Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) will nach dem Rücktritt ihres unter Kinderporno-Verdacht stehenden Vorsitzenden Georg Hupfauer wieder Vertrauen herstellen. Zum Artikel.
Archiv der Kategorie: Katholische Kirchen und Bistümer
Erzbistum Köln: „Die Briefkastenfirma des Erzbistums“
Am 13.02.14 erschien in der ZEIT ein mehrseitiges Dossier über Finanzen, Investitionsstrategien, Macht und – Machenschaften im Erzbistum Köln. Titel: Der Geldsegen. Die Zusammenfassung: „Unter Erzbischof Joachim Meisner, der nun in Ruhestand geht, mehrte das Bistum Köln sein Vermögen mit fragwürdigen Investments. Bei den Bedürftigen wurde dagegen gespart.“ Zum Dossier.
Das Thema wird in der Presselandschaft aufgenommen, u.a. im Bonner Generalanzeiger: Die Briefkastenfirma des Erzbistums
Von Delphine Sachsenröder
KÖLN. Das Erzbistum Köln besitzt eine niederländische Briefkastenfirma. Diese Konstruktion hat dem Bistum geholfen, Steuern beim Kauf der Immobilie für das Domforum im Jahr 1991 zu sparen.
Niederländische Besitzgesellschaft: Die Briefkastenfirma des Erzbistums
Das Erzbistum legt sein Geld unter anderem in Kaufhausimmobilien in besten Innenstadtlagen an, aber auch in Aktienfonds; so gehört etwa das ehemalige Bonner Bouvier-Haus einer kirchlich getragenen Immobiliengesellschaft. Immer wieder wird kritisiert, das Erzbistum spare an sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, während auf der anderen Seite der Gewinn maximiert werde. Mehr dazu.
13. Februar 2014, Die Stellungnahme des Erzbistums Köln zum Dossier:
…
– Für alle Anlagen des Erzbistums Köln bestehen seit vielen Jahren eindeutige ethische Vorgaben. Wie im „Die Zeit“-Artikel („Geldsegen“, „Die Zeit“ vom 13. Februar 2014) angegeben, entsprach der Warburg-Fonds der Pax Bank fälschlicherweise und kurzzeitig nicht diesen Vorgaben. Dieser Fehler wurde behoben. Es gibt umfangreiche Mechanismen, die solche Fehler nach menschlichem Ermessen zukünftig auszuschließen. Das eingesetzte Kapital dient unter anderem als Rücklage für Pensionen und selbstverständlich fließen alle Erlöse in den Wirtschaftsplan des Erzbistums Köln ein und dienen damit den Mitarbeitern und Menschen vor Ort…
Bischof Tebartz-van Elst soll Geld aus Stiftung abgezweigt haben
1⁷.02.14 System der Vertuschung und Verschleierung: Der Bericht der kirchlichen Untersuchungskommision belastet den ehemaligen Bischof Tebartz-van Elst schwer. So soll er Geld aus einer mildtätigen Stiftung zweckentfremdet haben, um die tatsächliche Höhe der Baukosten zu verheimlichen. Mehr dazu in der SZ.
Auch dazu: Der Bischof als Vorglaubender – Die Kritik an Tebartz-van Elst gilt seiner Profanität
14.11.2013 „Wir müssen die Würde des Bischofsamtes wieder schützen, die ist am Boden.“ Das sagte nach Zeitungsberichten der Kirchenrechtler Thomas Schüller bei einem Symposium in Frankfurt zu den Folgen des Finanzskandals im Bistum Limburg. Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), forderte . „Wir brauchen eine klarere Beschreibung des bischöflichen Amtes.“ Mehr dazu.
Tiefe Kluft zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben. Zur Auswertung der Umfrage der kathol. Kirche zum Thema Familie.
Hier zunächst die vollständige Auswertung des vatikanischen Fragebogens in der
Fassung der Reformbewegungen „Laieninitiative“ und Plattform „Wir-sind-Kirche“.
Stellungnahmen und Auswertungen von Bistümern:
Bistum Mainz: „Die Umfrage öffnet uns nochmals die Augen“
Mainz, 18.12.2013
Eine tiefe Kluft zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben bzw. den Ansichten einer großen Anzahl von Kirchenmitgliedern hat die Auswertung der weltweiten, vatikanischen Umfrage zum Thema Familie im Bistum Mainz ergeben.
„Die Ergebnisse der Umfrage erzeugen und verstärken, auch wenn sie nicht repräsentativ sind, den Eindruck einer fatalen Situation. Eigentlich wissen wir schon lange darum..“, schreibt der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am 16. Dezember, in einer ersten Reaktion auf die Ergebnisse…
Aus dem Bistum Mainz hatte es über 900 Rückmeldungen auf den Fragebogen gegeben. Die meisten Einsendungen kamen von Einzelpersonen und Ehepaaren, rund zehn Prozent der Einsendungen gaben die Meinung von diözesanen und pfarrlichen Räten, Gremien, Pastoralteams und Verbänden wieder. Mehr dazu.
Auszüge aus den Ergebnissen der Umfrage aus dem Bistum Augsburg:
4- Zur Pastoral für Gläubige in schwierigen Ehesituationen
a) Ist das Zusammenleben „ad experimentum“ in der Ortskirche eine relevante pastorale
Wirklichkeit? Welchen Prozentsatz macht es schätzungsweise aus?
Es ist eine heutzutage nicht mehr wegzudenkende Realität. Eheanwärter erproben so, ob das tägliche Zusammenleben auf Dauer gelingt, bevor sie in Ernsthaftigkeit eine Entscheidung für ihr Leben treffen. Die Liebe entwickelt sich und ist als Prozess zu sehen. Mit dem JA-Wort vor Gott ist dann das öffentliche Bekenntnis und eine endgültige Zusage an den Partner gemeint. Schätzung bezüglich des Zusammenlebens „ad experimentum“ sind 90%. In den Kirchen vor Ort sieht man diese Art des Zusammenlebens wenig, da sich diese Paare bereits von der Kirche entfernt haben. Die Jugendlichen kümmern sich dahingehend nicht mehr um die Empfehlungen und Vorgaben der Kirche…
b) Gibt es faktische Lebensgemeinschaften ohne religiöse oder zivile Anerkennung? Gibt es
dazu verlässliche statistische Daten?
Die gibt es natürlich. Darunter finden sich auch viele homosexuelle Paare, die sehr katholisch leben und unter der „Verurteilung“ ihrer Lebenssituation leiden. So finden homo- und heterosexuelle Lebensgemeinschaften auf ihrem Weg zu einem gelingenden Leben mit Gott bisher in der Kirche keine Erwähnung. Betroffene fühlen sich auf ein triebgesteuertes Wesen reduziert, obwohl sie die gleichen Probleme haben und erleben müssen wie verheiratete Paare.
d) All diese Fälle betreffend: Wie leben die Getauften ihre irreguläre Situation? Sind sie sich
dessen bewusst? Zeigen sie sich gleichgültig? Fühlen sie sich ausgegrenzt und leiden an
der Unmöglichkeit, die Sakramente zu empfangen? Die Menschen sind nicht gleichgültig, sondern fühlen sich vielfach als Versager und Sünder behandelt. Viele leiden darunter, andere kehren der Kirche den Rücken. Gleichgültigkeit ist nur bei denen zu sehen, die sich bereits von der Kirche verabschiedet haben… Einige Teilnehmer der Umfrage sehen in diesem Thema eine Doppelmoral der Kirche, da Paaren, die eine Beziehung ohne zu heiraten leben, keine Konsequenzen spüren, sobald man die Beziehung aber offiziell macht, man ausgeschlossen ist. Ganz schmerzhaft erleben das Paare, die in der zweiten Beziehung bereits 40 Jahre zusammenleben, das Ideal von Ehe und Familie über diese lange Zeit leben und immer noch ausgeschlossen sind.
6- Zur Erziehung der Kinder in irregulären Ehesituationen
a) Wie hoch ist der geschätzte Prozentsatz der Kinder und Heranwachsenden im Vergleich
zu den in regulären Familien geborenen und aufgewachsenen Kindern? Diese Frage muss an das statistische Bundesamt gerichtet werden. Die Wahrnehmung ist, dass
die Zahl der Kinder aus Teilfamilien, Patchworkfamilien und unverheiratet
zusammenlebenden Paaren, auch auf dem Land, erschreckend zunimmt. Wobei die Befragten anmerken, dass die Bezeichnung „irregulär“ zu überdenken ist, da die
Zahl dieser Kinder höher ist, als die aus regulären Verhältnissen und damit bereits eine
Mehrheit darstellen.
9- Weitere Herausforderungen und Vorschläge
Gibt es andere Herausforderungen und Vorschläge hinsichtlich der in diesem Fragebogen
behandelten Themen, die nach Meinung der Befragten dringlich oder nützlich sein mögen?
Eine große Herausforderung wird darin gesehen, dass Kirche neue Wege gehen muss,
Laienmitarbeiter mehr fördern muss, sich Gedanken über das Zölibat machen und auch das
Priestertum der Frau in Betracht ziehen muss. Die Amtskirche muss wieder mehr Vertrauen
zu den Menschen an der Basis zeigen. Menschen, die schwierige Situationen in ihrem
Glauben gemeistert haben, dürfen nicht ausgegrenzt werden, sondern müssen als
Hoffnungsträger gesehen werden. Priester sollen Familie haben, um mit den Situationen der heutigen Eltern konfrontiert zu sein und die Nöte der Familien besser verstehen zu können. Außerdem sollte die Ausbildung der Pfarrer überdacht werden. Sie brauchen eine größere Befähigung in psychologischen oder auch sozialpädagogischen Fragen. Die Kirche muss einfach annehmen, dass die Herausforderungen durch die Globalisierung in unserer Gesellschaft nicht mehr umkehrbar sind und so akzeptieren, dass ihre Mitglieder mündige Gläubige sind, die ein Mitspracherecht in Glaubensfragen wollen. Die vollständige Auswertung.
Caritas Arbeitgeber wollen untere Lohngruppen geringer vergüten – neun Euro die Stunde für einfache Jobs
Caritas-Arbeitgeber wollen in den Bistümern Limburg, Mainz, Fulda, Speyer und Trier
künftig in den Bereichen stationäre und ambulante Altenhilfe, Hauswirtschaft, Küche
und Reinigung die Löhne für neu eingestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
absenken. Dazu haben die Arbeitgeber jetzt einen Antrag gestellt.
Mainz. Bis zu 18 Prozent weniger Lohn soll künftig eine Altenpflegehelferin und bis zu 15
Prozent weniger Lohn soll künftig eine Reinigungskraft, eine Küchen,- oder eine
Hauswirtschaftshilfe in der Region Mitte bei der Caritas verdienen. Zur Pressemitteilung.
Neun Euro die Stunde für einfache Jobs
23.01.14 Ver.di kritisiert Niedriglöhne in der Kirche
Doch nun haben die Arbeitgeber vor den Tarifgesprächen 2014 eine neue Niedriglohngruppe ins Gespräch gebracht. Für einfache Jobs soll es künftig nur noch neun Euro die Stunde geben. Die Mitarbeiter befürchten, dass sich nun auch die Caritas von der Orientierung am Öffentlichen Dienst verabschiedet. Zum Artikel in der Welt.
Gedanken zu einem Interview mit Papst Franziskus – Mittelklasse der Heiligkeit (Thema des Monats )
Von: Martin Schuck
Der Vatikankorrespondent Andreas Englisch bezeichnete vor einigen Wochen in einer Fernsehsendung Jorge Mario Bergoglio als »Albtraum der Kurie«. Tatsächlich bricht dieser seit seiner Wahl zum Papst Denkblockaden und Diskussionsverbote auf. Deutlich wurde das nicht nur in dem Interview vom 19. August 2013 mit dem Jesuitenpater Antonio Spadaro, das weltweit in allen jesuitischen Zeitschriften veröffentlicht wurde, sondern schon bald nach seinem Amtsantritt durch die Berufung einer Expertengruppe von acht Kardinälen aus allen Kontinenten und aktuell durch sein erstes apostolisches Schreiben »Evangelii gaudium«.
Der achtköpfige Kardinalsrat hat den Auftrag, Franziskus bei der Umstrukturierung der röm.-kath. Kirche zu beraten; da mit Giuseppe Bertello, dem früheren Nuntius von Mexiko, nur ein einziger Kurienkardinal dieser Gruppe angehört, deutet sich ein Perspektivenwechsel an: Seit dem Pontifikat Pius’ IX. (1846-1878) wurde vom Vatikan aus die Architektur der Weltkirche bestimmt, jetzt aber sollen Vertreter aus den einzelnen Regionen dieser Kirche die Architektur des Vatikan neu ordnen. Die Tatsache, dass mit dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx ein konservativer Vertreter scholastischer Lehramtstheologie in diesem Gremium sitzt, deutet darauf hin, dass keine revolutionären Umwälzungen in der Theologie zu erwarten sind. Bei genauerem Hinsehen verkörpert Marx das europäische Pendant des Südamerikaners Bergoglio: konservativ in der Auslegung katholischer Morallehre, aber mit einem Blick für strukturelle Ungerechtigkeit der gegenwärtigen turbokapitalistischen Wirtschafts- und Finanzordnung.
Als Papst Franziskus hat Bergoglio rasch begonnen, die Kirche mit dem Maßstab des Lateinamerikaners zu vermessen. Bergoglio ist ein Vertreter derjenigen Generation von Bischöfen, die von Johannes Paul II. eingesetzt wurden, um mit der Theologie der Befreiung aufzuräumen. Die nicht ganz einfache Mission dieser in den späten 1980er und 1990er Jahren eingesetzten Bischöfe bestand darin, die lateinamerikanische Kirche, deren Bischofskonferenz sich bei ihrer Vollversammlung in Medellin 1968 in ihrem Handeln für eine »vorrangige Option für die Armen« verpflichtet hatte, glaubhaft zu repräsentieren, ohne dabei theologisch von der Linie des Lehramtes abzuweichen und politisch auf linke Abwege zu geraten. Dieses Kunststück ist Bergoglio hervorragend gelungen, indem er persönliche Bescheidenheit mit Dialogbereitschaft und Durchsetzungsfähigkeit zu verbinden wusste.
Der vollständige Artikel.
Die Beichte. Eine dunkle Geschichte. Von John Cornwell – Rezension (Thema des Monats)
Eine Geschichte von Macht und Unterdrückung
Als Papst Pius X. im Jahr 1905 das Mindestalter für die Beichte auf sieben Jahre herabsetzte, begann ein großes Menschenexperiment: Kinder wurden seitdem systematisch in Scham und Schrecken gehalten. Die Furcht vor Sünde, Fegefeuer und ewiger Verdammnis schuf bei Generationen von Gläubigen ein Lebensgefühl der Angst. Es war kein Zufall, dass manche dieser Sünden Formen von Ungehorsam gegenüber den kirchlichen Autoritäten umfassten…
John Cornwell, selbst Katholik und einer der führenden Vatikanexperten, zeigt auf der Grundlage eigener Erfahrungen und vieler konkreter Beispiele, wie sehr die Beichte zum Repressionsinstrument geworden ist – und warum sie offiziell wieder mehr in den Mittelpunkt des Glaubens rücken soll. Ein sehr persönliches, leidenschaftliches Buch – und ein dunkles Kapitel abendländischer Kulturgeschichte…
Das Buch erschien in Deutschland am 14.01.14. Zur Rezension.
Katholische Kirche in Nigeria beteiligt sich an Hetzte auf Homosexuelle
In Nigeria wurden restriktive gesetzte gegen Homosexualität erlassen. Nicht nur Sex, sondern alleine schon das Treffen von Homosexuellen kann mit bis zu 14 Jahren Haft bestraft werden. Alleine schon der Besuch einer Homosexuellen Trauung in einem anderen Land, wo sie legal ist, kann als Haftgrund ausreichend.
Wie in vielen anderen Ländern führte die staatliche Verfolgung auch zu einer Hexenjagd durch die Zivilgesellschaft. Die Homophoben Mobbs fühlen sich durch die Gesetzeslage in ihren Vorurteilen bestätigt.
Nun tritt auch die katholische Bischofskonferenz in Nigeria für die Verfolgung von Homosexuellen ein. Damit setzt sie sich in krassen Widerspruch zu der zaghaften Öffnung des Vatikans.
»Papst Franziskus ist ein Showmaster« – Frido Mann, Enkel von Thomas Mann, über den Papst, Religionsunterricht in der Schule und Rückgrat gegenüber einer verknöcherten Institution
Ein Gespräch von Nils Sandrisser mit dem Schriftsteller Frido Mann über den Papst, Religionsunterricht in der Schule u.a.
Herr Mann, Sie sind vor vier Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten. Was denken Sie über die Limburg-Affäre?
Frido Mann:
Das alles wundert mich nicht. Es würde mich auch nicht wundern, wenn das nur die Spitze des Eisbergs wäre. In vieler Hinsicht erinnert mich die Situation der katholischen Kirche an den Zustand am Vorabend der Reformation. Der echte Geist fehlt, der Impuls zum erfahrungsorientierten Glauben. Es wirkt alles verknöchert und erstarrt. Das liegt an der Institution selbst. Joseph Ratzinger und Hans Küng zum Beispiel waren früher beide Progressive. Es gibt Hoffnungsträger, die sehen, dass es so nicht weitergeht. Aber entweder kommen sie in ihrem Hindernislauf nicht wesentlich weiter oder sie verlieren ihr Rückgrat…
Bischofs-Rücktritte
Nachtrag zur Debatte um Tebartz-van Elst: Es ist gar nicht so selten, dass Bischöfe zurücktreten. Hier eine Sammlung von Bischofs-Rücktritten.