Archiv der Kategorie:
Finanzkapitalismus

Die Mikrokreditlüge

Mikrokredite gelten seit langem als Allheilmittel der Entwicklungshilfepolitik. Doch die Praxis ist kritikwürdig. „Geld verdienen mit Schulden, das gelingt vor allem Banken, Konzernen, der Mafia und Wohlhabenden…“, schreibt Kathrin Hartmann in der Frankfurter Rundschau.

Im Mutterland der Mikrokredite haben Forschungen gezeigt, das lediglich 5% der KreditnehmerInnen von dem Angebot nachhaltig profitieren. Für 45% hatte sich die Lage jedoch verschlechtert.

Dennoch an einem Geschäft mit fast 30% Rendite und pflichtbewussten SchuldnerInnen wollen viele verdienen.

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Gerechtigkeit in Zeiten der Finanzkrise

von CHRISTOPH FLEISCHMANN. Friedrich August von Hayek bezeichnete »soziale Gerechtigkeit« einmal als Unsinn. Die Finanzkrise und ihre enormen Verwerfungen zeigen jedoch eher den Unsinn einer marktradikalen Ungeordnetheit, die Verteilungsgerechtigkeit gänzlich abweist. Der Philosoph Axel Honneth hat unlängst die Frage der Gerechtigkeit im Begriff der »sozialen Freiheit« wieder eingebracht. Unser Autor folgt diesem Denkansatz von der Notwendigkeit der Verbindung von Gerechtigkeit und Freiheit. Gegen den forcierten Ruin ganzer Volkswirtschaften bedarf es der Rückkehr zu einer ausgleichenden Gerechtigkeit. Zum Artikel.

 

Die falschen Lehren aus Detroits Bankrott – von Nobelpreisträger Joseph Stiglitz

NYT 12.8.2013, By JOSEPH E. STIGLITZ (Wirtschaftsnobelpreisträger)

Als ich in Gary, Indiana aufwuchs, war fast ein Viertel der amerikanischen Arbeiterschaft in der verarbeitenden Industrie beschäftigt. Damals gab es jede Menge Jobs mit einer Entlohnung, die es Alleinverdienern mit nur einem Job ermöglichte, den American Dream für eine vierköpfige Familie zu realisieren. Mit einer Arbeitskraft konnte man den Lebensunterhalt für die Familie verdienen, seine Kinder aufs College schicken und sie dann auch in gehobene Berufsgruppen aufsteigen sehen…

Die Versäumnisse der Politik auf nationaler und kommunaler Ebene sind inzwischen allgemein bekannt: mangelnde Investitionen in Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen, geographische Isolierung, die zu einer Marginalisierung von armen und afroamerikanischen Gemeinden im Rust Belt geführt hat, generationenübergreifende Armut, die jede Chancengleichheit blockiert, Vorrangstellung von Vermögensinteressen (wie denen von

Managern und Finanzunternehmen) über die der Beschäftigten…

Anstatt dieses sich wandelnde wirtschaftliche Umfeld nun entschlossen mit angemessenen Maßnahmen zur Förderung des Wachstums anderer Wirtschaftszweige anzugehen, hat unsere Regierung Jahrzehnte damit vergeudet, die immer größeren Schwachstellen zu übertünchen, indem sie den Finanzsektor Amok laufen und so ein auf Blasen gebautes Wachstum entstehen ließ. Wir haben dem Markt nicht nur freien Lauf gelassen. Wir haben eine klare Entscheidung zugunsten kurzfristiger Profite und weitreichender wirtschaftlicher Ineffizienz getroffen. Den ganzen Artikel.

 

Jesus und das Geld

Jesus und das Geld“ lautet der Titel eines Buches, in dem der baskische Theologe José Antonio Pagola, Verfasser einer bemerkenswerten „historischen Annäherung“ an Jesus (Jesús. Aproximación histórica, Buenos Aires 32012), eine „prophetische Lektüre der Krise“ (so der Untertitel) vornimmt (Jesús y el dinero. Una lectura profética de la crisis, Madrid 2013). – von Norbert Mette.

Die Geschichte der Menschheit”, so beginnt Pagola seine Ausführungen, “befindet sich aktuell in der Gefangenschaft eines ökonomisch-finanziellen Systems, die ihren Grund im neoliberalen Kapitalismus hat. Dieses System hat es erreicht, seine Diktatur praktisch der ganzen Welt aufzuerlegen, wodurch entscheidend die Zukunft der Menschheit bestimmt werden wird. Geschürt durch die unersättliche Gier nach Reichtum hat dieses System die Ökonomie pervertiert, weil das, was sie anstrebt, nicht die Produktion der notwendigen Güter und Dienste für die Menschheit ist, sondern die Akkumulation des Reichtums in den Händen der mächtigsten Minderheiten auf dem Globus. Dieses System hat seine eigene Logik: es verdrängt die Ökonomie des gesellschaftlichen Gemeinwohls; es unterliegt keiner Kontrolle oder Regulierung, die versuchen, seine Gefräßigkeit zu begrenzen; es setzt auf die unerbittliche Konkurrenz, die die Möglichkeiten einer immer notwendiger werdenden Kooperation null und nichtig macht; es tut alles, um die politischen und ethischen Grundlagen jedweden Projekts einer globalen Ordnungspolitik auszumerzen.“ Mehr dazu.

Zehn Thesen zur Finanz-Krise und ihrer Überwindung. Von Stephan Schulmeister, Wien.

Stephan Schulmeister, Wirtschaftsforscher am Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo in Wien:

These 1: Die große Krise leitet den langsamen Zusammenbruch des Finanzkapitalismus ein. Diese Form einer Marktwirtschaft hat sich seit den 1970er Jahren ausgebreitet, die kapitalistische „Kernenergie“, das Gewinnstreben, konzentrierte sich dabei immer stärker auf Finanzveranlagung und -spekulation (im Realkapitalismus der 1950er und 1960er Jahre hatte es sich nur in der Realwirtschaft entfalten können).

 

These 2: Nährboden des Finanzkapitalismus ist die neoliberale Weltanschauung. Die Aufgabe fester Wechselkurse samt Dollarentwertung, Ölpreisschocks, Rezessionen und hoher Inflation in den 1970ern sowie deren Bekämpfung durch eine Hochzinspolitik samt Deregulierung der Finanzmärkte und dem Boom der Finanzinnovationen (Derivate) in den 1980ern, all dies beruhte auf neoliberalen Empfehlungen. Das Wirtschaftswachstum halbierte sich, Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung stiegen. Lesen Sie sämtliche Thesen.

Die Zeit gehört uns – von Prof. Friedhelm Hengsbach

Quartalsberichte der Großbanken, verkürzte Lieferfristen, steigende Arbeitsintensität und ein atemloser Termindruck, der bereits Kinder und Jugendliche belastet, beschleunigen allgemein das Lebenstempo, lähmen jedoch auch schöpferische Initiativen. Der Autor spürt den Ursachen des imperialen Temporegimes nach. Er erkennt eine Ursachenkette, die von den entfesselten Finanzmärkten ausgeht, betriebliche Umbauten auslöst und in die alltägliche Lebenswelt eindringt. Doch wie lassen sich die Risiken einer rasenden Beschleunigung eingrenzen? Lesen Sie den Artikel von Prof. Friedhelm Hengsbach.

Die Finanzkrise richtig verstehen – Prof. Dr. Bontrup

Die Euro-Krise wird gemeinhin mit einer Staatsschuldenkrise erklärt. Die Lösung: Sog. ‚Sünderländer‘ sollen Buße tun. Austeritätsprogramme und ‚Schuldenbremsen‘ werden über ganz Europa gelegt. Denn eine neoliberale Politik ist sich sicher: Der Ausweg aus der Krise führt nur über wirtschaftliches Wachstum. Dieser Vortrag von Prof. Dr. Bontrup, Westfälische Hochschule Recklinghausen,  bietet eine andere Analyse der Krisenursache und stellt wirtschaftspolitische Alternativen für einen Ausweg vor.

Sehen Sie den instruktiven Vortrag von Prof. Dr. Bontrup.

 

Warum nicht nur Marxisten über Eigentum reden sollen

Keine Angst, Ingomar Hauchler geht es nicht um Sparkonten und Eigentumswohnungen, sondern um die Produktionsmittel.

Zuerst behandelt Hauchler die Frage, warum unsere Wirtschaftsordnung ein so hohes Potential an Innovation und Wachstum entfaltet. Viele andere Wirtschaftsordnungen basierten auch auf privatem Eigentum und dem Mark. Doch der Adel, die Handwerker und auch Manufakturen haben kein entsprechendes Wachstum entwickeln. Der rapide Aufschwung der Wirtschaft im 19. Jahrhundert war erst möglich als das Eigentum an Produktionsmitteln von seinen Verpflichtungen getrennt war.

Der Erfolg des Wirtschaftsmodells in dem Eigentum nicht mehr verpflichtet wurde dann von Philosophen zum Naturrecht erklärt und schlägt sich seit dem in vielen Verfassungen nieder.

 

Trotz aller Vorteile der vielen Güter, die wir nun genießen gibt es jedoch auch negative Effekte der Wirtschaftsordnung.

Das freie Kapital versucht so viel Gewinn, wie möglich zu erwirtschaften. Dabei ist die Motivation zur Investition der erwartete Profit und nicht die Notwendigkeit des Produkts. Daher sorgt der Markt nicht zwingend für die Erfüllung der aller Bedürfnisse und nicht für eine gerechte Verteilung.

Kapital, das nicht an Gemeinschaftsinteressen gebunden ist, lässt sich schnell in der globalisierten Welt transferieren. Damit unterstützt es Spekulationen und verschärft die natürlichen Krisen der Märkte. Zugleich sorgt der Wettbewerb der Standorte, das immer mehr Kosten der Produktion auf die Gesellschaft abgewälzt werden. Der Mangel an persönlicher Haftung führt dazu, das auch moralisch nicht vertretbare Entscheidungen zu Gunsten des Kapitals getroffen werden.

Gegenüber der Bevölkerung bekommt das Kapital durch seine Dynamik eine eigene Macht. Gesetzte werden immer mit der Perspektive, was die Gewinne der Unternehmen steigert bewertet. Gleichzeitig wirkt sich das Interesse des ungebundenen Kapitals auch auf die Menschen aus. Die Freiheit ordnet sich zum Beispiel immer stärker den Anforderungen des Marktes unter, wie man bei Leiharbeiter, die rund um die Uhr auf Abruf stehen müssen sieht.

Die Nachhaltigkeit ist kein Ziel des ungebundenen Produktionseigentum. Die Ausrichtung auf Gewinnsteigerung und Wachstum verbraucht immer mehr Ressourcen. Da wir jedoch nur endliche Quellen und eine Begrenzte Regenerationsvermögen der Ökosysteme haben, führt ungebremstes Wachstum zwangsläufig zu zukünftigen Krisen.

Da sich die Unternehmen immer weiter aus der Besteuerung durch den Wettbewerb der Standorte und Steuervermeidungsstrategien zurückziehen, bleibt ein immer größerer Teil der Staatenfinanzierung auf den ArbeitnehmerInnen hängen. Die können als KonsumentInnen jedoch auch nur bis zu einer bestimmten Grenze belasten bevor sie das Wachstum belasten. Daher haben sich die westeuropäischen Staaten immer weiter verschuldet um ihre Ausgaben dennoch decken zu können.

 

Aus der ökonomischenen Analyse folgert Hauchler, das über die Eigentumsrechte neu bewertet werden müssen.Staaten müssen stärker das Gemeinwohl gegenüber dem Interesse an privatem Eigentum gewichten. Auch die Verpflichtung des Eigentums an Produktionsmitteln muss wieder verstärkt werden. Daher ist es notwendig das Eigentums an Produktionsmitteln wieder unter private Haftung zu stellen, damit es sich besser kontrollieren lässt.

 

Lesen sie hier den ganzen Vortrag um mehr über die Ursachen der Krise unseres Wirtschaftsystems zu erfahren.

Kritik am Stellenabbau bei Siemens

Chaostage in München

 

Zur aktuellen Lage bei Siemens:

 

„Die Lage ist so verworren, dass Lothar Adler die Dinge mit wachsender Sorge sieht. Adler ist Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates und Mitglied des Aufsichtsrates. Ihm ist die Entwicklung im Konzern nicht mehr geheuer: „Ich vermisse eine nachhaltige zukunftsorientierte Unternehmenspolitik“, sagt er. Siemens brauche „einen Kurswechsel, bei dem wieder der Mensch im Mittelpunkt steht“, sagte Adler der SZ. So klare Worte sind bei Simens selten. Adler treiben die Dinge um. Er attackiert Löschers Effizienz- und Sparprogramm ‚Siemens 2014‘, mit der der Unternehmenschef Kosten und Arbeitsplätze reduzieren will. Das sei nur eine „kurzfristige Portfolio-Politik, bei der allein die Marge im Mittelpunkt steht“, moniert Adler. Die von Löscher eingeführte Umorganisation der Unternehmensbereiche führe zu einer Angstkultur im Unternehmen. Kaum einer der mittleren Führungskräfte traue sich noch wirklich, seine Meinung zu sagen und Probleme zu benennen. Adler ist alarmiert:“Wir brauchen eine neue Unternehmenskultur.“ Es brodelt bei Siemens.

SZ, 20./21.07.13, S. 21 Chaostage in München, KH Büschemann, C Busse

Griechenland’rettung‘ – eine gigantische Umverteilung von unten nach oben

Wenn öffentliche Gelder ausgegeben werden, dann sollte das transparent geschehen und vom Parlament beschlossen werden. Die angebliche Rettung Griechenlands ist jedoch das Gegenteil. Die EU Kommission dokumentiert zwar ihren Einsatz auf hunderten Seiten. Doch wer direkt von den Milliarden profitiert, ist nicht ersichtlich.

Attac Österreich hat nun jedoch Zahlen recherchiert. Mindestens 77% der Rettungspakete flossen direkt in den Finanzsektor. Profitiert hat die griechische Milliardärsfamilie Latsis, deren Bank gerettet wurde. Aber auch der Hedgefond Thrid Point machte beim Schuldenrückkauf im Dezember 2012 fünfhundert Millionen Euro Profit.

Aus den Zahlen wird klar ersichtlich. Die Rettungspakte sollen vor allem den Finanzsektor und diejenigen, die daran verdienen schützen.

Lesen Sie im Attac Bericht alle Zahlen und weitere Fakten zu einem der Größten Umverteilungsprojekten zu Gunsten der Reichen.