Archiv der Kategorie:
Institutioneller Wandel außerhalb der Kirchen

Auf Deutschem Ärztetag: Elektronische Gesundheitskarte kostet viel und nutzt nichts.

Unter Investitionen, die viel kosten und wenig Nutzen erzeugen, leidet nicht nur die Kirche:

27.05.2014. Freie Ärzteschaft auf dem Deutschen Ärztetag

Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) ist ein Dauerbrenner auf den Deutschen Ärztetagen. „Das Projekt ist teuer und nutzlos, niemand kann die Daten dauerhaft schützen“, betonte die Freie Ärzteschaft (FÄ) heute auf dem Ärztetag mit einem riesigen Datenkraken vor der Tonhalle in Düsseldorf. Die ärztliche Ablehnung dieses Mammutprojekts, regelmäßig festgehalten in Beschlüssen auf den Ärztetagen der vergangenen Jahre, ist Politik, Industrie und Krankenkassen ein Dorn im Auge. So forderten auch bei der heutigen Eröffnungsveranstaltung alle Politiker die Zustimmung der Ärzte zur eGK. Die Freie Ärzteschaft hält an ihrer Kritik fest: „Wir werden nicht hinnehmen, dass Milliarden Euro ohne jeglichen Nutzen für Patienten und Ärzte verschwendet werden“, sagte Dr. Silke Lüder, Vizevorsitzende der FÄ. „Das Geld wird dringend in der Patientenversorgung gebraucht.“

Zum Artikel.

Vor allem gute Schüler zieht es ganz woanders hin. Eine Studie über die Attraktivität des Lehrerberufs könnte auf den Pfarrberuf übertragbar sein.

11. Juni 2014, SZ
An diesem Mittwoch stellt der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft seinen Hochschulreport vor, mit Schwerpunkt Lehramt… Der Beruf kommt bei jungen Leuten nicht so gut weg, vor allem nicht bei den besten. 38 Prozent der Abiturienten mit Einser-Schnitt oder glatter Zwei können sich theoretisch vorstellen, Lehrer zu werden.

Bei denjenigen mit mäßigeren Noten – 2,1 bis 4,0 – ist der Beruf für fast die Hälfte denkbar. Nur ein Viertel des Jahrgangs glaubt, dass der Lehrerberuf etwas für sehr gute Schüler sei. Und in der Spitzengruppe selbst schreibt man sich als ideale Berufe zu: Banker, Informatiker, Manager, Unternehmensberater, Moderator und Arzt. Zum Artikel der SZ.

Offener Brief an die OECD. Bildungswissenschaftler attackieren PISA-Macher

Nein zu Pisa (Offener Brief an Andreas Schleicher, OECD), zum Weitergeben und Mitunterzeichnen.

Dazu der Artikel von Ferdinand Knauß, Wirtschaftswoche, 09.05.2014

Wissenschaftler und Pädagogen machen PISA-Chef Andreas Schleicher in einem Offenen Brief schwere Vorwürfe. Die Bildungstests der OECD schadeten den Schülern – und seien wissenschaftlich fragwürdig…

Doch mittlerweile regt sich wachsender Widerstand gegen Schleicher und sein PISA-Imperium. Nicht in den Ministerien, aber bei Wissenschaftlern und Pädagogen aus Deutschland, den USA und anderen Staaten. In diesen Tagen fordern in einem Offenen Brief an Schleicher Hunderte von ihnen das vorläufige Ende der PISA-Tests…Die Vorwürfe richten sich nicht nur gegen die Testmethoden und pädagogischen Zielvorstellungen der OECD, sondern auch gegen die fehlende demokratische Legitimation und Kontrolle der Organisation. Zum Artikel der Wirtschaftswoche

„PISA beschädigt die Bildung weltweit“ – Interview mit Prof. Wolfram Meyerhöfer

Die Situation im deutschen Bildungssystem ist alles andere als gut. Lange Zeit galten vielen die PISA-Studien als Hoffnungsschimmer am Reformhorizont. Denn sie entfalten Druck und zielen, so die Behauptung, auf mehr Qualität in Schule und Unterricht ab. Ein offener Brief internationaler Wissenschaftler nährt nun Zweifel an diesem Bild: PISA verbessere nicht, sondern beschädige die Bildung weltweit. Für die NachDenkSeiten sprach Jens Wernicke hierzu mit Prof. Wolfram Meyerhöfer, einem PISA-Kritiker der ersten Stunde.

JW: Herr Meyerhöfer, ein offener Brief mit Kritik an den PISA-Studien wandert gerade durch das Internet. Die OECD und PISA beschädigten die Bildung weltweit, heißt es darin. Und auch in Deutschland werden Unterschriften gesammelt, um diese Kritik zu unterstützen. Was halten Sie davon? Kann man nicht endlich erleichtert ausatmen und sagen: „Endlich, das wurde aber auch Zeit“…?

WM: Ja, PISA beschädigt Bildung. Ja, PISA forciert die Zerstörung des öffentlichen Bildungssystems. Ja, PISA fokussiert Schule auf dümmliches Ankreuzen statt auf die ernsthafte Auseinandersetzung mit einer Sache. Ja, … Zum Interview.

Verfassungsklage für bessere Pflege

Unterernährung, Wundgeschwüre, rechtswidrige Fixierungen: Alte und kranke Menschen leben in Pflegeheimen nicht selten unter menschenunwürdigen Bedingungen, meint der Münchner Anwalt Alexander Frey. Mit einer Verfassungsbeschwerde will er die Regierung zwingen, für bessere Zustände zu sorgen. Zum Artikel im Spiegel.

Hier finden sie eine kleine Auswahl zu Internetseiten die sich mit der menschenunwürdigen Pflegesituation in Deutschland auseinander setzen.

Ehemaliger Chefredakteur Brender spricht über den politischen Einfluss der Parteien auf das ZDF

Nikolaus Brender, ehemaliger Chefredakteur des ZDF spricht in einem Interview mit Tilo Jung über den Einfluss der Parteien auf den ZDF.

Dieser politische Einfluss führte zu seinem Ausscheiden als Chefredakteur und dem jüngst ergangenen Urteil des Bundesverfassungsgericht.

Sehr prägnant beschreibt Brender, wie die Strukturen die Mitarbeiter zu Loyalitätskonflikten führen. Die Vorgaben der Politik kollidieren mit den Selbstansprüchen der journalistischen Arbeit. So beklagt Brender, dass er kritische Berichterstattung gegen Politiker durchsetzen musste, was auf Dauer kraft kostet. Besonders interessant ist der Abschnitt ab 17:32. Hier spricht er über die Wahl, bei der er überraschend nicht gewählt wurde. Der Grund war angeblich eine zu geringe Quote bei den Nachrichten. Brender entgegnet, dass die Quote vorher keine Vorgabe war. Er hätte sie nach eigenem bekunden mit boulevardesken Themen jederzeit erhöhen können. Entschied sich aber dagegen.

Vielleicht erkennt sich der ein oder die andere PfarrerIn mit einem Druck zwischen dem eigenen qualitativen Ansprüchen und quantitativen Vorgaben der Kirche wieder.

Gesundheitswesen: Fast 17.000 Ärzte ins Ausland gezogen

Gesundheit/Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke- 22.04.2014

Berlin: (hib/PK)    Seit dem Jahr 2007 sind nach Angaben der Bundesregierung 16.882 in Deutschland ausgebildete Ärzte ins Ausland abgewandert. Wie die Regierung in ihrer Antwort (18/1162) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (18/944) schreibt, gingen allein 4.269 deutsche Mediziner in die Schweiz, weitere 1.659 nach Österreich. Ferner wanderten 1.041 Ärzte in die USA aus und 605 nach Großbritannien… Zur Quelle.

Deutsches Ärzteblatt:

Die Gesamtzahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland ist im Jahr 2013 um 2,5 Prozent auf 357 252 gestiegen. Das geht aus der aktuellen Ärztestatistik der Bundesärztekammer (BÄK) hervor. Auch 2013 haben sich dabei verschiedene Trends der vergangenen Jahre fortgesetzt. So ist der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl berufstätiger Ärzte von 44,3 Prozent auf 45 Prozent und damit auf 160 869 angestiegen. 1996 lag ihr Anteil noch bei 35,9 Prozent. Auch die Anzahl angestellter Ärztinnen und Ärzte im ambulanten Bereich ist weiter gestiegen – von 20 845 im Jahr 2012 auf 22 304 im vergangenen Jahr. 1993 waren es 5 397 (Grafik 2). Zudem gehen immer mehr Ärzte in den Ruhestand. Im vergangenen Jahr erhöhte sich ihre Zahl um 3,8 Prozent auf 72 540. Zugleich steigt das durchschnittliche Alter berufstätiger Ärztinnen und Ärzte seit Jahren an: im stationären Bereich von 38,05 Jahren im Jahr 1993 auf 41,25 Jahre im vergangenen Jahr. Und im ambulanten Bereich von 46,56 Jahren im Jahr 1993 auf 53,09 Jahre im Jahr 2013.

Weiter zugenommen hat auch die Anzahl der in Deutschland arbeitenden ausländischen Ärzte. Sie stieg von 28 310 im Jahr 2012 auf 31 236 im vergangenen Jahr. 1995 lag sie bei 10 989. Aus Deutschland abgewandert sind 3 035 ursprünglich in Deutschland tätige Ärzte. Schließlich ist auch 2013 die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit gestiegen: von 110 326 im Jahr 2012 auf 113 170. 1995 waren es 61 468. Zum Artikel.

 

Rückkehr zu G 9 unabdingbar. Von Prof. Dr. Schwägerl

Leserbrief zum Thema Schulbildung in der SZ von Prof. Dr. Schwägerl, Ottobrunn
(SZ vom 5./6.4.2014, S.2 – M. Prenzel: „Das bringt die Qualität sicher nicht voran“)
8. April 2014

Bereits am 20. Mai 2010 hat Prenzel in der SZ geäußert: „… es gibt noch viele Möglichkeiten, Unterrichtsstoff zu konzentrieren, ohne an Qualität zu verlieren. Auch bei den Kernfächern.“
Die Erfahrungen zeigen aber die Unrichtigkeit dieser Meinung. Gerade in den MINT-Disziplinen ist Denken und Arbeiten in Zusammenhängen unerlässlich. Wenn er (als Pädagoge, Psychologe und Soziologe!) annimmt, man könne aus Gründen der Zeitersparnis Elemente herausbrechen und trotzdem das Gesamtgebäude noch stabil halten, widerspricht dies schlicht und einfach der Realität in den „harten Fächern“.
In der Mathematik zeigt sich der durch die Kürzungen entstandene Schaden auf katastrophale Weise; Schüler und Studienanfänger leiden ganz erheblich darunter.

Und dass keine Zeit bleibt, ausreichende Bildungsinhalte in der Biologie zu vermitteln, ist angesichts des Stellenwertes, der der Ökologie aus Überlebensgründen endlich eingeräumt werden muss, ein unerträglicher Skandal.
Hier muss ein anderer Weg eingeschlagen werden. In Wirklichkeit wäre es daher ein Riesenfehler, NICHT zum G9 zurückzukehren.

mit freundlicher Genehmigung des Autors:

Prof. Dr.rer.nat. Dietrich Schwägerl
Feldstr. 6a
D-85521 Ottobrunn

Moratorium gegen den ‚Morbus testeritis‘ gefordert: Eine Dekade Pisa-frei – von Prof. Ralf Lankau

Veröffentlicht am 02.04.14 | Prof. Ralf Lankau

Wer am 2. April 2014 die Tageszeitungen daraufhin durchschaute, welche Aprilscherze am 1. April dieses Jahr veröffentlicht wurden, findet unter anderem eine Pressemeldung der OECD: „PISA – Beim kreativen Problemlösen liegen deutsche Schülerinnen und Schüler im oberen Mittelfeld.“

Wer die Meldung daraufhin aufruft, darf lesen, dass schwächere Schülerinnen und  Schüler Schwierigkeiten haben, einen (simulierten) Fahrkartenautomaten zu bedienen (was, je nach Automat und Software, durchaus eine Herausforderung sein kann, hier erschwert durch die Aufgabenformulierung) oder dabei scheitern, die kürzeste Strecke zwischen zwei Stationen auf einer interaktiv anzuklickenden Karte zu ermitteln. Wer diese computer-basierten Aufgaben selbst ausprobieren möchte (siehe: Testfragen) …

Moratorium gegen den Morbus testeritis: Eine Dekade Pisa-frei

Hilfreich wäre stattdessen eine Moratorium: Setzen wir PISA- und alle anderen Morbus Testeritis-Szenarien für eine Dekade aus und gewähren den Schulen und allen Beteiligten eine Pause von diesem Zähl- und Rankingwahn. Zu tun gibt es genug, das gesparte Geld wäre für Personal an den Schulen deutlich besser investiert als an den mittlerweile ungezählten empirischen Studien über Schule.
Die Testpäpste und ihre Adlaten haben auch so genug Zahlenmaterial, um für die nächsten Jahre sinnfreie Bedarfs-Statistiken zu generieren, um sich ihrer selbst zu vergewissern, auch wenn deren Aussagekraft und Relevanz selbst in angeblich „harten Faktenfächern“ wie Mathematik mehr als fragwürdig sind (siehe die Vortragsreihe: Mathematik in der Schule – Versuch über eine Bildungsmiser), den Beitrag des Kollegen Jahnke: Die Illusion der Statistiker oder oder die Publikationen zu PISA von  Wolfram Meyerhöfer, (Univ. Paderborn).

Empiriker und „Bildungs-“Forscher überschätzen die Relevanz des Messbaren im Verhältnis zum Relevanten. Dabei gilt das Einstein-Wort: “Nicht alles, was zählt, ist zählbar, und nicht alles, was zählbar ist, zählt.” Eine Dekade „testfrei“ böte die Gelegenheit, sich auf Wesentliches der Lehre, d.h, die Arbeit mit den Lernenden, zu konzentrieren, denn gerade in Pädagogik und Bildung, sind die wesentlichen Qualitäten weder zähl- noch messbar und ungeeignet für Statistik. Zum Artikel.

Tu felix Austria: PISA-Stopp Österreichs als Chance für Europa

Nach einem Datenleck, bei dem Testdaten Österreichischer Schülerinnen und Schüler auf dem Server eine rumänischen IT-Firma öffentlich wurden (PM Bundesministerium für Bildung und Frauen), hat Bildungsministerin  Gabriele Heinisch-Hosek die Notbremse gezogen: Vorerst werden die Schulleistungs-Tests eingestellt und eine Teilnahme an PISA 2015 ausgeschlossen. (nachrichten.at, Linz) Heinisch-Hosek zweifelt darüber hinaus generell am Sinn solcher Testungen: „LehrerInnen und SchülerInnen lehren und  lernen teilweise nur mehr für diese Tests, das habe ich in vielen Gesprächen gehört“, erklärt die Ministerin.(Pressemeldung). Ob Österreich später wieder alle Tests durchführt, steht zudem für Heinisch-Hosek noch nicht fest: “Es geht jetzt darum, darüber nachzudenken, welche Tests in Zukunft noch Sinn machen und welche nicht.”  Zum Artikel.