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Thema des Monats

Ökumenische Stadtzeitung ‚Kirche in Marburg‘

Kirche kann sich in den Printmedien und im Netz auch anders präsentieren: mit aktuellem ‚Design‘, mit sachlich-kritischer Berichterstattung, ergänzt durch den lokal orientierten Hauptteil des Kirchengeschehens aus Stadt und Region. In der Form findet man das bislang eher selten. Wohl aber in Marburg. Dort liefert die Ökumenische Monatszeitung „Kirche in Marburg“ auch kritische Berichterstattung zu aktuellen Themen auf anregendem und ansprechenden Niveau. In diesem Monat bspw. Mit einem Artikel zum Thema „Systematische Steuerhinterziehung und christliche Ethik“ von Finanzanalyst Markus Meinzer vom internationalen Netzwerk für Steuergerechtigkeit.

Vielleicht bietet KIM – Kirche in Marburg Anregungen auch für andere. Zur Seite.

Friedhelm Schneider

 

Pressevielfalt – das war einmal

von Steffen Grimberg

Spätestens wenn Verlage an Erzkonkurrenten verkauft werden, geht die alte Vorstellung von Zeitungsmarkt und publizistischem Wettbewerb zu Ende. In die Röhre gucken die um Wahlmöglichkeiten gebrachten Leser/innen – und von Meinungsvielfalt kann keine Rede mehr sein.
Das Jahr 2013 ist zwar noch nicht ganz zu Ende, doch in der Geschichte des deutschen Zeitungsmarktes hat es längst seinen festen Platz: Nach langen Jahren des Lamentierens und Wartens machen Deutschlands Zeitungsverlage Ernst mit der Konsolidierung der Branche – nach ihren Bedingungen. Und es sind nicht die kleinen Verlage, die nach der Logik von Springer-Chef Mathias Döpfner in größeren Einheiten aufgehen müssen, um zu überleben. Die Motoren der neuen Entwicklung gehören allesamt zu den Top Five der Bundesrepublik: Es sind die Axel Springer AG, der seit Mitte des Jahres in Funke-Gruppe umbenannte Zeitungskonzern WAZ, die Verlagsgruppe Madsack und das Kölner Medienhaus DuMont-Schauberg. Mehr dazu.

Angedacht: Eine vorerst unregelmäßig erscheinende protestantische Wochenzeitung

Auf einem Treffen des 2007 gegründeten Gemeindebundes in Berlin-Marzahn/Nord am 23. März dieses Jahres wurde Enttäuschung geäußert über die kirchliche Berichterstattung im Blick auf die Situation im Modellkirchenkreis Wittstock-Ruppin. Stark manipulierend hatte die Öffentlichkeitsarbeit der EKBO im Vorfeld der Herbstsynode 2012 gewirkt. Die Synode beschloss dann auch mit nur ca. zehn Gegenstimmen die außerhalb der Synode umstrittene Änderung der Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Der Vorsitzende des Gemeindebundes Rechtsanwalt Georg Hoffmann hatte im Vorfeld alle Kirchengemeinden und alle Synodalen auf diese Änderungen und deren Folgen für die Gemeinden hingewiesen. Nur ca. ein Dutzend Gemeinden, wie die aus Marzahn/Nord waren durch seinen Brief auf den Gemeindebund und die kritischen Stimmen zum Modellkirchenkreis aufmerksam geworden und daraufhin teilweise dem Gemeindebund beigetreten. Der Austausch mit ähnlich kritisch Denkenden in anderen Landeskirchen zeigte, dass Fehlentwicklungen nicht nur die EKBO betreffen, sondern auch die anderen Landeskirchen. Ebenso wurde die Abhängigkeit der dem kirchenleitendem Handeln verpflichteten Presse beklagt.
So entstand die Idee einer unabhängigen Zeitung, die die Mündigkeit der Gemeinde und ihrer Glieder fördert, auch abweichenden Meinungen Raum gibt und insbesondere Gemeindeglieder ohne Zugang zum Internet erreicht. Die Zeitung soll die Kirchengemeinden auch bei der Entscheidung unterstützen, ob sie selbständig bleiben oder dem Fusionsdruck nachgeben wollen.
Nicht nur, dass durch Fusion die Gemeinden immer größer, unüberschaubarer und anonymer werden, in den Zentren konzentrieren sich in bedenklicher Weise Macht über Mitarbeiter und Finanzmittel der Ortsgemeinden.
Jesus hat gesagt, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Zwölf Apostel hat er zu Anfang ausgewählt, nicht mehr. Um heute einen Verein zu gründen, benötigt man sieben Mitglieder, für sein Bestehen maximal drei. Viel können diese wenigen Menschen erreichen, wenn sie sich einig sind und ihre Träume gemeinsam verfolgen. Haben wir nicht den Auftrag, etwas zu bewirken und Salz der Erde zu sein?
2017 soll das fünfhundertjährige Bestehen der evangelischen Kirchen in Deutschland gefeiert werden, 500 Jahre Reformation, Thesenanschlag Luthers am 31. Oktober 1517 an der Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Ob es wirklich etwas zu feiern geben wird?
Ich habe arge Zweifel. Darum griff ich den Gedanken einer unabhängigen Zeitung gerne auf, um zu zeigen:
Es gilt, lebendige Gemeinden bei uns, sie dürfen nicht durch die weitere Zentralisierung kaputt gemacht und entmutigt werden. Die Lebendigkeit einer Gemeinde hängt nicht von der Zahl ihrer Mitglieder ab.

Katharina Dang
Pastorin der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Marzahn/Nord

Die erste Nummer ist zum 31. Oktober 2013 erschienen, wurde den Synodalen der EKBO am 23.10.2013 überreicht. Inzwischen sind die 10.000 Exemplare „Die Mündige Gemeinde. Eine protestantische Zeitung“  bis auf einen kleinen Rest verteilt. Auf der Webseite des Gemeindebundes ist sie einsehbar und herunterzuladen.

Pressefreiheit auf bayerisch: Breitseite des „Sonntagsblattes“ gegen die EKD

„Zum ersten Mal ist es mir richtig peinlich, Mitglied der evangelischen Kirche zu sein“.
Das schreibt in der jüngsten Ausgabe des Sonntagsblattes für Bayern deren Herausgeber Roland Gertz. Er schreibt dies angesichts der Erlebnisse insbesondere um Personalien auf der EKD Synode in Düsseldorf. Gertz fragt weiter: „Merkt niemand, welch blamables Bild die EKD mit all dem in der Öffentlichkeit abgibt?“ Der ganze Artikel findet sich unter dem Titel „SOS für die evangelische Kirche“ auf S. 3 in der Ausgabe 47 vom 17.11.13 des Sonntagsblattes.

Es gibt sie also doch noch in der evangelischen Publizistik: die Urteilsfähigkeit und den Mut der Artikulation. Jedenfalls im bayerischen Sonntagsblatt. Anders als in der EKiR, wo die ev. Presse an die EKiR- (und EKD-) Leine gelegt wird, traut man sich in Bayern. Das ist mehr als Not- wendig. Und also ist das gut.

Besser wäre es, wenn die evangelischen Pressorgane solchen Mut schon besäßen, wenn ein entsprechendes Urteil nicht für jeden Außenstehenden ohnehin offensichtlich ist, wenn man also mit der Kritik nichts anderes macht, als der öffentlichen Meinung beizupflichten.
Leider hat der Herausgeber seinen Beitrag (noch) nicht ins Netz gestellt. Wir können also an dieser Stelle nur zitieren, nicht verlinken.

Friedhelm Schneider

Zentralisierung in der evangelischen Publizistik

…Tatsächlich ist bei genauerem Hinsehen festzustellen, dass außer einigen Fusionen von Landeskirchen (Kirche in Berlin Brandenburg – schlesische Oberlausitz, Evang. Kirche in Mitteldeutschland, Evang. Kirche in Norddeutschland) vor allem in einem kirchlichen Handlungsfeld eine zunehmende Zentralisierung stattgefunden hat, nämlich in der evangelischen Publizistik.

Hier hat die EKD mit aller Macht versucht, die landeskirchlichen Aktivitäten unter dem Dach des früheren »Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik« (GEP) zu zentralisieren. Inzwischen hat sie das GEP als ein Kompetenzzentrum im Sinne von »Kirche der Freiheit« zu diesem Zweck in das Kirchenamt der EKD eingegliedert. Die EKD ist nun – nach dem Ausscheiden der evangelischen Landeskirchen und anderer evangelischer Einrichtungen aus der Gesellschafterversammlung – Alleingesellschafter des GEP, das nach dem Willen der EKD offenbar alle publizistischen Aktivitäten der Landeskirchen übernehmen soll…

aus Evangelische Existenz heute! – Eine Streitschrift auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 . Von Eberhard Cherdron / Martin Schuck

Bild-Zeitung hetzt gegen Lehrer-Streik

24. Oktober 2013. Unerhört! Skandalös! Lehrer schwänzen und wollen auch noch Beamtengehälter!

Wer sich im Fach Propaganda weiter bilden will, kommt an der Springer-Presse nicht vorbei. Sie beherrscht das anspruchsvolle Handwerk, die arbeitende Bevölkerung gegeneinander auszuspielen und die eine Berufsgruppe von der Unsinnigkeit berechtigter  Forderungen einer anderen Berufsgruppen zu überzeugen. Mehr dazu.

Von der Freiheit evangelischer Publizistik auf Dekanatsebene

von Timo Rieg, Fach- und Profilstelle Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Alsfeld.

Summary: Journalismus gibt es nur unabhängig. Selbst wenn er von einer Institution wie der evangelischen Kirche gefördert oder gar bezahlt wird, kann und darf er von keiner Gruppe inhaltlich vereinnahmt werden, weil er damit seines Wesens beraubt würde. Von kirchlichen Leitungs- und Beschlussorganen verlangt dies, die Freiheit evangelischer Publizistik zu akzeptieren – zum Wohle der Kirche und zum Nutzen ihrer eigenen Arbeit. Zum Artikel.

Evaluation des Projektes Wirtschaftliches Handeln in der Kirche (WH), Württemberg

Die Studie der Württembergischen Landeskirche zum Projekt Wirtschaftliches Handeln ist nicht taufrisch, aber immer noch aufschlussreich und interessant. Denn sie beinhaltet einige wichtige Erkenntnisse zu den Neuen Steuerungsmodellen und der Doppik/NKF. Man beachte dabei, dass dies Projekt in Württemberg noch aus der Frühphase der Reformen – aus den 90iger Jahren – stammt. Die Intention war daher durchaus noch eine andere als in späteren Phasen des Prozesses, insbesondere in den Jahren 2006ff. Dennoch können schon hier wichtige Erkenntnisse auch für die spätere Phase der Reformprozesse gewonnen werden.

Das Ziel der Evaluation bestimmt das Forschungsdesign:
„Das zentrale Ziel der Evaluation ist die Beurteilung des aktuellen und zukünftigen Nutzens des Projekts WH für die ELK. Die Beurteilung des Nutzens erfolgt vor dem
Hintergrund der mit dem Projekt ursprünglich verfolgten Ziele „Transparenz“,„Partizipation“ und „Nachhaltigkeit“. “

Die Ergebnisse in Kürze: hinsichtlich Transparenz gibt es die durchschnittlich mittlere Beurteilung zw. „stimme voll zu“ und „Stimme überhaupt nicht zu“.
Hinsichtlich Partizipation ist das Urteil deutlich negativ (keine Zustimmung), und hinsichtlich Nachhaltigkeit ist leichte Zustimmung zu verzeichnen. Die Studie als pdf.
Kein überzeugendes Ergebnis, fürwahr. Insbesondere wenn man auch noch den hohen Einsatz an Mitteln (Kosten) berücksichtigt. Das Ergebnis bestätigt damit die empirische Forschung in Kommunen hinsichtlich der NSI und Doppik/NKF.

Friedhelm Schneider

Medleaks – Neue Plattform für eine EINE NEUE KULTUR IN KLINIK UND ÄRZTESCHAFT

Ärzte, Pfleger, Physios, MT(R)A, Ergos und viele andere Kollegen übernehmen täglich Verantwortung für Patienten. Die Arbeitsbedingungen in den Kliniken aber untergraben ihr idealistisches Engagement zunehmend.

Profitinteresse, Lobbypolitik und mittelalterliche Hierarchien bestimmen die Behandlungs- und Berufsbedingungen im Krankenhaus. Dies schadet Patienten, Mitarbeitern und dem Nachwuchs.

Jedermann kann über medleaks anonym Vorgänge öffentlich machen, die solchen Alltags-Schaden dokumentieren. Nur durch Öffentlichkeit kann in Krankenhäusern und Ärzteschaft endlich der Druck zur notwendigen Veränderung entstehen.

Beteiligen Sie sich und holen Sie sich Ihren Beruf zurück! Zur neuen Plattform.

Wandel im Reformdiskurs der Kirchen am Beispiel des Berichts „Volkskirche qualitativ weiter entwickeln“ der EKKW

„Ja und nein. Ich hatte damals ja dargestellt, dass die Bildungsreformen im Kontext von PISA und Bologna maßgeblich mit Mitteln sogenannter „soft governance“ durchgesetzt wurden. Zu Deutsch: mit nicht demokratisch legitimierter Einflussnahme.. Hier hat durchaus Wirkung gezeigt, dass viele Kritiker immer deutlicher ihre Stimme erheben. Andererseits haben die Bildungslobbyisten, die Bildung ökonomisieren und steuern wollen, daraufhin ihre Strategie und Rhetorik geändert und treten nun anders auf. Statt der allzu betriebswirtschaftlich klingenden Rhetorik der letzten Jahre („Humankapital“, „Output-Orientierung“, „Qualitätsmanagement“ etc.) werden nun zunehmend reformpädagogisch klingende Begriffe und Konzepte vor den Reformkarren gespannt. Das sieht dann humanistischer und kinderfreundlicher aus, ist es aber wohl nicht, sondern es sind die alten Konzepte neu verpackt.“ – So formulierte der Bildungsforscher Prof. Krautz in dem schon hier eingestellten Interview zum Wandel im Reformdiskurs des Bildungswesens.

Der Zukunftsausschuss der EKKW hat der Synode einen Abschlussbericht vorgelegt. Der Titel: Volkskirche qualitativ weiter entwickeln; das Motto:  „Zuversichtlich kleiner werden “.  Das Motto zeigt an worum es geht: um einen breit angelegten Downsizing- Prozess von PfarrerInnen und Gebäuden.

„Unsere Kirche ändert ihre Gestalt unter den Bedingungen der Gegenwart, um ihrem  Auftrag treu zu bleiben. Sie ist stark, wenn sie sich auf die Kraft des Heiligen Geistes  verlässt und zugleich mit Zuversicht neue Wege geht. Dazu gehört auch der verantwortliche Umgang mit dem anvertrauten Geld…
Mit den vorliegenden Beschlüssen kommt die Landessynode der Evangelische
Kirche von Kurhessen-Waldeck ihrem Auftrag nach: mit gebündelten Kräften,
verlässlich, nah bei den Menschen.

„Die Kirche… ist stark, wenn sie… mit Zuversicht neue Wege geht. Dazu gehört auch der verantwortliche Umgang mit dem anvertrauten Geld“.

Und: „Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ist eine Kirche nahe bei den
Menschen. Deshalb wird ein flächendeckendes Netz pfarramtlicher Versorgung
erhalten, das im Jahr 2026 mindestens 400 Gemeindepfarrstellen und min-
destens 150 funktionale Pfarrstellen umfasst.“

Zum Vergleich: Die Statistik 2013 gibt eine Zahl von 969 „aktiven“ Pfarrerinnen und Pfarrern an (inkl. Vikare). Im Jahr 2026, in 13 Jahren, werden also noch knapp 60% des Pfarrpersonals erhalten bleiben. Das entspricht einem Personalabbau von 3% p.a. Zum Vergleich: die EKHN hat in der Frühjahrssynode 2013 den Beschluss zum Abbau auf ca. 1,1% p.a. festgesetzt.
Selbst wenn man berücksichtigt, dass Pfarrstellenzahl und Personenzahl der Pfarrer nicht identisch ist (Defizit in den EKKW-Angaben), ist der Abbau der Pfarrstellen mehr als doppelt so hoch wie in der EKHN. Und damit wächst gerade in einer ländlichen Landeskirche schon die räumliche Entfernung der Kirche (der PfarrerInnen) zu den Menschen. Und das wird im Zukunftspapier der Synode mit „verlässlich, nah bei den Menschen“ beschrieben.
Im folgenden wird dann die Möglichkeit vom Abbau des Gebäudebestandes reflektiert und durchgespielt…

Mit einem solchen umfassenden Downsizing- Programm also will die EKKW die „Volkskirche qualitativ weiter entwickeln“ und „nahe bei den Menschen“ bleiben…

Positiv besetzte Vokabeln werden aufgegriffen und für andere Zielsetzungen instrumentalisiert. Die Parallele zum Wandel im Reformdiskurs der Pädagogik ist offensichtlich. Das Wort „nahe bei den Menschen“ z.B. stammt aus der EKHN- Debatte von „Person und Institution“ (1992). Einer Zeit also, in der Kirchenreform eine Antwort auf die Differenzierungsprozesse der Gesellschaft der 70iger und 80iger Jahre suchte. Das Ziel dieser Epoche war, trotz und in dieser Differenzierung in Milieus, als Kirche glaubwürdig zu bleiben.

Ein entscheidender Kritikpunkt in der heutigen Reformdebatte besteht gerade darin, die Nähe zu den Menschen, ja den Menschen selbst aus dem Blick verloren zu haben. So fordert etwa Ingrid Schneider, die Menschen erst einmal wieder wahr- und ernstzunehmen:

Grundlegende Muster dieser Veränderungsarbeit gehen in eine dreifache Richtung: Nötig ist zum einen ein intensiver Austausch mit dem Umfeld, in dem Kirche/Gemeinden sich bewegen. In Dialog treten und aufmerksam die Rückmeldungen von Menschen wahrnehmen, die aus ganz anderen gesellschaftlichen Bezügen auf Kirche blicken, ist Teil einer offenen Haltung, die Ideen entstehen lässt, wohin Kirche sich entwickeln kann oder sollte. Und dieses gilt in der Regel individuell verschieden vor Ort in den unterschiedlichen Lebensräumen. Erstaunlicherweise vermögen Menschen am Rande von Systemen oft viel präziser zu benennen, worin sie das Besondere und Spezifische einer Organisation sehen und zugleich Schwächen zu benennen, die der Innenblick verstellt.

Und Hans- Jürgen Volk fordert aufgrund der Reformfolgen in der EKiR: Ankerpunkt aller Reform-, Umstrukturierungs- und Sparmaßnahmen müssen die Erwartungen und Bedürfnisse der Menschen im Verantwortungsbereich der Kirche sein.

Das also ging verloren bei allerlei und mancherlei Reformaktivismus.
In einem sehr weitgehenden Downsizing- Konzept wie es von der EKKW vorgelegt wird, in den Zielen weitgehender als das der EKiR, wird der Mensch kaum vorkommen. Was sich ändert, sind nicht die Ziele, sondern die Diskursführung.

Der Wandel im Reformdiskurs seitens der Protagonisten hat also auch die Kirche erreicht. Dies wird bei der Lektüre von einschlägigen Texten immer mitbedacht werden müssen. Bis zum Erweis des Gegenteils gilt bei wohlklingenden Worten in Reformkonzepten die Vermutung: Die Reforminhalte sind dieselben. Nur die verbale Verpackung hat sich geändert.

Vgl zum Thema Bericht des Zukunftsausschusses auch den Artikel „Wie der Zukunftsausschuss der EKKW am Berufsbild von Pfarrerin und Pfarrer rüttelt“ von Dekan Grigat.

Friedhelm Schneider