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2016_Synoden 1. Hälfte

EKHN Kirchenverwaltung: Zu ambitioniert…

12/2016

Laut Berichten in der „Evangelischen Sonntagszeitung“ hat sich Finanzdezernent vor der Synode tatsächlich entschuldigt. Chefredakteur Wolfgang Weissgerber berichtet:
Finanzdezernent Heinz Thomas Striegler bat die Synode für die Kostenexplosion und die Pannenserie um Entschuldigung. „Ja, wir haben Fehler gemacht“, sagte er. „Wir haben die Komplexität des Projekts, seine Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe und die Anforderungen an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschätzt.“

Das sind neue Töne. Zuvor wurde das Projekt als „zu ambitioniert“ apostrophiert. Das ist süß. Wenn das Schüler lesen, werden sie in Zukunft bei einer Klausur, die mit einer 5 vom Lehrer beurteilt wurde, den überraschten Eltern erklären, sie seien halt zu ambitioniert gewesen…

Oder ist die Sache doch profaner: Herr Striegler hätte mit der Angabe der tatsächliche Kosten das Projekt schlichtweg durch die Synode nicht beschlossen bekommen.  Und nachdem er sich in der Sache zuvor schon mit dem langjährigen Vorsitzenden des Finanzausschusses Leue überworfen hatte, spielten ein paar weitere Banalitäten wie „ambitionierte“ Angaben zu den Kosten auch keine Rolle mehr. Das Ding musste durch – koste es, was es wolle und gegen jede Vernunft. F.S.

Sommersynode 2016 Württemberg II: Überaus bemerkenswertes Votum von Prof. Martin Plümicke, Gesprächskreis Offene Kirche, zu Finanzpolitik und Investitionen der Landeskirche.

07/2016

Es gelte, mit den Kirchensteuermitteln kirchliche Arbeit zu finanzieren und sie nicht in Zeiten von Negativzinsen in Rücklagen zu parken, erklärte Prof Dr. Martin Plümicke für den Gesprächskreis „Offene Kirche“. Er plädierte dafür, zentrale Kürzungsbeschlüsse zurückzunehmen, das Nachhaltigkeitsniveau neu zu berechnen und die Personalstrukturplanung anzupassen und um einige Stellen aufzustocken. Ferner sprach er sich dafür aus, in den interreligiösen Dialog zu investieren, ebenso in Diakonie, Kindergärten, Bildungsarbeit und Wohnimmobilien zu investieren und die Kirchengemeinden angemessen an den Kirchensteuermehreinnahmen zu beteiligen. …  Zum Bericht.

EKHN-Synode 1/2016. Herborner Theologieprofessor Peter Scherle: Kirchensynode hat keine Kontrollfunktion gegenüber Exekutive und Synodale haben sind keine Interessensvertreter (ihrer Dekanate/ Gemeinden)

06/2016, EKHN
„…Zuvor hatte Scherle auf die besondere Bedeutung des Zusammenspiels der verschiedenen Leitungsorgane in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hingewiesen. Obwohl die Synode vergleichbar mit einem demokratischen Parlament eine Gesetzgebungs- und eine Wahlfunktion sowie das Budgetrecht habe, übe sie keine „Kontrollfunktion gegenüber einer Exekutive“ aus. Es gehe aus evangelischer Sicht vielmehr um das „Zusammenwirken der Leitungsorgane“ wie der Kirchensynode, Kirchenleitung und der Kirchenverwaltung. Es gehe aus evangelischer Sicht vielmehr um das „Zusammenwirken der Leitungsorgane“ wie der Kirchensynode, Kirchenleitung und der Kirchenverwaltung. Im ursprünglichen Sinne bedeute das Wort Synode zudem eine „gottesdienstliche Versammlung derer, die miteinander auf dem Weg des Glaubens sind.“ Demnach sind die Synodalen nach Scherle auch keine Interessensvertreter. Vielmehr seien sie „allein Christus verpflichtet, nicht aber bestimmten Interessen, wie zum Beispiel denen einer Region oder bestimmter Handlungsfelder“. Als Synodale repräsentierten sie „die ganze Kirche, die sich wiederum als Zeugin Jesu Christi versteht“, so Scherle… Zum EKHN-Bericht.

Kommentar von Friedhelm Schneider:

Die Amtsperiode der neuen EKHN-Synode beginnt, Wahlen standen auf der aktuellen Tagung im Juni 2016 im Vordergrund. Aber doch mit pikanter Beilage: die Synodalen mussten offensichtlich nicht nur gewählt, sondern auch justiert werden. Von Prof. Peter Scherle wurden sie zu Beginn der Arbeit über das Wesen des Systems EKHN, die Aufgaben und Funktion der Synode belehrt. Nach manchen – im Falle schwacher Kirchenleitungsvorlagen – korrigierenden Entscheidungen früherer Synoden wurde eine solche Belehrung offensichtlich als notwendig erachtet. Schwache Kirchenleitungsvolagen?… wie etwa zu Pfarrstellenbemessung (2011, Wiedervorlage 2019) oder auch gravierenden Umsetzungsproblemen mit prinzipiell umstrittenen Entscheidungen, etwa bei der Doppik. Im letzeren Fall musste jüngst die Kirchenleitung den (Achtung Consultingdeutsch:) „roll out“ erneut um ein Jahr auf 2018 verschieben. Flopps sind also – leider – keine Einzelfälle. Und so erscheint zur Gewährleistung eines reibungslosen Durchgangs zukünftiger Vorlagen eine solche Belehrung, eine Justierung des Organs der Synode mittlerweile offensichtlich als notwendig.

Doch: sind Synoden, sind die Synodalen denn per se widerspenstig? Die Erfahrung lehrt das Gegenteil: die Synodalen erscheinen in der Regel als sehr auf Harmonie bedachte Geschöpfe aufzutreten. Was ist also los? Hat sich die nach Harmonie strebende Synode gewisse Funktionen wie die der Kontrolle etwa am Ende gar nicht selbst ausgesucht? Vielleicht wurde sie ihr geradezu aufgezwungen – aus der Verantwortung nicht nur für die entsendende Region, sondern für das große Ganze der Kirche (Scherle: Christus). Und sie folgt gerade im Widerspruch – gut protestantisch – ihrem Gewissen. Und damit – so viel lässt sich ja empirisch schon nachweisen – dem Besten der Kirche. Denn mittlerweile wurden solche Positionen des Widerspruchs der Synode(n) nur zu oft durch die nachfolgende Realität mehr als bestätigt: Pfarrerschelte und massiver Pfarrstellenabbau – wer von den Führungskräften wagte es, dafür heute noch einzustehen? Strukturreformen? wer schämte sich nicht, diese als eine zentrale Problemlösungsmittel für die Kirche propagiert zu haben? Last not least: Kirche der Freiheit, das Impulspapier der Kirchenreform? Völlig demontiert durch die 5. KMU, die letzte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung. Alles Irrwege in einer Phase neoliberalen institutionellen Wandels auch der Kirchen, die vielleicht früher hätten gestoppt werden können, wenn in der Kirche eine Kultur des offenen Diskurses, ja des Widerspruchs bei wenig überzeugenden Vorlagen bestanden hätte. Wenn die Synode aktiv mit der Kontrollfunktion betraut worden wäre, für die die Rechnungsämter aufgrund von Amtsabhängigkeiten in Zeiten starken Veränderungsdrucks ganz offensichtlich vielfach überfordert waren. Und nun Professor Scherle, die Synode habe keine Kontrollfunktion! Um solche Aussagen zu treffen, muss man jegliche empirische Forschung konsequent ausblenden und tief in die Klamottenkiste eines platten Begriffsplatonismus greifen, wie Scherle es tut: „im ursprünglichen Sinn bedeutet das Wort Synode…“. Sorry, Herr Professor. Da war theologische und kirchliche Wissenschaft schon einmal weiter, viel weiter… Auf diesem Weg – so viel ist klar – werden die (teilweise selbstgeschaffenen und so zu benennenden) Probleme der EKHN (und der anderen Landeskirchen) nicht zu lösen sein.

 

„‘begabt leben – mutig verändern‘. Chancen für die Kirche in ländlichen Räumen“. Bischof Dröge stellt Reformvision einer downgesizten Kirche der Zukunft vor der Synode der ELK Bayern vor.

Bischof Dr. Dr. h.c. Markus Dröge
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Vortrag Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern,
19. April 2016, Ansbach

3. Die dritte Strukturveränderung: Neudefinition der Parochialität
Noch einen Schritt weiter geht ein Konzept, das in der Mecklenburgischen Kirche entstanden ist und ähnlich auch in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands. Es ist das Konzept der sogenannten „Gemeinden der Nähe“. Dieses Konzept ist insofern noch radikaler, als es die Realität ernst nimmt, dass in manchen ländlichen Regionen grundsätzlich nicht mehr flächendeckend Gemeindearbeit angeboten werden kann. Das Parochialprinzip bezieht sich nur noch darauf, dass ein Pfarramt für die Seelsorge und die Kasualien zuständig ist. Pfarrerinnen und Pfarrer werden von der Aufgabe befreit, Gemeindeaufbau in der Fläche zu betreiben. Gemeindeaufbau wird nur noch schwerpunktmäßig gestaltet. Gottesdienste finden nur noch statt, wo Gemeindeglieder dies dezidiert wünschen und dafür selbst Verantwortung übernehmen. „Gemeinden der Nähe“ sind dann solche Gemeinden, die sich entweder funktional (also durch Übernahme einer bestimmten Aufgabe) oder lokal gründen, das heißt dort, wo Christinnen und Christen aktiv Verantwortung übernehmen.

Manchen fällt es dann trotzdem schwer, die notwendigen Veränderungen einzuleiten. Die Sorge ist zu groß, Selbständigkeit zu verlieren. Andere aber gehen schon sehr frühzeitig verantwortungsbewusst die Aufgaben an, weil sie sehen, dass sie an die nächste Generation denken müssen. Letztlich sind es die viele guten, gelungenen und mutmachenden Beispiele von Reformen, die sich herumsprechen und die dann motivieren, die notwendigen Herausforderungen zu bewältigen. …

Der vollständige Vortrag.

Nordkirche: Religionsunterricht soll Fokus auf Output-Orientierung legen

04/2016, aus dem „Sprengelbericht Schleswig und Holstein“, 2016

„4. Erstellung der neuen Fachanforderungen Evangelische Religion
Zur Qualitätsentwicklung eines Faches gehört auch die regelmäßige Überprüfung
und Anpassung dessen, was in und mit einem Fach an Fähigkeiten, Wissen und Fertigkeiten
vermittelt werden soll.
Insbesondere durch den so genannten PISA-Schock, der Anfang 2000 einen unüberhörbaren Nachhall in der Bildungsdiskussion der Bundesrepublik ausgelöst hat, ist es an der Zeit, die aus den 1990er Jahren stammenden Lehrpläne – auch für das Fach Evangelische Religion – zu überarbeiten bzw. abzulösen. Die PISA-Diskussion aufnehmend, werden die inhaltsbezogenen Lehrpläne, die der Logik einer so genannten Input-Orientierung folgten (das, was die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines bestimmten Faches an Inhalten zu vermitteln ist), abgelöst durch kompetenzorientierte Fachanforderungen, die den Fokus auf eine Output-Orientierung legen.“  Mehr dazu, vgl. S. 11,12.

Anm. Red.: Kirche muss andere auch dann noch kopieren, wenn dort die Fehler der Reform längst offensichtlich sind.

 

Synode Württemberg: ELK Württemberg geht in Arbeitsrecht andere Wege als die EKD, hält aber am Dritten Weg fest.

03/2016, Synode der ELK Württemberg vom 10.-12.03.2016

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte im November 2013 ein Arbeitsrechtsregelungsgrundsätzegesetz beschlossen (ARGGEKD), das die Gliedkirchen übernehmen sollten. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses, Professor Dr. Christian Heckel, begrüßte den Gesetzentwurf des Oberkirchenrats, der davon absieht, das EKD-Recht zu übernehmen, und begründete dies damit, dass ein EKD-weit geltendes ARGG nach württembergischer Auffassung keinen größeren, einheitlichen Rechtsraum schaffe. Ein Mehr an Rechtssicherheit und Vorhersehbarkeit für die Betroffenen sei nicht zu erkennen und die Abgabe von Gesetzgebungskompetenzen würde Spielräume der Landessynode verringern. Alle Gesprächskreise betonten, am „Dritten Weg“ festhalten zu wollen…
vgl. S. 7

(Ver)späte(te) Einsichten eines Synodenpräses: „Nach jahrzehntelangen Struktur- und Finanzberatungen muss die Selbstbeschäftigung der Kirche mit ihrer Reorganisation an ein Ende kommen“.

02/2016

Rückblick und Ausblick am Ende der 12. Landessynode
von Präses Rudolf Schulze , Samstag, 20. Februar 2016
Hohe Synode, liebe Schwestern und Brüder,

…Gewiss wird es auch künftig wieder ums Geld gehen. Aber nach jahrzehntelangen Struktur- und Finanzberatungen muss die Selbstbeschäftigung der Kirche mit ihrer Reorganisation an
ein Ende kommen. Denn die Reformanstrengungen haben viel Zeit und Kraft gebunden. Wir
brauchen aber unsere Energien dringend dort, wo uns die viel größeren, ja die eigentlichen
Herausforderungen begegnen: Sie liegen in der fortgeschrittenen geistlichen Verarmung
unserer Gesellschaft, in den Herausforderungen durch die vielen, vielen Menschen, die aus
anderen Kulturen in unser Land kommen und in dem Einsatz für eine solidarische Gesellschaft…

vgl. S. 2 des Rückblicks.

Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong: Evangelium kommunizieren auf vielfältigen Wegen Dienste und Werke als Teil der Kirche. Vortrag auf der Synode der Nordkirche.

02/2016

Vortrag vor der Synode der Nordkirche
am 26.2.2016 in Travemünde

„Meine Vision für das Verhältnis der kirchlichen Organisationsformen ist also,
dass sie sich alle künftig von ihrem gemeinsamen Auftrag her begreifen, das
Evangelium in Wort und Tat mit möglichst vielen Menschen des 21.
Jahrhunderts zu kommunizieren und dass sie gemeinsam fragen, welche
Aufgaben in welcher Form von welcher Organisationsform am sinnvollsten
bearbeitet werden kann. Auf dieser Basis muss dann nicht zu gegenseitigem
Respekt und Wertschätzung und zu einem Interesse aneinander aufgefordert
werden, denn dies entsteht von selbst – was soll sonst entstehen aus der
Erkenntnis, dass die anderen mit der gleichen wunderbaren Aufgabe
beschäftigt sind wie man selbst: Evangelium kommunizieren mit Menschen des
21.Jh. auf vielfältigen Wegen?“
Diese Vision wird in 5 Aspekte entwickelt:

„1. Evangelium kommunizieren in bestimmten Handlungsfeldern – was sind
eigentlich „Dienste und Werke“?
2. Einige Blicke zurück – die Anliegen der Dienste und Werke
3. Dem Evangelium dienen – theologische Überlegungen zu Diensten und
Werken
4. Vielfältige Konkurrenzen – Dienste und Werke im Verhältnis zur
Ortsgemeinde
5. Evangelium kommunizieren auf vielfältigen Wegen – Perspektiven für die
Kirche“

 

Zum Vortrag.

Aufgewacht? 500.- € nicht rückzahlbares Stipendium für TheologiestudentInnen in der EKKW. Konkurrenz der Landeskirchen um Nachwuchs befügelt Kreativität der Kirchenleitungen.

02/2016

 

Prälatin Marita Natt, EKKW, im Interview:

Natt: …Schlicht gesagt: wir möchten den Theologiestudierenden ihre Landeskirche lieb und wichtig machen. Zu den Stipendien: eine Arbeitsgruppe hat dazu in einem ersten Entwurf Richtlinien formuliert. Die finanzielle Unterstützung beträgt monatlich 500 Euro, es gibt keine Vorbedingungen außer der Sprachfreiheit. Das Stipendium muss nicht zurückgezahlt werden, allerdings verpflichtet man sich für die Dauer der Jahre, die das Stipendium gezahlt wurde, in unserer Landeskirche tätig zu sein…  Zum Interview.

Auch in Hessen: Schwere Geburten, Leiden und Lasten von landeskirchlichen Kooperationsverträgen. Viel Aufwand für – …?

02/2016, aus dem Rückblick und Ausblick am Ende der 12. Landessynode
von Präses Rudolf Schulze , Samstag, 20. Februar 2016

„… Als wir vor sechs Jahren an den Start gingen, hatte uns die 11. Landessynode unfreiwillig
einen großen Brocken unerledigt hinterlassen müssen. Das war der mit der EKHN ausgehandelte
Kooperationsvertrag, der wegen hessen-nassauischer Verfahrensfragen in unsere Synodalperiode
hinüberragte. In unserer dritten Tagung haben wir dann im November 2011
den Beschluss zur Kooperation unserer beiden Landeskirchen in den Bereich Mission und
Ökumene sowie Religionspädagogik verabschiedet. Wenn dieser Beschluss damals als „historisch“
bewertet wurde, so klingt darin die Erleichterung nach über den erfolgreichen Abschluss
sechsjähriger Verhandlungen, an deren Ende wir Einverständnis erzielt haben über
die Hälfte des ursprünglich geplanten Kooperationsumfanges. …“

vgl. S. 1

Vgl. dazu die Entwicklung in einem der Kooperationsbereiche von EKHN und EKKW, der Religionspädagogik: Hat die Religionspädagogik in der EKHN und EKKW noch eine Zukunft?