mehr Personal, mehr Geld, mehr Zeit“

Sie sind die Zukunft: Erfreut begrüßte Regionalbischöfin Dorothea Greiner die Schüler der Evangelischen Berufsfachschule für Altenpflege der Diakonie Bamberg-Forchheim am Pflegetruck in Bamberg.
„Mehr Personal, mehr Geld, mehr Zeit“: Deutlich stellte die Bayreuther Regionalbischöfin Greiner jüngst am „Pflegetruck“ in Bamberg die überfälligen Forderungen zum Abbau des Pflegenotstandes…  Zum Artikel.