Archiv der Kategorie:
Rezensionen

Prof. em Heinz Schilling: 1517. Weltgeschichte eine Jahres. Eine Rezension.

05/2017
…Der emeritierte Professor für Europäische Geschichte der frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität in Berlin, Heinz Schilling, der zuletzt 2012 ebenfalls bei C.H. Beck in München eine viel beachtete Biographie über Martin Luther veröffentlichte, hat nun sozusagen querströmend zu den Dutzenden von Veröffentlichungen, die sich alleine mit der Reformation und ihrer Bedeutung damals und heute befassen ( man kann in der Flut den Überblick verlieren), ein Buch geschrieben, das die zweifelsohne wichtigen Elemente der lutherschen Erkenntnis und des Beginns der Reformation in einen sozusagen globalen Zusammenhang stellt. …

Mehr dazu.

Grenzverkehr. Beiträge zum Werk Kurt Martis. Eine Rezension von Georg Langenhorst.

04/2017

Der Band bietet ein äußerst informatives und fachkundig gestaltetes Panoptikum im Zugang
zum Werk des Schweizer Autors. Die Organisatoren und Herausgeber Pierre Bühler und Andreas Mauz eröffnen mit einem kundigen Vorwort, das Martis Werk innerhalb des For-
schungskontextes situiert, seine Bedeutung für die Gegenwartsliteratur auslotet und eine für
Anschlussarbeiten hilfreiche Forschungsbibliographie anfügt.
Drei Beiträge erschließen zunächst die Person Kurt Martis…
Es folgen zehn thematische Zugangswege in die Deutung des Marti’schen Werks, konzentriert
auf seine Lyrik allgemein, auf einzelne Gedichtbände, auf seine Poetologie, aber auch auf die
unterschiedlichen Gattungen der von ihm verfassten Prosa, die Besonderheiten seiner Homiletik und die Beiträge zur Literaturtheologie. Den Abschluss bilden vier freiere Beiträge:…

Bühler, Pierre/Mauz, Andreas (Hg.):

Grenzverkehr. Beiträge zum Werk Kurt Martis, Göttingen: Wallstein Verlag 2016

Der vollständige Text der Rezension.

Der Aufstieg des IS und was die USA damit zu tun haben. Rezension des Buchs „Schwarze Flaggen“ von Joby Warrick.

5. März 2017
…Ein ganz anderes Kaliber haben die „Schwarzen Flaggen“ von Joby Warrick, dem US-Autor von „Black Flags: The Rise of the Isis“, der 2016 dafür mit seinem zweiten Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Da geht’s um die Spindoktoren und Killer des sogenannten Islamischen Staates (IS) und deren mögliche Verstrickungen in eine New World Order . . . made in USA….

Mehr dazu in der SZ.
Joby Warrick: Schwarze Flaggen. Der Aufstieg des IS und die USA. Aus dem Englischen von Cornelius Hartz. Theiss-Verlag/WGB. Darmstadt 2017. 392 Seiten. 22,95 Euro.

„Schwieriger ist es, dem Stoff zu folgen“: Der Bonobo und die Sterne. Rezension zu Raoul Schrotts „Erste Erde Epos“ in der SZ.

28. November 2016, , Von Josef H. Reichholf, SZ

Raoul Schrott will in seinem „Erste Erde Epos“ die Evolution des Kosmos und des Menschen in Poesie verwandeln.

Der Vergleich von Raoul Schrotts Epos „Erste Erde“ mit der Bibel drängt sich auf: Die Genesis, erweitert unserem Stand des Wissens gemäß, ergründet bis zu den Ursprüngen des Kosmos, fortgeschrieben bis zur Rückwirkung des Menschen auf die Schöpfung. Durch den Menschen entsteht gegenwärtig aus der ersten eine zweite, neue Erde…

Schwieriger ist es, dem Stoff zu folgen. Geschichten und Gedanken vermengen sich unablässig, vielfältig verschachtelt, stets mit großer Ausdruckskraft geschrieben, doch mitunter so weit vom angeschlagenen Thema entfernt, dass kurze Randtexte erläutern müssen, wo man sich gerade befindet…  Mehr dazu.

Anm. F.S.: Der Autor verfolgt offensichtlich einen Anspruch (Vergleich von Raoul Schrotts Epos „Erste Erde“ mit der Bibel drängt sich auf), dem sich seine Worte verweigern (Geschichten und Gedanken vermengen sich unablässig, vielfältig verschachtelt…).

Buchbesprechung: Edlinger, Fritz (Hg.): Der Nahe Osten brennt. Zwischen syrischem Bürgerkrieg und Weltkrieg.

12/2016

Als im Frühjahr 2011 die Ausläufer des sogenannten Arabischen Frühlings Syrien erreichten, war die Katastrophe, die sich daraus entwickelte, nicht absehbar. Heute steht der ganze Nahe Osten in Flammen…

Obwohl es vor allem um Syrien und die umliegenden Länder geht, werden auch die weltweiten Zusammenhänge in die Beschreibung einbezogen. Etwa das absurde Paradigma des «Kampfes der Kulturen» von Samuel Huntington, das hier als Self fullfilling prophecy offensichtlich in praktische Politik umgesetzt worden ist, dass konfessionalisierte Politik sich nicht mehr regional begrenzen lässt, sondern als transnationales Phänomen ausbreitet. Mit verschiedenen Perspektiven und Disziplinen gibt der Band neue Einblicke und Durchblicke, wo diese in den täglichen Medien meist fehlen. Ein im Buch zitierter Gedanke, nämlich der Satz von Sir Peter Ustinovs, «Terror ist der Krieg der Armen, Krieg ist der Terror der Reichen», dürfte wohl auch Laien beim Weiterdenken helfen. Ich frage mich, ob dieser Gedanke nicht auch die heutige und morgige Flüchtlingssituation ein Ergebnis des Krieges der Armen und des Terrors der Reichen ist – was wir in unseren Alltagsdiskussionen tunlichst verdrängen.

Edlinger, Fritz (Hg.): Der Nahe Osten brennt. Zwischen syrischem Bürgerkrieg und Weltkrieg. Promedia Verlag, Wien 2016, 246 Seiten

Der Reformprozess als Strategie der Integration von Christentum, Kirche und Gesellschaft. Von Eberhard Mechels. Eine Leseprobe.

10/2015

(Leseprobe aus dem Buch „Kirche der Reformation?“, Hrsg. Gisela Kittel und Eberhard Mechels, Neukirchner Verlag, 2016)

…Das theologische Grundmodell des Impulspapiers ist nicht die Ekklesiologie der „Kirche für andere“, sondern die Christentumstheorie.1
Was bedeutet „Christentumstheorie“? Es handelt sich um eine theologische Konzeption, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts allgemein wurde. Ihr Zentralbegriff ist „das Christentum“ als eine gesellschaftlich – kulturelle Grösse, die kritisch unterschieden wird von der Institution Kirche und ihrer Dogmatik, in der die Kirche, so ist die Theorie, monopolartig und autoritär festlegen will, was Christen zu glauben haben. Das moderne, aufgeklärte Individuum ist aber emanzipiert, es lässt seine Freiheit, auch seine religiöse Freiheit nicht einschränken durch eine Organisation und ihre autoritären Vorgaben.
Ausgangs- und Mittelpunkt der Theorie ist demnach die gesellschaftliche Verfassung des Christentums und die christliche Verfassung der modernen Gesellschaft. Ihre Orientierungsgröße ist „das Christentum“ als neuzeitlich-emanzipatorischer Begriff, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts allgemein wird und mit dem der positiven historisch-christlichen Institution, der Kirche und ihrer Dogmatik, das Monopol streitig gemacht wird, allein zu bestimmen, was christliche Religion ist.2 Ihr zentrales Anliegen ist die Integration von christlicher Religion und Gesellschaft, d.h. der Aufweis der gesellschaftlichen Verfasstheit des Christentums bzw. der christlichen Verfasstheit der Gesellschaft. Es geht demnach nicht primär um „Integration“ als Aufgabe oder Projekt, sondern um das Postulat der faktischen Integriertheit von Christentum und Gesellschaft. So ist oft die Rede von der „Christlichkeit unserer Gesellschaft“, 3 vom außerkirchlichen „Christentum in unserer Gesellschaft“4, von der „Welt des Christentums“ 5 als „christlicher Welt“ 6. So kann die Studie der Perspektivkommission der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau konstatieren: Wenn man unter Religion nicht nur ein gedankliches Erlebnis verstehe sondern einen weiteren Religionsbegriff voraussetze, dann werde erkennbar, dass die christliche Religion unsere gesamte Lebenswelt durchdringe. „Der Umgang mit Geld, die Einstellung zur Arbeit, die Gestaltung der Sexualität, das Erleben von Kunst, die Feier von Festen und Lebenshöhepunkten, das politisch-soziale Engagement – all diese Handlungsfelder bewahren christliche Überlieferung.“ 7 Ebenso ist die Individualisierung als ein gesamtgesellschaftlicher Prozess „eine späte Folge des Protestantismus selbst, für den Individualität (´der einzelne in seinem Gewissen vor Gott ´) eine leitende Kategorie der christlichen Theologie war.“8 Alle diese Beispiele zeigen das Bemühen, die gegenseitige Beeinflussung und Durchdringung von Christentum und heutiger Gesellschaft aufzuzeigen.
Von da aus wird die Kirche als eine Gestalt des Christentums in die Gesellschaft integriert als das Besondere dieses Allgemeinen. In der Neuzeit habe sich ein neuzeitliches Christentum konstituiert, in deutlicher Selbstunterscheidung vom kirchlich verfassten Christentum, befördert vor allem durch die Renaissance und die deutsche Aufklärung. Die Neuzeit ist „in gleichem Maße aus spezifischen Einsichten und Argumenten des Christentums hervorgegangen, wie sie andererseits durch ihre Entfaltung das Christentum zutiefst beeinflusst hat.“9 Und darum sind die oben genannten drei Gestalten des Christentums in der Neuzeit zu unterscheiden: das öffentliche, das kirchliche und das private Christentum. Und innerhalb des kirchlichen Christentums ist wiederum die Gemeinde eine von sieben möglichen Wahrnehmungen von Kirchenmitgliedschaft.10
Aus dieser christentumstheoretischen Systematik wird bereits ersichtlich, was in den Reformprogrammen von EKD und Landeskirchenleitungen mit Händen zu greifen ist: die entschlossene Marginalisierung der Gemeinden.

Wolfgang Braungart: Literatur und Religion in der Moderne. Rezension von Prof. Georg Langenhorst

09/2016

In dem vorliegenden Band versammelt er Aufsätze, Essays und Vorträge, die „seit etwa der
Jahrtausendwende“ (S. 18) entstanden sind. Nicht um eine durchgeschriebene Monographie
handelt es sich also, sondern – wie im Untertitel transparent angegeben – um „Studien“. Eine
eigens konzipierte „Einführung“ (S. 21-50) sowie ein umfassendes Gesamtliteraturverzeichnis
verleihen dem 560 Seiten starken Buch dennoch eine stimmige Geschlossenheit. Nicht um
eine systematische Auseinandersetzung mit den vor allem von Seiten der Theologie vorgelegten
theologisch-literarischen Arbeiten der letzten Jahrzehnte geht es Braungart, der diese
Strömungen kennt und gegebenenfalls rezipiert, sondern um „eine offene Tür der Literaturwissenschaft zur theologischen Ästhetik“ (S. 47)….   Mehr dazu.

Klartext. „Himmel – Herrgott – Sakrament“. Das Buch von Pfarrer Rainer Maria Schießler.

09/206
„Auftreten statt austreten“ – lautet der Appell von Rainer Maria Schießler. In einer Zeit, in der so viele Menschen wie nie die katholische Kirche verlassen, gelingt es dem bundesweit bekannten Münchner Stadtpfarrer, dass seine Gemeinde wächst und sich für den Gottesdienst begeistert. Sein Rezept heißt Klartext. Mehr dazu.

Kaj Munks Drama „Das Wort“ soeben in deutscher Übersetzung erschienen. Von Okko Herlyn

08/2016

Es gehört offenbar zur spezifisch deutschen Provinzialität, dass künstlerische Werke anderer Länder und Kulturkreise hierzulande manchmal nur wenig Beachtung finden. Anders lässt sich wohl nicht erklären, dass etwa das dramatische Werk des dänischen Theologen und Dichters Kaj Munk in unseren Breitengraden bislang so gut wie unbekannt geblieben ist.

Munk (1898 – 1944), als Frühwaise in einem eher pietistisch-erwecklichen Milieu auf der Insel Lolland groß geworden, kommt schon in jungen Jahren mit den Gedanken Nicolaj Grundtvigs, des theologischen Begründers der dänischen Volkskirche, in Berührung. Er studiert Theologie und wird alsbald Pfarrer in Vedersø, einem kleinen Dorf an der jütländischen Küste…

Es ist das große Verdienst von Paul Gerhard Schoenborn, der sich seit vielen Jahren für ein angemessenes Gedächtnis des Theologen, Dichters und Widerstandskämpfers Kaj Munk engagiert, dass er nun eines seiner wichtigsten Schauspiele ins Deutsche übersetzt hat. Dabei gelingt es ihm, Munks eindringliche, ursprünglich eher spröde, ja kantige Sprache zu erhalten und so authentisch über die Bühne zu bringen… Mehr dazu.