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Studien zur Kirchenmitgliedschaft

„Die neue dynamische Mitte stärken“. Bericht zur Sinus-Milieustudie Baden und Württemberg. (Frühjahrsynode der ELK Württemberg)

03/2015, ELK Württemberg

TOP 3 – Bericht zur Milieustudie Baden und Württemberg

Die Mitglieder der evangelischen Landeskirchen in Württemberg und Baden gehören zu mehr als 70 Prozent den traditionell oder bürgerlich orientierten Milieus der Ober- und Mittelschicht an. Dort sind sie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auch überdurchschnittlich repräsentiert.

In den postmodern-experimentell orientierten oder prekären Milieus sind die beiden Landeskirchen dagegen deutlich unterrepräsentiert. Dies ist eines der Ergebnisse der Sinus-Milieustudie „Evangelisch in Baden und Württemberg“, die von beiden Landeskirchen in Auftrag gegeben worden war. Der vollständige Bericht.

Video des Vortrags von Prof. Heinzpeter Hempelmann.

Studie zur Kirchenmitgliedschaft in der Schweiz. Interview dazu mit dem Religionssoziologen Jörg Stolz.

Forschung/ Die Volkskirche hat es in Zeiten der Ich-Gesellschaft schwer. So lautet das Fazit einer Studie, in welcherder Religionssoziologe Jörg Stolz die Glaubenslandschaft Schweiz durchleuchtet.

? In welche Richtung müssten die Reformen gehen?
Stolz: Längerfristig ist die Kirche nur überlebensfähig, wenn die Leute sich sagen können: Kirche bringt mir persönlich etwas. Das ist nun mal der Tarif in der individualisierten Gesellschaft, wo jeder und jede sich fragt: Was kostet es mich, was nützt es mir?

? Erstaunlich ist aber, dass laut Ihren Forschungsergebnissen nur die wenigsten Kirchen distanzierten an einen Austritt denken. Eine Restverbundenheit scheint zu spielen.
Stolz: Ja, viele Distanzierte sagen sich heute noch: Ich selbst brauche zwar die Kirche nicht, aber sie tut ja Gutes für andere, ist sozusagen ein solidarisches Hilfswerk für Menschen am Rand der Gesellschaft. Darum unterstütze ich sie weiterhin mit der Kirchensteuer. Werden das deren Kinder auch noch sagen? Ich bezweifle es. Die säkulare «Drift» weg von der Kirche nimmt von Generation zu Generation zu. Zudem steht die Kirche auch auf dem Gebiet der Solidarität in Konkurrenz zu diversen weltlichen Hilfswerken…. Zum Intverview.

5. KMU: Die neue Kirchenmitgliederbefragung als Lernchance für unsere Kirche. Von Herbert Diekmann.

Die neue Kirchenmitgliederbefragung als Lernchance für unsere Kirche
Von der Schwierigkeit, ein liebgewordenes Tabu aufzugeben

Von: Herbert Dieckmann in: Deutsches Pfarrerblatt 12/2014

Dass der Pfarrberuf in der Kirche ebenso wie in deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit eine zentrale Rolle spielt, wird eigentlich von ­einer Kirchenmitgliederbefragung zur nächsten bestätigt. Dennoch lassen sich die Großstrategen in den Kirchenleitungen von ihrem irregeleiteten Reformkurs nicht abbringen. Herbert Dieckmann führt das Dilemma vor Augen und verweist auf Auswege.

Die Schlüsselrolle der Pastoren­schaft – ein kirchliches Tabu

Es geschah vor etwa zehn Jahren. Da wagte der Präsident des Landeskirchenamtes, Dr. von Vietinghoff, öffentlich anzusprechen, was bis dahin auch in der hann. Landeskirche als absolutes Tabu galt: die »Schlüsselrolle« der PastorInnen in den Gemeinden. Reflexartig erschallte ein Aufschrei des Entsetzens: Mitarbeitende, Ehrenamtliche, Synodale, ja selbst Kirchenleitende wollten einfach nicht wahrhaben, was in jeder Gemeinde die übergroße Mehrheit der Kirchenglieder selbstverständlich erlebt und dankbar anerkennt: die zentrale Stellung der PastorIn. Doch diese gemeindliche Selbstverständlichkeit wirklich zu benennen, war ­kirchenpolitisch inkorrekt. Denn die landeskirchlichen Meinungsmacher wollten die Gemeindepfarrstellen als willkommenes Einsparpotential nutzen, weil sie behaupteten, die Kircheneinnahmen würden sich bis 2030 halbieren. Tatsächlich sind die Kirchensteuereinnahmen in der EKD im letzten Jahrzehnt um über 30% gestiegen, nachdem sie sich von 1967 bis 1970 verdoppelt und von 1970 bis 1990 verdreifacht hatten!1 Darum war 2004 diese Entwicklung tendenziell vorhersehbar. Dennoch wurden drohende Einnahmeverluste als sicher unterstellt und sogleich PastorInnen als überflüssige Amtsträger identifiziert, die lediglich hohe Ausgaben verursachen und zudem das eigenständige Wirken engagierter Ehrenamtlicher behindern und Mitarbeitende autoritär und inkompetent behandeln würden. Stereotype PastorInnenschelte mit ernster Warnung vor einer antiquierten »Pastorenkirche« war seinerzeit »angesagter Ton«. Dass den PastorInnen als einziger kirchlicher Dienstgruppe die Gehälter erheblich gekürzt, etwa 350 junge TheologInnen trotz bestandener Examina einfach abgewiesen und vor allem viele Gemeindepfarrstellen (in manchen Kirchenkreisen bis zu 50%) ohne nennenswerten Widerstand kurzerhand gestrichen wurden, verstand sich danach beinahe von selbst… Zum Artikel.

Was die Kirche vom Fernsehen lernen kann II: Die Geiselhaft der Quote

Das Fernsehen vereint momentan extreme Gegensätze, die nebeneinander existieren. Biedere Konzepte, die sich in Dauerschleifen wiederholen und kreative, mitreißende, neue Stoffe. Auf der einen Seite kaputtgesparter Diletantismus und auf der anderen große Investitionen mit hoher Qualität.

Es gibt strukturelle Gründe warum sich das Fernsehen parallel unterschiedlich entwickelt. Dabei lassen sich interessante Parallelen zur Lage der Kirche ziehen. Es zeigt sich, das die Kirche die Wahl hat, welchen Kurs sie einschlagen. Daher lohnt der Blick auf das Fernsehprogramm.

In einer Serie werden  9 in Einzelartikeln dargelegte Thesen zur Zukunft von Kirche und Fernsehen entfaltet. Hier sind wir also beim 2. Beitrag .

  1. Qualität kostet Geld
  2. Die Quote ist eine Form der Geiselhaft
  3. Man muss seinem Produkt vertrauen
  4. Gebt den Kreativen die Macht
  5. Es gibt eine Sehnsucht nach großen Erzählungen
  6. Die feste Programmierung ist ambivalent
  7. Erfolg ist da, wo man ihn nicht sucht
  8. Wer seine Kunden/Gemeinde kennt hat Erfolg
  9. Versprechen Sie keine Wunder

Die Gefangenschaft der Quote

Im Zeitalter des öffentlich-rechtlichen Staatsfunks interessierte die Quotejahrzehntelang nicht. Erst seit dem Erstarken der privaten Fernsehsender ist die Quote eine relevante Größe. Sie liefert eine scheinbar objektive Zahl, den Wert der käuflichen Werbeblöcke zu ermitteln.

Zahlen gelten als objektiv und wissenschaftlich und lassen sich hervorragend vergleichen. Jeder weiß, dass vier Millionen mehr sind als drei Millionen.

Wie wenig die Quote mit Wissenschaft und Objektivität zu tun hat, zeigt sich an der Messmethode. Da lange Zeit RTL, Sat1 und Co gegenüber ARD und ZDF im Nachteil waren, wurde die „werberelevante Zielgruppe“ eingeführt. Gemessen werden nur ZuschauerInnen zwischen 14 und 45 Jahren, da jüngere ZuschauerInnen tendenziell das Privatfernsehen schauen. Da die Reichweite in der Zielgruppe sinkt, wird die Neudefinition der „werberelevante Zielgruppe“ diskutiert. Die Quote folgt also eng begrenzten Zielen und manipuliert damit die Wahrnehmung.

Unsäglicher Weise haben sich die öffentlich- rechtlichen Sender der Quote und ihrem Druck angeschlossen. Seit dem ist die Quote das goldene Kalb um das fast jeder Fernsehschaffende tanzt. Für ARD und ZDF ergibt es wenig Sinn sich der Quote auszuliefern. Am offensichtlichsten haben sie kaum Werbezeit zu verkaufen. Aber am wichtigsten: Ihr Auftrag ist keine große Reichweite sondern die Grundversorgung an Bildung, Kultur und Unterhaltung. Dieser Auftrag alleine rechtfertigt eine bundesweite Zwangsabgabe aller Haushalte. Ob das öffentlich rechtliche Fernsehen diesen Auftrag erfüllt, lässt sich also an der Quote nicht erkennen. Besser wäre es Befragungen dergestalt durchzuführen:

Hatte die Berichterstattung im Fernsehen einen Einfluss auf die letzte Wahlentscheidung?

Half das Fernsehen komplexe politische Zusammenhänge zu verstehen?

Wann habe ich Neues vom Fernsehen gelernt?

Die Geiselhaft der Quote beginnt in dem Moment, wo sie das Programm diktiert. Obwohl sie unfähig ist die Erfüllung des Auftrags zu erfüllen, wird das gesamte Programm nach ihr ausgerichtet. Gesendet werden keine interessanten Dokumentationen, sondern Checks in denen Trivialwissen der ZuschauerInnen bestätigt wird. Der Sport wird durch König Fußball dominiert und die politische Berichterstattung findet in boulevardesken Talkshows statt, in denen sich die gleichen Leute mit den selben Phrasen nicht zu Wort kommen lassen.

Die Quote verhindert jegliche Änderung. Sobald die ZuschauerInnen nicht das gewohnte Programm vorgesetzt bekommen, bleiben sie fern. Während neue ZuschauerInnen nicht von Beginn an bemerken, wenn gutes im Programm versteckt wurde. Das Diktat der Quote geht so weit, dass sich Schauspielerin Iris Berben beschwerte, dass sie in Deutschland nur drehen können, wenn Geranien blühen. Sonst befürchten die Sendechefs, dass die Quote ausbleibt.

Die Kirche könnte aus der Geiselhaft der Quote lernen. Zuerst müsste sie sich selber aus der Geiselhaft ihrer Statistiken befreien. Wenn die EKD im Impulspapier „Kirche der Freiheit“ fordert die Quote der GottesdienstbesucherInnen mehr als zu verdoppeln, befindet sie sich schon in deren Geiselhaft. Dabei sagt die Zahl der Gottesdienstbesucher nichts über den Erfolg der Verkündigung aus. Selbst wenn mehr Menschen einen Gottesdienst besuchen, kann durch de Anpassungen dafür gesorgt werden, dass weniger Impulse mitnehmen oder sich in ihrem Glauben bestätigt fühlen. Genau wie ARD und ZDF benutzt die Kirche quantitative Statistik, während eine qualitative Auswertung ihrem Auftrag eher entspricht. Damit setzt die Kirche Anreize für ein quantitatives Wachstum. Wie ich letzte Woche geschrieben habe, hat die Kirche auch ein qualitatives Problem. Es ist nicht Absicht von „Kirche der Freiheit“ auf Kosten der Qualität zu wachsen. Dennoch begibt sich die Kircheauf ein gefährliches Terrain., wenn sie auf die falschen Zahlen schaut oder schauen lässt. 

Ebenso sind die quartalsmäßigen Zahlen der Kirchenaustritte zu betrachten. Es ist schmerzhaft trotz einem fast universalen Anspruch Mitglieder zu verlieren. Auf die Verluste zu schauen lähmt alle Beteiligten. Die neueste Mitgliederbefragung hat einen Schritt in eine gute Richtung getan. Statt auf die Mitgliederstatistik zu schauen, sollte in den Fokus rücken, wo Kirche ihrem Auftrag gerecht wird. Die Bindung an die Kirche liegt in großem Maßen an der Qualität der persönlichen Begegnung. Die gilt es auszubauen. Die ist aber kaum messbar.

Ein Blick auf diese Statistiken ist zuerst schmerzlich. Wie viele Mitglieder kann die Kirche nicht erreichen? Alle werden es niemals sein. Das schaffen auch nicht die Gewerkschaften, Parteien, Vereine oder das Fernsehen. „Wachstum gegen den Trend“ muss hier anfangen. Es muss ein neuer Trend einer offenen persönlichen Kirche gestartet werden. Leuchttürme können gegen den Trend wachsen. Eine einige Kirche in denen motivierte verantwortliche Personen an der Qualität arbeiten kann einen Trend setzten. Ob das zu einem Wachstum bei den Mitgliedern führt mag ich bezweifeln. Aber diese Statistik interessiert mich nicht als Mitglied und Akteur in der Kirche. Die Momente, wo ich für eine Person im richtigem Moment Dasein kann sind wichtiger als die Reichweite meiner Veranstaltung. Wer der Versuchung falscher Statistiken widersteht, kann den Weg zu wirklichen Reformen finden.

Reformern sind genau das Stichwort für nächste Woche. Dann geht es darum, warum man seinem eigenen Produkt vertrauen muss. Ich werde zeigen, wie panische Reformanstrengungen und immer wieder neues Gegensteuern einen negativen Sog aufbauen. Auch das kann Kirche vom Fernsehen lernen.

US-amerikanische Gemeinden im Wandel. Erweiterte Zusammenfassung der 3. nationalen Gemeindestudie.

Die ethnische Vielfalt in amerikanischen Gemeinden nimmt zu, ebenso die Akzeptanz von Schwulen und Lesben. Zu diesem Ergebnis kommt die dritte Nationale Gemeindestudie der USA.  Zugleich geht die Anzahl der Gemeinde- und Kirchenmitglieder insgesamt zurück.

Die Studie zeigt freilich allein die inneramerikanische Entwicklung der Gemeinden. Spannend(er) wäre der Vergleich der amerikanischen mit europäischen bzw. deutschen Situation. Diesen Vergleich kann man sich anhand der hier für die einzelnen Untersuchungsthemen genannten Ausgangswerte selbst erschließen.

Wandel der amerikanischen Gemeinden: Ergebnisse der dritten Nationalen Gemeinde-Studie der USA

Zusammenfassung

Die dritte US-amerikanische Nationale Gemeindestudie (National Congregations Study, NCS) wurde 2012 durchgeführt. Im Rahmen des General Social Servey wurden gläubige Teilnehmer gebeten, ihre Gemeinde zu nennen, um ein repräsentatives nationales Profil der Gemeinden über das gesamte religiöse Spektrum hinweg zu erhalten. Daten über diese Gemeinden wurden durch 50-minütige Interviews mit je einem Haupt-Informanten von insgesamt 1.331 Gemeinden gesammelt. Dabei wurden Informationen über verschiedene Aspekte der sozialen Zusammensetzung, der Struktur, der Aktivitäten und der Programmgestaltung der Gemeinden ermittelt. Etwa zwei Drittel des Fragebogens wiederholt Fragen, die bereits in der ersten und zweiten Studie (d.h. 1998 und 2006/07) gestellt wurden. Entsprechend ihrer geographischen Lage wurde jeder Gemeinde ein Code zugeteilt, und ausgewählte Daten der US-Volkszählung 2010 und des American Community Servey wurden ergänzt. Wir beschreiben die Methodik der dritten Nationalen Gemeindestudie und nutzen das gesamte NCS-Datenset (das 4.071 Fälle beinhaltet), um fünf Trends zu beschreiben: mehr ethnische Vielfalt, höhere Akzeptanz von Schwulen und Lesben, zunehmend informelle Gottesdienst-Stile, abnehmende Gemeindegröße (jedoch nicht aus Perspektive des durchschnittlichen Gemeindemitglieds) sowie abnehmende Kirchenmitgliedschaft.

Die zunehmende ethnische Vielfalt zeigt sich daran, dass der Anteil derjenigen Befragten, in deren Gemeinden keine ethnische Gruppe allein mehr als 80 Prozent der Mitglieder stellt, von 15,3 Prozent (1998) auf 19,7 Prozent (2012) angestiegen ist. Die steigende Vielfalt lässt sich außerdem daran festmachen, dass der Anteil derjenigen, die ausschließlich „weiße“ Gemeinden besuchen, seit 1998 um etwa die Hälfte auf nunmehr 11 Prozent gesunken ist. Interessanterweise gibt es keinen entsprechenden Anstieg an ethnischer Vielfalt in vorwiegend „schwarzen“ Gemeinden.

Inwieweit die Akzeptanz von Schwulen und Lesben in den Gemeinden angestiegen ist, wurde durch zwei Fragen ermittelt: Können in homosexuellen Beziehungen lebende Menschen vollwertige Gemeindemitglieder sein (hier stieg der Anteil der Ja-Antworten von 2006 bis 2012 von 37,4 auf 48 Prozent)? Und können sie ehrenamtliche Leitungsfunktionen übernehmen (hier stieg der Anteil an Ja-Antworten im gleichen Zeitraum von 17,7 auf 26,4 Prozent)?

Dass der Trend zudem in Richtung informeller Gottesdienstgestaltung geht, zeigt der steigende Anteil derjenigen, die Gottesdienste besuchen, in denen Schlagzeug gespielt, gesungen, geschrien, getanzt wird, in denen die Hände zum Lob erhoben werden, in denen (Video- oder Bild-)Projektionen eingesetzt werden, Menschen einander während des Gottesdienstes grüßen oder in denen in Zungen geredet wird.

Die Studie ergab außerdem, dass die Gemeindegröße im Schnitt abnimmt. So lag der Mittelwert an Personen, die aktiv in einer Gemeinde engagiert sind, 2006 bei 150, 2012 nur noch bei 135 Personen. Interessanterweise hat sich die Gemeindegröße aus der Perspektive des durchschnittlichen Gemeindemitglieds im gleichen Zeitraum vergrößert. Dies liegt daran, dass mehr Kirchgänger sich in wenigen großen Gemeinden konzentrieren, als dies zur Zeit der vorherigen Erhebnungen der Fall war.

Ein weiterer Trend zeigt, dass immer mehr Gemeinden nicht formal an eine bestimmte Kirche angeschlossen, sondern selbstständig sind. Dies war 1998 für 18 Prozent der untersuchten Gemeinden der Fall, 2012 traf es für 24 Prozent zu.

„Ohne Kirchenbindung verkümmert Glaube an Gott“. Prof. Detlef Pollack zur 5. KMU (Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung)

Religionssoziologe Detlef Pollack zur Lage der evangelischen Kirche in Deutschland – Experten werten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung Anfang April in Münster aus
Pressemitteilung des Exzellenzclusters vom 26. März 2014. Zur Quelle.

Wandel der amerikanischen Gemeinden: Ergebnisse der dritten Nationalen Gemeinde-Studie der USA

Zusammenfassung (eigene Übersetzung WM)

Die dritte US-amerikanische Nationale Gemeindestudie (National Congregations Study, NCS) wurde 2012 durchgeführt. Im Rahmen des General Social Servey wurden gläubige Teilnehmer gebeten, ihre Gemeinde zu nennen, um ein repräsentatives nationales Profil der Gemeinden über das gesamte religiöse Spektrum hinweg zu erhalten. Daten über diese Gemeinden wurden durch 50-minütige Interviews mit je einem Haupt-Informanten von insgesamt 1.331 Gemeinden gesammelt. Dabei wurden Informationen über verschiedene Aspekte der sozialen Zusammensetzung, der Struktur, der Aktivitäten und der Programmgestaltung der Gemeinden ermittelt. Etwa zwei Drittel des Fragebogens wiederholt Fragen, die bereits in der ersten und zweiten Studie (d.h. 1998 und 2006/07) gestellt wurden. Entsprechend ihrer geographischen Lage wurde jeder Gemeinde ein Code zugeteilt, und ausgewählte Daten der US-Volkszählung 2010 und des American Community Servey wurden ergänzt. Wir beschreiben die Methodik der dritten Nationalen Gemeindestudie und nutzen das gesamte NCS-Datenset (das 4.071 Fälle beinhaltet), um fünf Trends zu beschreiben: mehr ethnische Vielfalt, höhere Akzeptanz von Schwulen und Lesben, zunehmend informelle Gottesdienst-Stile, abnehmende Gemeindegröße (jedoch nicht aus Perspektive des durchschnittlichen Gemeindemitglieds) sowie abnehmende Kirchenmitgliedschaft.

Zwischen Entdifferenzierung und Selbstimmunisierung. Eine kritische Analyse der fünften Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung.

Von Georg Raatz, Dt. Pfarrerblatt 10/2014

Läutet die 5. Kirchenmitgliedschaftsstudie das Ende des »liberalen Paradigmas« ein, demzufolge neben der kirchlichen auch eine außerkirchliche Religiosität innerhalb der Volkskirche ausgemacht werden kann? Oder verschwindet jenseits von erklärter Kirchenbindung alles im Nebel »religiöser Indifferenz«? Oder immunisiert sich hier ein eng gefasstes Verständnis von Kirche gegen die Kritik aus den eigenen Reihen? Georg Raatz hegt Zweifel an der »offiziellen« Deutung der Ergebnisse der Studie... Zum Artikel.

73. Deutscher Pfarrertag. Vorsitzender Kahnt freut sich über Wertschätzung an Pfarrerinnen und Pfarrern / Kritik an EKD

Die 5. Erhebung der Evangelischen Kirche in Deutschland über die Kirchenmitgliedschaft zeige eindrucksvoll, „dass unter den Kirchengliedern die Bedeutung von Pfarrerinnen und Pfarrern hoch geschätzt wird“, so Kahnt. Es komme auch in Zukunft auf den Pfarrer und auf die Pfarrerin an, so der Vorsitzende, denn die Evangelische Kirche sei für ihre Mitglieder vor allem durch ihre gottesdienstliche Praxis bedeutsam. „Das Bild von Kirche vermittelt sich für einen großen Teil der Befragten über konkrete Personen, nämlich eine Pfarrerin oder einen Pfarrer, die Sie persönlich kennen, denen sie anlässlich eines kirchlichen oder öffentlichen Ereignisses begegnet sind oder deren Namen sie mit einer Pfarrperson verbinden,“ betonte der Vorsitzende vor den 100 Delegierten aus den Mitgliedsvereinen…

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland habe mit ihrem Reformprogramm einiges zu diesen Fehlentwicklungen beigetragen: Manche Vorgaben zeigten in die falsche Richtung und manches Leuchtfeuer hätte sich als Irrlicht erwiesen, so Kahnt. „Die Vorgabe, ‚gegen den Trend zu wachsen‘, war und ist eine Anleitung zum Unglücklich sein; sie hat nicht wenige Pfarrerinnen und Pfarrer nicht nur unglücklich, sondern sogar krank gemacht“, unterstrich der Vorsitzende. Es wäre hilfreich gewesen, den Verband zum sogenannten Zukunftskongress der EKD im Mai dieses Jahres einzuladen, um Fehlentwicklungen offen anzusprechen. „Aber vielleicht wollte dort niemand hören, was der Verband schon seit langem sagt und einfordert. Nun haben es eben die Kirchenmitglieder gesagt“, so der Vorsitzende in Worms wörtlich…

Zum Artikel.  Vgl. dazu auch den Vorstandsbericht von Andreas Kahnt vor den Delegierten, S.2 + 3

…Was uns heute in besonderer Weise herausfordert, sind die unaufhörlichen Kirchen- und Strukturreformen“, kritisierte der niedersächsische Pastor Kahnt*. Der zunehmende Pfarrermangel führe dazu, dass seine Berufskollegen immer mehr zusätzliche Aufgaben zu schultern hätten. Auch seien es in der Regel die Pfarrer in den Gemeinden vor Ort, die umstrittene Kirchenfusionen und unpopuläre Änderungen der Gemeindegrenzen gegenüber den Gemeindemitgliedern vertreten müssten… Zum Bericht.

* Vors. des Pfarrverbandes Deutschland

ELK Württemberg. 5. KMU: Der persönliche Kontakt zur Gemeindepfarrerin oder zum Pfarrer

Glauben an künftige Generationen weitergeben. Unter diesem Titel interpretiert Gerhard Wegner vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD die 5. KMU, Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung.

Der persönliche Kontakt zur Gemeindepfarrerin oder zum Pfarrer sei von entscheidender
Bedeutung für die Kirchenbindung und die eigene Religiosität, erklärte Wegner. Umso wichtiger sei es nun zu fragen, warum der persönliche Kontakt innerhalb der letzten zehn Jahre von 52 auf 38 Prozent drastisch zurückgegangen sei. Diese Frage sei deswegen so wichtig, weil das Engagement und die Bindung zur Kirche deutlich ansteige, wenn der Gesprächskontakt zum Pfarrer oder der Pfarrerin dazukomme. beraten & beschlossen.

Anmerkung FS: welche Pfarrerin, welcher Pfarrer kann das wohl (nicht) erklären?