08/2015
„Kirche macht was“ – in Württemberg.
08/2015
„Kirche macht was“ – in Württemberg.
09/2015, von Prof. Dr. Günther van Norden. (Bis zu seiner Emeritierung 1993 Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte und der Didaktik der Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal.)
Vor 70 Jahren wurde in der diakonischen Einrichtung „Hephata“ im nordhessischen Treysa die Evangelische Kirche in Deutschland gegründet. Ein Rückblick zeigt, wie diese um ihre Einheit und Pluralität besorgte Kirche mit ihren öffentlichen Äußerungen oft kompromisslerisch blieb. Doch das politische und gesellschaftliche Leben der Bundesrepublik verdankt ihr auch wichtige Weichenstellungen. Zum Beitrag.
09/2015, Deutsches Pfarrerblatt
Resümierend kann also festgehalten werden: Die Evangelikalen sind plural aufgestellt, sie verändern sich und ihre Definition, was evangelikal ist. Was heute von evangelikaler Seite kritisiert wird, kann anderen Evangelikalen oder morgen denselben Evangelikalen als Identitätsmerkmal gereichen. Wie kann diese Sachlage aber nun anhand von wissenschaftlichen Kriterien definiert werden?… Zum Beitrag.
09/2015
Vortrag im Landesmuseum Braunschweig am 4. Dezember 2014
von Dietrich Kuessner
…
Die christlichen Kirchen in Europa nehmen also drei verschiedene Haltungen zum Krieg ein:
Die einen rechtfertigen ihre Haltung als Teilnahme an einem Verteidigungskrieg, sie behaupten, sie führten einen heiligen Krieg und Gott sei auf ihrer Seite. Sie glorifizieren ihre Toten, sie verwechseln den Willen ihrer Heeresleitungen mit dem Willen Gottes.
Andere verweigern sich der Teilnahme am Krieg und bleiben neutral. Das wirft unweigerlich die Frage auf: warum war das keine Möglichkeit für das Deutsche Reich und für die evangelische Kirche. …
Eine dritte Möglichkeit war, wie Belgien gezeigt hat: Widerstand im Krieg…
Die christlichen Kirchen befanden sich zwischen Irrsinn und Versöhnungsbereitschaft.
In dieser Situation noch zwei Lichtblicke zum Abschluss:
Papst Benedict XV. hatte bereits zu Beginn seiner Tätigkeit im November 1914 in seiner Antrittsenzyklika erkennen lassen, dass sich der Vatikan zur Neutralität verpflichtet fühle und hatte die kriegführenden Länder zum Ende der Kriegshandlungen aufgefordert. Der Papst wiederholte seinen Aufruf im Sommer 1917 und fügte praktische Vorschläge an, nämlich Rückzug auf die territorialen Ausgangspositionen vom Juli 1914, dazu u.a. Rüstungsbeschränkung und Freiheit der Meere. Das war für das Deutsche Reich eine sehr günstige Ausgangsposition, zumal der Reichstag im Juli seine Friedensresolution beschlossen hatte, die im Grund ähnlich war. Die Aktion des Papstes löste auch einige diplomatische Verhandlungen vor und nach der Veröffentlichung aus, fand aber keine Mehrheit, weil die deutsche Regierung keinen Verzicht auf Belgien zu Beginn der Verhandlungen aussprechen wollte, eventuell am Ende von Verhandlungen.
Der deutsche Generalgouverneur v. Bissingen hatte bereits Wiederaufbaupläne für die zerstörten belgischen Städte in Auftrag gegeben und drucken lassen, in der Überzeugung, dass Belgien dem Deutschen Reich angegliedert werde…
Die Initiative des Papstes zeigte dagegen: : Friede war denkbar und machbar. Man wollte ihn nicht.
Man befand sich auf der Seuchenstation.
Einen weiteren Lichtblick bildeten die Friedensbemühungen in den angelsächsischen Ländern.
Unter Beteiligung der USA hatte sich in England die Church Peace Union gebildet, die im August 1914 eine gemeinsame Konferenz in Konstanz veranstaltete, zu der am 2. August 70 Personen aus den verschiedenen Ländern Europas und der USA erschienen waren. Aus dieser ging in London der „Weltbund für Internationale Freundschaftsarbeit durch die Kirchen“ hervor, der noch ím Herbst 1914 von Friedrich Siegmund Schultze und dem englische Quäker Henry Hodgkin begründete worden war. Dieser setzte seine Arbeit 1915 in Bern fort, gab sich eine Verfassung und einen Ausschuss, dessen Mitglieder aus neun europäischen Ländern stammten. Er kümmerte sich insbesondere um die Kriegsgefangenen aller Länder und erinnerte durch Interventionen an ein Ende des Völkerabschlachtens.
Kirchen im Ersten Weltkrieg zwischen Irrsinn und Versöhnung, zwischen Verrantheit und offen gehaltenen Türen.
1919 war dieser Versöhnungsbund der erste, der ein Treffen in der Nähe vom Den Haag ( in Oud Wassenaar) mit Teilnehmern aus den verfeindeten Ländern organisierte. Unter ihnen auch Nathan Söderblom und der deutsche Prof. für Altes Testament, Adolf Deißmann, der den unsäglichen Aufruf an die Kulturwelt mit unterzeichnet hatte. Sie begegneten sich in der Erkenntnis der Schuld und fanden auf diesem Wege einen Anfang für ein neues Miteinander.
09/2015, von Hans Dieter Osenberg
Wahlpropaganda der „Deutschen Christen“ mit SA-Unterstützung zu den Kirchenratswahlen am 23. Juli 1933 in Berlin (Foto: Bundesarchiv_Bild_183-1985-0109-502)
„Bekennende Kirche“ oder „Kirchenkampf“ – je weiter man sich von der Zeit des Nationalsozialismus entfernt, umso unschärfer werden diese Bezeichnungen. Welche Bedeutung hatte die kirchliche Opposition im „Dritten Reich“ wirklich? Und was blieb nach 1945 vom Erbe dieser Bewegung? Unter Historikern und Theologen herrscht bis heute ein Streit um Interpretation und Bewertung… Zum Beitrag.
09/2015
Seit Mitte der 1990er Jahre hat in Deutschland die Einkommensungleichheit stärker als in vielen anderen europäischen Ländern zugenommen. Der Anteil der Haushalte mit einem mittleren Markteinkommen (60 bis 200% des Medianeinkommens) ging um gut acht Prozentpunkte von 56,4% im Jahre 1992 auf 48% im Jahre 2013 zurück.
Der Sozialstaat hat die wachsende Ungleichheit der Markteinkommen nur zum Teil auffangen können. In der Sekundärverteilung, also nach Steuern, Sozialabgaben und Sozialtransfers, schrumpfte der Anteil der Mittelschicht von 83% im Jahre 2000 auf knapp 78% im Jahre 2013. Die oberen Einkommensklassen haben nicht nur mehr Verdiener, sondern auch deutlich längere Arbeitszeiten. Mit wachsendem Einkommen steigt die Zahl der bezahlten Arbeitsstunden aller Haushaltsmitglieder. Die Abstände in der bezahlten Arbeitszeit zwischen den Schichten sind in den letzten 20 Jahren gestiegen und haben die Ungleichheit vergrößert.
Immer weniger Haushalte der Unterschicht und der unteren Mittelschicht können von ihren Erwerbseinkünften leben. Unter ihnen gibt es vermehrt Singlehaushalte und Haushalte mit nur geringer Erwerbstätigkeit, in vielen Branchen haben sie oft nur noch Zugang zu Minijobs und kurzer Teilzeitarbeit.
Wichtigstes Ziel der Beschäftigungs- und Wirtschaftspolitik muss die Verringerung der Ungleichheit bei den Markteinkommen sein, u.a. durch den neuen Mindestlohn, aber auch durch die Verbesserung der Erwerbschancen der Haushaltsmitglieder aus den unteren Einkommensschichten und die Ausweitung ihrer Arbeitszeiten. Die Fehlanreize für Beschäftigte, nur kurz zu arbeiten, und für Unternehmen, nur Minijobs anzubieten, müssen beseitigt werden.
Quelle 1: Gerhard Bosch und Thorsten
Quelle 2: IAQ-Report [PDF – 1.6 MB]
11.09.2015, von Mathias Bröckers
„Glauben Sie, dass die US-Regierung der Weltöffentlichkeit die ganze Wahrheit über die Anschläge sagt?“ wollte eine Emnid-Umfrage Ende 2010 von 1005 Bundesbürgern im Alter ab 14 Jahren wissen. 89,5 Prozent antworteten mit „Nein“. In derselben Umfrage hatte die Hälfte aller Befragten auch die Überzeugung geäußert, systematisch überwacht zu werden, was in der Ära vor Edward Snowden noch leicht als paranoide Spinnerei abgetan werden konnte. Heute hingegen muss diesen Beobachtern eine genauere Wahrnehmung und Einschätzung der Realität zugesprochen werden als den eigentlichen Experten auf diesem Gebiet (Journalisten, Politikern, Historikern).
Bei der Frage nach der Wahrheit des offiziellen 9/11-Narrativs verhält es sich mit ziemlicher Sicherheit ähnlich, auch wenn es hier nicht die „smoking gun“ eines Super-Whistleblowers wie in Sachen NSA-Überwachung gibt und die Beweislage etwas fragmentierter ist – wobei aber schon die Enthüllungen einer „kleinen“ Whistleblowerin wie Sibel Edmonds für begründete Zweifel ausreichen könnten . Die brisanten Aussagen der ehemaligen FBI-Übersetzerin, die sie vor der 9/11-Untersuchungskommision abgab, sind bis heute geheim und folgenlos geblieben. … Zum Beitrag.
09/2015
… ein gut versteckter Vorstoß der EU-Kommission in den TTIP-Verhandlungen (ist) nur als Beihilfe zu einer Machtergreifung der Wirtschaftsverbände zu bezeichnen.
Im Textvorschlag der EU zur regulatorischen Zusammenarbeit tauchen in Artikel 2 vage international bodies or fora auf. Sie werden weder namentlich genannt noch abschließend aufgezählt, nur in einer Fußnote wird erklärt, es handle sich dabei um „bodies“ wie „beispielhaft“ die OECD, das IMDRF oder die ICH. Die ansonsten ungenannten Gremien würden künftig Dokumente verfassen, die „international instruments“ (d.h. Rechtsakte) genannt werden. Die vertragschließenden Parteien, also die USA und die EU, verpflichten sich in Artikel 10 des Vorschlags, solche „international instruments“ anzuwenden („to apply“). Mit anderen Worten: Die EU verpflichtet (bei Annahme des Textes) die Mitgliedstaaten und ihre Regionen und Gemeinden, heute noch unbekannte Anweisungen ungenannter Verbände und „bodies“ künftig in Politik umzusetzen („to implement“). Global Governance wäre damit einen gewaltigen Schritt vorangekommen. Zum ersten Mal würde hier, festgeschrieben in einem völkerrechtlichen Vertrag, die Politik sich insofern selbst entmachten, als sie die widerspruchslose Erfüllung irgendwelcher Regulierungen irgendwelcher Wirtschaftsverbände garantiert. Wer sich dann noch fragt, wie die Vorherrschaft der Wirtschaft zustandekommt, findet hier eine Antwort.
Es sind aber speziell für den Protest gegen TTIP zwei Dinge bedeutsam: Diese Regime sind keine Erfindung der Freihandelsverträge, und sie werden nicht mit ihnen verschwinden.
Die Vielzahl der regelsetzenden globalen „bodies“ der Wirtschaft dürfte in Zukunft noch zunehmen. Und jedes dieser vielen Gremien legt für seinen spezifischen Wirtschaftsbereich die transnationalen Verfahren und Normen fest.
Es erstaunt nicht, dass diese Auffächerung der vielfältigen Regelsysteme die Aufmerksamkeit der Staatsrechtswissenschaft gefunden hat. In einem groben Überblick lässt sich sagen: Die europäischen Wissenschaftler befassen sich mehr mit der Frage, ob und wie die zahllosen „Regime“ mit einem hierarchisch höheren, sie überwölbenden rechtlichen „Dach“ versehen werden können (da überwiegt meist Skepsis) oder auch wie im Falle von Normenkollisionen zu verfahren sei. Die angelsächsischen Autoren gehen hier pragmatischer vor; für sie ist das Auseinanderfallen der Rechtssysteme historisch unvermeidlich und wird unter der Bezeichnung „Pluralismus der Regime“ hingenommen. Beide gehen dabei von der Tatsache aus, dass diese Regime (nicht zuletzt durch die Sprüche der Schiedsgerichte) tief in das Leben der Bürger eingreifen und damit öffentliche Gewalt ausüben. Das Gewaltmonopol des Nationalstaats besteht ihnen zufolge nicht mehr; der Staat ist nicht mehr Inhaber der öffentlichen Gewalt, sondern nur noch „Manager“ diffus verteilter transnationaler Rechtssysteme (Jurisdiktionen). Gelegentlich wird diese Entwicklung als „Entparlamentarisierung“ und „Neues Mittelalter“ beschrieben: eine Zeit, in der jeder Einzelne ganz verschiedenen Rechtssystemen unterworfen war, der Kirche so sehr wie dem Reich, dem Fürsten so sehr wie (als Leibeigener) dem Leibherrn. Wer auf der im Nationalstaat noch definierten Selbstbestimmung beharrt, wird gelegentlich sogar als „souveränitätsfixiert“ verunglimpft.
Quelle: Fritz Glunk (Gründer und langjähriger Herausgeber der GAZETTE)
09/2015, Marei Pelzer, Blätter für deutsche und internationale Politik.
Es sind erschreckende Bilder: Unter stechender Sonne hausen in Dresden und Berlin zahlreiche Flüchtlinge in Zeltstädten oder unter offenem Himmel. Die Bundeshauptstadt sorgt mit meist nicht einlösbaren Hostelgutscheinen gar für Obdachlosigkeit unter den Schutzsuchenden. Ein ähnliches Schicksal ist in Bayern im vergangenen Herbst sogar Kindern widerfahren, die ohne Decken im Freien übernachten mussten.[1] In der öffentlichen Wahrnehmung erscheinen die Flüchtlinge dadurch als Problem: Die Neuankömmlinge, so wirkt es, überfordern ob ihrer Menge die Zuständigen von der Kommune bis zum Bund. Und tatsächlich erleben wir derzeit die weltweit größte Fluchtbewegung seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Allein für Deutschland rechnet die Bundesregierung in diesem Jahr inzwischen mit 750 000 neu einreisenden Asylsuchenden, nachdem sie lange von viel weniger ausging….