Schlagwort-Archive: Kirchensteuer auf Kapitalerträge

EKD: Kirchenaustritte 2014 auf 270.000 gestiegen. Höchster Austrittsprozentsatz in Berlin-Brandenburg-Oberlausitz, Nordkirche (1,7%), Ev. Kirche Mitteldeutschlands (EKM) und Bremen (1,6%).

02/2016, epd

Stark gestiegen ist die Zahl der Austritte: Von den 410.000 Menschen, die die Kirche verloren hat, sind 270.000 ausgetreten, im Jahr 2013 waren es 176.500.
Als Grund für den starken Anstieg hatten Kirchenvertreter immer wieder die neue Regelung beim Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge genannt…
Die Quote der Austritte in der EKD wuchs von 0,8 Prozent im Jahr 2013 auf 1,2 Prozent im Jahr 2014. Überdurchschnittlich viele Menschen verließen die Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Nordkirche (jeweils 1,7)…  Mehr dazu.

Die Austrittsquote der EKM und Bremens lag bei 1,6%. vgl. hier.

 

Kommentar F.S.:

Die schlechtesten Ergebnise fahren von den Flächenkirchen Berlin-Brandenburg-Oberlausitz, die Nordkirche und die EKM ein.  Gewiss: die Austrittsneigung im Norden ist nicht neu. Wir wollen hier keinen Ersatz für – aussstehende – soziologische Forschungen bieten, die die unterschiedlichen Gründe und Motive der ausgetretenen Menschen analysieren müssten. Nicht nur, aber auch hier existiert ein „Desiderat“ der Forschung. Wir wollen dies also nicht schließen. Wir erlauben uns aber den Hinweis, dass alle drei Landeskirchen den Umbauprozess der Kirche mit Verve betrieben  haben. U.a. haben alle drei den Weg der Fusionen von Landeskirchen durchgemacht, teilweise und großem Zeit- und Kraftaufwand, wie etwa in der EKM.  Diese Tatsache der Kraftanstrengungen für teilweise wenig plausible Umbauprozesse dürfte in diesen Landeskirchen ohnehin vorhandene Trends verstärkend gewirkt haben. Die Lage ist mittlerweile dramatisch, doch die EKD gibt sich stoisch. Wann zieht man endlich aus der Lage Konsequenzen?

EKD Finanzdezernent Thomas Begrich auf der EKD-Synode: 275000 Kirchenaustritte aus ev. Landeskirchen im Jahr 2014.

11/2015,

Jetzt ist es raus: 275000 Kirchenaustritte aus den Landeskirchen im Berich der EKD. Das gab es lange nicht mehr. Nachdem sich die im Sommer erschienen „Zahlen und Fakten zum kirchlichen Leben“ der EKD 2014 über die angeschwollene Zahl der Kirchenaustritte 2014 noch ausgeschwiegen hatte, ließ auf der aktuellen Herbstsynode Finanzdezernent Thomas Begrich die  Katze aus dem Sack: 275 000 Mitglieder verließen demnach die evangelischen Kirchen. Das ist fast eine Verdoppelung seit 2011, also innerhalb von nur 4 Jahren. (vgl. dazu auch hier).

Doch: wie soll man das Ergebnis für 2014 deuten? War es ein Ausreißer? Oder zeigt es Vorbote einer anhaltenden Tendenz?  Schaut man sich die längerfristige Entwicklung an (2015_EKD-Austritte_Statistik), dann zeigt sich in den 90iger Jahren nach den Austrittswellen  infolge der Soli- Einführung eine zunehmende Beruhigung und ein Rückgang der Austritte bis 2006. In diesem Jahr – dem Jahr übrigens, in dem das EKD-Impulspapier „Kirche der Freiheit“ veröffentlicht wurde, stiegen die Austrittszahlen
wieder moderat an und erreichten 2013 wieder das Ergebnis von 2001. Der Sprung folgte danach – 2014. Dieser traurige Spitzenwert wurde von Anfang an in Verbindung gebracht mit der Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge:

„Einer der Gründe ist bereits klar: Seit 2014 wird die Kirchensteuer automatisch von der Kapitalertrags-Steuer abgezogen. Für viele ist das ein Grund, aus der Kirche auszutreten, sagt Klaus Winterhoff, bei der EKD zuständig für die Finanzen:

Die Frage muss man sich natürlich stellen. Ist das den Ärger wert, wenn man hinterher Verluste einfährt? Die Sache hat eine rechtliche Dimension, der man nicht ausweichen kann, nämlich die gerechte Besteuerung. Aber die Gerechtigigkeit ist mehr wert, als mancher Ärger, den man sich dabei einhandelt, würde ich als Jurist sagen.“ (zur Quelle).

Nun könnte man natürlich fragen, wie es mit der Gerechtigkeit bei der Kirchensteuer tatsächlich bestellt ist, schon angesichts der kirchenrechtlich schon eingeräumten Möglichkeit der Kappung, also Reduktion der Kirchensteuer um 50%.  Was heißt da Steuergerechtigkeit, wenn die einen 100%, die anderen aber nur 50% des Steuersatzes zahlen? Könnte man immerhin fragen.  Es könnte also sein, dass dies Argument der Gerechtigkeit, angesichts der erwähnten Umstände doch eher die verzweifelte Lage und Erklärungsnöte zeigt, in der sich die Verantwortlichen hier mittlerweile vorfinden.

Denn dass man da ein „Eigentor“ geschossen hat, war schnell klar. Und daran war man nicht unbeteiligt: “ Redete man jedoch länger mit Kirchenleuten über das Thema, ließ sich der eine oder andere zu der Bemerkung hinreißen, dass dies schon eine clevere Idee sei. Einwände, dass dieser cleveren Idee ein gewisser Selbstüberlistungsfaktor innewohne, wurden souverän hinweggewischt…“, so Mathias Drobinski in der SZ.

Frühere Versuche, die Schuld an der Misere den Banken in die Schuhe zu schieben, sind zwar verständlich, entbehren aber ebenfalls der Realität.

Was ist zu tun?
Derzeit geben zwei langjährige Unternehmensberater in dem Buch „Mad buisness“ Empfehlungen, wie der ökonomische Verstand in Organisationen zurückkehren kann. Vielleicht kann die Kirche davon lernen.

Die zweite Empfehlung scheint wie auf die Kirche zugeschnitten:

„Der zweite Ansatz… ist die Stärkung der Beiräte und Aufsichtsräte. In vielen Konzernen werden bei Misserfolgen lieber Teams aussgetauscht als jene Leute an der Spitze, die es
verbockt haben. Es braucht ein stärkeres Gegengewicht, um die personellen Ursachen des Irrsinns zu beheben.“ (Oliver Weyergraf, in: brandeins, 11/2015, S. 68)

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Friedhelm Schneider

Kirchensteuer: Verantwortung für Kirchenaustritte übernehmen.

03.07.2015
So viele Mitglieder wie lange nicht sind 2014 aus der evangelischen Kirche ausgetreten – Zeit, über das Wesentliche zu reden.
Schon wieder ein Rekord bei den Kirchenaustritten, und dieses Mal ist er heftig: 410.000 Mitglieder haben die evangelischen Landeskirchen in Deutschland 2014 verloren, so viel wie seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr. Wie groß daran der Anteil an Austritten Lebender und wie groß der Anteil an Sterbefällen ist, hat die EKD noch nicht veröffentlicht. Einen ähnlich starken Rückgang hat es jedenfalls in den letzten Jahren nicht gegeben. …  Zum Artikel.

Pfarrverein Baden zur Praxis bei der Erhebung der Kapitalertragssteuer.

05/2015

Die Konsequenz daraus sollte sein, dass die Kirchen sich dafür einsetzen

– dass das neue Verfahren zur Erhebung von Kirchensteuern auf Kapitalerträge vorläufig ausgesetzt wird 

– dass die pauschalisierte Quellensteuer abgeschafft wird und

– dass Kapitalerträge zukünftig wie alle anderen Einnahmequellen behandelt werden und nach dem individuellen Steuersatz zu versteuern sind.

Zur Stellungnahme.

Kirchenaustritte infolge der Kapitalertragskirchensteuer („Kirchenabgeltungssteuer“) vielerorts verdoppelt

Rheinland: Zahl der Kirchenaustritte hat sich verdoppelt
Von Claudia Kasemann

Wuppertal. Die Zahl der Kirchenaustritte in Wuppertal hat sich nahezu verdoppelt: „Bis 2009 waren es monatlich etwa 30 Austritte, im ganzen Jahr etwa 350 bis 400“, sagt Pastoralreferent Dr. Werner Kleine von der Katholischen Citykirche Wuppertal. Nun seien es 50 bis 60 Katholiken pro Monat, die sich von der Kirche abmeldeten. Allein im vergangenen Monat seien 43 katholische und 74 evangelische Christen ausgetreten. Im Januar waren es 47 Katholiken und 90 Protestanten.“…

EKM: Zahl der Kirchenaustritte verdoppelt sich

14.02.2015 

Halle (ots) – Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, hat in einem Gespräch mit der in Halle (Saale) erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Samstagausgabe) die Zahl der Austritte aus ihrer Kirche auf früher jährlich 5.000 beziffert. Durch die Irritation

Rheinland: Zahl der Kirchenaustritte hat sich verdoppelt
Von Claudia Kasemann

Wuppertal. Die Zahl der Kirchenaustritte in Wuppertal hat sich nahezu verdoppelt: „Bis 2009 waren es monatlich etwa 30 Austritte, im ganzen Jahr etwa 350 bis 400“, sagt Pastoralreferent Dr. Werner Kleine von der Katholischen Citykirche Wuppertal. Nun seien es 50 bis 60 Katholiken pro Monat, die sich von der Kirche abmeldeten. Allein im vergangenen Monat seien 43 katholische und 74 evangelische Christen ausgetreten. Im Januar waren es 47 Katholiken und 90 Protestanten.“…

EKM: Zahl der Kirchenaustritte verdoppelt sich

14.02.2015 

Halle (ots) – Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, hat in einem Gespräch mit der in Halle (Saale) erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Samstagausgabe) die Zahl der Austritte aus ihrer Kirche auf früher jährlich 5.000 beziffert. Durch die Irritation um Kirchensteuern auf Vermögen habe sich diese Zahl 2014 verdoppelt…

HEIDENHEIM/Württemberg: Zahl der Kirchenaustritte hat sich verdoppelt
| 01.01.2015

…175 evangelische, 129 katholische und ein neuapostolischer Christ haben vergangenes Jahr ihren Kirchen Ade gesagt. Das bedeutet in Summe 305 kirchlich Gebundene weniger im Standesamtsbezirk, die damit überhaupt keine Kirchensteuer mehr bezahlen. Dabei war bereits im Jahr 2013, in dem die Geldverschwendung für den Kirchenbau in Münster durch Bischof Tebartz-van Elst für Schlagzeilen gesorgt hatte, die Zahl der Kirchenaustritte erheblich gestiegen. 209 Christen kehrten ihrer Kirche den Rücken. Im Jahr 2012 hatte es gerade 149 Kirchenaustritte gegeben…

EKHN: Viele Kirchenaustritte

23.01.2015 

Gießen (si). In der Stadt und dem Landkreis Gießen sind im vergangenen Jahr genau 1816 Menschen aus den beiden großen christlichen Kirchen ausgetreten – 400 mehr als im »Rekordjahr« 2013. Gegenüber 2012 hat sich der Wert sogar verdoppelt.

Das zeigen die aktuellen Daten der Nachlass- und Registerabteilung des Gießener Amtsgerichts, das im Bezirk für die Kirchenaustritte zuständig ist.

um Kirchensteuern auf Vermögen habe sich diese Zahl 2014 verdoppelt…

HEIDENHEIM/Württemberg: Zahl der Kirchenaustritte hat sich verdoppelt
| 01.01.2015

…175 evangelische, 129 katholische und ein neuapostolischer Christ haben vergangenes Jahr ihren Kirchen Ade gesagt. Das bedeutet in Summe 305 kirchlich Gebundene weniger im Standesamtsbezirk, die damit überhaupt keine Kirchensteuer mehr bezahlen. Dabei war bereits im Jahr 2013, in dem die Geldverschwendung für den Kirchenbau in Münster durch Bischof Tebartz-van Elst für Schlagzeilen gesorgt hatte, die Zahl der Kirchenaustritte erheblich gestiegen. 209 Christen kehrten ihrer Kirche den Rücken. Im Jahr 2012 hatte es gerade 149 Kirchenaustritte gegeben…

EKHN: Viele Kirchenaustritte

23.01.2015 

Gießen (si). In der Stadt und dem Landkreis Gießen sind im vergangenen Jahr genau 1816 Menschen aus den beiden großen christlichen Kirchen ausgetreten – 400 mehr als im »Rekordjahr« 2013. Gegenüber 2012 hat sich der Wert sogar verdoppelt.

Das zeigen die aktuellen Daten der Nachlass- und Registerabteilung des Gießener Amtsgerichts, das im Bezirk für die Kirchenaustritte zuständig ist.

Kirchenaustritte: Rekord in Hamburg: Fast 6000 treten aus Nordkirche aus

14.08.14, Von Hanna-Lotte Mikuteit

Fast 6000 Austritte im ersten Halbjahr in der Hansestadt. Michel-Pastor, Alexander Röder, vermutet einen Zusammenhang hinsichtlich der Veränderungen bei der Erhebung der Kirchensteuer.
Hamburg. Michel-Hauptpastor Alexander Röder weiß auch nicht mehr so recht, wie er die steigenden Kirchenaustritte noch erklären soll. „Die Menschen brauchen einen Anlass, um die Kirche zu verlassen. Das ist wie ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“, sagt er. Im vergangenen Jahr sei es vor allem der Skandal um den katholischen Limburger Bischof Tebartz-von Elst gewesen. „Für manche ist es jetzt die veränderte Erhebung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge.“ Sehr bedauerlich sei das, so der Oberhirte von Hamburgs berühmtester Kirche, und es klingt ein bisschen resigniert. Inzwischen ist die Kirchenflucht auf jeder Sitzung des Kirchengemeinderats der Hauptkirche St. Michaelis Thema… Zum Artikel.

Zum Thema Kirchensteuer auf Kapitalerträge auch hier und hier und hier (SZ)

Zum Thema Anstieg der Kirchenaustritte 2014, siehe  für Bayern und Baden-Württemberg hier(FAZ) und generell hier.

 

Exodus aus der Kirche: In Schleswig-Holstein treten immer mehr Menschen aus

vom 1. September 2014

Ursache dürfte eine Änderung beim Einzug von Kirchensteuern auf Kapitalerträge sein.

KIEL | Die Zahl der Kirchenaustritte steuert auf einen neuen Höchststand seit dem Jahr 2000 zu. „Im ersten Halbjahr hat es in der Nordkirche möglicherweise einen Anstieg um 50 Prozent und mehr gegeben“, sagte Kirchensprecher Frank Zabel in Schwerin. So hätten die Kirchenkreise für Hamburg 60 Prozent gemeldet, der Kirchenkreis Altholstein mit Kiel mehr als 50 Prozent. Die Angaben stammten von den Kirchenkreisen, komplette Zahlen für die Nordkirche lägen noch nicht vor…. Zum Artikel.

„Schiebt es nicht auf die Banken!“

Die automatische Erfassung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge wird für die neue Austrittswelle aus den Kirchen verantwortlich gemacht. Seit dem gibt es regelmäßig gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen Kirchen und Banken über die Kommunikation.

Die Zeit interviewte den Nordrheinwestfälischen Finanzminister Norbert Walter-Borjans zur Kirchensteuer: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Steuer nur der Anlass und nicht der Grund für die Austritte ist. Viele Kirchenmitglieder fühlen sich der Amtskirche offenbar nicht mehr verbunden. Das ist so, als ob man seit Jahrzehnten in einem Verein passiv Mitglied ist. Plötzlich kommt ein Brief: Der Mitgliedsbeitrag wird um zehn Cent erhöht. Das macht einen erst darauf aufmerksam, dass man schon lange hätte austreten können. Es ist ein Erinnerungsposten.“ so Walter-Borjans Einschätzung der Lage.

Das Interview zeigt interessante EInblicke in die Kirchensteuer aus der Perspektive der einziehenden Behörde.

Kirchenaustritte: Eigentor der Kirchen

15. August 2014, von Matthias Drobinski, SZ

Der Reiche sollte sich nicht mehr so leicht davor drücken können, das angemessene Scherflein der Kirche zukommen zu lassen. Redete man jedoch länger mit Kirchenleuten über das Thema, ließ sich der eine oder andere zu der Bemerkung hinreißen, dass dies schon eine clevere Idee sei. Einwände, dass dieser cleveren Idee ein gewisser Selbstüberlistungsfaktor innewohne, wurden souverän hinweggewischt… Zum Artikel der SZ.

Neues Einzugsverfahren von Kirchensteuern auf Kapitalerträge – Bischöfe ärgert Debatte über Kirchensteuer

16.08.2014, von Hanno Mussle, FAZ

Erstmals treten gerade Rentner aus der Kirche aus, weil die Kirchensteuer auf Zinsen von den Banken künftig automatisch abgeführt wird. Einige Banken geben eine schlechte Informationsüberbringung zu. Die katholischen Bischöfe wiederum sind auf ihre evangelischen Kollegen sauer.

Zum Artikel.