Archiv für den Monat: Oktober 2014

Friedenspreis des deutschen Buchhandels an Jaron Lanier, Artikel und Rede des Preisträgers

Der Internet-Pionier Jaron Lanier ist am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Hier finden Sie Auszüge aus seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche.

Ich habe immer noch größere Freude an Technologie, als ich ausdrücken kann. Die virtuelle Realität kann Spaß machen und wunderschön sein. Trotzdem stehe ich hier, so kritisch. Denn Widersprüche und Mehrdeutigkeiten zu vermeiden, heißt, die Realität zu vermeiden. (…) Zum Beitrag.

Die Rede von Jaron Lanier finden Sie hier.

Kirchenasyl – Evangelischer Pfarrer in Groß-Umstadt schützt Flüchtling aus Eritrea vor der Abschiebung

Die evangelische Kirchengemeinde in Groß-Umstadt gewährt erstmals einem Flüchtling, dem die Abschiebung droht, Kirchenasyl. Bis sein Verfahren im November neu aufgenommen wird, bietet ihm die Kirche einen Schutzraum… Zum Artikel.
Hilfestellung: Temesgen Fissehation aus Eritrea und der Umstädter Pfarrer Christian Lechelt, hier beim Abbau des Winzerfeststand auf dem Gelände des evangelischen Gemeindehauses.

Katholische Kirche nähert sich dem Familienpapier der EKD an

Die Ordensfrau Margaret A. Farley gibt der kölnischen Rundschau ein Interview. Darin spricht sie über ihre Ansichten zur Sexualmoral der Kirche.

Interessant ist, dass ihre Ansichten eine ähnliche Wende beschreiben, wie sie die EKD in ihrem Familienpapier vornimmt. Farley bewertet die Sexualität nach ihrer Qualität und nicht nach der formalen Beschaffenheit. Gerechtigkeit und Fruchtbarkeit, die sich nicht nur auf Reproduktion bezieht, bilden das Zentrum der Ethik. Damit gibt es guten Sex auch außerhalb der Ehe und ungerechten Sex auch in der Ehe.

Der Staat Israel im deutschen Protestantismus.

Seit der Debatte im Deutschen Pfarrerblatt im Anschluss an einen Artikel von Jochen Vollmer ist es im deutschen Protestantismus merkwürdig ruhig geworden im Blick auf die Bedeutung des Staates Israel für den Christlich-jüdischen Dialog. Vielleicht Gelegenheit sich mit einer grundlegenden Arbeit von Gerhard Gronauer „Der Staat Israel im deutschen Protestantismus. Wahrnehmungen in Kirche und Publizistik von 1948 bis 1972“ zu beschäftigen. Die Einleitung und die wesentlichen Ergebnisse dieser Untersuchung sind hier dokumentiert.

An dieser Stelle sei auf die hervorragende Textsammlung zum Themenbereich Christlich-jüdischer-Dialog und weit darüber hinaus im „Compass-Infodienst“ hingewiesen. Frei zugänglich ist der Bereich „Online-Extra“ mit inzwischen 209 Aufsätzen; dort auch Beiträge über die „Vollmer-Kontroverse“ als Nr. 148. Der etwa zweimal wöchentlich erscheinende Newsletter zu aktuellen Ereignissen und Hintergründen ist gegen einen geringen Betrag abonnierbar und ist ein wichtiger Beitrag, um über politische, religiöse und theologische Entwicklungen zur Israel-Thematik auf dem Laufenden zu bleiben. H.S.

 

Zwei Monate nach dem Gaza-Krieg

Die Geberkonferenz in Kairo hat 4,3 Milliarden US-Dollar Wiederaufbauhilfe für den Gaza-Streifen beschlossen. In den Kommentaren überwiegt die Skepsis sowohl im Blick auf die Wiederaufnahme des „Friedensprozesses“, der diesen Namen schon lange nicht mehr verdient, als auch über die künftige politische Verteilung der Macht zwischen Hamas und Fatah……
Die antisemitische Hetze im Zusammenhang der Gaza-Solidaritäts-Demonstrationen hat zu einer neuen Kontroverse über das Ausmaß des Antisemitismus in Deutschland (und Europa) geführt und über die häufig verschwimmende Unterscheidung zwischen „Israelkritik“ und Antisemitismus. Zwei Beiträge in „Zeitzeichen“ beschäftigen sich mit zwei unterschiedlichen Aspekten:
Micha Brumlik reflektiert die innerjüdische Perspektive mit grundlegenden religionshistorischen Überlegungen und zeigt den Zusammenhang von zionistischen und weltbürgerlichen Ansätzen jüdischen Selbstverständnisses auf. Damit begründet er u.a. auch jüdische Israelkritik, die in den aktuellen Auseinandersetzungen freilich immer wieder zu antisemitischem Israel-Bashing missbraucht wird.

Andreas Gorzewski stellt im selben Heft die Besonderheit muslimischer Judenfeindschaft dar, die sich kaum aus dem Koran begründen lässt, sondern als „islamisierter“ Antisemitismus Klischees christlicher und rassistischer (Protokolle der Weisen von Zion) Judenfeindschaft übernommen hat. Gleichwohl täte auf Seiten der muslimischen Verbände eine Auseinandersetzung mit diesen (und anderen) radikalen Ansätzen Not, wenngleich nicht übersehen werden darf, dass der islamisierte Antisemitismus als Entlastung für den traditionellen Antisemitismus hierzulande funktionalisiert wird- (H.S.)

 

Ev. Dienst auf dem Land zu TTIP. Von Stephan Politt

Das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Von Stephan Politt, Ev. Dienst auf dem Land in der EKD.

4. Zusammenfassende Betrachtung
Die Verlierer und Gewinner sind eindeutig zuzuordnen. Verlierer sind die Beschäftigten, die Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Umwelt und der außerhalb der Konkurrenz stehende öffentliche Sektor. Den Verlierern stehen einzig und allein die multinationalen Konzerne als Gewinner gegenüber. Sie setzen auf allerdings riskante riesige Absatzmärkte. Dazu gehört die Möglichkeit der grenzenlosen Direktinvestitionen im transatlantischen Handels- und Investitionsraum. Die hier verfolgte einseitige Interessenpolitik gegen soziale und ökologische Schutzrechte erklärt auch den Ausschluss von Gewerkschaften, Verbraucher- und Umweltverbänden sowie anderer Nicht-Regierungsorganisationen aus den Entscheidungszentren. Ihre Rolle ist auf das Anhörungsrecht reduziert. Mangelnde demokratische Legitimation, Intransparenz und machtvolle Geheimnistuerei haben bisher die Entscheidungsfindung geprägt. Die hoch offiziellen Beratungen werden von über 600 Vertretern der Wirtschaftslobby zusammen mit politischen Repräsentanten vorangetrieben. Durchgesetzt werden soll eine Globalisierung, bei der die Großinvestoren die Produkt- und Produktionsbedingungen dominieren. Arbeitsbezogene, soziale und ökologische Standards werden als Kostenfaktoren gesehen und sollen eliminiert werden. Dagegen wehren sich Verbraucher, Verbände und die Politik…. Zum Artikel.

vgl. zur Thematik auch: Film vom Aktionstag TTIP.

Initiativen für ein Potsdam ohne Garnisonskirche

Gegen den Wiederaufbau der Garnisonskirche Potsdam erhebt sich Widerspruch aus mehreren Seiten. Neben den Christen gegen die Garnisonskirche.

Auch Christen wehren sich gegen den Wiederaufbau:
Warum Christinnen und Christen keine neue Garnisonkirche brauchen
Erläuterungen zur Erklärung

1. Der Wiederaufbau / Neubau der Garnisonkirche ist nicht nur von lokaler Bedeutung

Die Potsdamer Garnisonkirche, 1730 – 1735 auf Veranlassung des preußischen „Soldatenkönigs“ erbaut, am 14. April 1945 bei der Bombardierung Potsdams stark beschädigt, in der DDR auf Beschluss der SED-Führung vollständig beseitigt, soll wieder aufgebaut werden. Dafür engagieren sich Potsdamer aus historischen oder städtebaulichen Gründen, eine Stiftung „Preußisches Kulturerbe“ ehemaliger Militärs und eine „Stiftung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche“ unter dem Dach der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Das ist aber in Potsdam hoch umstritten. Potsdamer Bürger und Bürgerinitiativen wendeten sich gegen den Wiederaufbau mit einem Bürgerbegehren.

zur vollständigen Erklärung.

Kinderarmut nimmt in Deutschland wieder zu

11. Oktober 2014, SZ

Die Zahl der armen Kinder in Deutschland wächst: Mehr als 1,6 Millionen Jungen und Mädchen unter 15 Jahren leben von Hartz IV. Bei Kindern, die direkt in Hartz-IV-Verhältnisse hineingeboren werden, ist das Risiko hoch, dass sie dauerhaft hilfsbedürftig bleiben…

Zum Artikel

Diana Reiners: Verinnerlichtes Prekarität. Eine Buchbesprechung.

Aufbau und Inhalt
Reiners stellt die Auswirkungen des neoliberalen Umbaus der Gesellschaft bzw. des Wohlfahrtsstaates auf die Lebenswelten Jugendlicher mit Migrationshintergrund dar. Sie beschreibt des weiteren die spezifischen sozialen Bedingungen mit denen diese in Österreich, genauer in Graz und Umgebung, konfrontiert sind.

Des weiteren erläutert sie theoretisch fundiert die Transformationen der Gesellschaft und deren Folgen. Vor allem weist die Autorin auf die Prozesse der sozialen Desintegration, die gesellschaftlichen Spaltungen sowie die zunehmende soziale Ungleichheit hin.

Diana Reiners: Verinnerlichte Prekarität
Cover Diana Reiners: Verinnerlichte Prekarität. Jugendliche MigrantInnen am Rande der Arbeitsgesellschaft. UVK Verlagsgesellschaft mbH (Konstanz) 2010. 236 Seiten. ISBN 978-3-86764-295-8. D: 24,00 EUR, A: 24,70 EUR, CH: 36,90 sFr. Zur Quelle.