Archiv der Kategorie:
Europa

Wie angeblich neutrale Akteure Unternehmensinteressen vertreten. Lobbyismus in der EU in Studie untersucht.

5. Juli 2016 von Max Bank
In einer neuen Studie hat unsere Partnerorganisation Corporate Europe Observatory (CEO) untersucht, wie sogenannte Thinks Tanks undurchsichtige Lobbyarbeit in Brüssel betreiben. Darin wird klar: Sie haben einen großen Einfluss auf das politische Geschehen in Brüssel. Über Think Tanks tragen Unternehmen ihre Interessen in die Öffentlichkeit und bleiben dabei weitestgehend unsichtbar. Mehr dazu.

Als überzeugter Europäer verzweifelt. „Haben diese hirnlosen Bürokraten (in Brüssel) den Schuss nicht gehört?“ Leserbrief von Prof. Christian Köster, Hamburg und München

01.07.2016, SZ, Leserbrief „Schuss nicht gehört?“, von Prof. Christian Köster

Ich bin als überzeugter Europäer verzweifelt! Nur Tage nach dem verheerenden Brexit erwägt und wagt es Brüssel, Ceta, die weitere Genehmigung von Glyphosat und andere Entscheidungen so einfach durchzuwinken. Haben diese hirnlosen Bürokraten den Schuss nicht gehört? Der vollständige Text des Leserbriefs, klicken Sie dazu auf S.2 der Leserbriefe!

dazu: Petition von Campact: Keine Entmachtung des Bundestags!

Die EU-Kommission will mit dem Kopf durch die Wand. Ihr Plan: CETA und TTIP im Eilverfahren durchwinken, ohne dass Bundestag und Bundesrat mitentscheiden. Jetzt müssen wir verhindern, dass unsere Parlamente entmachtet werden. Unterzeichnen Sie unseren Bürger-Appell!… Mehr dazu.

Verpasste Chance. Von Friedrich Schorlemmer: Die Erinnerung an den Überfall auf die Sowjetunion vor 75 Jahren stehen allzu sehr im Schatten der aktuellen deutschen Russland-Politik.

22.06.2016
22. Juni 1941 Die Erinnerung an den Überfall auf die Sowjetunion vor 75 Jahren stehen allzu sehr im Schatten der aktuellen deutschen Russland-Politik


Warum ringt sich der Bundespräsident, nachdem er jeden Kontakt zur russischen Führung so lange und beharrlich gemieden hat, nicht wenigstens zum 75. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion dazu auf, seine stoische Distanziertheit aufzugeben? Es müsste nicht unbedingt nach Moskau fliegen. Ein Auftritt im Bundestag täte es auch…
Um richtig verstanden zu werden, 1941 hatte ein verbrecherischer Diktator einen anderen verbrecherischen Diktator „betrogen“. Nach 1990 haben demokratische Staaten Europas ein sich demokratisierendes Russland getäuscht. Bestehende Abrüstungsverträge wurden aufgekündigt oder ausgehöhlt. Mit der NATO-Osterweiterung entstand eine veränderte strategische Balance in Europa, weil sich das westliche Militärbündnis weit nach Osten schob. …

Zum Artikel.

Anwaltskanzleien in Brüssel boykottieren Lobbyregister. Studie zeigt: Ohne Transparenzpflicht geht es nicht

31. Mai 2016 von Nina Katzemich
Zahlreiche Anwaltskanzleien in Brüssel betreiben Lobbyarbeit, glänzen aber durch Abwesenheit im EU-Transparenzregister. Dabei geht es nicht um ein paar kleine Kanzleien mit wenigen Kunden, die vom Lobbyregister nichts mitbekommen haben. In einer neuen Studie zeigen wir neun große, international agierende Anwaltskanzleien, die das (freiwillige) Lobbyregister schlicht boykottieren. Die Mehrheit hat einen Eintrag im verpflichtenden US-Lobbyregister.

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Europa in seinen Werten und an der Basis erneuern! Pfingstbrief 2016 von Wir sind Kirche.

05/2016

Was Gemeinden dazu beitragen können und müssen, neue Brücken der Verständigung und Versöhnung zu bauen Pfingstmontag als Fest der Einheit der Christenheit feiern Die Herausforderungen, vor denen die europäische Staatengemeinschaft, das „christliche Abendland“ steht, sind immens. Die Krise des Finanzsystems mit ihren dramatischen Folgen für viele Menschen und ganze Staaten ist immer noch nicht beherrscht. Hinzu kommen jetzt die Schwierigkeiten auf der politischen Ebene Europas bei der Bewältigung der konkreten Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten sowie der Integration von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Religionen.
Der jahrzehntelange Einigungsprozess in Europa ist in Gefahr. Das bisher Erreichte ist auf einmal nicht mehr unantastbar. Wie in jeder guten Partnerschaft: Die Einheit muss gepflegt werden. Das Bemühen der politischen Kreise auf höchster Ebene allein wird aber nicht ausreichen, neue Visionen für das weitere Zusammenwachsen Europas innerhalb der Weltgemeinschaft zu entwickeln. Die europäische Zivilgesellschaft und auch die Religionen sind gefordert, neue Brücken der Versöhnung und Verständigung zu bauen. … Mehr dazu.

Europa geht bergab, und am Ende ist immer das Meer. Manifest der Europäischen Schriftstellerkonferenz 2016.

05/2016


Ein Mensch kommt nach Europa.
Ein Mensch unterwegs. Die älteste Geschichte der Welt. Und die aktuellste. Eine Geschichte für alle Zeiten. Zahllose Fäden dieser Erzählung, über Jahrtausende miteinander verwoben und heute enger denn je verknüpft, haben Europa geschaffen.
Ein Mensch unterwegs, einer von Millionen. Einer von vielen, die ein Zuhause suchen und es nicht finden werden, weil Europa ihnen inzwischen den Einlass verwehrt. Ihr Zuhause hat anderswo zu sein, möglichst fern von Europa. So fern, wie Hilfe und Hindernisse sie halten können. Ihr Europa liegt außerhalb des Kontinents, in Zeltstädten und Internierungslagern oder tief unter den Wellen. Das ist ihr Europa. Das ist ihre Ode an die Freude.
Wird Beethovens Neunte zur Hymne der Missgunst werden? Oder wird Europa die Partitur mit prächtigen Beats der Weltmusik neu beleben?
Priya Basil. Aus dem Englischen von Beatrice Faßbender…

Ich bin mit der europäischen Literatur groß geworden, mit Robert Musil, Marcel Proust und anderen, und mein eigenes Schreiben hat sich in ihrem Licht entwickelt. In gewissem Sinn werden wir Israelis, ob wir wollen oder nicht, sei es in unserer Literatur oder in unserem Leben allgemein, immer mit einem Bein in Europa und mit dem anderen im Nahen Osten sein. Und manchmal wissen wir selbst nicht, wo genau wir uns gerade befinden.
Nir Baram. Aus dem Hebräischen von Markus Lemke…

Die europäische Dialektik:
Die Vernunft trennt, der Geist verbindet.
Lukas Bärfuss…

Zum Manifest.

Kirchen sind provinzieller geworden. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann scheidet aus dem Amt und bickt zurück.

06.05.16, SZ, Interview mit Mathias Drobinski,
„…Macht das nun die Europaskeptiker stark, dass beim Projekt Europa die innere Mitte schwach geblieben ist?

Da gibt es sicher Versäumnisse. Aber es ist auch ein Problem, dass die EU zu rasch zu viele Länder aufgenommen hat.

Ist die Europa-Idee am Ende?

Nein. Ich glaube, mit Ländern wie Polen, Ungarn, auch Tschechien muss man Geduld haben. Vielleicht auch mit manchem Europaskeptiker im alten Kerneuropa, der aus Frust heraus eine rechte Partei wählt.

Zählt für Sie die AfD dazu?

Für mich ist das eine Partei in der Pubertät. Was heißt das: Der Islam gehört nicht zu Deutschland?…

Warum engagieren sich die Kirchen Europas nicht stärker für Europa?

Das ist eine Enttäuschung, dass wir auch auf kirchlicher Ebene in Europa nicht stärker zusammenarbeiten. Viele Kirchen haben doch eine große Nähe zu den Auffassungen ihrer Regierungen und sehen sich wenig dem Ganzen verpflichtet. Unsere Stärke in Europa, auch gemeinsam mit den evangelischen und orthodoxen Kirchen, hat dadurch gelitten. Wir sind provinzieller geworden…

Wäre nicht jetzt die Zeit der Theologie gekommen, die fragt: Was gilt in einer Zeit, in der vieles unsicher geworden ist? Man hat selten den Eindruck, dass die Theologen diese Debatten führend mitgestalten.

Es ist die Stunde der Theologie. Sie könnte sich tatsächlich deutlicher zu Wort melden. Vielleicht steckt dahinter manche Resignation. Aber so ändert man nichts….

Ihre Bischofskollegen Stefan Oster aus Passau oder Rudolf Voderholzer in Regensburg fordern, dass die Theologen sich stärker am Lehramt orientieren sollen. Das klingt nicht nach großer Freiheit.

Das sind Debatten von vorgestern.

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Karlspreis an Papst Franziskus. Franziskus: „Was ist mit dir los, Europa?“

6. Mai 2016, Von Paul Munzinger, SZ
Papst Franziskus erhält den Karlspreis – und erinnert die Europäische Union an ihre Wurzeln. Er träume von einem Europa, in dem es kein Verbrechen ist, Migrant zu sein.

Der Papst appellierte daran, sich die Botschaft der Gründerväter Europas in Erinnerung zu rufen. So habe Robert Schuman eine „Solidarität der Tat“ eingefordert und gerade jetzt, „in dieser unserer zerrissenen und verwundeten Welt“, so Franziskus, sei es notwendig, zu dieser Solidarität der Tat zurückzukehren. Die heutigen Politiker müssten sich der Herausforderung stellen, die „Idee Europa“ zu aktualisieren, die auf der Fähigkeit zur Integration, der Fähigkeit zum Dialog und der Fähigkeit, etwas hervorzubringen, beruhe…  Mehr dazu.

Die Rolle der Kirche in der Zukunft Europas. Von Prof. Dr. Jindřich Halama, Prag

05/2016, Pfälzer Pfarrerblatt

Abgesehen davon, dass ein Ethiker keine Qualifizierung zur Prophetie hat, habe ich ein paar Gedanken zusammengebracht, die die Kirche in Europa angehen und sie sind auch, mindestens teilweise, zukunftsorientiert.
Die Prognosen sind ein Feld der Statistiker, Soziologen, nicht der Theologen. Sie arbeiten mit Zahlen und die Zahlen sollen uns, Theologen, doch nicht bestimmen. Trotzdem ist es interessant zu wissen, was die Zahlen zeigen. Nach den soziologischen Daten waren um 1900 95 Prozent der Europäischen Bevölkerung Christen. Bis 2000 hat sich der Anteil der Christen an der Bevölkerung auf 75 Prozent verkleinert. Nach dem Eurobarometer 2012 haben die Christen in der EU einen Bevölkerungsanteil von 72% (48% katholisch, 12% evangelisch, 8% orthodox, 4% andere). Die soziologische Forschung „World Values Survey“, die seit 1981 unter anderem auch die Religiosität verfolgt, zeigt in den letzten 20 Jahren des 20. Jahrhunderts eine Abnahme der Religiosität um etwa 5–7% in vielen EU Ländern.

Wie stark und wie wichtig wird das Christentum und werden die Kirchen im zukünftigen Europa sein? Darauf gibt es keine einfache Antwort. Sogar eine komplizierte Antwort reicht nicht aus. Es gibt eine Reihe von Antworten, die mehr oder weniger überzeugend erscheinen.

Der anglikanische Ethiker Robin Gill (University of Kent, Canterbury – Sociological Theology, 3 Bände, Ashgate 2011-2013) legt vier verschiedene Paradigmen vor, wie die Entwicklung der Religion in der modernen Welt interpretiert wird und auch weitergehen kann:

a) Säkularisierungs-Paradigma
Die Entwicklung der modernen Welt hat die „Entzauberung“ der Welt gebracht und damit einen fortschreitenden Niedergang der Religion. Diese Theorie existiert seit dem Ende des 19. Jahrhundert und rechnet mit einer Zukunft ohne Religion. Die Hypothese war einflussreich in den 60er Jahren (H. Cox, J. A. T. Robinson) und hat sich nicht bewährt. In den letzten 20 Jahren spricht man eher über eine Rückkehr der Religion.

b) Das entspricht dem zweiten Paradigma – Persistenz-Paradigma
Diese Perspektive rechnet damit, dass Religion unabtrennbar mit unserem Menschsein verbunden ist, und wenn sie nicht mehr in der traditionellen Weise ausgeprägt ist, transformiert sich unsere Religiosität in andere Gestalten. Sie kann aus unserem Leben nicht verschwinden, muss sich jedenfalls in einer anderen Form manifestieren (Sport, Hobbys, quasi-religiöse Ideologien etc.)….

durchscrollen bis zum Artikel.

Der Mittlere Osten. Von Florian Zollmann, Direktor des Archbishop Desmond Tutu Centre for War and Peace Studies

12/2015, Artikel übernommen mit freundlicher Genehmigung von Publik Forum, erschienen in Publik Forum Extra, Dez 2015

…Doch will man die Gegenwart verstehen, ist zuerst ein Blick in die Geschichte nötig. In seinem Buch Secret Affairs (Geheime Angelegenheiten, Übersetzung d. Red.), sieht der britische Historiker Mark Curtis die Ursache für die heutigen Probleme des Mittleren Ostens in einem kolonialen System, das westliche Mächte etabliert haben und bis heute aufrechtzuerhalten versuchen. Basierend auf einer Auswertung freigegebener Regierungsdokumente zeigt Curtis, wie »europäische Mächte« nach dem Fall des Osmanischen Reichs im frühen 20. Jahrhundert den Mittleren Osten »unter sich aufgeteilt« haben. So etablierten Großbritannien und später die USA, die aus dem Zweiten Weltkrieg als stärkste Macht hervorgegangen waren, einen »Ring von Klientenstaaten«, bestehend aus »feudalen Regimen«. Zu diesem Ring gehören heute die Golfstaaten Bahrain, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Qatar und Oman sowie das radikal-islamistische Saudi-Arabien. Das Grundmuster der Beziehungen zwischen diesen Staaten und dem Westen fasst Curtis wie folgt zusammen: Die westlichen Mächte leisten Militärprotek tion und erhalten dafür exklusiven Zugang zu den Ressourcen dieser Länder, insbesondere deren Ölvorkommen. Zusätzlich sollen die Klientenstaaten als strategische Puffer gegen eine russische Expansion dienen…

 

Der vollständige Atikel: PuFo_Extra_Dez_2015_Zollmann_mittlerer_Osten