Archiv der Kategorie:
Information und Manipulation

Die Grenzen mathematischer Prognosen (Thema des Monats)

Viele Entscheidungen in der Politik und Wirtschaft basieren auf den Voraussagen von wissenschaftlichen Beratern. Auch die Kirchen haben sich diesem Trend nicht entsagt. Das die Voraussagen selten mit der realen Entwicklung übereinstimmen ändert kaum etwas an der Popularität der Zukunftsprognosen.

Marco Wehr widmet sich in der FAZ den Hintergründen der Prognosen. Seine Betrachtung zeigt die Ursprünge als Machtdemonstration der antiken Potentaten, einen Boom in der Aufklärung und dem Aufkommen der Grenzen. Dabei Zeigt sich die Mathematik als Lieferantin der Methoden tritt bereits wesentlich bescheidener auf, als die Berater, die sich der Methoden bedienen.

Lesen Sie hier: Die Kompetenzillusion.

Dystopien das beliebte Genre der Jugendliteratur

Seit den Tributen von Panem sind bei den Jugendromanen Dystopien regelmäßig unter den Bestsellern. In der Zeit gibt Stefan Mesch eine Zusammenfassung der populären Bücher. Das erschreckende ist, wahrscheinlich basiert ihr Erfolg darauf, das sie Ängste und Gefühle ihrer Leserinnen ernst nehmen. Sie beleuchten also auch die aktuellen Probleme unserer Gesellschaft.

Lesen Sie hier den ganzen Artikel.

Über den Schwachsinn staatlicher Pensionsfonds – Millionenverluste durch die Finanzkrise

Wie bei der gesetzlichen Rente gilt auch für die Altersversorgung von Beamten die Kapitaldeckung als Heilsbringer aus der angeblichen „Demografie-Falle“. Eine hartnäckige Recherche des Kölner Stadt-Anzeigers brachte nun einen dreistelligen Millionenverlust bei der Versorgungsrücklage zur Sicherung der Beamtenpensionen in Nordrhein-Westfalen ans Licht. Wie schon bei den privaten Lebensversicherungen oder der Riester-Rente wurde auch bei der staatlichen kapitalgedeckten Altersvorsorge die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Einmal abgesehen davon, dass mit staatlichen Versorgungsrücklagen in gesamtwirtschaftlich schädlicher Weise Schulden von der rechten in die linke Tasche geschoben werden, hat man das mit spekulativen Finanzmärkten verbundene Risiko der (schuldenfinanzierten) Kapitalanlagen schlicht nicht wahr haben wollen. Es wäre interessant zu erfahren, welche Verluste der Bund und die Länder mit ihren Pensionsfonds durch die Finanzkrise insgesamt erlitten haben. Wer für den Schwachsinn staatlicher Pensionsfonds bluten muss, ist allerdings jetzt schon sicher.
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Textanalyse: Koalitionsvertrag ist unverständlicher als Doktorarbeiten – „Verpasste Chance für mehr Transparenz und Bürgernähe“

02.12.13 Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim analysiert den Koalitionsvertrag von Union und SPD auf formale Verständlichkeit

„Verpasste Chance für mehr Transparenz und Bürgernähe“

„Mit Hilfe einer Analyse-Software fahnden die Wissenschaftler um Prof. Dr. Brettschneider unter anderem nach überlangen Sätzen, Fachbegriffen, Fremdwörtern und zusammengesetzten Wörtern. Anhand dieser Merkmale bilden sie den „Hohenheimer Verständlichkeitsindex“, der von 0 (völlig unverständlich) bis 20 (sehr verständlich) reicht.

Der Koalitionsvertrag erreicht einen Wert von 3,48. Zum Vergleich: Politikwissenschaftliche Doktorarbeiten erzielen durchschnittlich einen Wert von 4,7. Die Politik-Beiträge in der Bild-Zeitung liegen bei 16,8. Die Wahlprogramme zur Bundestagswahl 2013 erreichten einen Wert von 7,7. Das formal verständlichste Programm wurde von der CDU/CSU vorgelegt und kam auf einen Wert von 9,9.

„Die mangelnde Verständlichkeit des Koalitionsvertrags ist enttäuschend“, urteilt Prof. Dr. Brettschneider. „Denn alle Parteien haben sich Transparenz und Bürgernähe in den letzten Jahren verstärkt auf ihre Fahne geschrieben. Damit die Bürger eine begründete Bewertung des Koalitionsvertrags vornehmen können, sollten die Koalitionspartner ihre Absichten klar und verständlich darstellen.““

Als Gründe werden genannt: „…Drittens sei nicht immer sicher, ob die Koalitionspartner wirklich verstanden werden wollen. „Immer wieder nutzen Parteien abstraktes Verwaltungsdeutsch auch, um unklare oder unpopuläre Positionen absichtlich zu verschleiern. Wir sprechen in diesem Fall von taktischer Unverständlichkeit“, sagt Prof. Dr. Brettschneider.“

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Zu Hintergrundinformationen der Studie.

Wie rechte Think Tanks die Demokratie aushöhlen

Immer mehr rechte Think Tanks versuchen als angeblich objektive Berater die PolitikerInnen vor schweren Fehlern zu bewahren. Das fatale an dieser Entwicklung: Die Entwicklung vom WählerInnenwillen hin zu einer Technokratie der ExpertInnen höhlt die Demokratie aus.

Lesen Sie hier, wie rechte Think Tanks die Politik bedrängen.

Angedacht: Eine vorerst unregelmäßig erscheinende protestantische Wochenzeitung

Auf einem Treffen des 2007 gegründeten Gemeindebundes in Berlin-Marzahn/Nord am 23. März dieses Jahres wurde Enttäuschung geäußert über die kirchliche Berichterstattung im Blick auf die Situation im Modellkirchenkreis Wittstock-Ruppin. Stark manipulierend hatte die Öffentlichkeitsarbeit der EKBO im Vorfeld der Herbstsynode 2012 gewirkt. Die Synode beschloss dann auch mit nur ca. zehn Gegenstimmen die außerhalb der Synode umstrittene Änderung der Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Der Vorsitzende des Gemeindebundes Rechtsanwalt Georg Hoffmann hatte im Vorfeld alle Kirchengemeinden und alle Synodalen auf diese Änderungen und deren Folgen für die Gemeinden hingewiesen. Nur ca. ein Dutzend Gemeinden, wie die aus Marzahn/Nord waren durch seinen Brief auf den Gemeindebund und die kritischen Stimmen zum Modellkirchenkreis aufmerksam geworden und daraufhin teilweise dem Gemeindebund beigetreten. Der Austausch mit ähnlich kritisch Denkenden in anderen Landeskirchen zeigte, dass Fehlentwicklungen nicht nur die EKBO betreffen, sondern auch die anderen Landeskirchen. Ebenso wurde die Abhängigkeit der dem kirchenleitendem Handeln verpflichteten Presse beklagt.
So entstand die Idee einer unabhängigen Zeitung, die die Mündigkeit der Gemeinde und ihrer Glieder fördert, auch abweichenden Meinungen Raum gibt und insbesondere Gemeindeglieder ohne Zugang zum Internet erreicht. Die Zeitung soll die Kirchengemeinden auch bei der Entscheidung unterstützen, ob sie selbständig bleiben oder dem Fusionsdruck nachgeben wollen.
Nicht nur, dass durch Fusion die Gemeinden immer größer, unüberschaubarer und anonymer werden, in den Zentren konzentrieren sich in bedenklicher Weise Macht über Mitarbeiter und Finanzmittel der Ortsgemeinden.
Jesus hat gesagt, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Zwölf Apostel hat er zu Anfang ausgewählt, nicht mehr. Um heute einen Verein zu gründen, benötigt man sieben Mitglieder, für sein Bestehen maximal drei. Viel können diese wenigen Menschen erreichen, wenn sie sich einig sind und ihre Träume gemeinsam verfolgen. Haben wir nicht den Auftrag, etwas zu bewirken und Salz der Erde zu sein?
2017 soll das fünfhundertjährige Bestehen der evangelischen Kirchen in Deutschland gefeiert werden, 500 Jahre Reformation, Thesenanschlag Luthers am 31. Oktober 1517 an der Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Ob es wirklich etwas zu feiern geben wird?
Ich habe arge Zweifel. Darum griff ich den Gedanken einer unabhängigen Zeitung gerne auf, um zu zeigen:
Es gilt, lebendige Gemeinden bei uns, sie dürfen nicht durch die weitere Zentralisierung kaputt gemacht und entmutigt werden. Die Lebendigkeit einer Gemeinde hängt nicht von der Zahl ihrer Mitglieder ab.

Katharina Dang
Pastorin der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Marzahn/Nord

Die erste Nummer ist zum 31. Oktober 2013 erschienen, wurde den Synodalen der EKBO am 23.10.2013 überreicht. Inzwischen sind die 10.000 Exemplare „Die Mündige Gemeinde. Eine protestantische Zeitung“  bis auf einen kleinen Rest verteilt. Auf der Webseite des Gemeindebundes ist sie einsehbar und herunterzuladen.

Wandel im Reformdiskurs

Immer wieder kann ein Wort über den Erfolg oder Misserfolg einer Idee entscheiden. Es fällt wesentlich leichter Soldaten mit einem robusten Mandat los statt in einen Krieg hinein zu schicken. Wir schicken lieber Rüstungsgüter zu stabilisierenden Staaten im nahem Osten statt Despoten mit Panzern zu beliefern.

In den politischen Debatten zeigt sich das ein Vokabular, aus der Wirtschaft, das viele Reformdiskurse geprägt hat nun verbrannt ist. Die Bankenkrise hat einen ganzen Reformjargon mit in den Abgrund gerissen. Ehemals überzeugende Schlagworte, wie Kapital, Wettbewerb, Exzellenz oder Verwertung haben nun einen faden Beigeschmack.

Verschiedene Lobbyorganisationen, die schon immer Reformen für ihre Klienten in den Medien und der Politik vorangetrieben haben, legen sich nun ein neues Vokabular zu.

Dieses mal versuchen sie mit neuen Buzzwords die öffentliche Meinung für ihre alten Ideen zu gewinnen. Jetzt ist es Nachhaltigkeit, Eigenständigkeit oder die Kompetenzen mit denen eine Mehrheit gefunden werden soll.

Diesen Monat beleuchten wir den Wendel im Reformdiskurs. Welche Methoden werden verwendet um Interessen zu verschleiern und die Demokratie zu unterwandern?

Den Anfang macht ein Interview mit Jochen Krautz zu den neuen Bildungsreformdebatten in den Nachdenkseiten. Hier zeigt sich exemplarisch, wie es Lobbyisten gelingt eine Debatte ohne Sachverstand neu zu besetzten. Die alten Konzepte werden mit neuen Schlagworten versehen wieder angepriesen. Alles um die Bildung aus den Fängen des Staates in die Freiheit der Wirtschaft zu führen. Wie immer gilt, wer sich diesem Fortschritt entgegen stellt, ist ein konservativer Bremser.

Unrecht Gut gedeihet nicht…

oder: Massenmedien gefährden die Demokratie

Ein Video von und mit Volker Pispers

Kampf der Kulturen, oder nur eine Variante der Fremdenfeindlichkeit?

Der Kampf der Kulturen werde Morgenland und Abendland entzweien. So lautete vor 20 Jahren die These des US-Wissenschaftlers Samuel Huntington. Sein Aufsatz wurde zum Klassiker – und missbraucht, als Hetze gegen Muslime. Heute ist klar, dass die Welt unordentlicher ist, als Huntington sie sich damals überhaupt vorstellen konnte. Lesen Sie den Kommentar von Nicolas Richter, Washington, in der SZ vom 25.08.13