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Burn-out bei Beamten mit A13/14 (LehrerInnen) kostet den Staat durchschnittlich 375 000 Euro. Frage: Was kostet der Burn-out bei PfarrerInnen?

6. Mai 2015,  Lehramtsstudium, SZ

Aussuchen statt ausbrennen

…Ein Lehrer mit Burn-out kostet den Freistaat durchschnittlich 375 000 Euro. Alle erkrankten Lehrer schlagen in Bayern mit 250 Millionen im Jahr zu Buche… Zum Artikel.

Wie hoch liegen die Kosten der Kirche für Burn-out bei PfarrerInnen?

von Friedhelm Schneider

Erkenntnisse über gewisse Gegenstände gewinnt man immer wieder auch durch Quantifizierungen! Z.B. ist die Berechnung der Kosten für Burn-out-Fälle aus organisatorischer Sicht überaus aufschlussreich. Im Freistaat Bayern mit seinen ca. 30.000 Lehrerinnen und Lehrern in Voll-und Teilzeit ist dies passiert. Das Ergebnis – 250 Millionen im Jahr – kann erschrecken. Gutes Management könnte dies aber auch als Herausforderung betrachten, denn diese Kosten sind ja kein Schicksal. Sondern – in gewissem Umfang – vom Management (hier also der Regierung) selbst gemacht. Zu den Ursachen findet man an anderen Stellen der Wort-Meldungen eine Menge Material.

Wir wollen diese Erkenntnisse an dieser Stelle freilich auf die Situation der Kirche, speziell der PfarrerInnen übertragen.

Ab Ende der 90er Jahre wurde abfällig von der Pfarrerkirche gesprochen, PfarrerInnen zum Problem und soll man sagen – zum Sündenbock – erklärt. Thomas Begrich, der EKD Finanzdezernent fuhr über Jahre durch die Lande und erklärte anhand von Charts, dass im Jahre 2030 sämtliche Kirchensteuereinnahmen für die Pfarrgehälter drauf gingen – und dass man gegensteuern müsse (ich selbst sah diese Präsentation auf zwei unterschiedlichen Veranstaltungen, einmal 2008 in Bad Boll und ein zweites Mal 2011 in Wiesbaden). Die Lösung der Zukunft der Kirche sah er im Pfarrstellenabbau. Und an der Zukunft wurde gearbeitet. Und sie wird so ausssehen, dass die PfarrerInnenzahl bis zum Jahr 2028 in etwa halbiert sein wird. Die PfarrerInnen haben nicht mehr allein die gegen die Kirche wirkenden gesellschaftlichen Veränderungen zu bewältigen. Nein. Auch die innerkirchlichen Veränderungsprozesse werden auf ihrem Rücken ausgetragen. Die Vakanzquote steigt, die sog. Pastorationsdichte sinkt, also das Verhältnis Pfarrer zu Gemeindegliederzahl wird größer. Permanente Strukturereformen kosten Zeit und Nerven. Das Konfliktpotential im innerkirchlichen Umgang, im Umgang mit Haupt- und Ehrenamtlichen, steigt.  Das alles bei Individualiiserungsprozessen in der Gesellschaft, die einen deutlich höheren Grad an individueller Fallbearbeitung mit höherem Zeitaufwand erfordern. Wen wundert es, dass auch die Pfarrer neben Lehrern zu dem Berufsstand mit hohen Burnout-Quote gehören?
Was erforderlich gewesen wäre: ein hohes Maß an Unterstützung (moralisch, aber auch in Form eines Serviceverständnisses von Kirchenverwaltung) für die PfarrerInnen angesichts der externen, gegen die Kirche laufenden Prozesse. Das Gegenteil war der Fall.  Insofern ist es nicht an den Haaren herbeigezogen, die Ursachen nicht zu individualisieren und als Problem der Betroffenen auszuweisen, sondern die systembedingten Ursachen der Burn-out-Problematik in den Blick zu nehmen. Dass es Fehler in der Personalabteilung(en) gab, wird mittlerweile von Leitungskräften unumwunden zugegeben, so etwa von Thomas Striegler (Leiter der Kirchenverwaltung/ EKHN) und Jens Böhm, Personaldezernent). Allerdings ist die Fehlerliste noch – vorsichtig ausgedrückt – rudimentär. So fehlt dabei eben die genannte Position „Vermeidung von Burn-out“ – Fällen. Diese Vermeidung ist nicht nur aus persönlicher Sicht der Betroffenen geboten. Sondern auch aus organisatorischer Sicht, insbesondere dann, wenn sich die Kirche im Zuge des „Reformprozesses“ wirtschaftliche Effizienz auf die Fahnen schreibt. Die Verursachung nicht erforderlicher Ausgaben (hier für Burn-out-Fälle) widerspricht nämlich eklatant dem ökonomischen Prinzip.

Aber nun zu den Fakten. Ein Versuch der Quantifizierung der Burn-out-Kosten für PfarrerInnen.

Da hilft die Berechnung des Landes Bayern zu den Kosten von Burn-outfällen bei den Lehrkräften. Sie liegen nach diesen Angaben bei 375.000 p.P. Im Falle von Pfarrern dürften die Kosten ziemlich identisch ausfallen. Die absoluten Zahlen für das Land Bayern werden mit 250 Mio. € beziffert, bei 30.000 LeherInnen. Auf die Kirche übertragen könnte man ganz grob und vorläufig (also vor detaillierten Berechnungen durch die Finanzabteilungen oder, weil es sich um eine Verschwendung von Mitteln handelt, der Rechnungsprüfungsämter !) überschlagen:

diese Kosten in Höhe von ca. 250 Mio. fallen im Freistaat Bayern bei einer Anzahl von 30000 Lehrkräften an. Die Statistik der Kirchen weisen ca. 20000 PfarrerInnen aus (ebenfalls Voll- und Teildienst). Rein mathematisch sind  die Kosten der Kirchen für Burn-out-Fälle der PfarrerInnen also mit rund 160 Mio. € zu beziffern. Abzüglich der Fälle, wo man die Ursachen in individuellen Dispositionen sehen kann, sind dann die Restkosten den Personaldezernaten bzw. dem Gesetzgeber EKD (Pfarrdienstrecht) anzulasten.

 

„Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern klar signalisieren: Ich stehe hinter dir… agieren extrem gesundheitsförderlich.“ Interview mit der Biologin Carola Kleinschmitt in der FAZ.

05.01.2015, FAZ, Interview mit der Biologin Carola Kleinschmidt.

„…

Frau Kleinschmidt, Sie beschäftigen sich mit neuen Erkenntnissen aus der Stressmedizin. Was hat Sie am meisten überrascht?

Es ist erstaunlich, wie sehr Druck am Arbeitsplatz mit unserem Gefühlsleben zusammenhängt. Wenn ich beispielsweise unter Zeitdruck an einer anspruchsvollen Aufgabe sitze, macht mich jeder, der mich stört, ärgerlich oder sogar richtig wütend. Ich möchte auf keinen Fall scheitern. Da kommen deutlich mehr negative als positive Gefühle auf, übrigens auch bei tollen Projekten…

Also geht es wieder um das große Thema Wertschätzung im Beruf?
Vor allem darum, dass die Anerkennung letztlich ein Signal für die wichtigere Botschaft ist: Du gehörst dazu. Der Düsseldorfer Medizinsoziologe Johannes Siegrist (vgl. Die Ursache für Burnout liegt in der Arbeitswelt) hat das mit seinen Studien zur „Gratifikationskrise“ belegt, in die geraten Menschen, wenn erstens die Anerkennung durch die direkte Führungskraft ausbleibt, sie zweitens nicht den Eindruck haben, das Gehalt sei angemessen für ihren Einsatz, oder sie drittens zu wenig persönliche Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Dazu gibt es beeindruckende Zahlen. Menschen mit einer Gratifikationskrise haben ein doppelt so hohes Risiko für einen Herzinfarkt oder eine Depression. Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern klar signalisieren: Ich stehe hinter dir, schätze deine Leistung und stärke dich, damit du deine Arbeit gut machen kannst, agieren extrem gesundheitsförderlich…“  Zum vollständigen Text.

Neues Zentrum „Inspiratio“ zum Schutz kirchlicher Beschäftigter vor Burn-out von EKHN, EKvW und Hannoverscher Lk.

Im Kloster Barsinghausen bei Hannover haben die evangelischen Landeskirchen Hessen-Nassau, Hannover und die Ev. Kirche Westfalen das „Zentrum inspiratio“ „gegründet, das kirchliche Beschäftigte vor Burn-out schützen soll. Das gemeinsame Projekt soll zunächst Pfarrerinnen und Pfarrern, später aber auch anderen kirchlichen Mitarbeitenden in Krisensituationen helfen, neue Möglichkeiten der Alltags- und Berufsbewältigung zu finden:

Professionelle Auszeit für Hauptamtliche in der Evangelischen Kirche
Hauptamtlich in der Kirche zu arbeiten, ist vielseitig und erfüllend, kostet aber auch viel Kraft. Berufliche Belastungen oder persönliche Krisen können an die Grenze zur Erschöpfung führen. inspiratio gibt Ihnen die Möglichkeit, sich in geschütztem Rahmen und mit fachkundiger Begleitung mit Ihrer Situation auseinanderzusetzen. Hier haben Sie Zeit, die Dinge wieder ins Gleichgewicht zu bringen. » …

Kloster zwischen Stadt und Wald

inspiratio ist ein Ruhepol – auch geographisch. Unsere Einrichtung befindet sich im Kloster Barsinghausen, zu dem auch ein schön gestalteter Klostergarten gehört. Die ausgedehnten Waldflächen des Deisters liegen gleich vor der Tür…
Die lange Tradition des Ortes führt seit 1996 eine Evangelische Kommunität im klösterlichen Rhythmus von „Bete und arbeite“ (ora et labora) fort. Die Kommunität ist Teil der Diakonischen Schwesternschaft Wolmirstedt e.V. – mit neu hinzugekommenen Konventualinnen bildet sie seit 2013 den Klosterkonvent, in dem auch Einzelgäste willkommen sind. Die Mitte und Kraftquelle des Lebens im Konvent sind Gebet und die Feier des Heiligen Abendmahls. Der Tageslauf wird vom Rhythmus der Tagzeitengebete bestimmt.

Hier kommt hin wer will. Oder auch hier.

Burnout bei Lehrern

Lehrer arbeiten 51 Stunden die Woche – jede/r Dritte ausgebrannt.

Das aktuelle Heft „Psychotherapie im Dialog“ zum Thema „Burnout“ widmet sich dem Burnout bei Lehrer/innen. Demnach arbeiten Lehrer/innen im Jahresschnitt 51 Stunden pro Woche. Rund ein Drittel von ihnen leidet wegen beruflicher (Über-)Forderung unter starken gesundheitlichen Störungen.

vgl. auch die Rubrik „Aktion“ im Monat April 2013.