Schlagwort-Archive: Epoche des Neoliberalismus

Zu den Wirkungen des neoliberalistischen Gesellschaftskonstrukts auf die evangelische Kirche Kirche im Zeitalter des Neoliberalismus. Von: Frank Weyen, Dt. Pfarrerblatt

05/2018, Dt. Pfarrerblatt, – PD Dr. theol. Frank Weyen, Jahrgang 1965, Privatdozent an der Universität Zürich und Gemeindepfarrer in Wanne-Eickel (Ruhrgebiet).

Das neoliberalistische Wirtschaftsmodell hat seinen Siegeszug durch die westlichen Gesell­schaften ungebremst vollzogen. Die Kirchen blieben davon nicht verschont. Frank Weyen stellt in seinem Beitrag zunächst die Grundlagen neoliberalistischen Denkens dar. In einem zweiten Schritt arbeitet er heraus, wie neoliberalistische Denk- und Gestaltungsformen in kirchlichen Debatten und Verlautbarungen Einzug hielten, um daran anschließend zu skizzieren, zu welchen absehbaren Konsequenzen diese Strategien in der Kirche führen werden.

 

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Anm. F.S.: Lange hat es gedauert. Nun konstatiert man auch in der Universitätstheologie die Einbettung der kirchlichen Reformprozesse im Gefolge von „Kirche der Freiheit“ in die neoliberalen, globalen Veränderungsprozesse.  Dass hier weiterer Forschungsbedarf besteht ist offensichtlich. Freunde oder Förderer werden sich vermutlich wenige finden. Dass der Protestantismus in alte, überwunden geglaubte Denkmuster, etwa im Verhältnis Kirche -Staat, zurückfällt ist nicht nur bedauerlich, sondern gefährlich. Man vergleiche dazu nur die merkwürdige, gestrige Haltung des Bischofs Bedford-Strohm gegenüber dem „Kreuzzug“ Söders.

 

Strafsache freier Marktkapitalismus. Der Neoliberalismus ist gescheitert. Wie er sich korrigieren lässt.

Von Ngaire Woods | 09.04.2018, jpg- journal

Der freie Marktkapitalismus steht unter Anklage. In Großbritannien bezichtigt der Chef der Labour Party, Jeremy Corbyn, den Neoliberalismus, schuld daran zu sein, dass die Obdachlosigkeit steigt, Kinder in die Armut abgleiten und die Löhne unter das Existenzminimum fallen…

Unterdessen entwickelte sich der Trend in den Vereinigten Staaten, dem Inbegriff einer marktwirtschaftlichen Demokratie, in die entgegengesetzte Richtung. Tatsächlich stieg dort die Müttersterblichkeit pro 100 000 Lebendgeburten von 16,9 im Jahr 1990 auf 26,4 im Jahr 2015. In ebenso schockierender Weise ist die Morbidität und Mortalität weißer (nicht hispanischer) Männer und Frauen mittleren Alters in den USA zwischen 1999 und 2013 gestiegen. ..

Die von Margret Thatcher und Ronald Reagan in den 1980er Jahren etablierte orthodoxe Lehre – nämlich den Staat nach einem Jahrzehnt verschwenderischer und übermäßig aufgeblähter Verwaltungsapparate zurückzudrängen – ist schuldig im Sinne der Anklage. Es entsteht ein neuer Konsens, dass es einer aktiveren und effektiveren Regierungsarbeit bedarf, um das Wachstum anzukurbeln und die Chancen zu verbessern….

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Der Schein ist wichtiger als das Sein. Fatale Allianzen auf dem deutschen Sonderweg zur wissenschaftlichen Exzellenz. Von Prof. em. Richard Münch, Bamberg

09/2016

Kapital und Arbeit im akademischen Shareholder-Kapitalismus (Teil 1)

Die Exzellenzinitiative ist nämlich Teil einer globalen Entwicklung, die man als Transformation des Wissenschafts- und Hochschulsystems in einen akademischen Shareholder-Kapitalismus deuten kann. Am weitesten ist diese Entwicklung in den USA vorangeschritten. Deutschland hinkt dieser Entwicklung etwa 20 Jahre hinterher. Da die USA eine hegemoniale Stellung im globalen Feld der Wissenschaft einnehmen, sehen sich alle anderen Regionen und Länder der Welt gezwungen, ihre eigenen Systemstrukturen an das hegemoniale Modell anzugleichen, ohne dass dadurch eine Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit und Stellung im globalen Feld garantiert ist. Es ist auch leicht möglich, dass nicht die Vorteile des globalen Modells mit den Vorteilen der eigenen Strukturen verbunden werden, sondern Nachteile des neuen mit den Nachteilen des alten eine fatale Allianz eingehen.

...In diesem Beitrag wird diese Tendenz zu einer fatalen Allianz neuer und alter Strukturen näher beleuchtet, indem die Entwicklung in den USA in den letzten 20 Jahren als Modell dient und reflektiert wird, was für Deutschland im Fahrwasser der Exzellenzinitiative zu erwarten ist. Dabei erweist sich das Milliardenspiel der Champions League im europäischen Fußball als hilfreiches Modell für die Analyse der globalen Champions League der Wissenschaft,…
Der akademische Kapitalismus erzeugt einen ‚brain gain‘ an wenigen Standorten und an vielen anderen Standorten einen ‚brain drain‘, ein Phänomen, das den Gewinn der Wenigen mit einem Verlust der Vielen erkauft und im Allgemeinen als unerwünscht gilt. Dem Überfluss der Wenigen steht eine intellektuelle Ödnis der restlichen Welt gegenüber…

 

Der Schein ist wichtiger als das Sein. Es kommt auf die richtige Fassade des Qualitätsmanagements an, um in diesem Spiel bestehen zu können. Die Finanzabteilungen der Universitäten werden ausgebaut, nehmen das Heft in die Hand und unterwerfen alle akademischen Tätigkeiten einer an der Steigerung des Shareholder-Value im Sinne der Ranking-Position der Universität orientierten strikten Kontrolle (Engelen et al. 2014)…

Der vollständige Beitrag, Teil I

Der vollständige Beitrag, Teil II

Neoliberalismus ist heilbar. Die Kritik an der Globalisierung erreicht die westlichen Mittelschichten – kein Wunder. Von Wirtschaftnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz

16.08.2016

…Einige wichtige Erkenntnisse bietet Branko Milanovics neues Buch Global Inequality: A New Approach for the Age of Globalization. Es betrachtet die großen Einkommensgewinner und -verlierer der beiden Jahrzehnte zwischen 1988 und 2008. Zu den großen Gewinnern gehörten die globalen 1% – die Plutokraten unserer Welt –, aber auch die Mittelschicht in neuen Schwellenländern. Zu den großen Verlierern – die nur geringe oder gar keine Einkommenszuwächse erzielten – gehörten die Armen und die Mittel- und Arbeiterschicht in den hochentwickelten Ländern. Die Globalisierung ist nicht der einzige Grund hierfür, aber sie ist einer der Gründe….

Dass die Globalisierung die Versprechen der etablierten Politiker nicht erfüllt hat, hat das Vertrauen in das „Establishment“ ganz eindeutig untergraben. Und die Tatsache, dass die Regierungen den Banken, die die Finanzkrise von 2008 verursacht hatten, großzügige Rettungspakete anboten, während sie die Normalbürger weitgehend im Stich ließen, verstärkte die Ansicht, dass dieses Versagen nicht bloß eine Frage wirtschaftlicher Fehlurteile sei….
Stattdessen haben sie eine Politik verfolgt, die die Märkte auf eine Weise umstrukturiert hat, welche die Ungleichheit verstärkt und die Wirtschaftsleistung insgesamt untergraben hat, und als die Spielregeln neu geschrieben wurden, um die Banken und Großunternehmen – die Reichen und Mächtigen – auf Kosten aller übrigen zu begünstigen, verlangsamte sich das Wachstum sogar. Die Arbeiter wurden in ihrer Verhandlungsmacht geschwächt. Zumindest in den USA hielt das Kartellrecht nicht mit der Entwicklung Schritt, und die bestehenden Gesetze wurden nur in unzureichender Weise durchgesetzt. Die Finanzialisierung beschleunigte sich, während sich Unternehmensführung und -kontrolle verschlechterten….

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Die Soziologin Saskia Sassen über Desintegration: „Teilhabe war gestern“

06/2016, TAZ- Interview
Für die Soziologin Saskia Sassen erleben wir gerade eine beispiellose Desintegration. Immer mehr Menschen werden „ausgewiesen“.
Sie schreiben, in der Vergangenheit habe es „kleinere Verluste“ gegeben, jetzt komme es zur „massiven Ausweisung“. Romantisieren Sie nicht den Keynesianismus?
Es gab im Keynesianismus Ausbeutung, Rassismus und sozialen Ausschluss, aber in der Tendenz wuchs die Zahl der Integrierten: Die wohlhabende Arbeiterklasse und die wohlhabende Mittelklasse wurden größer. Das geschah nicht, weil das System nett war, sondern weil die Wachstumsdynamik nach immer mehr von allem verlangt hat. Das Ergebnis: Es gab zunehmend Menschen mit Haus, Bildung, Pensionen, mit Teilhabe. Heute ist die Tendenz andersherum… Mehr dazu.

Die Ohnmacht der Ausgegrenzten, Von Anne-Kathrin Weber, Deutschlandfunk
Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung, Armut und Vertreibung sind laut der Soziologin Saskia Sassen Formen eines Phänomens, das sie als Ausgrenzung bezeichnet. In ihrem gleichnamigen Buch äußert sie deutliche Kritik an der Ursache dieser Ausgrenzungen.

05.06.2016
Saskia Sassen formuliert eine fundamentale Kritik am modernen Kapitalismus, der ihrer Ansicht nach nicht Wohlstand bringt, sondern Armut, zumindest für weite Teile der Weltbevölkerung.

Missstände aufgrund von Ausgrenzungen
Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Hunger, erhöhte Selbstmordraten, Umweltzerstörung in allen Teilen der Welt – viele dieser Missstände sind Sassen zufolge der Ausgrenzung geschuldet. Die Soziologin macht Ausgrenzung dabei auf wirtschaftlicher, ökologischer, gesellschaftlicher und geografischer Ebene aus.

Sassen macht mit ihren Beispielen deutlich, dass Krisen systemimmanent und erwünscht sind; dass sozialer Wohlstand für die Mehrheit hingegen auf der Strecke bleibt.
„Für diejenigen, die sich in der Gesellschaft ganz unten oder in der armen Mitte befinden, bedeutet das Ausgrenzung aus einem Lebensraum; für die an der Spitze bedeutet es offenbar, dass sie sich durch Rückzug, extreme Konzentration des in einer Gesellschaft verfügbaren Reichtums und die fehlende Neigung, diesen Reichtum neu zu verteilen, aus der Verantwortung einer Mitgliedschaft in dieser Gesellschaft verabschieden.“… Mehr dazu.

 

IWF-Ökonomen rechnen mit dem Neoliberalismus ab.

27. Mai 2016, Von Bastian Brinkmann, SZ

Der IWF wurde weltweit zum Hass-Symbol von Globalisierungskritikern. Sie werfen dem Internationalen Währungsfonds vor, eine neoliberale Agenda durchzusetzen.
Nun bricht ein Artikel aus der Forschungsabteilung des IWF mit dieser Vorstellung. Die Autoren verurteilen mehrere Standardrezepte des Neoliberalismus scharf.

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„Where to Invade Next?“. Ein Gespräch mit dem Oscarpreisträger Michael Moore über Manipulation und Macht, guten Sex und brutale Konkurrenz in Der Standard, Wien

25. Februar 2016, INTERVIEW BERT REBHANDL

In „Where to Invade Next“ unternimmt der US-Dokumentarist eine Bildungsreise durch die Alte Welt. Ein Gespräch über Manipulation und Macht, guten Sex und brutale Konkurrenz Wien –
Der Irakkrieg spukt Michael Moore immer noch im Kopf herum. Aus guten Gründen. Viele Probleme der Gegenwart wurzeln nicht zuletzt in den Fehlern des „Kriegs gegen den Terror“. In „Where to Invade Next“ richtet der Weltstar des politischen Dokumentarfilms die US-Flagge an vielen Stellen Europas auf, weil er hier Dinge vorfindet, für die es sich eigentlich lohnen würde, in den Krieg zu ziehen – eine bessere Gesellschaft. …

STANDARD: Auch die USA hatten einen New Deal, nicht immer schon war das System so oligarchisch wie heute. Warum haben diese Traditionen so einen schlechten Stand?

Moore: Diejenigen, die an der Macht sind, wollen nicht, dass wir uns daran erinnern, dass es einmal anders war. Wir hatten auch einmal das beste Bildungssystem, nun sind wir Nummer 29. Das hilft den Mächtigen, so können sie leichter manipulieren…. – Zum vollständigen Text des Gesprächs.

EKD-Studie zur Nachhaltigkeit.

25.09.2015, Von: Wolfgang Küpper

Warum sind derzeit 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht? Nicht nur Kriege, Gewalt und unmittelbare Bedrohung zählen zu den Ursachen für Flucht und Vertreibung. Sondern auch die Art und Weise wie wir weltweit wirtschaften und so Flüchtlingsströme mitverursachen. Die EKD-Studie über neue Leitbilder für eine zukunftsfähige Entwicklung will dem entgegentreten.


Es geht also um eine neue Denkweise, die das bisherige Wohlstandsverständnis der Industriestaaten grundsätzlich in Frage stellt. Denn, und das ist inzwischen Konsens, wenn alle Menschen so wirtschaften würden, wie das derzeit die Industrienationen tun, bräuchten wir zwei Planeten, sagt Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Die haben wir aber nicht. Mithin muss die Frage, wie alle Menschen auf dieser einen Erde gut leben können, anders beantwortet werden….  ZUm Artikel.

Die Mittelschicht schafft sich ab. Interview mit der Soziologin Cornelia Koppetsch.

10/2015, AUS HEFT 32/2015 POLITIK

»Freiheit ist kapitalistischer Mainstream«
INTERVIEW: GABRIELA HERPELL

Die Mittelschicht schafft sich ab, Bildungsabschlüsse verlieren an Wert, und der Neoliberalismus vereinnahmt selbst diejenigen, die ihn bekämpfen sollten – beste Voraussetzungen, um das ganze Gesellschaftssystem ins Wanken zu bringen, meint die Soziologin Cornelia Koppetsch.  Zum Interview.

Die Haykianer driften nach rechts. Die langjährige Vorsitzende Karen Horn verlässt mit knapp 50 weiteren Mitgliedern die Gesellschaft im Streit.

07/2016

Karen Horn verläßt Hayek-Gesellschaft

Mit ihr verlassen knapp 50 weitere Mitglieder die Gesellschaft. Darunter auch FDP-Chef Christian Lindner, das ehemalige Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank Otmar Issing, der CDU-Politiker Oswald Metzger sowie der Ökonom Bernd Raffelhüschen. Ihren Kritikern warf Horn Sektiererei, Intoleranz, Gehässigkeit, Respektlosigkeit und Haß vor. „Mein Austritt ist ein Akt der persönlichen Abgrenzung; mit dem, was aus der Hayek-Gesellschaft zuletzt geworden ist, kann ich mich nicht mehr gemein machen… Mehr dazu.

Die Rest-Hayek-Gesellschaft verteidigt sich auf ihrer Seite.