Archiv der Kategorie:
Arbeit und Arbeitswelt

Mythos und Wahrheit über die BezieherInnen von Hartz IV

Kaum ein Vorurteil hält sich so beständig, wie das der faulen Arbeitslosen. Diakonieexperte Dirk Hauer spricht in einem Interview über die Gründe warum eine uninformierte Mittelschicht Armut so verzerrt wahrnimmt und welche Folgen das System tatsächlich auf die langfristigen EmpfängerInnen von Hartz IV hat.

Verdi will auch ArbeitnehmerInnen bei Diakonie und Caritas vertreten

Verdi fordert eine Änderung der Strukturen bei Diakonie und Caritas. Die beiden großen Wohlfahrtsverbände sind als Kirchliche Tendenzbetriebe von den Gewerkschaften abgeschnitten. Für ArbeitnehmerInnen gelten andere Rechte, die ihnen unter anderem das Streikrecht verwehrt.

 

Unter dem Motto „Kann Gewerkschaft Sünde sein?“ startet Verdi eine Unterschriftenaktion um den Sonderstatus der beiden Sozialverbände zu beenden.

Sozialwort 2013

Für Oktober dieses Jahres haben die evangelischen und die katholische Kirche angekündigt ein neues Sozialwort zu verabschieden. Das Publik-Forum hat sich mit der Entstehung und den Anforderungen in einer Artikelserie befasst.

Chefredakteur Wolfgang Kessler kritisiert, das dieses mal die Basis nicht in die Entstehung des Sozialwort eingebunden wurde, „Obwohl es in beiden Kirchen eine Vielzahl von Initiativen zu sozialen fragen gibt.

Pfarrer Walter Lechner fordert eine „Abkehr vom Wirtschaftswachstum als gesellschaftlichem Leitziel“. Statt weiter auf Ausbeutung zu setzen, wäre es an der Zeit neue Wachstumsziele wie Kultur, Wissen und Gerechtigkeit zu finden.

Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp fordert eine besondere Berücksichtigung der Frauen im neuem Sozialwort. Frauen sind „von den Folgen des neoliberalen Umbaus besonders betroffen“. Dennoch könne niemand die Perspektive der Frauen einnehmen, denn „gerade diejenigen Punkte, zu denen unter Frauen keine Einigkeit herrscht, sind häufig Knotenpunkte, an denen die Schwierigkeiten eines gesellschaftlichen Umbaus deutlich werden.“

Georg Hupfauer Bundesvorsitzender der katholischen Arbeitnehmer Bewegung, fordert dieses mal Partei für die Armen zu ergreifen. Seit dem letztem Sozialwort 1997 hat sich durch die HartzIV Gesetzgebung viel verändert. Die Arbeit hat vielfach ihre Würde verloren.

Was sorgt dafür, das Sex-Arbeit ungleich wie andere Formen der Erwerbsarbeit behandelt wird?

Die aktuelle Ausgabe der Diakonia befasst sich mit Prostitution. Im öffentlich zugängigen Leitartikel schreibt über die Blickwinkel der Gesellschaft auf die Sex-Arbeit. Noch immer wird die Arbeit räumlich und gesellschaftlich auf Distanz gehalten.

In dem man Frauen zu Opfern macht, erspart sich die Gesellschaft Diskussionen über die Kunden des Geschäftsmodells. Auch die frage warum Prostitution innerhalb der Erwerbsarbeit eine gesonderte Rolle einnimmt, lässt sich für Marla Katharina Moser nicht erklären: Die frage für welche Dienstleistungen die Gesellschaft es für gerechtfertigt hält Entgelt zu nehmen hat sich historisch mehrfach geändert. Immer wieder wird argumentiert Sex-Arbeiterinnen würden ihren Körper und Intimität verkaufen. Doch auch dieses Argument will Moser nicht gelten lassen. Fast jede Arbeitnehmerin verrichtet die Arbeit mit ihrem Körper gegen Geld. Intimität verkaufen viele, wenn Sie über ihre Gedanken öffentlich schreiben oder sprechen. Dennoch wird Sex-Arbeit immer noch anders betreachtet.

Ehemalige Mitarbeiterin eines Jobcenter nennt die HartzIV Praxis inhuman

Inge Hannemann arbeitete in einem Hamburger Jobcenter. Der Umgang mit den BerzieherInnen von HartzIV empfand sie als nicht tragbar. Die Menschen werden im Jobcenter nicht als Personen behandelt. Im Center selber geht es dann nur noch um Gesetzte und Vorgaben. Statt die Menschen ernst zu nehmen und zu fördern, werde viel zu Häufig mit Sanktionen gearbeitet. Damit wird aber oft eine ganze Familie unter Sippenhaft gestellt.

In ihrem Blog schrieb sie über die Missstände, die sie täglich beobachtete. Ihr Arbeitgeber versucht sie daher als Nestbeschmutzerin los zu werden.

In einem Video stellt sie ihren Standpunkt dar.

Die Ursache für Burnout liegt in der Arbeitswelt

Professor Johannes Siegrist, Leiter des Instituts für Medizinische Soziologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, sieht die Ursache für Burnout nicht in individuellen Veranlagungen sondern in der heutigen Arbeitswelt. Folglich schlägt er als Lösung nicht wie andere eine Individual-„Therapie“ nach dem Motto „Lesen Sie mal ein Buch“ oder „Gehen Sie mal spazieren“ vor. Sein Lösungsvorschlag ist nicht an die Betroffenen adressiert, sondern nimmt die Leitungen und Vorstände von Betrieben, Organisationen und Insitutionen in die Pflicht und die Verantwortung. Lesen Sie das Interview.

Der weit verbreiteten Ansicht, dass Burnout eine Sorge der Chefetagen ist, widerspricht Siegrist. Die Wahrscheinlichkeit steigt, „je tiefer man in der betrieblichen Hierarchie geht“. Es gebe allerdings eine Ausnahme: Menschen, die als personenbezogene Dienstleister arbeiten, also Ärzte, Altenpfleger oder auch Lehrer. Hier mache das Burnout auch vor den höheren Gehaltsklassen nicht halt… Oder aber Arbeitsplätze, an denen es eine so genannte „Belohnungskrise“ gibt. „Ein Ungleichgewicht zwischen dem, was ich leiste und den Belohnungen, die ich dafür bekomme“, erklärt der gebürtige Schweizer. Hierbei gebe es drei Arten von Belohnungen: Geld, Aufstieg oder Arbeitsplatzsicherheit und Wertschätzung…
Siegrist appelliert an die Wirtschaft, endlich etwas gegen die krankmachenden Arbeitsbedingungen zu tun. Auf längere Sicht würde sich das für die Chefs durch geringere Fehlzeiten und eine höhere Produktivität der Mitarbeiter auszahlen.

Burnout bei Ärzten und Ärztinnen:

Zeitungen verkünden täglich, dass Ärzte im Krankenhaus unter der Überlastung und dem immensen Kostendruck im Gesundheitsbereich stöhnen. „Die Arbeitsbelastung und intensive Ausnutzung der Ärzte sind in den letzten Jahren gewachsen. Bei gestiegenen Patientenzahlen, kürzeren Verweildauern im Krankenhaus und Sparmaßnahmen hat sich der Arbeitsumsatz erhöht, es wird immer nur oben drauf gepackt“, kann der Jurist Resemann vom Marburger Bund nur bestätigen. Bei manchen Ärzten führt die Arbeitsüberlastung zum Burn-out, einem inneren „Ausgebrannt-sein“.

Burnout bei ProfessorInnen: „Jeden Tag schuldig ins Bett“

Das Hamsterrad für Professoren dreht sich immer schneller, teils mit ruinösen Folgen für die Menschen und die Forschung. Ein Gespräch mit Prof. Hartmut Rosa, Jena, über die Ursachen und mögliche Korrekturen.

Prof. Hartmut Rosa: Theoretisch sind Professoren weitgehend Herren ihrer Zeit. Dennoch ist auch unsere Arbeitsverdichtung in den vergangenen Jahren enorm gestiegen . Zudem haben sich die Anerkennungsmechanismen für Hochschullehrer grundsätzlich gewandelt: Nicht mehr ihre Position zählt, sondern ihre Leistung.

Bei LehrerInnen:

Der auslösende Faktor für das Burnout ist sehr oft die Diskrepanz zwischen den selbst gestellten Zielen und der Konfrontation mit der schulischen Realität. Wie oft stellt man als Lehrer fest, dass man sich so gut vorbereitet hat und nach der Unterrichtsstunde doch so wenig erreicht hat, weil die Schüler und Schülerinnen an diesem Tag völlig andere Interessen hatten oder überhaupt nicht für das Thema zu begeistern waren. Das frustriert ganz schön. Dazu kommen dann die schlechten Arbeitsbedingungen und die Konflikte mit den Kolleginnen und Kollegen oder der Schulleitung. Es steht nämlich außer Frage, dass eine schlechte Arbeitsatmosphäre durchaus Burnout-fördernden Charakter hat. Die Ursachen werden also gleichermaßen im persönlichen wie auch institutionellen Bereich liegen.
Der gesamte Prozess des Ausbrennens vollzieht sich in mehreren Phasen, die mit der Reduzierung des eigenen Engagements beginnen und bis zur völligen Hilflosigkeit reichen.

Für LehrerInnen liegt eine Burnoutstudie, die sog. Saarschmidtstudie, vor. Ergebnis: 25% aller LehrerInnen leiden unter Burnout.

Burnout bei PfarrerInnen

Immer mehr Menschen in Deutschland sind vom Burnout-Syndrom betroffen. Gerade auch evangelische Pfarrer bleiben von der totalen Erschöpfung nicht verschont. 20 Prozent von ihnen, so schätzen Fachleute, werden durch beruflichen Stress krank… Schätzungsweise fünf Prozent der Theologen entwickelten sogar ein Burnout-Syndrom mit Zuständen totaler Erschöpfung, erläutert der Pastoralpsychologe Andreas von Heyl…

 

Kommentar: bei welchen institutionellen Arbeitgebern ist das Thema Burnout schon angekommen? In den Kirchen haben in diesem Jahr der Pfarrverband und der Pfarrverein der EKKW das Thema Gesundheit als Problem entdeckt. Noch nicht aber die Kirchenleitungen und die Personalabteilungen. F.S.

 

 

Scheitern, ein Problem das unsere Gesellschaft nich mehr lösen kann.

„Scheitern ist das große Tabu unserer Zeit.“, schreibt Inge Kloepfer in der FAZ. Dabei ist scheitern nur „die dunkle Seite des Erfolgs“.

Inge Kloepfer zeigt in ihrem Artikel die Probleme unsere Gesellschaft mit dem Scheitern. Dabei zeigt sie deutlich, wie eine Welt ohne Gottes Zuspruch aussieht: „Noch nicht einmal Lach- und Zornesfalten, Doppelkinn oder Brustumfang werden als gott- oder naturgegeben hingenommen, geschweige denn eigener Lebenserfolg. Diese Lebenshaltung gibt dem Scheitern seine verschärfte Dramatik.“

Der Artikel lässt Psychologen und Philosophen zu Wort kommen. Doch niemand kann das Scheitern jenseits einer Mystifizierung als Vorstufe des Wiederaufstiegs integrieren. Doch gerade deshalb ist der Artikel auch lesenswert.

 

Lesen sie hier den ganzen Artikel auf FAZ-online.

Stoppt Sonntagsarbeit jetzt!

Die Europäische Sonntagsallianz appelliert an die Politiker Europas

Jeder dritte Europäer und jede dritte Europäerin muss regelmäßig Sonntagsarbeit verrichten, kritisiert die Europäische Sonntagsallianz. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)beträgt der Anteil an Sonntagsarbeit in den EU Mitgliedsstaaten 30 Prozent… im vergangenen Dezember hat sich die Gefahr verstärkt, dass flexible Arbeitszeiten und die damit verbundenen gesundheitlichen Gefährdungen zunehmen. Die Europäische Sonntagsallianz erwartet von einer bürgernahen europäischen Politik, dass Gesundheit und soziale Sicherheit aller Bürger gefördert werden. Dadurch wird soziale Kohäsion gestärkt. Europa ist nicht nur eine Wirtschafts- sondern auch eine Sozial- und Kulturgemeinschaft.

Lesen Sie den Appell.

Streit um Streiks auf dem Kirchentag

Der Konflikt zwischen Kirche und Gewerkschaften um die Tendenzbetriebe ist bereits ein alter Hut. Auf dem Kirchentag kam es nun zu einem öffentlichem Schlagabtausch. Die Positionen Bisirkse und Robbers waren wie erwartet weit auseinander.

Kirchentagschef Robbers betaonte zwar, Kirche dürfe kein normaler Arbeitgeber sein. Jedoch kann sich die Realität der Mitarbeiterführung an diesem Maasstab messen lassen?

Psychischer Druck als volkswirtschaftlicher Kostenfaktor

Lesen Sie „teurer Stress“

Acht von zehn Deutschen fühlen sich täglich unter Druck. Die Volkskrankheit kommt sowohl unsere Gesundheit als auch die Wirtschaft teuer zu stehen.