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Armut

Armut in Deutschland

Arm ist in Deutschland ein Einpersonenhaushalt, wenn er

weniger als 635,- € im Monat zur Verfügung hat.

 

Als armutsgefährdet gilt dieser, wenn weniger als 952,- €

verfügbar sind.

 

In den reichsten Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg

sind 11% der Bevölkerung von Armut gefährdet, in

Mecklenburg-Vorpommern leben 22% armutsgefährdet.

 

5% der Deutschen verfügen nicht über ausreichende Mittel,

um ihre Wohnung warmzuhalten.

 

40% aller Alleinerziehenden Haushalte sind auf Hartz IV angewiesen.

In Duisburg leben 25% der Kinder unter 15 Jahre von Hartz IV, bundesweit sind es 15%.

 

Überschuldung ergibt sich in 28% der Fälle aus Arbeitslosigkeit,

14% Scheidung oder Tod des Partners, 14% Erkrankung.

 

62 % der überschuldeten Personen haben eine abgeschlossene

Berufsausbildung oder ein Studium absolviert.

 

Die Kaufkraft der Rentner ist in den letzten 12 Jahren um 20% gesunken.

 

1,7 Mio. Bezieher von Grundsicherung sind nicht erwerbsfähig.

 

7,6 Mio. Menschen, 9,3 % der Bevölkerung, erhalten Leistungen

zur Sicherung des Existenzminimums.

 

Nach einer Studie der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit

ist die Ungleichheit der Einkommen in Deutschland zwischen 1990 und 2010

doppelt so stark angewachsen wie im Durchschnitt der Industrieländer.

 

Quelle:

Umfairteilen, Marburg

 

„Die Hungermacher“ ein Aufklärungsbuch von Harald Schumann über die Nahrungsmittelspekulation

Nach dem Platzen der „Dotcom-Blase“ liegt die Spekulation mit Rohstoffen wie Mais oder Weizen voll im Trend. Mit ihren Wetten treiben Banken die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe und machen sich mitschuldig am Hunger in der Welt. Lesen Sie mehr.

Armutsbericht: Verwässert, verschleiert, beschönigt

Am 6. März veröffentlichte die Bundesregierung ihren 4. Armuts- und Reichtumsbericht. Im Vorfeld war bekannt geworden, dass entscheidende Aussagen des Berichts beschönigt wurden. Dies hatte DGB-Bundesvorstandsmitglied Annelie Buntenbach scharf kritisiert: Es sei “einer Bundesregierung unwürdig, die Armutsprobleme kleinzureden, damit sie in ihr Weltbild passen” … Lesen Sie den Beitrag von  Annelie Buntenbach, DGB-Bundesvorstandsmitglied.

Drei gute Gründe gegen das Tafelsystem

Professor Stefan Selke kritisiert die wachsende Tafelbewegung in Deutschland. In seinem englischsprachigem Artikel schreibt er über die Probleme, die sich aus der Tafelbewegung ergeben:

 

  • Die Regeln der Tafel werden oftmals von Betroffenen als diskriminierend und stigmatisierend empfunden. Diejenigen, die also auf Tafeln angewiesen sind werden einem emotionalem Stress ausgesetzt. Dabei sollte der Staat eigentlich Armut bedingungslos bekämpfen.
  • Die Tafelbewegung ist eigentlich ein überholtes Modell. Statt die Ursachen von Armut zu bekämpfen werden lokal die Folgen gemildert.
  • Für die Wirtschaft hat sich ein Mark um die Armut entwickelt. Man zieht ökonomische und symbolische Profite aus dem Engagement. Gleichzeitig wird die Wirtschaft nicht dazu verpflichtet die Ursachen der Armut zum Beispiel durch Löhne zu beheben.

 

Mythos und Wahrheit über die BezieherInnen von Hartz IV

Kaum ein Vorurteil hält sich so beständig, wie das der faulen Arbeitslosen. Diakonieexperte Dirk Hauer spricht in einem Interview über die Gründe warum eine uninformierte Mittelschicht Armut so verzerrt wahrnimmt und welche Folgen das System tatsächlich auf die langfristigen EmpfängerInnen von Hartz IV hat.

Perspektive der Berfreiungstheologie in Lateinamerika

In Brasilien hat sie die Bevölkerung gegen die Priorisierung ihrer Regierung gewehrt. Für viele war es nicht tragbar Millionen für den Bau von Stadien für einen korrupten Funktionärsverein aufzuwenden, während die Bildung und Gesundheitsvorsorge kaum funktionieren. (wir berichteten)

Die Lemonde de religions fr hat mit dem katholischen Befreiungstheologen Betto Frei ein Interview zu den sozialen Problemen in Lateinamerika und den Erwartungen an den Papst geführt. Wir-sind-Kirche.at hat das Interview übersetzt.

Der Mittelstand schrumpft, die präkere beschäftigung wächst

Das Mittelstand Sqeezing wirkt sich deutlich auf die Gesellschaft aus. Nicht nur in sogenannten strukturschwachen Regionen, arbeiten immer mehr Menschen in Beschäftigungsverhältnissen, die ihre Existenz nicht sichern können. Lesen sie hier die Pressemitteilung des DGB-Südhessen:

 

Prof. Reitzig macht an zahlreichen Beispielen deutlich, dass drei Jahrzehnte Deregulierung massive Spuren hinterlassen haben: „Das Ergebnis ist ein tief gespaltener Arbeitsmarkt und eine tief gespaltene Gesellschaft. Diejenigen, die ohnehin viel haben, sind reicher geworden, während gleichzeitig der Mittelstand immer mehr schrumpft und immer mehr Menschen in Armut leben oder von Armut bedroht sind“. In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, nehme Armut trotz Arbeit sprunghaft zu: „Ein Großteil der neuen Arbeitsplätze sind miserabel bezahlt, befristet, Leiharbeit oder Minijobs. Dazu kommt der Missbrauch von Praktikumsarbeitsverhältnissen, die oft schlecht oder gar nicht bezahlt sind“. Fünf Millionen Arbeitnehmer/innen werden mit Löhnen unter acht Euro abgespeist, 1,2 Millionen sogar mit Löhnen unter fünf Euro“. Von der massiven Ausbreitung des Niedriglohnsektors sind vor allem Frauen und junge Menschern massenhaft betroffen. Prof. Reitzig sprach sich für einen grundlegenden Politikwechsel, die Durchsetzung des Prinzips „Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“, deutliche Lohnerhöhungen und für die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns aus, der ein menschenwürdiges Leben ermöglicht: „Der Mensch ist keine Ware. Wir haben ein Problem bei der Verteilung des Reichtums und nicht bei der Entwicklung der Unternehmensgewinne“.

 

DGB-Regionssekretär Horst Raupp (Darmstadt) unterstrich die Ausführungen von Prof. Reitzig mit regionalen Arbeitsmarktdaten: „Allein in den letzten zehn Jahren ist die Zahl atypischer Beschäftigungsverhältnisse im Kreis Bergstraße um mehr als 30 Prozent angestiegen. Im Kreis gibt es mittlerweile 1.565 Leiharbeiter und 3.000 sogenannte Aufstocker, also erwerbstätige Hartz IV-Bezieher, deren Arbeitseinkommen so niedrig ist, dass es zum Leben nicht reicht. Armut trotz Arbeit macht auch vor Vollzeitarbeitsplätzen nicht Halt. Im Kreis Bergstraße gibt 11.300 Vollzeitbeschäftigte, deren Arbeitseinkommen (einschließlich Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld) unter der westdeutschen Niedriglohnschwelle von 1.890 Euro brutto liegt. Das bedeutet, dass bereits deutlich mehr als jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte im Kreis Bergstraße im Niedriglohnsektor arbeitet“. Raupp forderte eine neue Ordnung der Arbeit: „Ziel muss es sein, Billigjobs und Ausbeutungsarbeitsverhältnisse zurückzudrängen und gute Arbeit, menschenwürdige Arbeitsverhältnisse und anständige Löhne durchzusetzen. Hungerlöhne und Armutsrenten sind eine Kampfansage an die arbeitenden Menschen“. Raupp forderte zudem eine Deckelung von Managergehältern: „Es kann nicht länger hingenommen werden, dass Manager sich Gehälter bewilligen, die 600 mal höher sind als das Gehalt einer Krankenschwester“.

 

Die Gewerkschafter/innen aus der Bergstraße, dem Odenwaldkreis und Eberbach sprachen sich für einen grundlegenden Politikwechsel aus: „Es muss endlich wieder Politik für die breite Mehrheit der Menschen gemacht werden statt Politik für Banken und Konzerne. Die Wirtschaft hat den Menschen zu dienen und nicht umgekehrt. Der Mensch ist wichtiger als der Geldsack“.

Ehemalige Mitarbeiterin eines Jobcenter nennt die HartzIV Praxis inhuman

Inge Hannemann arbeitete in einem Hamburger Jobcenter. Der Umgang mit den BerzieherInnen von HartzIV empfand sie als nicht tragbar. Die Menschen werden im Jobcenter nicht als Personen behandelt. Im Center selber geht es dann nur noch um Gesetzte und Vorgaben. Statt die Menschen ernst zu nehmen und zu fördern, werde viel zu Häufig mit Sanktionen gearbeitet. Damit wird aber oft eine ganze Familie unter Sippenhaft gestellt.

In ihrem Blog schrieb sie über die Missstände, die sie täglich beobachtete. Ihr Arbeitgeber versucht sie daher als Nestbeschmutzerin los zu werden.

In einem Video stellt sie ihren Standpunkt dar.

Scharfe Kritik an der EKBO. Susanne Kahl Passoth auf dem Fachtag „Diakonie und Kirche“ am 10.April 2013 in Lobetal

Susanne Kahl Passoth äußert scharfe Kritik an der EKBO im Blick auf die Stellungnahme zur Armutsproblematik in Deutschland und an dem Verhältnis von Kirche und Diakonie. Sie warnt vor einem Bruch zwischen beiden.

Susanne Kahl-Passoth, seit Sept. 2002 Direktorin des DWBO, Mitglied des Diakonischen Rates des DW der EKD und Beauftragte für die Diakonie der EKBO: Zwischen den Stühlen – Erwartungen an Diakonie und Kirche, in:Dokumentation „Diakonie und Kirche – gemeinsam auf dem Weg? Fachtag am 10. April 2013 in Lobetal“, S. 27 ff.

„Kirche in unserer Region vertreten durch die Synode war nicht einmal in der Lage im Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung das Thema Armut aufzunehmen. Diakonie und Kirche gehen einem offenen Konflikt aus dem Weg, interessieren sich so gut wie nicht füreinander, reden nicht miteinander, allenfalls übereinander, gehen jede ihren Weg und entfernen sich immer weiter voneinander. Im Grunde gab es ein Nebeneinander, wenig Miteinander von Anfang an. Diakonie bemüht sich in der Regel aber auch nicht um Kirche. Sie kann manchmal ganz schön arrogant sein.„Wir können es besser als die Kirche!“ z.B. mit Geld umgehen.“ (S. 27)

„Damals im 19. Jahrhundert war das auch nicht einfach zwischen dem Centralausschuss und dem Kirchenbund. Man gründete einen Verständigungsausschuss. So etwas brauchen wir heute dringender denn je. Sonst kommt es zum Bruch. Wir müssen wieder ein Interesse füreinander entwickeln. Wir müssen wieder lernen miteinander zu reden und vor allem einander zuzuhören ohne Gängelei, Besserwisserei, Arroganz als Schwestern und Brüder. Das Evangelium könnte eine Kraft entwickeln…“ (S. 29)